Lilly und James
1. Kapitel
Sie musterte die Sterne über ihrem Kopf. Es waren Tausende. Nein, Abertausende, die dort oben am schwarzen Nachthimmel blinkten.
Lily Evans kam oft hierher. Hier oben, auf dem Astronomieturm war der einzige Platz, an dem man zu dieser Zeit sitzen und träumen konnte, ohne von einem Lehrer oder vom Hausmeister erwischt zu werden.
Lily seufzte und lehnte ihren Kopf an die kalte Steinmauer hinter sich. Ihre roten, fast ellbogenlangen Locken flatterten im kühlen Nachtwind, und die Brise spielte mit dem Saum ihres leichten Umhangs, den sie über ihrem Nachthemd trug.
Seit Lily diesen wundervollen Platz entdeckt hatte, kam sie nachts hierher, wenn sie ihre Ruhe brauchte und nachdenken wollte.
Erst heute war wieder einer dieser stressigen Tage gewesen, vom dem sie sich hier erholen wollte.
Und wieder war dieser verdammte James Potter schuld gewesen. Mit seinem Freund Sirius Black hatte er mal wieder einen seiner Zauber an einem Schüler ausprobiert. Nur dieses Mal war es ein besonderer Schüler gewesen: Severus Snape.
Und sie- Lily- war trotzdem dazwischen gegangen, obwohl es sich um einen Streit zwischen den beiden Jungen auf Hogwarts handelte, die sie am meisten hasste. Lily seufzte wieder.
Wenn Potter nicht so übertrieben arrogant wäre!
Er sah ja ganz gut aus und ein guter Sucher im Quidditch war er auch und überhaupt war er eigentlich sehr charmant.
Aber diese Arroganz nervte wirklich! Und vielleicht war das der Grund, wieso sie ihn immer abblitzen ließ, wenn er mit ihr ausgehen wollte?
Wieso machte sie sich eigentlich Gedanken über Potter? Eigentlich müsste er ihr ziemlich egal sein. Aber das war er nicht.
Lily zwang sich an etwas anderes zu denken, als sie hinter sich, im Turmaufstieg, ein Geräusch hörte. Sie fuhr herum. Aber die Wendeltreppe war leer. Und doch meinte Lily ein leises, flüchtendes Huschen hören zu können.
Beunruhigt erhob Lily sich, denn sie hatte keinerlei Lust ihrem stets übelgelaunten Hausmeister Paul Filch zu begegnen. Sie zog ihren Umhang fester um sich und huschte ebenso lautlos wie elegant die Treppe hinunter.
Den Weg zum Gryffindor-Turm legte sie schneller und hastiger als sonst zurück. Als sie das Portrait der fetten Dame, das den Einstieg zum Gryffindor-Turm bildete, erreichte hatte, war sie etwas außer Atem. "Vielsafttrank", keuchte sie das Passwort und das Portrait der fetten Dame schwang zur Seite. Lily kletterte in den Gemeinschaftsraum.
Es war dunkel. Nur ein paar verglühte Holzscheite leuchteten noch im Kamin, aber sie spendeten nur wenig Licht.
Lily wollte gerade die Treppe zum Mädchenschlafsaal nehmen, da hörte sie ein raschelndes Geräusch von einem der Fenster im Gemeinschaftsraum. Sie wandte sich um.
An einem der großen Fenster lehnte jemand.
Eine relativ große, schmale Gestalt, den Kopf in den Händen vergraben und das schwarze Haare zerstrubbelt wie eh und je.
Lily zögerte. Dort stand Potter- nur ein paar Meter entfernt. Und er sah schutzlos und angegriffen aus. Sollte sie zu ihm gehen?
Lily war schon halb bei ihm, da drehte sich er sich um. Lily blieb stehen. Ihr Gegenüber lächelte schwach.
"Hi", sagte James Potter mit seiner tiefen, wohl klingenden Stimme. Lily musste feststellen, dass sie eine leichte Gänsehaut bekam, weil seine Stimme wie ein Reibeisen über ihre Haut glitt.
"Was machst du hier?", fragte James nun. Lily zuckte mit den Schultern. "Ich konnte nicht einschlafen", sagte sie kurz. "Ich auch nicht", sagte James sanft.
"Ich werd jetzt mal hochgehen", sagte Lily nervös und ergriff die Flucht, ohne auf sein "Schlaf gut" zu antworten.
Sie ging schnell zum Mädchenschlafsaal, schlüpfte aus ihrem Umhang und kroch in ihrem zartrosa Nachthemd ins Bett. Sie schlief sehr schnell ein.
Am nächsten Morgen weckte eine ihrer Freundinnen sie sehr unsanft. "Lily! Du hast das Frühstück verschlafen!" Lily fuhr im Bett hoch. "In einer Viertelstunde haben wir Kräuterkunde!", fuhr Mary fort.
Lily sprang aus dem Bett und zog sich in Windeseile um. "Ach ja", sagte Mary säuerlich mit einem spöttischen Zug um die Lippen, "Potter hat dir Frühstück mitgebracht!" Mit diesen Worten drückte ihre Freundin ihr eine Serviette in die Hand.
Überrascht sah Lily auf, doch Mary war bereits mit einem "Bis gleich!" verschwunden.
Lily wickelte die Serviette auf und knabberte an dem Toast mit Butter herum, der darin eingewickelt gewesen war.
Nachdem sie das kurze Frühstück beendet hatte, schnappte sie sich ihre Tasche und ihren Zauberstab, nahm ihren dünnen Sommerumhang und rannte durchs Schloss hindurch zu den großen Portalen, die nach draußen führten.
Als sie außer Atem im Gewächshaus Nummer drei ankam, war der Rest der Klasse schon versammelt.
Mary, Hannah und Kate, ihre drei Freundinnen, ebenfalls aus Gryffindor, hatten sich Plätze in der Nähe von Potter und seinem Freund Black gesichert, wie Lily genervt bemerkte.
Hannah und Kate fuhren total auf Sirius ab. Mindestens drei Mal pro Tag musste Lily sich anhören, wie süß und toll Sirius doch war.
Lily gesellte sich zu ihren Freundinnen. Ihre roten Locken trug sie offen, da sie keine Zeit gehabt hatte, sich zu frisieren.
Sie spürte, dass sie beobachtet wurde und musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass es Potter war.
Professor Nelson, die Kräuterkunde-Hexe betrat das Gewächshaus und begrüßte die Klasse mit einem freundlichen "Guten Morgen!".
Lily mochte Kräuterkunde sehr.
Auch heute war es wieder interessant. Lily konnte sich mehrere Mal melden und kassierte insgesamt 40 Punkte für Gryffindor, was ihr jedes Mal einen bewundernden Kommentar von Potter einbrachte.
Als der Unterricht vorbei war und Lily auch die Zaubertränke- und die Doppelstunde Wahrsagen überstanden hatte ging es zum Mittagessen.
Nachmittagsunterricht hatte ihre Klasse montags nie.
Lily begann sogleich mit den Hausaufgaben, während Hannah und Mary noch zum Quidditchtraining mussten. Die Beiden waren Jäger in Potters Team. Kate und Lily machten es sich am Kamin gemütlich und erledigten ihre Hausaufgaben.
Als die beiden Mädchen nach zwei Stunden fertig waren, kam auch das Quidditch-Team vom Training wieder.
"Wie war das Training?", fragte Lily Mary, als sich ihre beiden Freundinnen dem Tisch näherten. "Cool", antwortete Mary. "Ich weiß gar nicht, was du an James nicht magst, Lily", fügte Hannah hinzu, "er ist doch total nett!" Lily verdrehte die Augen. "Fangt nicht wieder damit an, geht lieber duschen!" Mary grinste. "Gute Idee, Hannah. Komm!"
Kate lachte. "Sieht so aus, als würde Hannah Sirius untreu werden!" "Dann hast du ihn wenigstens für dich alleine", sagte Lily sarkastisch und wich geschickt dem dicken Astronomie-Wälzer aus, der auf sie zugeflogen kam. "Blöde Kuh", sagte Kate spielerisch. Lily lachte. "Ist doch so", sagte sie und gähnte. "Mein Gott, bin ich schon wieder müde!" Kate nickte. "Ich werde schon mal hoch gehen in den Schlafsaal!" Lily nickte. "Ich komm gleich nach", sagte sie und fing an, ihre Schulsachen, die überall über den Tisch verstreut lagen, zusammenzusammeln und einzupacken.
Gerade hatte sie ihre Tasche geschultert, da kam Potter auf sie zu.
"Hey Evans!", sagte er und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Diese Geste machte Lily schier wahnsinnig. Sie hasste es, wenn er sich angeberisch durch seine Haare fuhr nur um so zu wirken, als wäre er gerade vom Besen gestiegen.
"Was willst du?", fragte sie.
"Reden", sagte er.
"Über was?", fragte sie.
James zuckte mit den Schultern. Lily verdrehte die Augen. "Vielleicht darüber, wann du mal mit mir ausgehst", sagte er. "Gar nicht", sagte Lily prompt. Ein leicht spöttisches Lächeln umspielte James’ Lippen.
"Glaube ich dir nicht!", sagte er grinsend. "Potterm hör endlich auf zu denken, dass alle Mädchen auf dich stehen würden! Ich gehöre nicht zu denen, die für dich alles tun würden! Und jetzt lass mich in Ruhe!"
"Ist ja gut", sagte James beschwichtigend. "Gute Nacht!" Lily schnaubte und eilte die Stufen in ihren Schlafsaal hoch.
Sie stellte ihre Tasche in eine Ecke und begann sich umzuziehen. Als sie aus dem Bad kam, saßen Hannah, Kate und Mary auf ihren Betten und tuschelten miteinander.
Außer ihnen schliefen nur noch zwei Mädchen im Schlafsaal der Mädchen aus der fünften Klasse: Megan und ihre nervige, immer nu kichernde Freundin Julia.
Lily hielt sie für die schlimmsten Klatschtanten der ganzen Schule. Und da war auch der Grund, wieso ihre drei Freundinnen jetzt tuschelten. Glaubte Lily zumindest.
Als sie sich dazu setzte, unterbrachen ihre Freundinnen sofort ihr Gespräch. "Was ist los?", fragte Lily überrascht. "Nichts", sagte Hannah schnell. "Ihr habt über mich geredet", sagte Lily genervt. "Und über Potter!" Mary errötete. "Mensch, begreift es doch: da ist nichts!" Hannah räusperte sich vielsagend, schwieg jedoch.
Kate lächelte besänftigend. "Das sagt ja auch niemand, Lily!" Lily schenkte ihrer besten Freundin ein mattes Lächeln. "Ich geh schlafen", verkündete sie, wünschte ihren Freundinnen eine gute Nacht und verschwand in ihrem Himmelbett.
Sie hatte nicht vor zu schlafen. Sie war plötzlich putzmunter.
Leise lag sie auf ihrer Decke und lauschte in den Schlafsaal.
Als irgendwo vom Kirchturm her elf Glockenschläge ertönten, richtete Lily sich leise auf und lugte in den Schlafsaal. Die Vorhänge der Anderen waren zugezogen und von überall her kamen gleichmäßige Atemzüge.
Lily stand auf und tappte zur Tür. Auf ihren Umhang verzichtete sie dieses Mal und machte sich nur im Nachthemd auf den Weg hinauf in den Astronomieturm.
Sie stieg die Treppen hinauf und stand kurz darauf oben auf der Plattform.
Der Wind hatte doch stark zugenommen und Lily bereute es, ihren Umhang im Schlafsaal liegen gelassen zu haben. Aber Lust zurückzulaufen und ihn zu holen, hatte sie auch Keine.
Lily ließ sich an der kalten Steinmauer nieder, an die sie sich lehnte und sah hinauf zu den Sternen. Sie liebte diesen Anblick am nachtschwarzen Himmel. Dort oben blinkten ihr die Sterne ihres Sternbildes, Skorpion, entgegen. Lily seufzte und ließ sich den frischen Wind durch die Haare wehen.
Sie schloss die Augen und genoss die nächtliche Stille.
Stille?
Lily schlug die Augen auf.
Schon wieder dieses merkwürdige Geraschel.
Aber da war nichts.
Oder doch?
Beunruhigt sah Lily zur Treppe.
"Na Evans? Heute Nacht wieder da?
Lily bekam einen tüchtigen Schreck Woher kam die Stimme? Vom wem sie war, brauchte sie nicht zu fragen, diese Stimme hätte sie unter Tausenden erkannt.
"Potter", keuchte sie. "Wo steckst du?"
"Hier", sagte seine Stimme dicht an ihrem Gesicht und plötzlich stand er vor ihr. Lily zuckte zusammen.
James grinste. "Tarnumhang", nuschelte er und ließ den fließenden Stoff, den er in der Hand hielt zu Boden fallen.
Verärgert sah Lily ihn an. "Beobachtest du mich?", fragte sie scharf. "Wie man es sieht! Manchmal ja, manchmal nein." Lily runzelte die Stirn, sagte aber nichts. "Was tust du hier?", fragte James mit weicher Stimme.
"Sitzen", sagte Lily. "Das sehe ich! Aber wozu?" "Um nachzudenken", gab Lily leise zurück und hätte sich danach am liebsten auf die Zunge gebissen. James musterte sie. "Worüber?", fragte er.
Lily schwieg.
Sie schaute hinauf in die Dunkelheit und plötzlich sah sie eine Sternschnuppe. Normalerweise wünschte sie sich nie etwas, wenn sie eine Sternschnuppe sah, aber dieses Mal war es anders.
Unter normalen Umständen hätte sie sich gewünscht, dass Potter endlich verschwinden solle, aber irgendetwas war in dieser Nacht anders. Sie spürte es.
Und plötzlich keimte in ihr ein tiefer, verzweifelter Herzenswunsch aus.
"Ich wünsche mir, dass James mich küsst", fuhr es ihr durch den Kopf.
Und fast in derselben Sekunde dachte sie: "Was denke ich denn da für einen Mist?" James seufzte leise. "Warum gehst du eigentlich nicht mit mir aus?", fragte er. Normalerweise hätte Lily ihm seine Arroganz an den Kopf geworfen, sein schreckliches, überlegendes Benehmen oder noch viel mehr. Doch dieses Mal bekam sie kein Wort hervor.
James sah sie an und fuhr sich durch das Haar.
Überrascht stellte Lily fest, dass es sie kein bisschen störte. Nein, im Gegenteil: Plötzlich mochte sie es. Und sie wünschte sich, dass es ihre Hände wären, die durch deine Haare fuhren.
Doch sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Was war bloß los mit ihr?
Sie fröstelte ein wenig in ihrem dünnen Nachthemd. James musste es bemerkt haben, denn er rutschte ein Stück an sie heran.
Sonst wäre Lily zeternd von ihm abgerückt, aber dieses Mal ließ sie es geschehen. "Willst du meinen Umhang?", fragte James. Sie wollte "Nein, behalt deinen Umhang selber und hau ab" sagen, doch sie konnte es nicht. "Ja bitte", sagte sie mit einer Stimme, sie Lily gar nicht von sich kannte.
James musterte sie kurz, zog dann jedoch seinen Umhang aus und wollte ihn ihr umlegen. Lily spürte bereits den weichen, warmen Stoff an ihrer kühlen Haut da sah James sie an.
Seine Hände ließen den Umhang los. Mit einem unergründlichen Blick musterte er ihr Gesicht. Seine eine Hand wanderte an ihre Hüfte und strich ihr dort sanft über den dünnen Stoff ihres Nachthemdes. Seine andere Hand fuhr plötzlich durch ihre Haare.
Lily hielt die Luft an. Sie wollte sich wehren, sie wollte ihn wegschubsen, doch schon im nächsten Moment wollte sie es nicht mehr.
James sah sie mit seinen wunderschönen haselnussbraunen Augen an. Ihr war nie aufgefallen, wie schön seine Augen doch eigentlich waren.
"Verpasst du mir jetzt eine Ohrfeige, wenn ich dich küsse?", fragte James mit heiserer Stimme.
Lily sah ihn an und dann überkam sie plötzlich der Drang ihn zu küssen. Ohne ihm zu antworten, schlang sie ihre rechte Hand um seinen Nacken, zog ihn zu sich und küsste ihn auf den Mund.
Sie wollte sich eigentlich sofort wieder von ihm lösen, doch er erwiderte ihren Kuss sanft.
Zuerst küssten sie sich sanft und vorsichtig, fast zögernd. Doch dann wurde James fordernder und er erkundete mit seiner Zunge die Ihre.
Lily genoss seine Wärme und seine Küsse.
Doch plötzlich löste sie sich ruckartig von ihm und wandte sich ab. Was hatte sie nur getan? Hatte sie…? War es wirklich passiert?
Sie spürte, wie James den Umhang, den er ihr umlegen wollte, wieder aufhob und ihn ihr um die Schultern legte.
Seine Hand blieb auf ihrer Schulter liegen.
Lily spürte die Wärme, die ihren Körper durchfloss und griff nach seiner Hand.
"Ich hatte doch recht, oder?", fragte James. "Du magst mich doch! Nur du wolltest es nicht wahrhaben. Du hast nur auf den Augenblick gewartet, an dem deine Leidenschaft geweckt wird, oder?" Lily versuchte die richtigen Worte zu finden, aber sie wollten nicht kommen.
Sie drehte sich wieder um und nickte kleinlaut. James lächelte. "Du bist wunderschön", sagte er. Lily rang wieder nach Worten, doch es gab keine Worte für das, was sie ihm sagen wollte. Schließlich platzte ihr ein unsicheres, leises: "ich hab mich in dich verliebt" heraus.
Das Blut schoss ihr in den Kopf.
"Es muss dir nicht peinlich sein", sagte James und zog sie an sich. "ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Ich liebe dich."
Lily schmiegte sich an ihn.
"Lass uns jetzt zurück in den Gemeinschaftsraum gehen", schlug James vor. Lily nickte. Er half ihr hoch.
Zusammen machten sie sich ganz leise auf den Rückweg.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors bleiben sie vor der Treppe zum Mädchenschlafsaal stehen.
Sie schwiegen eine Weile. Dann reichte Lily James seinen Umhang. "Danke", sagte sie leise. "Kein Problem", sagte James ebenso leise.
Dann zog er sie an sich und küsste sie sanft. Als sie sich voneinander lösten, wandte Lily sich um und ging die Treppe hoch.
"Schlaf schön. Lily", sagte er. Es war das erste Mal, dass er sie Lily nannte. Lily lächelte. "Gute Nacht, James", sagte sie lächelnd und hüpfte beschwingt hoch in den Mädchenschlafsaal.
2. Kapitel
Als Lily erwachte, lag sie noch eine Weile benommen da und dachte über das nach, was in der Nacht passiert war. War es wirklich real?
Plötzlich hörte sie ein Kichern. Kate trat an ihr Bett. "Naa", sagte sie gedehnt, "lange Nacht hinter dir?" Lily wurde rot. "Du hast schon wieder verschlafen." Lily zuckte mit den Schultern. "Deshalb hat… ähm… Potter dir was zu essen gebracht…" Lily war hellwach. Es war kein Traum gewesen. Es war alles so, wie Lily es in Erinnerung gehabt hatte.
"Zieh dich an, dann kannst du ja mit ihm zusammen… ähm… frühstücken", sagte Kate mit einem breiten Grinsen.
Lily verdrehte die Augen und fing an sich anzuziehen. "Nein ehrlich", sagte Kate mit ernsterem Gesichtsaudruck. "Ich freu mich für dich!" "Danke", sagte Lily lächelnd und wurde von Kate in den Arm genommen. Lily musste lachen. "Aber lass dir ja auch Zeit für uns!" "Klar! Mach ich!" "Dann darfst du jetzt frühstücken gehen", sagte Kate gnädig. "Ohh danke", sagte Lily übertrieben freundlich, griff sich ihre Schultasche und ihren Umhang und hüpfte die Treppe herunter.
James stand im leeren Gemeinschaftsraum, zwei Servietten in der Hand. "Morgen", sagte er und wirkte ziemlich nervös, als sie die Treppe heruntersprang, genau in seine Arme herein. "Hey", flüsterte sie ihm ins Ohr. Er lachte. "Ich hab schon gefürchtet, du würdest bereuen, was… na ja, was halt letzte Nacht war." Lily lächelte. "Oh nein", sagte sie. Er reichte ihr eine Serviette. "So langsam gewöhne ich mich dran, zu verschlafen", sagte Lily grinsend und biss in ihr Toast. James lächelte. Als sie ihr kurzes Frühstück beendet hatten, gingen sie gemeinsam zum Unterricht. Sie hatten Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Als sie Hand in Hand hereinkamen, wandte sich die gesamte Klasse zu ihnen um.
Sirius fing an zu klatschen und zu pfeifen, Hannah trommelte auf dem Tisch herum und der Rest grinste.
James lächelte Lily kurz an, führte sie galant an ihren Platz und setzte sich schließlich neben Sirius, der ihn sofort auf Lily ansprach.
Die Stunde ging vorbei. Nach der Doppelstunde Verwandlung, wo Professor McGonagall ihnen glücklicherweise keine Hausaufgaben aufgegeben hatte, ging es zum Mittagessen.
Lily und James saßen nebeneinander. Zur Belustigung der Gryffindors und auch zum Teil des Lehrerpersonals, fing James an, Lily mit Kartoffeln zu füttern.
Lily musste ständig lachen und verschluckte sich immer wieder. "Du Idiot", sagte sie zärtlich. "ich bin ganz schuldbewusst", sagte James, frech grinsend. "Ich seh’s", lachte Lily und schon James eine Kartoffel in den Mund. "Wir sollten langsam zu Arithmantik gehen, sonst kommen wir zu spät", sagte sie dann. "Gute Idee", stimmte James ihr zu. "Los geht’s!" "Kate, kommst du mit?", fragte Lily ihre Freundin, die Arithmantik ebenfalls belegt hatte. "Nein, ich komme gleich nach", sagte Kate zwinkernd. Lily lächelte, fasste nach James Hand und zusammen gingen sie zum Arithmantik-Raum.
Als sie ankamen, war das Klassenzimmer zwar offen, aber leer.
James zog Lily zu sich in die Bank. "Ich halt’s nicht aus, wenn du nicht bei mir bist", sagte er ein bisschen heiser. Seine Stimme glitt wieder über Lilys Haut wie ein Reibeisen.
Lily erschauderte. "Was ist?" "Deine Stimme", sagte Lily leise. "Sie ist einfach… unbeschreiblich schön." James wickelte eine Strähne, die aus Lilys Zopf gefallen war, um seinen Finger. "Ich liebe es wenn du deine Haare offen trägst", sagte er leise. Lily lächelte und löste das Zopfband. James wollte gerade durch ihre roten Locken fahren, da öffnete sich die Tür zum Klassenzimmer und die anderen Schüler strömten in den Raum.
Lily lächelte. "Zu spät", sagte sie. "Das hol ich nach", sagte er lachend. "Nur zu", sagte sie grinsend.
Sirius schob sich neben James in die Bank. "Hey Krone", sagte er. "Wie geht’s?" "Super", antwortete James grinsend. "Ach ja, ich vergaß: Die schöne Königin an Seiner Seite!", sagte Sirius mit übertriebener Stimme und so komischen Gesten, dass Lily lachen musste.
James lachte ebenfalls und zog Lily in seine Arme. "Siehst du mal", sagte er, "und du bist immer noch alleine." Sirius schnitt eine Grimasse.
Professor Beatrice, die hübsche, junge Arithmantik-Hexe betrat das Klassenzimmer. "Guten Tag", sagte sie freundlich und nickte in die Runde.
"Heute wollen wir einen Teil einer Rechung durchführen, die uns mehrere Stunden lang beschäftigen wird. Dabei werdet ihr in Gruppen Teile zusammentragen, sodass wir zum Schluss die Formel für die Rechung haben", erklärte die Lehrerin. "Bitte zu Zweier- oder Dreiergruppen zusammenfinden", ordnete sie an. James sah Lily an, und Lily sah James an. Sirius grinste. "Schon okay, ihr Beiden. Ihr könnte zusammen arbeiten. Ich werde mich dann mit Kate zusammenschließen." Kate grinste. "Wir bilden die ‚Verwiesenen-Gruppe’", witzelte Sirius als er sich zu ihr setzte.
"Danke Tatze", sagte James und wandte sich Lily zu.
Sie bekamen Arbeitsaufträge. Aber Lily und James arbeiteten wenig. Sie waren eher damit beschäftig, sich zu unterhalten und besonders Lily flirtete heftig mit ihm.
Nach der Stunde, zurück im Gemeinschaftsraum, erkundigte sich Mary wie Arithmantik war. "Gut", sagten James und Lily gleichzeitig.
"Aber nur, weil ihr nicht gearbeitet habt! Ihr wart eher mit anderen Dingen beschäftigt", protestierte Kate.
Sirius legte Kate eine Hand auf die Schulter. "Wir Beide haben dann die ‚Verwiesenen’ gespielt", sagte er theatralisch. "Na, ihr hattet aber auch andere Dinge zu tun", spottete Lily und brachte sich vor Kate hinter James rücken in Sicherheit. "Wurmschwanz! Moony!", rief James, als Remus und Peter auf sie zukamen.
"Hi James", sagte Remus und machte irgendwelche Zeichen. "Ich muss mal kurz mit dir reden." James schien sofort zu verstehen, denn er verschwand kurz mit einem Lächeln und kehrte mit einem breiten Honigkuchengrinsen wieder zurück. "Gute Nachrichten", frohlockte er. "Sie ist fertig!" Sirius erstarrte. "Wirklich?! Mensch, zeig her Moony!" Remus grinste, griff sich in die Umhangtasche und holte ein Stück Pergament hervor. James Augen begannen zu leuchten. "Was ist das?", fragte Lily neugierig.
"Bei drei?", fragte er. Seine drei Freunde nickten. "Eins, zwei, drei", zählte Remus und auf drei sagten sie alle Vier im Chor: "Wir schwören feierlich, dass wir Tunichtgute sind!"
Lily lehnte sich über das Pergament.
Feine Linien zogen sch übers ganze Papier.
"Wow", sagte James und schien überglücklich. "Was ist das?", fragte Lily erstaunt. "Die Karte des Rumtreibers", sagte Sirius stolz. "Sie zeigt ganz Hogwarts, mit all seinen Geheimgängen, seinen Lehrern und Schülern!" Lily klappte der Mund auf. "Wow", sagte sie beeindruckt. "Ich wusste gar nicht, dass ihr so viel im Kopf habt! Das muss doch ziemlich schwere Magie gewesen sein!" "War es auch", sagte James und Remus nickte. "Es war wirklich kein Kinderspiel", bestätigte er, "aber dank James Künsten in Verwandlung haben wir es wirklich geschafft. Die Feinarbeit habe ich erledigt."
"Dein Freund ist eben ein ganz Toller", sagte James pompös und zog Lily an sich um sie zu küssen. "Angeber", murmelte Lily und schmiegte sich an ihn.
3. Kapitel
Die Tage und Wochen vergingen und zwischen James und Lily hatte sich ein Band geschmiedet, das die Beiden noch mehr vereinte. Sie unternahmen viel gemeinsam und genossen die Zeit, die sie zusammen waren.
In der Schule galten sie als das Traumpaar schlechthin und inzwischen hatten sich auch die Mädchen daran gewöhnt, dass ihr angebeteter James Potter vergeben war.
Als Lily an einem Sonntag neben James in dessen Bett erwachte, bemerkte sie, dass die Stimmung zwischen den Jungs irgendwie gespannt und nervös war. Das hatte sie bis jetzt schon ein Mal bemerkt, hatte es jedoch verdrängt.
"Morgen", murmelte sie verschlafen und fuhr James durch sein wirres Haar. "Gut geschlafen?", fragte er, doch es klang aufgesetzt fröhlich.
Lily nickte und fuhr sich durchs Haar.
Zusammen mit ihren Freundinnen frühstückte Lily in der Halle und vertrieb sich den Vor- und einen guten Teil des Nachmittags mir Kate, Hannah und Mary auf den Ländereien.
Erst als Lily die große Halle betrat, traf sie wieder auf James, der an einem anderen Teil des Tisches saß.
Merkwürdiger Weise waren noch keinerlei Speisen oder Getränke auf dem Tisch zu entdecken, wie es normalerweise war.
Doch dieses Rätsel klärte sich auf, als Dumbledore sich erhob.
"Liebe Schüler!", rief er in die Stille herein.
Lily schaute hinauf zu dem Antlitz ihres Schulleiters.
Sie wunderte sich jedes Mal über die strahlenden Augen und das frische Gesicht. Der Jüngste war er nicht mehr, aber seinen jugendlichen Schwung hatte er nicht verloren.
"Halloween steht vor der Tür, und ich finde, dass es in Hogwarts jeden Oktober dasselbe ist. Immer so ein langweiliges Fest… da habe ich mich mit den Lehrern unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir dieses Jahr einen Ball veranstalten werden. Eingeladen sind alle Schüler, vorausgesetzt, dass sie einen Partner haben. Danke für eure Aufmerksamkeit, ich möchte nicht länger vom essen abhalten!"
Die goldenen Platten und Schalen füllten sich.
Lily sah, wie Kate und Hannah die Köpfe zusammengesteckt hatten und mit einer sehr roten Gesichtsfarbe miteinander tuschelten.
Lily hätte wetten können, dass sie über den Ball redeten, und mit wem Sirius wohl gehen würde.
Mary grinste vor sich hin. Lily hob den Kopf von ihrem Teller und sah zu James hinüber, der angestrengt mit Remus redete.
"James", raunte sie über den Tisch. James sah genervt auf. "Gleich!", sagte er mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck.
Lily wunderte sich im Stillen darüber, wie sich die Rumtreiber verhielten.
Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal so komisch gewesen waren.
Schließlich kam sie zu dem Ergebnis, dass dieses Verhalten vor etwa einem Monat schon einmal aufgetreten war.
Damals hatte ein Quidditchspiel stattgefunden, und Lily hatte geglaubt, dass James’ Nervosität auf die Anderen übergegriffen hatte.
Aber es war dieselbe, drückende Stimmung wie letzten Monat.
Nach dem Essen gingen die Rumtreiber und die vier Mädchen hinauf in den Gemeinschaftsraum.
Lily setzte sich mit Kate an einen Tisch und sie lachten über einen Artikel in der neuen Ausgabe der Hexenwoche, des Magazins, welches Kate regelmäßig las.
Aus den Augenwinkeln sah Lily, wie James wieder angeregt mir Remus plauderte, doch es schien um ziemlich unerfreuliche Dinge zu gehen, denn James’ Stirn war gerunzelt und er sah ziemlich besorgt aus.
Lily reichte es allmählich. Dieses Verhalten nervte sie schon den ganzen Tag lang und sie beschloss, am Abend mit James zu sprechen.
James trat an ihren Tisch. "Lily, ich muss mit dir sprechen", sagte er und eine Spur Nervosität schwang in seiner Stimme mit.
"Was ist?", fragte Lily.
"Kommst du kurz mit?", fragte er. Lily erhob sich und folgte James in seinen Schlafsaal.
"Erstmal muss ich noch klären, dass wir natürlich zusammen zum Ball gehen, wenn du Lust hast", begann er. Lily lächelte. "Klar hab ich Lust", grinste sie.
"Gut…", sagte James. "Aber da ist noch etwas!"
Lily ging zum Fenster und sah hinaus.
"Der Mond geht früh auf heute Abend", murmelte sie.
"Was?", fragte James mit plötzlich gehetzter Stimme. "Was hast du gesagt?" "Ich habe gesagt, dass der Mond heute ziemlich früh aufgeht!", wiederholte sie.
James trat ans Fenster und starrte nach draußen. "Mist!", fluchte er, "wir sehen uns!"
Er rannte aus dem Schlafsaal.
Lily schüttelte den Kopf über ihren Freund und wurde ziemlich wütend. Sie würde ihn schon noch zur Rede stellen.
Da Vollmond war, sah man wenige Sterne, und so fand Lily es nicht sehr lohenswert, den Astronomie-Turm hinaufzusteigen.
Sie entschied sich für einen kleinen Spaziergang am See entlang.
Lily holte ihren Umhang, zog ihn sich über und verabschiedete sich von ihren Freunden.
Als sie nach draußen trat, wehte ein leichter Wind aus westlicher Richtung. Es war fast gänzlich still, Lily vernahm nur das Rascheln der Blätter im Wind und ein paar Eulenschreie.
Sie ging am See entlang, in dessen Wasser sich das erste Licht des Vollmonds widerspiegelte.
Gerade war der Mond hinter der Bergspitze hervorgetreten, da hörte Lily ein Wimmern.
Zuerst ordnete sie das Geräusch einem der Tiere im verbotenen Wald zu, doch es klang so, als würde es nicht so recht hierher gehören.
Lily wandte sich um.
Die Ländereien waren leer. Oder?
Lily strengte sich an und spähte in die Dunkelheit. Dort hinten, ein paar Meter vorm Schlossportal waren ein paar Gestalten zu sehen.
Furcht umschloss Lilys Herz wie Eis.
Wer waren die Gestalten?
Sie standen da in der Gegend, und die eine Person schien eine Andere zu stützen.
Als gerade eine Windstille herrschte und absolut kein Geräusch die nächtliche Stille störte, vernahm Lily ein Geräusch, das ihr durch Mark und Bein fuhr.
Ein grausames Heulen. Ein Laut, den Lily nicht kannte, aber den sie trotzdem zuordnen konnte.
Sie erhob sich hektisch und suchte ihren Zauberstab. Er befand sich jedoch nicht in ihrer Umhangtasche. "Mist", fluchte Lily leise und verkroch sich ins Gebüsch.
Sie spähte zu den Gestalten hinüber, die plötzlich näher zu kommen schienen. Die erste Gestalt lief gebückt und am schnellsten.
Dann passierte alles in wenigen Sekunden.
Ein gellender Schrei ließ Lilys Haare zu Berge stehen. "DA IST JEMAND! LAUFT!"
Die vier Gestalten kamen näher.
Lily blinzelte.
Als sie die Augen wieder öffnete, war eine der Gestalten verschwunden und eine leichte Bewegung strich durchs Gras. Lily ordnete diese Bewegung dem Wind zu, doch wie ihr im nächsten Moment auffiel, wehte kein Wind mehr.
Panik kochte in ihr auf.
Als sie wieder hinsah, erkannte sie die erste Gestalt, die in rasendem Tempo auf sie zusprang.
Und plötzlich stand ihr das Grauen ins Gesicht geschrieben.
Ein Werwolf. Lily blinzelte erschrocken. Das Mondlicht musste ihr einen Streich gespielt haben!
Das konnte nicht sein. In Hogwarts gab es sicherlich keine Werwölfe. Oder doch?
Lily starrte zu dem Wolf zu, der auf sie zusprang.
Sie sah zu den anderen zwei Gestalten hin.
Wieder blinzelte sie überrascht.
Ein großer, schwarzer und ziemlich zotteliger Hund kam in großen Sprüngen hinter dem Werwolf hergerannt. Und neben ihm… neben ihm galoppierte ein Hirsch.
Sein Fell glänzte im matten Mondlicht silbern und Lily konnte selbst auf die Entfernung das Glänzen seiner Augen erkennen.
Mit seinen langen, kräftigen Beinen wetzte der Hirsch hinter dem Werwolf zu, der Lily schon gefährlich nahe war.
Eine Schrecksekunde stand Lily wie festgenagelt da, bevor ihr einrastete und den Befehl zum weglaufen gab.
Sie kreischte auf und rannte um ihr Leben.
Einmal glitt sie am Ufer des Sees aus, rappelte sich wieder auf und hörte schon in der nächsten Sekunde ein irrsinniges, grausames Hecheln hinter sich.
Schon im nächsten Moment wurde sie zu Boden gerissen.
Lily lag stocksteif auf dem feuchten Boden und presste ihr Gesicht ins Gras.
Jeden Moment konnte der Werwolf seine Zähne in ihrem Fleisch versenken!
Plötzlich hörte sie Hufgetrappel.
Der Hirsch!
Sie hörte, wie das Buschwerk raschelte, hörte ein helles Quieken und ein scharfes Bellen.
Kurz darauf war es still.
Bestimmt fünf Minuten lag Lily am Boden. Ihr Herz wummerte und sie schnappte immer wieder nach Luft.
Gerade wollte sie sich aufrappeln, da hörte sie wieder ein Rascheln in den angrenzenden Büschen.
Lily setzte sich auf und starrte durch Blattwerk.
Sie sah, wie der Hirsch zurückkehrte. Sein mächtiges Geweih blitzte im Mondlicht und wenn Lily nicht alle Sinne trogen, hing ein dunkles Fellbüschel an einem Zweig des Geweihs herab.
Der Hirsch neigte den Kopf. Lily hielt den Atem an, als sie sah, dass das Tier näher kam.
Der Hirsch hob den Kopf wieder und sah Lily in die Augen.
Und genau in dem Moment, in dem sie die haselnussbraunen Augen des Tieres sah, machte es klick.
Sie hatte nie verstanden, wieso James immer "Krone" gerufen wurde. Jetzt wusste sie es, als sie das mächtige Geweih sah, das wie eine Krone auf dem Kopf des Hirschens saß.
Lily hob die Hand.
"Krone!", sagte sie leise und kraulte dem Hirschen das geschmeidige, hellbraune Fell.
4. Kapitel
Der Mond ging gerade hinter den Bergkuppen unter und warf ein unheimliches, silbernes Licht über die Ländereien von Hogwarts. "Krone", schrie Sirius’ raue Stimme. "Ich bringe ihn in den Krankenflügel!" Der Hirsch stampfte zwei Mal mit seiner Hufe auf den Boden auf. Lily konnte sehen, wie zwei Schatten an dem Gebüsch vorbeigingen. Die eine Gestalt hatte den Zauberstab erhoben und taxierte einen leblosen, schlaffen Körper vor sich her.
Lily keuchte. "Wer war das?", fragte sie. Sie sah dorthin, wo gerade eben noch der Hirsch gestanden hatte. Nun saß James im Gras, mit verwuscheltem Haar und mit vor Schweiß glänzender Stirn. "Remus ist ein Werwolf", sagte er leise, "er wurde als Kind gebissen. Um ihm zu helfen, sind Sirius, Peter und ich Animagi geworden. So können wir ihm an Vollmond Gesellschaft leisten, ohne dass er uns angreift und können gleichzeitig dafür sorgen, dass er keine heimlich umherwandelnden Schülerinnen angreift!" Er zwinkerte. Ein befreiendes Lachen trat auf Lilys Gesicht. "Wo war denn Peter?", fragte sie, "und was soll der Spitzname?" James grinste. "Wurmschwanz… Na ja, als Remus auf die Schule kam, wurde die peitschende Weide gepflanzt, und zwar über einen Geheimgang, der direkt nach Hogsmeade in die heulende Hütte. Die Weide wird allerdings erst dann still, wenn man sie an einem Knoten an ihren Wurzeln berührt. Und da weder Sirius, noch ich in unseren Tiergestalten zu den Wurzeln gelangen können, ohne verletzt zu werden, macht das Peter als Ratte." Lily lächelte. "Und jedes Mal bei Vollmond geht hier herunter und wartet bis der Mond untergeht?" James nickte. "Deshalb habe ich in Vollmondnächsten nie Zeit und bin am nächsten Morgen oft unausgeschlafen und gereizt. Es tut mir leid, dass ich es dir erst jetzt erzählt habe. Heute Abend hat Moony vergessen seinen Beruhigungstrank zu trinken, damit er nicht ganz so aggressiv wird. Und deshalb war er heut Nacht besonders gefährlich. Und ausgerechnet heute musstest du natürlich hier unten herumschleichen!" James sagte es mit vorwurfsvoller Stimme, doch Lily sah den Übermut in seinen Augen blitzen.
"Ich hatte wahnsinnige Angst um dich", sagte er und legte den Arm um sie. Lily schmiegte sich an ihn. "Ich lass dich nie wieder alleine raus", sagte sie. "ich werde auch Animagus!" James sah sie an. "Nein, Lily. Das ist viel zu gefährlich!" "Genau deshalb doch", sagte sie übermütig und küsste ihren verdatterten Freund auf die Nasenspitze. "Du bist echt was besonderes", murmelte James und küsste sie sanft. Lily lachte. "Was meinst du? Welches Tier würde gut zu mir passen?" James grinste. "Na ja… du bist mutig, du kannst genau so gut wild wie auch sanft sein… und wenn es sein muss, beißt du auch mal zu." Lily lachte wieder. "Und was schließt du daraus?" "Entweder eine Katze… oder ein Adler." "Ein Adler?" James nickte. "Aber schlag dir das bitte aus dem Kopf! Wir haben ewig gebraucht um uns verwandeln zu können! Und es ist nicht nur kompliziert, sondern auch sehr gefährlich!" Lily grinste. "Ich wird später nochmal drauf zurückkommen. Lass uns jetzt hoch zum Schloss gehen! Mir ist kalt!" James nickte und stand auf. Lily blieb sitzen. "Was ist?", fragte James und reichte ihr die Hand. "Verwandelst du dich noch einmal in einen Hirschen?", fragte sie leise. "Nur noch einmal?" James hob die Augenbrauen. "Wieso?", fragte er. Lily wurde rot. "Ich finde dich unheimlich… äh… anziehend und schön als Hirsch…" "Ach danke. Im normalen Leben also nicht?" "Doch auch", sagte sie schnell, "aber…" "Schon in Ordnung", sagte James grinsend und küsste sie sanft.
Lily schloss die Augen.
Als sie sie wieder öffnete, blickte sie in die haselnussbraunen Augen eines Hirschs, der sie sanft anschnaubte. Lily lächelte. Der Hirsch senkte seinen mächtigen Kopf und stupste sie an.
Lily erhob sich und strich dem Hirsch über die zähen, kräftigen, angespannten Muskeln an den Beinen. Sie spürte wie die Flanken des Tiers unter ihren Berührungen leicht bebten. Lily kraute den muskulösen Hals ihres verwandelten Freundes. "Das ist wunderschön", sagte sie leise. Der Hirsch schnaubte zur Antwort und blickte dann eindringlich in Richtung des Schlosses. Lily nickte und zusammen mit dem Hirsch setzte sie sich in Bewegung.
Sie kamen zum Schlossportal. Lily öffnete das Tor und wandte sich zu James um, der inzwischen wieder seine Menschengestalt angenommen hatte. Er nahm sie in den Arm und sie legten den Weg hinauf zum Gryffindor-Turm gemeinsam zurück. "Findest du mich in meiner normalen Gestalt nicht… na ja… findest du nicht, dass cih es auch wert bin, berührt zu werden, wenn ich… normal bin?", fragte er als sie im Gemeinschaftsraum ankamen und er sie auf den Kaminvorleger zog. Lily lachte. "Doch, natürlich", sagte sie und blickte in die rote Glut des erloschenen Feuers.
"Und wieso tust du es dann nicht?", fragte James und seine Stimme klang auffordernd.
Lily drehte sich zu ihm. "Du kannst ja anfangen", sagte sie und ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. James grinste. "Wenn du mich lässt", sagte er und zog sie an sich heran.
Sie küssten sich und Lily spürte, wie seine angenehm kühle Hand über ihre Haut wanderte und überall eine Gänsehaut zurückließ.
Sie liebte seine Berührungen. Wenn es ihr gefiel, würde es ihm sicherlich genau so gut gefallen!
Sanft schmiegte sie sich an ihn und ihre Hände wanderten unter den Saum seines Pullovers.
Ihre feingliedrigen Finger glitten über seine warme, weiche Haut, seinen Rücken hinauf und wieder hinunter und schließlich über seine Brust. Sie spürte eine leichte Gänsehaut unter ihren Fingern.
Ihre Hand wanderte über seinen Bauch. Sie ertastete seine Muskeln und ließ ihre Hand dort ruhen.
Er ließ sich nach hinten sinken und zog sie über sich. "Du bist so süß…", sagte er und küsste sie. Lilys Hand strich sanft über seine gestraffte, weiche Haut.
Sie liebte die Wärme, die er ihr gab und sie liebte die Vertrautheit, die sein Anblick und seine Nähe ihr gaben.
"Ich liebe dich", flüsterte James heiser. Lily blickte ihm in die Augen und ihre Lippen berührten sanft die Seinen. "Ich dich auch", sagte sie bevor sie sich seinen Küssen hingab.
"Krone!" Lily schrak zusammen und fiel von James herunter.
James richtete sich auf und sah zur Treppe des Jungenschlafsaals. Sirius stand da, übers ganze Gesicht grinsend und den Zeigefinger drohend erhoben. "Also ehrlich!", sagte er, "euch zwei kann man keine Minute alleine lassen!" James errötete und Lily spürte, wie seine Hand kurz über ihre Taille strich.
Sirius’ Gesicht wurde wieder ernst. "Moony liegt jetzt im Krankenflügel. Diese Nacht war besonders anstrengend für ihn. Er ist bewusstlos, aber er kommt wieder unter die Lebenden." James nickte. "Okay", sagte er und sah Sirius durchdringend an. Der Blick sollte signalisieren, dass er endlich verschwinden sollte. Sirius lachte bellend.
Lily wurde rot und zog ihre Hand unter James Pullover hervor. Sie strich sich nervös eine Strähne hinters Ohr.
"Ich geh ja schon", gluckste Sirius und entfernte sich polternd.
"Jetzt macht er Lärm wie ein Trampeltier aber vorhin konnte er nicht leise genug sein", sagte James grinsend. Lily lächelte.
James drehte sich eine Strähne ihres Haares, das Lily sich zu einem Zopf geflochten hatte, um den Finger. "Wir haben noch was nachzuholen", sagte er und zog sie wieder zu sich herunter. Er löste ihr Haarband und Lilys rote Locken fielen ihr nach vorne. James seufzte und fuhr durch ihr Haar.
Lily drückte ihn nach unten und ließ ihre Hand wieder unter seinen Pullover wandern. "Du kriegst ja gar nicht mehr genug", sagte James und grinste. Lily wurde ein bisschen rot. "Wie auch?", entgegnete sie brüsk.
James lachte. "Du bist der wundervollste Mensch den ich kenne", sagte er und küsste sie sanft auf den Hals. Lily musterte seine halb geschlossenen Augen. Ihre Hände streiften ihm geschickt den Pullover vom Körper. James musste lachen. "Jetzt geht’s rund", sagte er grinsend und zog sie zu sich heran.
Seine Hand hatte gerade ihren Weg zu ihrem Oberteil gefunden, da wurden sie abermals gestört. "Lily!", rief die Stimme von Lilys bester Freundin. Lily schrak wieder zusammen und sah zur Treppe des Mädchenschlafsaals. Kate stand da und starrte sie an. "Hast du…? Ich meine, ihr habt doch nicht…?" Lily strich sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr und schüttelte den Kopf. "Ich dachte schon… na ja, ich hatte Geräusche gehört und wollte mal nachsehen… aber egal. Ich geh dann mal wieder…" Lily nickte und sah Kate hinterher bis sie verschwunden war. James seufzte. "Die wollen uns echt von uns selbst ablenken", sagte er, "ich wette, dass haben sie so geplant." Lily lachte. "Schicksal", sagte sie lächelnd und ihre Hand strich über seinen muskulösen Oberkörper. "Ach ja, cih wollte mal fragen, ob Sirius… nun ja… ob er zufällig mal Kate erwähnt hat…" James sah sie verwirrt an. "Wieso?" Lily grinste. "Sie ist bis über beide Ohren in ihn verknallt", sagte sie, "genau wie Hannah." "So?", sagte James grinsend, "na ja, da sind sie nicht alleine mit den hundert anderen Mädchen, die ihn umschwärmen." Lily grinste. "Aber du hast Recht", sagt James, "in letzter Zeit redet er immer öfter über Kate… erst gestern meinte er sogar, dass er sich fragen will, ob sie mit ihm zum Ball geht…" Lily musste grinsen. "Na da wird sie sich ja freuen…" James lachte. "Die Anderen flippen aus!" "Welche Anderen?" "Na die weiblichen Schlossbewohner!" "Alle? Auf keinen Fall. Die andere Hälfte steht ja auf dich!" James lächelte sie an. "Jah, das kann schon sein, aber ich stehe nicht auf sie." Lily lächelte und küsste ihn sanft.
"Ich hab Angst dich zu verlieren", sagte er plötzlich. Lily schaute in verwundert an. "Wieso das denn?", fragte sie. James zuckt mit den Schultern. "Hab ich nen Grund dazu?" Lily schüttelte den Kopf. "Absolut nicht", sagte sie bestimmt. "Dann ist ja gut", sagte er und zog sie zu sich heran um sie zu küssen.
5. Kapitel
Als Lily am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde und die Augen öffnete, stellte sie erschrocken fest, dass sie mit James vorm Kamin eingeschlafen war. Das Feuer war heruntergebrannt und Lily fröstelte.
Die letzte Nacht war wunderschön gewesen. James und sie hatten noch lange geredet und sich geküsst. Jetzt lag James auf dem Kaminvorleger, zu Lily gewandt und den Arm dort, wo bis eben noch ihre Hüfte gewesen war.
Lily war aufgestanden und lief leise durch den Gemeinschaftsraum, hinüber zum Mädchenschlafsaal.
Sie hüpfte die Treppen hinauf und zog sich die von gestern Abend noch total verdreckten Klamotten aus. Sie hatte sie nach ihren Stürzen in den Seeuferschlamm nicht gereinigt und sie klebten nur so vor Dreck.
Lily legte ihre Klamotten weg und zog sich Frische an.
Sie huschte ins bad, kämmte sich ihre Haare und ließ sie sich dann offen über den Rücken fallen.
Dann kehrte sie in den Gemeinschaftsraum zurück.
Sie schaute aus dem Fenster auf die Ländereien. Langsam wurde es Winter. Das Wetter war kühler geworden, der Himmel war bewölkt und Wind war aufgekommen.
Lily fröstelte und ging zum Kamin. Sie legte sich zu James und betrachtete ihn. Seine Augen waren geschlossen, nur ab und zu zuckten seine Lider. Sein Mund war leicht geöffnet. Lily liebte ihn.
Es war nicht zu beschreiben, was sie fühlte, weil das Gefühl so stark war, das es schon fast wehtat.
Lily stützte ihren Kopf auf ihre Hand und sah zum Fenster heraus.
Während sie so dalag und nach draußen blickte, fing James an sich zu regen.
Ein herzhaftes Gähnen riss Lily aus ihren Gedanken und sie musste lachen als James den Kopf hob und gähnte. Seine Augen waren noch halb geschlossen. "Morgen meine Engel", sagte er mit ungewöhnlich wacher Stimme. "Morgen", sagte Lily und küsste ihn sanft.
"Ist gestern Abend wohl zu spät geworden", grinste er. Lily lächelte und nickte.
Sie sah zur Uhr. "Wir haben noch eine Viertelstunde, dann kommen die Anderen. Wollen wir schon mal frühstücken gehen?" James stimmte ihr zu und ging sich schnell umziehen.
Mit ihren Schultaschen machten sie sich auf den Weg zur großen Halle.
Es saßen noch nicht sehr viele Schüler an den Haustischen. Lediglich Severus Snape saß mit seinem Freund, David Summers, und dessen Freundin am Slytherin-Tisch. Vereinzelte Schüler saßen auch am Ravenclaw-Tisch. Von Hufflepuff oder Gryffindor war noch niemand in der Halle.
James nahm Lilys Hand und führte sie zum Haustisch. Sie setzten sich nebeneinander und James begann, Lily fürsorglich zu betüddeln und zu füttern. Lily lachte die ganze Zeit, was ihnen das essen so gut wie unmöglich machte.
Dumbledore schaute amüsiert vom Lehrertisch zu ihnen hinüber und schmunzelte über James missglückte Fütterversuche.
Nach einer halben Stunde kamen Peter, Sirius und Remus in die Halle und steuerten auf sie zu. "Hey Moony! Wie geht’s?", fragte James gedämpft als Remus sich neben ihn setzte. "Soweit ganz gut", erwiderte der flüsternd, "weiß Lily es?" James nickte und Lily sah, wie Remus ihr einen vorsichtigen Blick zuwarf. Lily warf ihm einen aufmunternden Blick zu, was Remus zum lächeln brachte. "Findest du es nicht schlimm, dass du einen Werwolf kennst und mit ihm sogar schon im selben Schlafsaal geschlafen hast?" "Ich vertraue dir!", antwortete Lily schlicht und nahm einen Schluck Kürbissaft, "ich habe ja gesehen, dass ihr durchaus in der Lage seid, euch und Andere zu retten und zu beschützen, auch wenn die Lage außer Kontrolle gerät." Remus sah sie dankbar an.
Kate, Hannah und Mary steuerten auf sie zu. "Morgen Kate", sagte Sirius und strich sich seine etwas längeren schwarzen Haare aus der Stirn. Kate errötete. "Hi", sagte sie nervös und Lily sah Hannahs eifersüchtige, stechende Blicke, die sie erst Sirius, dann Kate zuwarf.
Mary lachte und setzte sich zu Remus.
"Mädels, wir müssen euch was gestehen", fing James an, nachdem er kurz mit Remus geredet hatte, der nickte.
James begann, Lilys Freundinnen die Sache mit dem Werwolf einigermaßen schonend beizubringen. Alle Drei waren ziemlich erschrocken, als sie von der vorigen Nacht erfuhren.
Trotzdem nahmen sie die Nachricht so gut wie es ging auf.
Das Frühstück verlief recht fröhlich und auch Remus, der zuerst ein bisschen bedrückt gewesen war, taute auf.
"Hey, Leute!", rief Sirius plötzlich erschrocken, "in fünf Minuten fängt der Unterricht an!"
Erschrocken sprang Lily auf. "Schnell", drängte sie Mary. Die beiden Mädchen waren die einzigen Gryffindors, die Alte Runen belegt hatten. Die Anderen hatten entweder Wahrsagen oder Muggelkunde.
Lily und Mary machten sich überstürzt auf den Weg in den Unterricht.
Konzentrieren konnte Lily sich nicht im Geringsten. Statt von der Tafel abzuschreiben, malte sie Herzchen auf ihre Pergamentblätter, schaute aus dem Fenster oder summte leise vor sich hin.
Mary verdrehte mehr als ein Mal die Augen, aber sie nahm es mit Humor.
Nach Alte Runen traf Lily James in Zaubertränke wieder.
Vor dem Kerkereingang kam er zusammen mit Sirius, Peter und Remus auf Lily zu und küsste sie stürmisch.
Lily musste lachen. "Komm schnell, sonst kommen wir zu spät", drängte sie schließlich. James spielte beleidigt, folgte ihr dann jedoch zum Kerker.
Die Stunden zum Mittagessen und auch den Nachtmittagsunterricht verbrachten James und Lily ganz mit sich alleine, obwohl sie eigentlich Unterricht hatten. Sie passten nicht auf und er hielt die ganze Zeit unter dem Tisch ihre Hand.
Nach dem Nachmittagsunterricht hatte James noch Quidditchtraining. Ein kalter Wind blies über die Ländereien und auch über dem Quidditchfeld. Lily stand am Fenster des Gemeinschaftsraums und sah hinüber zum Feld.
Zwei Tage später war Halloween.
Einen Tag davor hatte Sirius sich dazu gerungen, Kate zu fragen, wob sie zusammen zum Ball gehen würden. Strahlend hatte Kate zugestimmt und sie schwebte im siebten Himmel.
An Halloween hatten sie alle nur zwei Stunden Unterricht. Es war eine Anordnung Dumbledores gewesen, damit sie genügend Zeit hatten sich vorzubereiten, wie der Schulleiter es ausdrückte.
Nach den zwei Unterrichtsstunden und den Hausaufgaben ging Lily mit ihren Freundinnen in den Mädchenschlafsaal.
Die beiden anderen Gryffindormädchen waren glücklicherweise vertieft in ihre Kleider, und bemerkten sie kaum.
Die Mädchen duschten und zogen ihre Festkleider an.
Lily trug ein smaragdgrünes Kleid, das perfekt zu ihrer Augenfarbe passte. Es war sehr tailliert ohne unbequem zu sein. Dazu trug sie schwarze Schuhe.
Ihre roten Locken band sie sich mit zwei Haarsträhnen aus dem Gesicht, sodass sie ihr nicht ins Gesicht fielen, aber trotzdem offen waren.
Während bei Lily alles perfekt saß, hatte Kate ihre eigenen Probleme. Sie hatte seit dem letzten Mal, seit sie das Festkleid getragen hatte, ziemlich viel abgenommen und das Kleid hing schlaff an ihr herunter.
Lily versuchte ihr bestes mit einem Zauber, und das Kleid engte sich wirklich etwas zusammen.
Kate fiel ihr vor Freude um den Hals.
Ihr nächstes Problem lag bei ihrem Haar.
Kate hatte sehr glattes, schwarzes Haar. Lily hatte es mit Lockenwicklern probiert, aber die so entstandenen Locken hatten schon nach kürzester Zeit schlapp gemacht. Kate war den Tränen nahe, doch da fiel Lily ein Spruch ein, den sie in der letzten Ausgabe der Hexenwoche gelesen hatte. Er sollte schöne, große Locken zaubern, doch Lily war sich nicht sicher, ob es funktionieren würde.
Schließlich probierte sie es aus und in weichen Locken umspielten Kates Haare nun ihr Gesicht. "Kate! Du darfst jetzt in den Spiegel schauen", grinste Lily und Kate lugte vorsichtig in den Spiegel, den Lily ihr vor die Nase hielt.
Sie schrie überrascht auf und musterte ihr Spiegelbild ungläubig. "Du bist ein Schatz, Lily!", rief sie und sprang auf. Sie tänzelte durch den Raum und ließ ihre schwarzen Locken durch die Gegend wehen. Das champagnerfarbene Satinkleid sah zusammen mit den Haaren umwerfend aus.
Lily warf einen Blick auf die Uhr. "Die Jungen werden schon warten! Lasst uns runtergehen!" Kate lächelte glücklich und nickte.
Lily hob ihr langes Kleid an und ging die Treppe hinunter.
Als sie in den Gemeinschaftsraum trat, warteten Sirius, James, Peter und Remus schon am Fuße der Treppe.
Lils segelte in James Arme, während Kate zögerlich zu Sirius ging, der sie auf die Wange küsste und sie mit Komplimenten überhäufte.
6. Kapitel
James führte Lily gentlemanmäßig zu einem der kleinen Tische, die heute statt der Haustische in der großen Halle standen. Sirius und Kate setzten sich zu ihnen. "Wo sind Moony und Wurmschwanz?", fragte James und reckte den Kopf über die Menschenmenge. Sirius lachte. "Unser Remus steht dort drüben", sagte er grinsend und deutete mit der Hand auf die Bar, die errichtet worden war. Remus stand nervös davor und fuhr sich ständig durch die Haare, während er mit einem Mädchen redete, das Lily sofort erkannte. "Mary hat mir gar nicht erzählt, dass die mit Remus geht", entrüstete sich Lily und auch Kate sah überrascht aus. "Nun sag bloß, dass Wurmschwanz mit Hannah geht", sagte James ratlos und blickte in der Halle umher. "Nein, dort drüben ist Hannah", sagte Kate und wies in die Menschenmenge. Hannah stand mit einem Jungen aus Ravenclaw nahe der Tanzfläche und hielt ein Glas in der Hand.
"Ist doch auch egal, wo Wurmschwanz steckt", sagte Sirius schulterzuckend und reichte Kate seinen Arm. Sie wurde rot und legte ihre Hand in die Seine.
Zögerlich gingen die Beiden zur Tanzfläche. James grinste ihnen hinterher. "Ich sag dir, da passiert noch was heute Abend", sagte er lächelnd und wandte sich dann Lily zu. "So meine Schöne… Wollen wir tanzen?" Lily lachte und erhob sich.
Nach zwei Tänzen bat James um eine Auszeit. "Wasser", stöhnte er grinsend und bahnte sich einen Weg zur Bar.
Große Kübel und Kannen mit den verschiedensten, meist alkoholfreien Getränken schwebten an der Bar, Gläser und Kelche standen säuberlich aufgereiht auf der Holztheke.
James griff sich zwei Gläser und schenkte ihm und Lily eine rubinrote Flüssigkeit ein. "Was ist das?", fragte Lily misstrauisch, als er ihr das Glas zuschob. "Bowle nehme ich an", sagte James und nahm einen Schluck. "Oder sowas in der Richtung", fügte er nun hinzu. Lily hob ihr Glas an die Lippen.
Sie trank einen Schluck. Das Getränk schmeckte süßlich und bitter zugleich. Es erinnerte Lily an den Geschmack frischer, reifer Erdbeeren und Nesselwein. Lily grinste. "Ist ja ganz in Ordnung", sagte sie und setzte ihr Glas ab, während sie die tanzenden Paare beobachtete. "Du hast da einen Tropfen", sagte James sanft, drehte ihren Kopf zu sich und fuhr ihr mit seinem Finger über die Lippen.
Lily schloss die Augen, doch James fuhr immer wieder über ihre Lippen. Schließlich legte Lily ihren Finger auf Seinen, ließ ihre Hand sinken und näherte sich seinen Lippen.
Sie küssten sich kurz, doch James schien nicht recht bei der Sache. "Was ist?", fragte Lily und öffnete die Augen. "W… was? Ach nichts", sagte James hastig und trank etwas aus seinem Glas.
Lily seufzte und stellte ihr Glas ab. "Gehen wir tanzen oder willst du nicht?", fragte sie. Sie bemerkte, dass James Hände zitterten. "Jah… können wir machen", sagte er und ging mit ihr auf die Tanzfläche.
Sie tanzten eine Weile, bis Sirius zu ihnen kam.
"Krone… hast du schon…?", fragte er eindringlich. James schüttelte schnell den Kopf. Sirius zog eine Grimasse und ging wieder zu Kate zurück.
"Was ist los?", fragte Lily scharf und ließ James Hand los.
James sah sie nervös an. "Ich… ähm… muss mit dir reden", sagte er leise und Lily schwante Übles. So fingen Jungs immer an, wenn sie ihrer Freundin sagen wollten, dass Schluss wäre.
"So?", sagte sie und versuchte ihre Stimme normal zu halten, doch sie konnte ein zittern nicht unterdrücken.
"Gehen wir raus?", fragte er, "ich möchte nicht hier drin…" Lily spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. "Natürlich", sagte sie fahrig und folgte James aus der Halle.
Als sie Hogwarts’ mächtige Tore hinter sich gelassen hatten und über die mondbeschienenen Ländereien spazierten, räusperte James sich.
Lilys Hand zitterte.
Sie waren am See angekommen. James blieb stehen und wandte sich ihr zu. Als Lily wagte, ihm in die Augen zu sehen, sah sie, dass sie glitzerten. James schluckte.
"Ich weiß, es ist alles noch sehr früh… aber, ich habe das Gefühl, dass es zwischen uns einfach etwas Besonderes ist." Lily sah ihn mit großen Augen an.
James sah sie sanft an und ging in die Knie.
"Lily- willst du meine Frau werden?"
Lily stand da und sagte nichts. Sie realisierte den Sinn seiner Worte erst Sekunden später. James sah sie von unten herauf an und sein Blick war flehend.
Seine Stimme war heiser und zitterte als er sprach. "Natürlich jetzt noch nicht. Dazu sind wir zu jung… aber… ich möchte dein Wort schon jetzt, denn ich liebe dich, wie ich noch nie ein Mädchen geliebt habe."
Lily wurde von ihren Gefühlen überwältigt.
"Oh James", schluchzte sie und hockte sich zu ihm auf den kühlen Boden. Sie lagen einander in den Armen und über Lilys Wangen liefen Tränen.
"Du kannst es dir natürlich auch länger überlegen…", sagte James vorsichtig. "Nein", sagte Lily.
James starrte sie an und Lily starrte zurück. "Wie nein?", fragte James mit bebender Stimme. Lily musste lachen. "Nein, nicht so nein. Ich meine ja, ich will." James sah sie einen Moment lang fassungslos an, bevor er sie sanft an sich zog und sie küsste.
"Lass uns in den Schlafsaal gehen" schlug Lily vor, "hier unten ist es mir in dem Kleid zu kalt." James nickte sofort und stand auf.
Sie schlenderten zum Schloss zurück und huschten dann zum Gryffindor-Turm, nannten das Passwort und traten ein.
James nahm ihre Hand und führte sie hinauf in seinen Schlafsaal. Lily ging auf sein Bett zu und setzte sich.
Sie entdeckte ein Foto von sich selbst auf seinem Nachttisch und musste lächeln.
James grinste ebenfalls, zog die Tür zum Schlafsaal hinter sich zu und ging zu ihr. Er setzte sich neben sie und lange Zeit sagte niemand ein Wort.
Schließlich brach James das Schweigen. "Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin, dass du ja gesagt hast." Lily schmiegte sich an seine Schulter. "Und ich kann nicht sagen wie glücklich ich bin, dass du mich gefragt hast", erwiderte sie leise und seufzte leise.
Er ließ sich rückwärts auf sein Bett sinken und zog Lily über sich. "Ich liebe dich", flüsterte er heiser, bevor er sie leidenschaftlich küsste. Lily erwiderte den Kuss und plötzlich spürte sie eine merkwürdige Hitze in sich hochsteigen, eine Hitze, die sie bis jetzt noch nie gefühlt hatte- und ein Verlangen.
Ein Verlangen, James näher zu sein, als sie es bis jetzt je gewesen war. Mit leuchtenden Augen sah sie zu ihm herauf und ihre Hand wanderte sanft unter sein Hemd.
James untersuchte mit seinen Fingern die vielen Knöpfe an Lilys Kleid. "na da hab ich ja was zu tun", sagte er leise und begann, sie aufzuknöpfen.
Die Hitze in Lilys Körper breitete sich bis in ihren kleinen Zeh, bis in die Fingerspitzen aus und ein wunderschönes Kribbeln erfüllte sie.
Ihre Finger wanderten unter James Hemd hervor und sie knöpfte es auf. Sie hörte, wie er leise aufkeuchte, als sie ihm das Hemd von den Schultern streifte und sanft über seine Haut glitt.
James hatte es inzwischen geschafft, ihr Kleid zu öffnen. Sie spürte seine verlangenden Blicke und Gesten, doch er schien zu zögern. "Ist es okay für dich, wenn…" Er sprach nicht weiter.
Lily lächelte und statt einer Antwort küsste sie ihn. "Ja", sagte sie heiser und küsste seinen muskulösen Oberkörper.
Sie spürte, wie James warme Finger ihr das Kleid auszogen, wie der seidene Stoff über die Bettkante glitt und wie es schließlich auf James Hemd landete.
Lily küsste ihn verlangend und ihre Hand wanderte zu seiner Hose. Sie spürte, wie seine Hand über ihre Haut glitt und wie seine Berührungen eine Gänsehaut hinterließen.
Als sie ihm die Hose langsam ausstreifte und neben das Bett gleiten ließ, keuchte James auf.
Er zog sie zu sich herunter und küsste sie lange und leidenschaftlich, bevor er sich an ihrer Unterwäsche zu schaffen machte.
Als ihre letzten Kleidungsstücke fielen, verweilten sie eine Weile in schweigen, bevor James sie an sich zog und sie wieder küsste.
Lily spürte seine Hand an ihrem Oberschenkel und sie spürte ihr Verlangen.
Sie gab sich ihren Gefühlen hin und ließ sich von James nieder küssen, bevor er sie ernst ansah und sie mit geduldiger, aber leiser Stimme fragte: "Willst du es?"
Und als Lily mit einem gehauchten "ja" antwortete, stand ihrer körperlichen Verbindung nicht mehr im Wege…
7. Kapitel
Lily blinzelte. Sonnenlicht strömte in den Schlafsaal und drang durch den dicht geschlossenen Vorhang um James’ Bett.
Lily hatte sich fest in die Decke eingekuschelt und lag- in James Armen- eingerollt wie eine Katze da.
Sein Arm lag auf ihrer Hüfte.
Lily spürte einen leichten Luftzug und sie fror.
Unter James Kopfkissen fand sie ein T-Shirt, das sie dankbar überzog. Dann schwang sie sich aus seinem Bett und schaute auf die Uhr. Es war schon lange nach zwölf Uhr und niemand hielt sich mehr im Schlafsaal auf, denn alle Vorhänge um die Himmelbetten waren säuberlich weggezogen und die Betten waren gemacht. Lily gähnte und ging ins Bad.
Sie stellte sich vor den Spiegel und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haar fiel ihr offen über den Rücken.
Sie ging näher an den Spiegel.
Lilys Gesicht kam ihr viel reifer vor als sonst und ihre Wangen waren noch immer ein wenig gerötet von ihrem Abenteuer mit James in der vergangenen Nacht.
Lily griff sich eine Haarbürste und fuhr sich durch ihre roten Locken, bevor sie wieder zu James zurückkehrte.
Er lag in seinem Bett, die Decke halb über sich, halb nicht.
Lily musste bei dem Anblick ein bisschen grinsen. Wie gut, dass die Vorhänge ganz zu gezogen gewesen waren!
Sie kroch zu James ins Bett und kuschelte sich neben ihn.
Eine Weile lag sie da und beobachtete ihren schlafenden Freund, bis Dieser erwachte.
"Morgen mein Engel", hauchte Lily und küsste ihn sanft auf den Mund. James schien etwas irritiert. "Ich hab vielleicht nen Stuss zusammen geträumt", sagte er und gähnte.
Lily war ein bisschen enttäuscht, dass er nicht über das redete, was in der letzten Nacht zwischen ihnen passiert war.
"Was denn?", fragte sie nun und strich ihm über die Schulter. James wurde rot. "Ich sag lieber nichts sonst denkst du wohlmöglich noch, ich wär irgendwie… ähm… ach egal." Lily musste innerlich laut lachen. "Du glaubst es war ein Traum?", fragte sie belustigt und zog ihm die Decke vom Körper.
James sah an sich herunter und lief so rot an wie eine Tomate, bevor er sich die Decke wieder überzog. "Es war gar kein Traum?", fragte er. "Nein", sagte Lily leise und strich ihm durch seine zerstrubbelten Haare. "Lily", flüsterte James heiser und zog sie zu sich. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.
"Es war wunderschön", hauchte er und ein Schauder lief über seinen Körper. Lily lächelte leise. "Find ich auch", sagte sie und schmiegte sich an ihn. "Warte mal kurz, ich zieh mir schnell was an", sagte er grinsend, hüpfte aus dem Bett und kramte von irgendwo ein T-Shirt hervor.
Lily sah ihm belustigt dabei zu.
"Wie spät ist es?", fragte er gähnend und schaute auf die Uhr. "Die Anderen sind wohl draußen", sagte er und sah nach draußen.
Lily drehte sich auf den Bauch und kreuzte die Beine. "Und was machen wir jetzt?", fragte sie. James sah sie an und sprang zu ihr ins Bett. "Mal sehen", sagte er grinsend und küsste sie.
Nach etwa einer halben Stunde beschlossen die Beiden aufzustehen. Lily eilte in den Mädchenschlafsaal, der leer und ordentlich zurückgelassen war. Sie fuhr in ihre Kleider, band sich ihr Haar nach hinten, zog sich einen Umhang an und ging dann nach unten zu James, der auf sie wartete.
Zusammen gingen sie hinunter und schauten in die große Halle. Vereinzelte Schüler saßen noch beim Mittagessen. Von ihren Freunden war jedoch niemand dabei. Daher gingen James und Lily nach draußen auf die Ländereien.
Ein recht kühler, frischer Wind wehte und der Himmel war verdeckt. Lily fror als sie nach draußen trat. James legte den Arm um sie. "Dort drüben sind sie, oder?", fragte er und wies zum See.
Lily nickte. Sie gingen langsam zum See.
Sirius lag auf dem Rücken auf seinem Umhang. Kate hatte ihren Kopf auf seinem Bauch platziert.
Remus saß auf einem Stein und an ihn gelehnt hockte Mary. "Da ist gestern wohl noch ne Menge passiert", stellte James fest. "Das könnte man von uns doch auch sagen", sagte Lily leise und James sah zu ihr hinunter. "Stimmt", gab er zu.
Sie hatten den Platz erreicht, an dem Sirius, Remus, Mary und Kate waren. "Morgen", rief Lily gut gelaunt und umarmte ihre Freundinnen. "Morgen", hauchte Kate überglücklich, "du, ich und Sirius…" Lily lachte. "Du brauchst nichts zu sagen, ich kann es mir denken", unterbrach sie ihre Freundin und Kate strahlte. "Sirius hat erzählt, dass… nun… James dich fragen wollte…" Mary unterbrach sich selbst.
"Ob ich seine Frau werden will?", entgegnete Lily fröhlich, "ja, das hat er auch getan." Sofort schoss Sirius hoch. "ECHT? Krone… heißt das…?" James zog Lily in seinen Arm. "Sie hat ja gesagt", sagte er und küsste Lily kurz auf den Mund.
"Wow", sagte Kate nur leise. Mary fiel ihrer Freundin um den Hals und auch Remus drückte sie kurz an sich. Auf Lilys Gesicht breitete sich ein seliges Lächeln aus.
"Ähm, Krone", sagte Sirius grinsend, "als ich gestern vom Fest wiedergekommen bin, hab ich mir erlaubt, eure Vorhänge zu schließen, denn… na ja… ich wollte euch nicht bloßstellen." James sah Lily an und sie mussten lachen.
"Heißt das…", begann Kate, "dass ihr… miteinander… na ja… geschlafen habt?" "Eine Lady genießt und schweigt", sagte Lily und versank mit James in einem leidenschaftlichen Kuss.
8. Kapitel
Der November kam mit kalten, windigen Tagen. Der stürmische Wind, der recht kalt und scharf aus dem Westen kam, brachte eine Menge Schnee mit sich und schon Mitte November lag Hogwarts unter einer dicken, weißen Schneedecke.
Lily machte mal mit ihren Freunden, mal alleine mit James Ausflüge nach Hogsmeade oder spazierte mit ihnen auf den Ländereien herum.
Sie machten auch einige Schneeballschlachten, aber insgesamt verbrachte Lily sehr viel Zeit mit James.
An einem Abend, Ende November, kamen die Beiden von einem ihrer unzähligen Spaziergänge völlig verfroren in den Gemeinschaftsraum.
Kate und Sirius lagen auf dem Kaminvorleger, sehr miteinander beschäftigt. James musste grinsen und auch Lily schmunzelte. "Meinst du, dass aus den Beiden mal was wird?", fragte Lily, "also ich meine wie bei uns?" James schüttelte den Kopf. "Nein. Sirius ist keiner der Menschen, die voreilige Entscheidungen treffen. Er ist spontaner und auch viel ungebundener als ich. Er könnte sich nicht entscheiden zwischen dem Spaß, den er braucht und einer festen Bindung." Lily war ein bisschen traurig, es tat ihr leid.
"Na los, wir gehen hoch", sagte James und schob Lily die Treppe hinauf.
Der Jungenschlafsaal war ganz leer. Peter war schon wieder fort. Lily wunderte sich insgeheim, wieso er ständig weg war. Remus saß in der Bibliothek- gemeinsam mit Mary. Mary ließ Remus gar nicht mehr aus den Augen und folgte ihm ständig. Remus schien das allerdings nicht im Geringsten zu stören.
Lily lehnte sich ans Fenster und sah hinaus in den schwarzen Novemberhimmel. Weiße Flocken schwebten wie kleine Geister gen Erde. Lily seufzte ein bisschen und genoss die nächtliche Stille.
James trat hinter sie und legte ihr die Hände um die Hüften. "Ich bin so glücklich, dass ich dich habe", flüsterte er und legte seinen Kopf in ihren Nacken.
Lily lachte leise. "Wie soll es mir denn dann gehen?", fragte sie amüsiert. James grinste und nahm ihre Hand.
"Komm wir gehen schlafen", sagte er. Lily setzte sich auf James’ Bett und sah ihm dabei zu, wie er sich zuerst den Umhang und dann seinen Pullover auszog.
Als James seinen Pulli über den Kopf streifte, musste Lily schlucken, denn ich wurde bei dem Anblick seines muskulösen Oberkörpers jedes Mal ganz warm.
"Komm her", sagte sie heiser und zog ihn an sich. James lachte und ließ sich neben Lily ins Bett sinken. "Wie soll’s weitergehen nach Hogwarts?", fragte er nach einer Weile. "Ich weiß es nicht", seufzte Lily, Aber ich weiß, dass wir Beide zusammen bleiben." James fuhr ich durch ihr Haar und spielte mit einer Locke herum.
Plötzlich spürte Lily ein merkwürdiges Kribbeln, das sich in ihrem ganzen Magen ausbreitete. Es kroch ihr in die Fingerspitzen und in die Zehen und plötzlich spürte Lily eine derartige Übelkeit, wie sie sie noch nie gespürt hatte.
Schnell befreite sie sich aus James’ Armen uns stürzte zur Toilette.
Würgend hing sie über der Kloschüssel, während James besorgt angerannt kam. "Was… Lily…", konnte er nur hervorbringen.
Immerhin war er so schlau zu wissen, dass man einem langhaarigen Mädchen das Haar aus dem Gesicht hielt.
Hilflos stand er über seiner Verlobten, die sich würgend erbrach, und hielt ihr Haar.
Lily bekam kaum Luft mehr.
Sie hörte Türengeklapper. "Krone?" Das war Sirius’ Stimme. "Hier!", rief James besorgt.
Lily vernahm Schritte, dann stand Sirius im Bad. "Was…?", fragte er. Lily hatte sich einigermaßen erholt und keuchte: "Oh mein Gott!"
James nahm sie in den Arm. "Vielleicht hast du was Falsches gegessen?", fragte er vorsichtig.
In Lily nahm plötzlich ein schrecklicher Verdacht Gestalt an. "Hoffentlich!", rief sie, raffte ihren Umhang hoch und rannte aus dem Gryffindor-Turm.
Ihre Schritte trugen sie sofort zum Krankenflügel.
Keuchend rief Lily nach der Krankenschwester, die sofort hastig angerannt kam. "Miss Evans!", sagte sie, "was ist los?"
"Madam Pomfrey…", keuchte Lily, "könnten Sie bitte… ich meine… ich glaube… also…" Madam Pomfrey legte ihr die Hand auf die Schulter. "Kommen Sie bitte mit, Miss Evans", sagte sie freundlich, "beruhigen Sie sich!"
Sie führte Lily in ein kleines Behandlungszimmer hinter ihrem Büro. "Legen Sie sich auf das Bett, ja?", sagte die Krankenschwester und nahm auf einem Stuhl neben dem Bett Platz. "Und nun erzählen Sie mal, was Sie so aufregt."
Die freundliche, geduldige und trotzdem bestimmte Stimme Madam Pomfreys beruhigte Lily ungemein. "Nun", begann sie, "ich habe eben gebrochen. Das wär vielleicht nicht weiter ungewöhnlich, wenn ich nicht vor ein paar Wochen… nun… ähm… Geschlechtsverkehr mit meinem Verlobten gehabt hätte." "Mit Mister Potter?", hakte die Krankenschwester nach. Lily nickte. "Na dann wollen wir mal", sagte Madam Pomfrey und zückte ihren Zauberstab. Sie murmelte ein paar Worte und machte kreisende Bewegungen um Lilys Unterleib herum.
Plötzlich spürte Lily eine ungeheure Wärme in sich aufsteigen und zu ihrem Schrecken bildete sich eine weiße Dunstglocke über ihrem Bauch. "Was heißt das?", fragte sie erschrocken.
Madam Pomfrey seufzte und steckte ihren Zauberstab wieder weg. "Sie sind schwanger."
Lily erstarrte. "Nein", keuchte sie. Madam Pomfrey nickte bekümmert. "Ich schlage vor, Sie gehen zu ihrem Verlobten und beratschlagen sich mit ihm. Nun- wenn eure Entscheidung feststeht, könnt ihr zu mir kommen. Ich werde Sie so gut ich kann unterstützen, Miss Evans." "Sagen Sie doch bitte ‚du’", sagte Lily und sie spürte wie sie zitterte. "In Ordnung", nickte Madam Pomfrey, "also kommst du zu mir, sobald seine Entscheidung feststeht." Lily nickte und erhob sich. "Danke", murmelte sie noch, bevor sie Hals über Kopf aus dem Krankenflügel stürzte. "Oh mein Gott", murmelte sie immer wieder vor sich hin.
Ihre Schritte fanden den Weg in die Eingangshalle.
Ohne Umhang oder warme Sachen stürzte sie sich nach draußen ins Schneetreiben.
"LILY!", hörte sie jemanden brüllen und die Flügeltore hinter ihr wurden aufgestoßen und fielen wieder zu.
"Nun warte doch!" Sie merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. "Lily!" James hatte sie erreicht und legte ihr den Arm um die Hüften. Lily riss sich los und wollte wegrennen, doch James hielt sie fest. "Was ist los?", fragte er mit fester Stimme.
Lily zögerte. Sie wollte wegrennen, doch schließlich ging das auch James was an. Sie brach in Tränen aus und sank in James Arme, die sie fest umschlossen. "Hey…", sagte er und strich ihr über die Haare.
Lily presste ihn an sich. "Oh mein Gott", murmelte sie in Tränen aufgelöst. "Ich bin… schwanger, James!"
James ließ sie vor Schreck fast los. "Du bist was?", fragte er irritiert. "SCHWANGER", brüllte Lily und wurde von einem Heulkrampf geschüttelt.
"Und wieso weinst du dann?", fragte er verwirrt. "Verstehst du es nicht?", fragte Lily fassungslos und riss sich doch noch von ihm los. "Lily, warte!", rief James und rannte ihr hinterher. "Nun bleib mal stehen!" Er schloss sie wieder in seine Arme.
Lily schluchzte und sie spürte, wie James’ Hände vorsichtig zu ihrem Bauch wanderten. "Dort entsteht gerade ein neues Lebewesen", flüsterte er entgeistert. "Das… ist echt… mir fehlen die Worte…" Lilys Hände glitten ebenfalls zu ihrem Bauch, und James nahm ihre schmalen Hände in die Seinen. "Willst du das Kind?", fragte Lily und schaute ihm tief in die Augen. James sah sie an, sah auf seien Hände hinunter und nickte.
"Wir schaffen das", flüsterte er, "es wäre nicht das erste Abenteuer, das wir beide zusammen erleben würden!"
9. Kapitel
Lily wusste nicht, wie lange sie in James’ Arme gekuschelt draußen in der Kälte stand. Sie wusste auch nicht, wann ihre Tränen endlich versiegten. Doch sie wusste, dass langsam der Wunsch nach dem Kind, das sich in ihr entwickelte, stieg.
James tätschelte ihr den Kopf. "Lass uns reingehen", sagte er, "hier draußen erkältest du dich nur." Lily nickte, nahm seine Hand und ließ sich von ihm ins Schloss zurückbringen.
"Ich muss zu Dumbledore", murmelte Lily und James sah sie etwas besorgt von der Seite her an. "Ich muss mit ihm sprechen- wegen dem Kind", sagte sie und nahm sah James bittend an. "Kommst du mit?" James schien eine Weile mit sich zu ringen, doch dann nickte er. "Natürlich", sagte er und zusammen stiegen sie hinauf zu Dumbledores Büro.
Sie klopften an die Tür, und auf das freundliche "Herein" des Schulleiters traten sie ein.
"Miss Evans. Mr. Potter!", begrüßte Dumbledore sie überrascht und machte eine einladende Geste auf die zwei Lehnstühle gegenüber seinem Schreibtisch. Lily und James setzten sich. "Um was geht es?", fragte Dumbledore freundlich und räumte einen Stoß Pergamentblätter in eine Schublade.
Lily schoss das Blut in den Kopf, als sie zu sprechen begann. "Professor Dumbledore… ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden und ich wüsste auch gar nicht, wie und wo ich anfangen soll. Deshalb mach ich es kurz: Ich war vorhin bei Madam Pomfrey, weil ich mich erbrochen habe. Ich bin schwanger."
Lily senkte den Blick.
Einen Moment lang war es still. Nur das flackern des Feuers im Kamin war noch zu hören, sonst lastete sie Stille auf ihnen.
Dann sprach Dumbledore. "Ich nehme an, Mr. Potter wird der Vater sein?", fragte er. James nickte. Die Portraits entlang den Wänden von Dumbledores Büro begannen zu tuscheln und erregt zu reden.
"Nun...", sagte der Schulleiter und schenkte seinen Portraits nicht die geringste Aufmerksamkeit, "ich denke, ihr solltet erst euren Eltern bescheid geben. Wie es mit deiner Ausbildung weitergeht, Lily, werden wir klären, wenn die Nachricht dir nicht mehr so schwer im Magen liegt." Lily nickte dankbar. "Vielen Dank, Professor. Auf wiedersehen." Dumbledore nickte und sah dann den beiden jungen Leuten nach, die sein Büro verließen.
Lily und James machten sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Sie stiegen hinauf in den Jungenschlafsaal, wo sie schon von Remus, Peter und Sirius erwartet wurden. Auch Kate, Mary und Hannah waren da. Kate lag in Sirius’ Armen, anscheinend unheimlich glücklich, Mary saß, mit den Beinen baumelnd, neben Remus auf dessen Bettkante. Hannah hatte es sich auf dem einzigen Stuhl im Raum bequem gemacht.
Lily schloss die Tür hinter sich und setzte sich geknickt mit James auf dessen Bett. "Hey Lily, was ist los?", fragte Kate und sah sie beunruhigt an. "Sirius hat erzählt, du hättest gebrochen?" Lily nickte bekümmert und senkte den Blick auf ihre Schuhspitzen. James legte einen Arm um sie. "Um Himmels Willen, was ist denn los?", fragte Mary, nun ebenfalls besorgt und ging mit Kate zu Lily hinüber.
Kate hockte sich auf den Boden vor ihre beste Freundin und sah ihr in die Augen. "Was ist?" Lily holte tief Luft, sah James kurz an, sah wieder zu Kate zurück und machte dann den Mund zögerlich auf. "Ich… ich bin schwanger."
Die Worte standen einen Moment lang im Raum. Dann schienen Lilys und James’ Freunde zu begreifen. Unerträglich und unangenehm lastete tiefes Schweigen auf der Gruppe. Mit großen Augen sah Kate zu Lily hinauf. Sirius starrte James an, und in Peters Blick hatte sich etwas geändert. Er schien nicht mehr in dieser Welt anwesend zu sein, sondern blickte träumerisch in die Ferne. Kate nahm Lily in die Arme. "Wie soll’s weitergehen?", fragte sie behutsam und streichelte Lilys Haar. Kate schien sich ihre Bestürztheit nicht anmerken lassen zu wollen, denn sie wusste, dass ihre beste Freundin jetzt Unterstützung und nicht geschocktes Benehmen brauchte. James zog Lily zu sich heran. Lily schluckte. "Ich will es", sagte sie mit fester Stimme. James nickte. "Ich auch." "Du wirst deine Ausbildung abbrechen müssen, Lily", sagte Mary stirnrunzelnd. Lily erwiderte nichts. James drückte sie ein bisschen fester. Plötzlich stand Sirius vor ihnen. "Kopf hoch, ihr Beiden. Das wird neues Leben in unseren langweiligen Schlafsaal bringen." Er grinste breit. James setzte ein müdes lächeln auf. "Tatze- du weißt nicht was das für uns bedeutet! Wir sind erst sechzehn! Lily wird das Kind mit siebzehn zur Welt bringen! Das ist zu früh!" Sirius sah ihn an. "Es ist nicht zu früh. Zufälle passieren, aber ich wette, dieses Kind war kein Zufall. Eher Schicksal." James sah ihn verwundert an. "Wie meinst du das?" "Wenn ihr schon so früh ein Kind bekommt, hat das etwas zu bedeuten", sagte Sirius leise. "Vielleicht wird es einmal eine wichtige Rolle spielen." Lily erzitterte. "In welcher Hinsicht?", fragte sie mit schwerer Stimme. "Nun…", sagte Sirius und schien sich ein wenig zu genieren, "Vielleicht hat es etwas mit dem Kampf gegen du-weißt-schon-wen zu tun!" James erstarrte und drückte Lily noch fester an sich. "Du-weißt-schon-wer hat Kräfte, die wir nicht kennen, Tatze", sagte er warnend, "was sollte ein Kind dagegen tun können?" Sirius zuckte mit den Schultern. "Nur so ne Ahnung", sagte er. Lily überwand sich etwas zu sagen. "Voldemort ist stärker denn je", sagte sie und erzitterte selbst, als sei seinen Namen nannte. James starrte sie an. "Lily!", sagte er, "nenn ihn nicht beim Namen! Das hast du doch noch nie getan!" "Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst", sagte Lily schneidend, "du solltest das wissen, James, wenn du Auror werden willst!" James starrte sie einen Moment lang sprachlos an. "Wir haben und noch nie über…" Er verstummte, holte dann nochmals Luft und sagte. "Über… Voldemort unterhalten, weil es grausam ist, darüber zu reden." Lily sah ihn an. "Irgendwann wird der Tag kommen, an dem er fällt", sagte sie schlicht, "und dann braucht niemand mehr Angst vor ihm zu haben. Bis dahin können wir aber nicht tatenlos mit ansehen, wie er ganze Familien tötet! Wir sind alt genug, um uns mit der Welt und ihren Problemen auseinander zu setzen. Wenn wir es jetzt nicht tun, werden wir es nie lernen!" James strich ihr übers Haar. "Aber was hat unser Kind mit… Voldemort zu tun?" "Keine Ahnung", antwortete Sirius an Stelle von Lily. "Es ist eine Vorahnung, die ich habe. Wer weiß ob sie sich erfüllt." James seufzte. "Ich denke, wir sollten schlafen gehen", sagte er dann behutsam an Lily gewandt, "und morgen schreiben wir unseren Eltern." Lily nickte kraftlos.
Mary, Hannah und Kate erhoben sich stumm, wünschten den Anderen eine gute Nacht und verließen den Schlafsaal. Remus murmelte irgendetwas, legte sich dann ins Bett und schloss die Vorhänge. Lily sah zufällig zu Peter hinüber.
Sein Blick war abwesend und ein irres Flackern glänzte in seinen Augen. "Hey Wurmschwanz, was ist?", fragte Sirius misstrauisch, der es anscheinend auch mitbekommen hatte. Peter schreckte hoch und ein ängstlicher Zug glitt über sein Gesicht. "Ach nichts", sagte er hastig und legte sich ebenfalls schlafen.
James sah ebenfalls misstrauisch auf Peters Bett. "Er ist seltsam geworden in letzter Zeit", sagte er ganz leise zu Sirius, der zustimmend nickte. Lily hatte keinen Nerv mehr, sich um Peters merkwürdiges Verhalten oder komisches Benehmen zu scheren. Kraftlos ließ sie sich in James’ Kissen zurücksinken und legte eine Hand auf ihren Bauch. James folgte ihrem Beispielt und lag eine ganze Weile lang stumm neben ihr- die Hände ebenfalls auf ihrem Bauch. Lily huschte ein sanftes Lächeln übers Gesicht. Doch, sie wollte das Kind. Sie würde es zur Welt bringen. Ihr Entschluss stand fest.
Und sie hatte keine Ahnung, in welche Gefahr sie sich damit begeben würde...
10. Kapitel
Lily ging nun jede Woche mindestens einmal zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel, die Lily langsam, aber konsequent auf die Geburt ihres Kindes vorbereitete.
Bereits nach zwei einhalb Monaten konnte man erkennen, welches Geschlecht das Baby haben würde.
Es würde ein Junge werden und Lily wurde von Tag zu Tag glücklicher. Sie liebte die gemeinsamen Nächte mit James und dem Kleinen in James’ Bett. Lilys Freundinnen hatten sich schon als Babysitterinnen bereit erklärt, was Lily jedes Mal zum schmunzeln brachte.
Langsam konnte man schon die Ansätze eines Bäuchleins erkennen, was James entzückend fand.
Lilys Eltern hatten erst geschockt, dann jedoch verständnisvoll reagiert und Lily erklärt, dass sie sie unterstützen würden. Lilys ältere Schwester Petunia hatte zwar total hysterisch reagiert und Lily per Brief heftige Vorwürfe gemacht, doch Lily kümmerte Petunias Meinung kein bisschen.
James Mutter hatte zuerst sehr argwöhnisch Lily unter die Lupe genommen, doch sie schien zufrieden und James’ Vater fand es urkomisch. Lily war heilfroh über die Reaktion ihrer und James’ Eltern, denn sie wünschte sich das Kind sehnlichst.
Nach etwa drei Monat, wurde Lily zu Dumbledore bestellt.
Sie ging dieses Mal alleine und betrat Dumbledores Büro ein wenig ängstlich.
Dumbledore empfing sie munter vor sich hin pfeifend und Däumchen drehend. "Nun, Miss Evans…" Doch Lily unterbrach ihn. "Gewöhnen sie sich bitte Mrs. Potter an, dann fällt später die Umstellung nicht so schwer." Dumbledore schaute erst etwas verblüfft, doch dann breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. "Gut… Mrs. Potter…" Er räusperte sich fröhlich, "also ich denke, ihrer weiteren Ausbildung wird nichts weiter im Wege stehen… eine Bedingung habe ich jedoch: Sobald der kleine Knirps auf die Welt gekommen ist, darf ich mich als Babysitter betätigen." Lily lachte. Sie war froh, dass Dumbledore ich eine weitere Ausbildung erlaubte. "Genehmigt", lachte sie und reichte Dumbledore die Hand. Dumbledore lachte ebenfalls. "Gut, Mrs Potter. Wann darf ich denn Ihre Hochzeit erwarten?" "Demnächst", erwiderte Lily grinsend, "ich muss das nur noch James erzählen." Dumbledore lächelte. "Nun dann…", sagte er lächelnd. "Viel Glück bei der Überredung!" "Danke schön!", lachte Lily und verließ das Büro.
Sie ging in den Gemeinschaftsraum zurück, wo sie auf James, Sirius, Remus und Kate stieß. "Hi alle zusammen", sagte sie glücklich und setzte sich auf James’ Schoß. "Uff", sagte Dieser grinsend, "langsam werdet ihr Beide mir zu schwer!" Lily steckte ihm die Zunge raus und musste dann lachen. "Er hast erlaubt!", sagte sie dann glücklich, "aber die Bedingung ist, dass Dumbledore Babysitter spielen darf." James lachte, sodass Lily auf seinem Schoß hoch- und runterhüpfte. "Hey, sei vorsichtig", ermahnte sie und sah ihn spielerisch beleidigt an.
James grinste nur und strich über ihren Bauch. Lily küsste ihn sanft auf die Wange und gähnte dann. "Hey Leute… wir brauchen Schlaf", sagte sie dann und lachte. James grinste. "Dann werde ich meine beiden Süßen mal ins Bett begleiten", sagte er und nahm Lilys Hand. "Gute Nacht ihr Drei!"
Sie stiegen in den Schlafsaal hinauf. Lily ächzte als sie sich umzog. "Der Kleine wird langsam schwer", sagte sie und schlüpfte in ihr Nachthemd. "Wie nennen wir ihn eigentlich?", fragte James gähnend.
"Keine Ahnung", erwiderte Lily und überlegte kurz. "Wir können ja morgen mal überlegen, heute bin ich zu müde." "In Ordnung", seufzte James, zog sei Vorhänge zu, legte einen Arm um Lily und war auch schon eingeschlafen.
Lily lag noch kurz wach, doch sie schwebte auch recht bald ins Reich der Träume.
Der nächste Morgen weckte Lily mit einem Sonnenstrahl, der an ihrer Nase kitzelte. Sie nieste und schreckte hoch.
Vor ihr stand James- mit zwei großen Tabletts. Er kroch zu ihr ins Bett. "Ich war so frei, meiner Verlobten das Frühstück zu bringen", grinste er und schob ihr ein Tablett auf den Schoß.
"Wie viel soll ich denn essen?", fragte sie, als sie die Massen an Essen auf dem Tablett sah. "Der Kleine muss doch auch versorgt werden", sagte James vorwurfsvoll und steckte ihr ein Stück Toast in den Mund. "Das ist lieb von dir, danke, mein Schatz", sagte Lily und küsste ihn sanft.
"Sag mal?", fragte sie kauend, "wann hast du eigentlich vor, mich zu heiraten?" James spuckte einen Schluck Kaffee aus.
Lily grinste. Das sie so forsch, frech und direkt fragte, war er nicht von ihr gewöhnt, das wusste sie.
Sie klopfte ihn auf den Rücken. "Das heißt, du hast es nicht mal vor?", fragte sie und spielte beleidigt.
"Doch immer", hauchte er ihr isn Ohr, "ich würd dich gerne jetzt gerade vom Fleck wegheiraten…" Lily lachte. "Na dann nur zu", sagte sie und nahm einen Schluck Kaffee. "Also wir soll mein Sohn heißen?", fragte James, und als er "mein" sagte huschte ein stolzes Lächeln über sein Gesicht. "Schatz, vergiss bitte nicht, dass es auch mein Sohn ist", grinste Lily. "Na ja, gut… also wie soll unser Sohn heißen?"
Lily schluckte den Bissen Toast, den sie gerade im Mund gehabt hatte, herunter. Dann griff sie nach einem Geschichts-Buch und blätterte es auf. Sie suchte gut zehn Minuten nach einer Seite, dann stieß sie James in die Seite, der sich an einem Stück Toast verschluckte und wieder anfing zu husten. "Hör dir das an", sagte Lily, "Arnold Greshwim. Er war der Begründer der inoffiziellen Widerstandsbewegung gegen die Vernichtung von Schlammblütern… wie wärs mit Arnold?" James schüttelte den Kopf. "Nee, zu langweilig…" Lily blätterte weiter. "Ähm… Harry Demlow, setzte sich für Hauselfen und Gleichberechtigung zwischen Schlammblütern und Reinblütern ein… ist vor drei Jahren im Kampf gegen Voldemort gestorben…" James wurde aufmerksam. "Harry? Das ist doch n schöner Name!" Lily nickte. "Also Harry… und als Zweitnamen James?" James nickte zustimmend.
"Also gut- Harry James Potter." Lily nickte lächelnd. "Siehst du… jetzt müssen wir nur noch heiraten."
Sie lachte und James fiel mit ein. "Du bist so süß", sagte er und küsste sie sanft. "Ich weiß", erwiderte Lily, frech grinsend. "Ich hoffe nur, dass Harry nicht auch so ein Blödmann wie sein Vater wird!" "Sag das nicht nochmal!", rief James und kitzelte sie. "Aufhören!", prustete Lily und zappelte mit den Beinen.
James grinste und ließ von ihr ab.
"Na, das wird ein Abenteuer. Wir haben einen Sohn, namens Harry James Potter. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Gefühl, dass der Name nochmal berühmt wird."
Und James wusste gar nicht, wie Recht er damit hatte…
11. Kapitel
Lily schleppte den kleinen Harry nun schon sechs Monate mit sich herum und ihre Mitschüler wurden langsam aufmerksam. Natürlich wussten alle, dass James Potter mit Lily zusammen war, und daher lagen sie mit ihrer Vermutung, dass James der Vater war, auch richtig.
Lily war öfters ganz alleine draußen auf den Ländereien und ging spazieren, denn sie war seltsamerweise am liebsten draußen, nur mit ihrem Sohn in ihrem Bauch.
An einem Abend, als Lily zur Untersuchung zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel ging, machte die Krankenschwester ein ernstes Gesicht, als sie den Herzschlag von Lilys’ Nachwuchs kontrollierte.
"Was ist?", fragte Lily sofort, als sie das Gesicht Madam Pomfreys sah. "Ich finde das höchst merkwürdig", murmelte Madam Pomfrey und sprach einen Zauber. Doch sie runzelte weiterhin in die Stirn. "Ich höre keinen Herzschlag", sagte sie. "Wie?", rief Lily, "ist er… ist er...?" "Nein, dein Sohn ist nicht tot", sagte Madam Pomfrey kopfschüttelnd, "aber er scheint in einer Entwicklungspause zu stecken." "Was heißt das?", fragte Liyl und umklammerte ihren Unterleib. "das heißt, dass sie Entwicklung gestoppt wurde. Das passiert bei uns Zauberern des Öfteren, weil die Kinder oft schon so viel Magie in ihrem Blut haben, dass sie Gefahr förmlich spüren und dann einfach aufhören, weiter zu wachsen!" Lily erstarrte. "So etwas gibt es?", fragte sie verwirrt. Madam Pomfrey nickte. "Jah, so etwas gibt es. Ein junger Zauberer hat oft die Kraft Dinge zu spüren, die wir nicht mitbekommen. Es kommen schwere Zeiten auf uns zu, sehr schwere." "Aber ist denn diese… ähm… Pause nicht gefährlich für uns?", fragte Lily und Angst schwang in ihrer Stimme mit. Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. "Nein… aber was mich wundert ist, dass es nur zwei weitere Menschen gibt, die so geboren wurden..." "Wer?", fragte Lily sofort. Madam Pomfrey seufzte. "Professor Albus Dumbledore", sagte sie, "und… der dunkle Lord selbst." Lily erstarrte. "hat das etwas zu bedeuten?", fragte sie hektisch. "Nun… es könnte durchaus sein, dass dein Sohn mal etwas Besonderes wird. Allerdings müssen wir auf ihn aufpassen. Ich kann nicht bestimmten, wie lange diese Pause anhält, daher müssen wir regelmäßig Untersuchungen durchführen!" Lily nickte. "Danke, Poppy", sagte sie, denn Madam Pomfrey hatte ebenfalls auf das "du" und den Vornamen bestanden. "Keine Sorge, Lily, es wird alles gut", beruhigte die Krankenschwester sie noch einmal, "mach dir nicht zu viele Sorgen!" Lily nickte und verließ den Krankensaal. Sofort machte sie sich auf die Suche nach James, den sie im Gemeinschaftsraum antraf und dem sie sofort alles erzählte. James war besorgt, doch er vertraute der erfahrenen Krankenschwester. "Was wohl für schwere Zeiten auf uns zukommen?", fragte er abends, als sie im Bett lagen, "es hat bestimmt was mit…" Er schluckte, "mit… Voldemort zu tun." Lily sah ihn überrascht an; endlich hatte er den dunklen Lord beim Namen genannt. "Das denke ich auch", nickte sie, "und das ist es, was mir Angst macht. Wenn Harry etwas Besonderes wird, ist er in Gefahr." James zuckte mit den Schultern. "Euch wird nichts passieren", sagte er und drückte Lily an sich, "ich pass auf euch auf." Lily lächelte, küsste James zärtlich und kroch unter die Decke, wo sie sich einkuschelte und die Augen schloss.
Am nächsten Morgen wurde sie sehr früh wach, denn sie spürte wieder den vertrauen Hunger, der sie schon einige Male geplagt hatte. Sie zog die Schublade ihres Nachttisches auf und nahm eine Tafel Schokolade aus dem Honigtopf heraus. Sie biss in die Schokolade und kaute zufrieden. Dann jedoch erinnerte sie sich an die Nachricht der Krankenschwester. Sie strich über ihren Bauch. "Auch Harry", flüsterte sie leise, "ich habe Angst um dich." Als ob es eine Antwort wäre, spürte sei ein leichtes Treten an ihrer Bauchwand. Ein breites lächeln zauberte sich auf Lilys besorgten Mund. Sie kuschelte sich wieder neben James, der jedoch aufwachte. "Morgen, mein Schatz", sagte er gähnend. "Oh, tut mir leid, dass ich dich geweckt habe", entschuldigte sich Lily schnell. "Macht doch nichts", erwiderte James und begrüßte erst Lily mit einem Kuss und danach Harry mit einem leichten Streicheln über Lilys Bauch. "Gut geschlafen?", fragte er, während er ins Bad ging. "Ja", antwortete Lily und stieg aus dem Bett. Sie zog sich rasch um und zusammen gingen James und Lily zum Frühstück in die große Halle. "Morgen, ihr Beiden", begrüßte Professor Dumbledore sie. "Morgen", erwiderte Lily lächelnd und ging zum Schulleiter hinüber, dem sie die Hand reichte. "Ich habe davon gehört", sagte Dumbledore und deutete hinauf auf Lilys Rundung am Bauch. "ich war auch so Einer", sagte er lächelnd. Lily musste ein bisschen lächeln, denn sie konnte sich Dumbledore einfach nicht als Baby vorstellen.
"Außerdem habe ich heute Morgen eine Mitteilung aus dem Ministerium bekommen." Lily stockte der Atem. "Voldemort hat gestern Nacht zwei kleine Dörfer an der Küste angegriffen." Lily klammerte sich an James’ Hand fest. "Er wird mächtiger, nicht wahr?", fragte sie bebend. Dumbledore senkte den Kopf. "Ich fürchte schon", sagte er ruhig. "Und das ist der Grund, warum Harry nicht auf die Welt will." Lily bekam Angst und griff James’ Hand noch fester. "James", wandte sich Dumbledore an James, "ich fände es sehr schön, wenn Sie einen Kurs machen. Defensive Magie… ich möchte sagen, sie sollen Verteidigungsmagie lernen, damit sie diese im Notfall anwenden können." Lily erstarrte. "Ist Hogwarts in Gefahr?", fragte sie sofort. "Nein", sagte Dumbledore schlicht, "Hogwarts nicht. Aber in den Ferien ist niemand sicher. Erst recht keine Zaubererfamilien in kleinen, ungeschützten Dörfern. Und da ich vermute, dass Sie, Mrs Potter, ihren Verlobten besuchen werden, ist niemand sicher." "Godric’s Hollow ist in Gefahr?", schaltete James’ Stimme sich ein, "ich glaube nicht, dass der Erbe Slytherins das Dorf von Godric Gryffindor angreift." "Man kann nie wissen, James!", sagte Dumbledore warnend, "nur finde ich es angemessen, wenn sie diese Magie lernen!" James nickte angespannt. "also gut", sagte er schulterzuckend, "Sie werden mich dann doch unterrichten, wenn es soweit ist, oder?" Dumbledore nickte und wünschte ihnen einen guten Appetit.
Lily hatte Angst. Angst um James, um ihr Kind, um ihr Leben. Eine unsägliche Angst, sich Voldemort stellen zu müssen. Und das würde eher passieren, als ihr lieb war…
12. Kapitel
Wochen rannen vorüber und ehe man sich versah, neigte sich das Schuljahr dem Ende zu.
Lily wollte es noch gar nicht wahr haben, als der letzte Tag herankam und sie alle mit dem packen anfingen.
Beim Festmahl in der Halle war der große Raum rot und golden ausgeschmückt, denn Gryffindor hatte den Hauspokal gewonnen. Lily freute sich mit den Anderen, doch die Angst vor Voldemort steckte ihr immer noch in den Gliedern.
James sah sie von der Seite her besorgt und schob ihr die Bratkartoffeln zu. "Schatz, du musst was essen!", sagte er bestimmt und tat ihr Kartoffeln auf den Teller. Lily stocherte in den Kartoffen herum und kaute lustlos. "Du brauchst keine Angst zu haben", sagte James sanft, "ich bin da und beschütze dich!" Lily nickte und sie merkte, dass Tränen in ihre Augen traten.
Der letzte Abend ging vorüber und Lily schlief in dieser Nacht kaum. Sie wurde von Albträumen wach gehalten und zitterte bei jedem Gedanken an Voldemort.
James schlief seelenruhig neben ihr, doch Lily fand keine Ruhe.
Als sie erschöpft gegen vier Uhr morgens einschlief und drei Stunden danach wieder erwachte, glaubte sie, nur zehn Minuten geschlafen zu haben.
James hatte gute Laune, als er Lilys und seinen Koffer nach dem reichhaltigen Frühstück die Schlosstreppe hinunter auf die Ländereien trug.
Sie stiegen in die pferdelosen Kutschen und wurden zum Bahnhof gebracht. James sicherte sich sofort zusammen mit seinen drei Freunden ein Abteil, in dem auch Lily und ihre Freundinnen Platz fanden. Doch Hannah tauchte nicht auf. Lily vermutete, dass sie bei ihrem neuen Freund aus Ravenclaw war, mit dem sie zum letzten Ball gegangen war.
Lily lehnte sich in eine Ecke des Abteils und nahm James’ Hand.
James unterhielt sich lautstark mit Sirius, denn die beiden planten einen Streich gegen Sirius’ Mutter, die reinblütig und furchtbar stolz darauf war. "Kommst du mich in den Ferien besuchen?", fragte James Lily leise, nachdem Sirius, an Kates Schulter gelehnt, eingeschlafen war.
Lily nickte. "Ich halte es zu Hause nicht aus! Ich höre schon die Kommentare meiner lieben Schwester!" Lily verdrehte die Augen.
"Aber mit deinen Eltern kommst du doch gut klar!" "Ja, schon", sagte Lily zögernd, "aber ich habe keine Lust auf Petunias Genörgel." "verständlich", sagte James trocken und küsste Lily sanft auf die Stirn. "Ich würde sagen, du kommst zu mir, sobald deine Eltern dem zugestimmt haben. Schließlich müssen meine Eltern dich auch mal kennen lernen." Lily lächelte. "Meine Eltern werden mich erstmal für sich haben, aber ich wette, ich kann sie überreden!" James nickte.
Als der Zug in Kings Cross einfuhr, schüttelte Lily ihre roten Locken zu Recht, schlüpfte aus ihrem Zaubererumhang und trat an James Hand, der ihren Koffer trug, durch die Absperrung.
Sofort hörte sie den begeisterten Schrei ihrer Mutter. "Lily, Schatz!", rief sie und da sah Lily sie auch schon angerannt sehen. "Lily!" Ihre ebenfalls rothaarige Mutter fiel ihr um den Hals und drückte sie vorsichtig. Auch insgesamt konnte Lily feststellen, dass ihre Mutter weitaus vorsichtiger mit ihr umging. "Wie war dein Schuljahr?" "Super", erwiderte Lily lächelnd und sah den Blick ihrer Mutter, als sie ihren Bauch betrachtete. "Ich werde Großmutter…", sagte sie gerührt.
Lily lächelte sie an und fiel dann ihrem Vater in die Arme, der auf sie zukam. Mr. Evans war wieder einmal tadellos gekleidet, aber er strahlte eine herzliche Freude aus, als er Lilys Bauch betrachtete und sich freute wie ein kleines Kind an Weihnachten.
Hinter Lilys Vater trat Petunia hervor. Auch sie war tadellos gekleidet, allerdings strahlte sie weder Wärme noch Zärtlichkeit aus, nur Kälte und Strenge. Sie trug ein graues Kostüm und hatte ihr dunkles Haar streng zu einem Knoten nach hinten gesteckt.
"Mum? Dad? Das ist James", sagte Lily und sah lächelnd zu James auf, der ihre Eltern mit einem herzlichen Händedruck begrüßte. Er reichte auch Petunia seine Hand. Lilys Schwester starrte James einen Moment lang spöttisch an und nahm dann seine Hand. Sie hatte ein gekünsteltes Lächeln aufgesetzt.
"James! Willst du uns denn gar nicht begrüßen?", hörte Lily eine warme Frauenstimme. Eine hübsche Frau mit hüftlangem, schwarzen, glatten Haar trat auf die Gruppe zu und begrüßte James. "Sie müssen Mr. Und Mrs. Evans sein", saget sie dann lächelnd und reichte Lilys Eltern die Hand. "Und du bist Lily…" Lily lächelte und reichte James’ Mutter die Hand. Nun trat auch James’ Vater auf sie zu. "Guten tag", sagte er gut gelaunt, begrüßte jeden Einzelnen und wandte sich dann seinem Sohn zu. "So, da ist ja der werdende Vater", sagte er lächelnd und seine haselnussbraunen Augen, die James eindeutig von ihm geerbt hatte, ruhten einen Moment lang auf Lilys Bauch. "Und natürlich die werdende Mutter." Er grinste. Lily mochte James’ Eltern auf Anhieb und fand sie sehr sympathisch.
"Adrian", sagte James’ Mutter zu ihrem Mann, "ich will ja nicht drängeln, aber ich habe doch noch den Termin in der Winkelgasse." "Natürlich", erwiderte Mr. Potter und verabschiedete sich rasch.
"Ich komm dich besuchen", versprach Lily und küsste James lange und leidenschaftlich. "Ich hoffe doch", sagte er rau, "und pass auf dich auf!" "Du aber auch", sagte Lily und rang mit den Tränen. "Ciao Schatz", sagte James, küsste sie noch einmal und folgte dann seinen Eltern.
"Eins ehr netter junger Mann!", sagte Lilys Mutter, "und so höflich!" "Ein richtiger Gentleman", stimmte Lilys Vater zu und deutete auf den Koffer, den James für Lily getragen hatte.
Lily lächelte und freute sich, dass ihr Verlobter bei ihren Eltern so gut angekommen war. "Wann erwartest du Harry eigentlich? Ich meine, konnte die Ärztin das Ende der Entwicklungspause bestimmen?", fragte Lilys Mum auf dem Weg um Auto. Lily schüttelte den Kopf. "Niemand weiß, wie lange so etwas dauert", sagte sie und stieg ins Auto ein.
Während sie sich auf dem Rücksitz lümmelte, saß Petunia aufrecht und den Blick starr nach vorne gerichtet neben ihr.
Lily fand Petunias überlegenes Gehabe fürchterlich. Wie um ihr zu zeigen, dass sie weitaus mehr Kräfte hatte als ihre Schwester, zog Lily ihren Zauberstab aus der Tasche und polierte an ihm herum.
Petunia beäugte Lilys Zauberstab misstrauisch und richtete den Blick dann wieder nach vorne.
Als sie an ihrem gemütlichen Haus ankamen, ging Lily sofort mit ihrem Koffer in ihr gemütliches Zimmer, das unter der Dachschräge lag.
Lily wuchtete ihren Koffer auf ihre rote Tagesdecke, die auf ihrem Bett lag.
Schon fünf Minuten stand ihre Schwester Petunia in der Tür- mit blitze blank gewaschenen Händen, ordentlich frisiertem Haar und einer strahlend weißen Schürze.
Lily trug ein leichtes, weißes Sommerkleid und ihr Haar fiel ihr offen über den Rücken. Sie war das direkte Gegenteil ihrer Schwester, die immer alles furchtbar ernst nahm. Lily wusste nicht, wann sie Petunia das letzte Mal herzlich lachen gesehen hatte. "Es gibt Essen", flötete Petunia nun. "Ich komme", erwiderte Lily schroff und folgte Petunia die Treppe hinunter in die Küche.
Ihre Eltern saßen bereits am gedeckten Abendbrotstisch. "Lily, setz dich doch", sagte ihre Mutter warm und rückte Lily einen Stuhl zu Recht. Lily lächelte und setzte sich.
Ihre Mutter tat allen etwas auf und Lily langte herzhaft zu, während Petunia aufrecht und steif wie ein Brett auf ihrem Stuhl saß und wie ein Spatz winzige Bissen nahm. "Mum?", fragte Lily, "wann darf ich zu James?" "Hach je", sagte ihre Mutter bekümmert, "ich muss mich erst einmal damit anfreunden, dass du schon fast erwachsen bist."
Lily hibbelte auf ihrem Stuhl herum. "Also?", fragte sie ungeduldig. "Nun, ich denke, wir geben uns mit vier Tagen zufrieden, nicht wahr, Edward?" Lilys Vater nickte. "Natürlich Susan", sagte er und vergrub sich wieder hinter seiner Abendzeitung. "Oh danke", sagte Lilys begeistert und steckte sich einen großen Bissen in den Mund.
Petunia rümpfte die Nase und schnitt ganz stilvoll mit abgespreizten Fingern ihr Fleisch. Lily warf ihr nur einen abschätzigen Blick zu und vertiefte sich dann wieder ins Essen.
Das abfällige Benehmen ihrer Schwester ging ihr gründlich auf den Geist.
Nach dem Essen ging Lily sofort hinauf in ihr Zimmer, wo sie sich an den Schreibtisch setzte und einen Brief an James schrieb, in dem sie ihm sagte, wann sie kommen würde.
Sie rollte das Pergamentpapier zusammen und überreichte es ihrer Eule. Ihr Name war Norah und sie war für eine Schleiereule recht klein.
Als die Eule ihre Schwingen ausbreitete und durch das Fenster flog, dachte Lily schon sehnsüchtig an James, als das Telefon klingelte.
Lily rief: "Ich geh schon" und stürzte aus dem Zimmer. Sie griff sich das tragbare Telefon und meldete sich mit heller, klarer Stimme. "Lily Evans?" "Ähm…", ertönte es aus der Leitung, "hier ist Vernon. Ist Petunia da?" Lily seufzte insgeheim auf. "Natürlich", sagte sie und ging mit dem tragbaren Telefon in Petunias Zimmer.
Das Zimmer ihrer Schwester war ganz in weiß und hellblau gehalten. Petunia saß auf ihrem makellos gemachten Bett mit der weißen Tagesdecke und schien zu lernen. "Petunia, Vernon ist am Telefon", sagte Lily und reichte ihr das Telefon. Petunia griff hastig nach dem Hörer und verscheuchte Lily aus ihrem Zimmer.
Lily stieg die Treppe wieder hinauf in ihre Zimmer und machte es sich auf ihrem Bett bequem. Vier Tage noch, dann würde sie James wiedersehen! Sie zog ihre weiche Decke über sich und betrachtete liebevoll das sich bewegende Foto auf ihrem Nachttisch. Es zeigte James und sie selbst draußen auf den Ländereien. Sie lachten beide übers ganze Gesicht und Lily stellte fest, dass das Foto vor ihrer Schwangerschaft aufgenommen worden war.
Glückselig kuschelte sie sich in ihre Decke und merkte, dass ihre Angst vor Voldemort so gut wie weggepustet war.
Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht sank sie in den Schlaf.
13. Kapitel
Die vier Tage daheim vergingen für Lily recht schnell. Sie half ihrer Mutter in der Küche oder beim einkaufen, schrieb mit James von Sehnsucht getränkte Briefe.
Am vierten Tag wurde Lily morgens sehr früh wach.
Sie sprang aus dem Bett und richtete ihren Blick auf ihren ordentlich gepackten Hogwartskoffer. Sie hatte am Vortag gepackt und der Käfig mit ihrer Eule stand auf dem großen Schrankkoffer.
Lily sperrte Norah ein und ging dann pfeifend hinunter zum Frühstück. Ihre Mutter und ihr Vater saßen bereits am Frühstückstisch. Ihre Mum schenkte gerade Kaffee nach, als Lily die Küche betrat.
Gut gelaunt machte Lily sich ihr Frühstück und setzte sich.
Als die große Küchenuhr halb neun schlug, erhob sich Lilys Dad. "ich werde dann mal losgehen", sagte er, zupfte sich seine Krawatte zu Recht und nahm seine Aktentasche aus einer Ecke.
"Mach’s gut, mein Schatz", sagte er und gab Lilys Mutter einen Kuss. Dann drückte er Lily fest an sich. "So mein Küken. Viel Glück und ein erfolgreiches Schuljahr mit ebenso erfolgreichem Abschluss!"
Lily nickte dankbar und Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie ihren Vater fest ans ich drückte. "Bis später", sagte Dieser noch in die Richtung seiner Frau, nickte Lily noch einmal zu und verließ das Haus.
"Wann holt James dich eigentlich ab?", erkundigte ihre Mutter sich. Lily zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Vielleicht eult er mir ja noch mal." Ihre Mutter nickte und begann den Tisch abzuräumen.
Lily begab sich noch einmal in ihr Zimmer, holte ihr Gepäck und stellte es im Flur ab.
Etwa eine Stunde später klingelte das Telefon.
Lily nahm ab und erwartete schon Vernon, von dem Petunia immer so schwärmte.
Stattdessen brüllte eine ihr vertraute Stimme in den Hörer. "Lily?" "Ähm ja", sagte Lily und eine große Glückswelle stieg in ihr auf. "Ich bin es, James", brüllte James. "Ich rufe aus einer Feletonzelle an! Wir sind gleich bei dir!" "Okay", sagte Lily freudig, "bis gleich!"
Sie legte auf und stürzte zu ihrer Mutter in die Küche. "James holt mich gleich ab!" Ihre Mutter sah sie etwas bekümmert und wehmütig an, nickte dann jedoch. Sie schloss Lily vorsichtig in ihre Arme. "Ein schönes Schuljahr wünsche ich dir", sagte sie leise. "Danke Mum", sagte Lily und schniefte. "Ich eule euch!" Ihre Mutter nickte. "Viel Glück mit dem Kleinen", sagte sie lächelnd und strich über Lilys Bauch.
Draußen hupte ein Auto.
Lily spähte nach draußen. "Das ist bestimmt James", sagte sie. "Also mach es gut, Mum!" "Viel Glück, mein Schatz."
"Ciao!"
Lily hob ihren Koffer an, nahm den Eulenkäfig und schleppte ihr Gepäck zur Türe hinaus. Sie winkte noch einmal zurück und sie sah, wie ihre Mutter ein wenig weinte. "Bis nächstes Schuljahr!", rief Lily noch und ging dann den Zufahrtsweg hinauf zu Straße, wo ein schwarzes, ziemlich altmodisch aussehendes Auto geparkt hatte.
Die Tür wurde regelrecht aufgerissen und James stürzte aus dem Auto.
Sekunden später lag Lily in seinen Armen. "Mein Schatz", sagte James heiser und streichelte ihr über den Rücken.
Ein leidenschaftlicher Kuss, dann nahm James ihr das Gepäck ab und verstaute es ihm Kofferraum.
Lily begrüßte James’ Vater und stieg dann mit James ins Auto. "Ich hasse diesen Muggelkram", stöhnte James entnervt, als ein Zipfel seines Umhangs in der Tür hängen blieb. Lily lachte. "Im Übrigen heißt es Telefon- und nicht Feletonzelle!", erklärte sie ihm grinsend und küsste ihn zärtlich.
Er lachte. "Na wie auch immer", sagte er, "in der Zaubererwelt brauch ich das nicht."
Lily lachte.
"Wie geht’s dir und dem Kleinen?" Lily zuckte mit den Schultern. "Ich nehme an, gut", sagte sie, "sobald wir wieder in Hogwarts sind, werde ich zu Madam Pomfrey gehen und mich untersuchen lassen." James nickte.
Lily sah aus dem Fenster.
Straßen, Häuser, Laternen, Menschen zogen vorbei. "Woher habt ihr den Wagen?", fragte Lily. "Ausgeliehen", nuschelte James, "von der… ähm… Dad, wie hieß das?" James’ Vater sah belustigt in den Rückspiegel. "Kraftzahrfeuge-Ausleih", sagte er stolz. Lily lachte. Es war zu drollig, wie Zauberer einfache Muggelwörter verdrehten!
Sie kurvten noch eine Weile durch London und ließen schließlich das Ortschild des Vorortes Oxford hinter sich.
Auch durch diesen Ort fuhren sie hindurch und Lily sah weiterhin aus dem Fenster. Endlich konnte sie in der Ferne Häuser sehen.
Sie fuhren eine kleine, staubige Straße bergab und das Auto hielt schließlich vor zwei Häusern. Sie stiegen aus und Mr. Potter hob Lilys Gepäck aus dem Kofferraum.
"Incitatem Riccolus", sprach Mr. Potter und hob den Zauberstab mit einer Drehbewegung.
Verwundert sah Lily, wie ein Haus scheinbar aus dem Boden zwischen den beiden anderen Häusern wuchs. "Merken die Muggel davon nichts?" Mr. Potter lachte. "Oh nein", sagte er, "die Muggel sehen hier eine Kulisse. Ein einfaches Muggelhaus, das sie nicht betreten können, weil ihnen kurz davor immer furchtbar wichtige Dinge einfallen, die sie noch erledigen müssen. Und auch ansonsten wirken sehr genaue und sehr sichere Schutzzauber vor der Entdeckung." Lily lächelte.
James öffnete die Tür, nahm Lilys Gepäck und machte eine einladende Geste.
Lily war noch nie in einem Zaubererhaus gewesen.
Sie fand es sofort gemütlich. Der Flur war lang und hell gestrichen; ein riesiger Spiegel reichte von dem Boden bis zur Decke und ein merkwürdiges goldenes flimmern ging von ihm aus. Der Spiegel stand in einem dicken Rahmen und am oberen Ende stand geschrieben: "Nerhegeb z reh nie drebaz tilt naniedth cin"
Als Lily an ihm vorbeiging, erschrak sie zutiefst, denn der Spiegel fing an zu singen.
Bisweilen sprechende Spiegel kannte Lily aus Hogwarts, doch war sie noch nie einem Spiegel begegnet, der sang.
Mit tiefer, kratziger Stimme krächzte der Spiegel ein altes, pfeifendes Lied vor sich hin. "Klappe, Nerhegeb", sagte James grob und nahm dann sanft Lilys Hand. "Komm rein", sagte er und schob sie durch eine Tür.
Lily wünschte sich mindestens zehn Augenpaare mehr um all die magischen Gegenstände im Wohnzimmer der Potters zu analysieren.
Doch erst einmal kam James’ Mutter auf sie zu. "Schön dich zu sehen", sagte sie. "Hattest du eine gute Reise?" Lily nickte. "Danke der Nachfrage, Mrs. Potter", sagte sie höflich. "Nenn mich Susan", sagte Mrs. Potter fröhlich, "wir legen hier keinen Wert auf solche Förmlichkeiten." "Danke schön… Susan", sagte sie. "Und für dich bin ich Edward", sagte Mr. Potter grinsend. "So ihr Lieben, ich muss los." "Bis zum Abendessen, Schatz", rief Susan ihrem Mann noch hinterher, bevor Dieser disapparierte.
Lily sah sich staunend im Wohnzimmer um.
Es gab eine gemütliche Sitzecke und einen großen, flackernden Kamin mit einem breiten Kaminsims. Auf dem Sims fingen die Merkwürdigkeiten schon an. Dort stand eine Art Uhr; das Ziffernblatt bestand aus Wörtern wie "Arbeit" oder "Zu Hause". Es gab auch "Tödliche Gefahr" oder "schlafen". Statt zwei Zeigern gab es Drei. Auf dem ersten Zeiger, der gerade auf "Arbeit" umsprang, stand "Edward", der Zweite (mit "Susan" beschriftet) wies auf "zu Hause" und "James" stand ebenfalls auf "zu Hause".
Merkwürdige Apparaturen und Instrumente standen auf dem Fensterbrett, aber den größten Teil des Raumes nahm eine merkwürdige Schlingpflanze ein. "Meine Mum liebt dieses Ding", sagte James leise und wies auf die Pflanze. Sie hatte eine moosgrüne Farbe und gab glucksende Geräusche von sich. "Sieht nicht sehr nett aus", fand Lily. "Ist sie auch nicht", erwiderte James. Er verschwand kurz durch eine Tür und kehrte Sekunden später mit einer Schüssel zurück.
"Sieh her", sagte er, griff in die Schüssel, zog eine tote Maus am Schwanz heraus, warf sie in die Luft und zog Lily einen Schritt zurück.
Die Pflanze schnappte nach der toten Maus und zermalmte sie gluckernd. "Nicht nett", sagte James trocken. "Komm, ich zeig dir mein Zimmer."
Sie gingen zurück in den Flur und stiegen eine Wendeltreppe hinauf. Das obere Stockwerk war recht klein; es gab nur zwei Türen, die von dem runden Flur abzweigten.
James öffnete die Eine. "Das ist mein Zimmer", sagte er und schob Lily vor sich her hinein.
Lily starrte das Zimmer mit offenem Mund an.
Es war ebenfalls rund und cremefarben gestrichen. Ein riesiges, rubinrot bezogenes Himmelbett stand an einer Wand; daneben hatte ein großer, wuchtiger Kleiderschrank Platz gefunden.
Unter dem großen Fenster an einer Wand stand James’ Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Daneben sah Lily zwei Regale, die über und über mit Büchern gefüllt waren.
Aber die Bücherregale standen nicht auf dem Boden; nein, die beiden hölzernen Regale schwebten rotierend mitten in der Luft.
Lilys Augen weiteten sch.
"Wow", sagte sie leise, "ist ja… krass", sagte sie und ließ sich auf ihren Koffer fallen.
James lächelte. "Gefällt’s dir, ja?" Lily nickte.
James lachte. "Ich hoffe du hast nichts dagegen, mit mir in einem Zimmer zu schlafen; ansonsten haben wir unten noch ein Gästezimmer."
"Was denkst du von mir?", entrüstete sich Lily, "in dem Bett ist doch genug Platz, oder?" "Ähm na ja", sagte James errötend und zog die Vorhänge um das Bett auf.
Lily sah überrascht aus.
Hervor kam nicht- wie erwartet- ein einzelnes, großes Bett, sondern zwei kleinere, einzelne Betten in einem eigenen, kleinen Zimmerchen mit einem kleinen Tisch, zwei Kommoden und einem Sessel.
"Sirius kommt morgen und wird seinen Sommer hier verbringen." Lily war natürlich nicht allzu begeistert, James mit Sirius teilen zu müssen, aber sie zuckte mit den Schultern. "Ist okay", sagte sie. "Ich kann verstehen, wenn Sirius unten schlafen soll; nur das ist zwischen uns halt Tradition geworden", sagte James hastig und sah Lily fragend an. "Kein Problem", sagte Lily grinsend und öffnete ihren Koffer. "Wo soll ich meine Sachen lassen?" James öffnete mit einem Wink seiner Hand den Kleiderschrank. "Alle Möbel und Gegenstände in diesem Zimmer hören auf mich und dich. Du musst ihnen mit der rechten Hand befehlen, was sie tun sollen." "Aber zaubern außerhalb der Schule ist verboten!" "Das ist kein zaubern", sagte James belehrend, "das ist okay." Lily lächelte. "Na gut", sagte sie und packte rasch ihren Koffer aus.
James sah ihr eine Weile dabei zu; dann öffnete er eine Kommode an seinem Bett und hob vorsichtig seinen Besen heraus. Er begann ihn zu polieren und als Lily fertig war und ihren Koffer unter ein Bett geschoben hatte, hörte auch James auf. "So und jetzt genießen wir noch die Zeit alleine", sagte sie bestimmt und drückte James auf sein rot bezogenes Bett.
James grinste, als Lily anfing ihn zu küssen.
"Mensch, du gehst aber ran", sagte er lächelnd als Lilys Hände James’ Hemd aufknöpften. "Das sind die Schwangerschaftshormone", versicherte Lily ihm grinsend. "Achso." "Was hast du denn gedacht?" "Ich hatte gehofft, ich wär der Auslöser." Lily schwieg grinsend. "Nur kann ich mich auch gut erinnern, dass du dieses Verlangen auch vor der Schwangerschaft an den Tag gelegt hast." Lily grinste breit. "Mhh, du hast mich überführt."
James grinste und zog Lily über sich. "Vorsichtig", sagte sie rasch und deutete auf ihren Bauch. "Wie machen wir das mit dem Kleinen?" Lilly drehte sich ein wenig auf die Seite. "Nein, so geht es auch nicht, dann hängt Harry so herunter." Sie drehte sich wieder und dieses Mal gefiel es ihr besser.
Lächelnd strich James ihr zärtlich übers Haar. "ich bin so froh dass du bei mir bist", sagte er leise. "Ich auch", sagte Lily und küsste ihn weiter, während sie ihm das Hemd von den Schultern strich.
14. Kapitel
"James! Lily!", hallte Mrs. Potters Stimme zu ihnen herauf. "Es gibt essen!" "Wir kommen gleich!", rief James zurück und küsste Lilys Hals hinauf und hinunter. Lily lächelte. "Komm, ich hab Hunger", sagte sie und knöpfte ihre Bluse wieder zu.
James erhob sich ebenfalls, nahm ihre Hand, strich sich sein Haar zu Recht und stieg mit Lily nach unten in die Küche.
Lily war überwältigt von der riesigen Wohnküche. Es gab einen riesigen Herd mit integriertem Ofen, viele Schränke, aus denen Susan gerade Geschirr und Besteck fliegen ließ und einen großen Esstisch mit einer Eckbank und mehreren Stühlen daran.
Hinter dem Esstisch auf einem schmalen Sims, das sich an der Wand entlangzog, standen einige Tiegel, Töpfchen und Fläschchen mit Kräutern oder Flüssigkeiten, außerdem gab es eine magische Waage, die sich knirschend hin- und herbewegte und eine Reihe kleiner Blumentöpfchen, in denen merkwürdige Pflanzen wucherten. "Wie gesagt", murmelte James, als er sich mit Lily in die Eckbank quetschte, "sie ist Pflanzenfanatikerin." Lily lächelte und nickte. Als eine kleine Pflanze mit purpurnen Fangärmchen sich um Lilys Hals legte, schlug James mit der Pfeffermühle zu und die Fühler der Pflanzen zogen sich beleidigt zurück. Auch hier in der Küche gab es eine Uhr wie im Wohnzimmer.
Mrs. Potter werkelte am Herd herum und blickte dabei auf die Uhr, deren Zeiger mit der Beschriftung "Edward" gerade von "Arbeit" auf "Heimweg" sprang. "Ah, dein Vater kommt, James. Hilf ihm doch bitte herein." James sprang sofort auf und eilte hinaus in den Flur.
Lilys Blick fiel auf ein großes Bild über einer Kommode, das einen ehrwürdig dreinblickenden Zauberer zeigte. "Ähm… Susan? Wer ist das dort auf dem Bild?", fragte sie interessiert und verteilte die Löffel, die Susan soeben aus einer Schublade springen lassen hatte.
"Danke mein Kind", bedankte sich James’ Mutter für ihre Hilfe und sah dann kurz zu dem Bild hinüber, welches Lily meinte. "Das ist mein Vater", sagte sie, "der Einzige meiner Familie, auf den ich stolz sein kann." Lily brannte die Frage auf der Zunge, was Susan wohl für eine Familie haben mochte, doch es erschien ihr unhöflich und ungehobelt, nachzufragen. Doch James’ Mutter antwortete ihr, obwohl sie die Frage nicht ausgesprochen hatte. "Meine Familie hat fast ausschließlich Schwarzmagier hervorgebracht; ähnlich der Familie von James’ Schulfreund Sirius. In Sirius’ Familie gibt es auch ein oder zwei ehrwürdige Mitglieder, die in diesen Familien als schwarze Schafe angesehen werden. Nun ja", sagte sie und klimperte mit den Tellern, die sie mit einer lecker duftenden Suppe auffüllte, "ich bin froh, dass ich den Absprung geschafft habe. Edwards’ Familie ist zwar auch reinblütig, aber noch lange nicht so versessen wie Meine." Mr. Potter kam zur Küchentür herein. "Ach Schatz", sagte Susan hastig und eilte ihrem Mann entgegen um ihn zu begrüßen.
"Was arbeitet dein Vater eigentlich?", fragte Lily mit gedämpfter Stimme, als James sich wieder zu ihr in die Bank zwängte. "Er ist Chef in der Ministeriumsabteilung für magische Spiele und Sportarten", antwortete James. "Ein ziemlich hohes Tier also?", fragte Lily und James nickte.
James Eltern setzten sich und sie begannen mit dem essen.
Erst war Lily etwas skeptisch, weil die Vorspeise, in Form einer Suppe, anscheinend ein Eigenleben führte. Aber schließlich machte es ihr sogar Spaß, die blubbernden Bläschen und zischenden Fontänen, die aus der Suppe aufstiegen, mit dem Löffel einzufangen. Die Suppe kribbelte unheimlich im Mund und Lily wusste, dass sie noch nie eine so lustige Vorspeise gegessen hatte. Die Suppe schmeckte stark nach irgendwelchen Zauberkräutern und einem Mischmasch aus verschiedenen Gewürzen, die James’ Mutter ihr alle namentlich aufzählte, als Lily danach fragte. Es waren an die zwanzig Gewürze und Lily kannte kein Einziges von ihnen; doch der fremde Geschmack behagte ihr.
Dann trug James’ Mutter das Hauptgericht auf. Sie servierte Reis, was Lily noch einigermaßen normal fand; doch die Beilage dazu fand sie recht merkwürdig. Es war eine Art Gemüse, von tief dunkler Farbe und seltsamer, weicher Form. Als Lily hineinbiss, erinnerte sie die Konsistenz unweigerlich an Spinat, doch es schmeckte anders. Zwischen dem grünen Gemüse fand sie noch klein geschnittene Möhrchen, die auf ihrem Teller fangen spielten. "Keine Sorge", lachte James, als er Lilys verwundertes Gesicht sah, "Mum hat das Zeug hinterm Haus angebaut und düngt sie mit einem Spezialtrank; daher entwickeln die kleinen Dinger ein Eigenleben", sagte er und kraulte einer Möhre liebevoll mit der Gabel den Rücken.
Lily grinste und stupste eine Möhre vorsichtig mit dem Löffel an. Die Möhre gab ein leises quieken von sich und versteckte sich unter einem Büschel Gemüse.
Lily grinste und ließ es sich schmecken.
Als sie mit em Hauptgang fertig waren, half Lily Susan beim abräumen. "Setz dich nur wieder, Kind", sagte Susan freundlich, als sie damit fertig waren, "ich muss nur rasch den Nachtisch holen."
Lily setzte sich wieder und wartete gespannt auf den Nachtisch. Sie konnte sich nicht erinnern, essen in der Vergangenheit jemals so spannend gefunden zu haben.
Susan kehrte wieder zurück; mit einer großen Platte, die sich vorsichtig vor sich her trug. Sie ließ ein paar kleine Schälchen aus einem Schrank springen und Lily ergriff sie und verteilte sie auf dem Tisch.
Dann stellte Susan die Platte auf den Tisch.
"Lecker", sagte James begeistert und griff nach dem großen Löffel, um die Schälchen zu füllen.
Als er Lily ihre Schale hinschob, lugte sie neugierig hinein. Der Inhalt schien eine ähnliche "Feste" wie Schokoladenpudding zu haben, war jedoch von feuerroter Farbe. Das Zeug gab blubbernde Geräusche von sich und kleine Bläschen stiegen aus der Tiefe auf.
Außerdem schwammen kleine, dreieckige Früchte in der Schale. Lily nahm ihren kleinen Löffel und probierte.
Es schmeckte ihr sehr gut. "Was ist das?", fragte sie an James’ Mutter gewandt. "Es ist der Eiter einer bestimmten Pflanze, die ich anbaue. Es ist eine Unterart der Alraune, die du sicher aus Kräuterkunde kennst." Lily nickte. "Der Eiter ist nicht nur heilend, sondern auch sehr schmackhaft. Wegen seiner heilenden Wirkung baue ich ihn an und gebe ihn oft ans St. Mungo-Hospital weiter, wo sie ihn für die Heilung von fluchgeschädigten Patienten verwenden. Außerdem ist der Eiter in den meisten Banntränken enthalten; zum Beispiel für Werwölfe. Das ist natürlich sehr nützlich, wenn Remus Lupin hier zu Besuch ist. Man kann den Eiter allerdings nur einmal im Monat gewinnen, da die Pflanze nur zu diesem Zeitpunkt diesen Eiter freigibt. Die Pflanze selbst heißt Blurguta, der Eiter trägt keinen eigenen Namen. Die Stückchen, die in dem Blurguta-Eiter schwimmen, nennen sich Anemonen-Kerne."
Lily ließ sich den Eiter schmecken und wunderte sich dabei kein bisschen, woher James immer seine hervorragenden Kenntnisse über Kräuterkunde besaß.
Nach dem essen half sie Susan noch ein wenig in der Küche und wurde schließlich noch gebeten, die Schlingpflanze im Wohnzimmer zu füttern. "Hier", sagte Susan und hielt Lily eine Schüssel mit toten Mäusen entgegen. Lily schaute etwas angewidert und griff nicht sofort zu. "Mum", entrüstete sich James, "Lilly kommt aus keiner Zaubererfamilie, sie kennt das nicht!" Susan sah einen Moment lang erschrocken und schuldbewusst drein, doch Lily nahm ihr die Schüssel aus der Hand. "Kein Problem", sagte sie, "ich mach das." Sie ging ins Wohnzimmer und stellte sich vor die Pflanze, deren lange, halb geöffneten Blätter sich Lily zuwandten. Zwischen den zusammengefalteten Blättern schienen Münder zu sein, und die dicken, untersetzen Stiele der Blätter fühlten zur eigentlichen Pflanzenknolle, wo vermutlich auch der Magen lag.
Lily griff zuerst etwas angewidert in die Schüssel, zog eine Maus hervor und warf sie in die Luft, wo sie sofort von der Pflanze aufgeschnappt wurde. Lily verfütterte noch den Rest der Mäuse und James stand dabei und grinste über Lily, die sichtlich daran Spaß hatte.
James nahm ihr die Schüssel ab, brachte sie in die Küche und zusammen stiegen sie hinauf zu James’ Zimmer.
Lily setzte sich auf sein Bett. "Wollen wir noch ein bisschen baden gehen?", fragte James sie. "Im See oder wo?", fragte Lily. James lachte. "Nein in der Badewanne." "Badewanne?", fragte Lily verwundert. "Komm mit", sagte James und zog sie wieder aus seinem Zimmer, hinaus in den runden Flur und öffnete die zweite Tür, die es gab.
Lily stockte der Atem. Sie standen in einem riesigen, mit Marmor ausgekleideten Badezimmer. Es war ebenfalls rund und recht niedrig. Ein großes Becken war in den Boden eingelassen, welches Lily an das Vertrauensschülerbad in Hogwarts erinnerte; mit seinen vielen goldenen Wasserhähnen. Allerdings war die Wanne nicht so tief wie die in Hogwarts, eher so tief wie eine gewöhnliche Badewanne.
"Wow", sagte sie leise. James schloss die Tür hinter ihnen und holte aus einer kleinen, weißen Kommode zwei flauschige Handtücher, die er vor das Becken legte.
Dann bückte er sich, drehte einen Wasserhahn auf, aus dem dampfendes Wasser kam und zwei weitere Hähne. Aus dem Einen kamen große, rosa Blubberblasen, aus dem Anderen strömte ein feiner Nebel.
James richtete sich wieder auf. Lily sah ihn staunend an. "Ihr habt wirklich ein geniales Bad!"
James lächelte. "Also? Wollen wir baden?" Lily nickte lachend und zog sich ihre Bluse über den Kopf.
Fünf Minuten später lagen sie im schaumigen Badewasser, das zart nach Rosen duftete und über dem ein leichter, ebenfalls duftender Nebel hin- und her zog. "Die Aromen kommen direkt aus Mums Garten", erklärte James, als er Lily in seine Arme zog.
"Es ist wunderschön hier drin", sagte sie leise und ihr wurde ganz heiß, als sie James nasse Haut an Ihrer spürte.
Seine Haare waren von dem feinen Nebel ganz feucht und kleine Glitzerpartikel glänzten in seinen dunklen Strähnen.
Lilys lange rote Locken schwammen ausgebreitet im Schaum herum und James zog sie eng an sich und begann sie zu küssen.
Lily spürte, wie auch in ihm die Erregung aufstieg, als sie nebeneinander im Wasser lagen. James bedeckte ihren Körper mit Küssen und zog sie immer enger an sich heran. Doch Lily fand dieses Umarmen nicht mehr so angenehm wie früher, da ihr Bauch ja um einiges größer geworden war und James deshalb recht schmerzhaft gegen sie drückte. "Vorsicht mit dem Kleinen", sagte sie und drückte James ein Stück von sich weg. James sagte nichts, sondern küsste sie weiterhin… über den Hals, ihr Dekollete… "James? Bist du im Bad?" James hob erschrocken den Kopf. "Ja", rief er genervt zurück. "Du hast eine Eule von Sirius bekommen!" "Was schreibt er?", rief James zurück. "Soll ich den Brief öffnen?", hakte James’ Mutter noch nach. "Ja", bestätigte James, ließ Lily aber immer noch nicht los.
"Er schreibt…" Man hörte das rascheln von Papier… "Er schreibt, dass er morgen gegen elf Uhr hier eintreffen wird, weil er es mit seiner Mutter nicht mehr aushält. Der arme Junge", murmelte Susan und man hörte, wie sie sich grummelnd entfernte.
James wandte sich wieder hingebungsvoll "seiner" Lily zu. Sie ließ sich von ihm küssen, doch irgendwann hielt er inne.
"Immer muss ich irgendwas machen", meckerte er grinsend, "ich finde, du könntest mich auch mal verwöhnen." Lily grinste breit. "In welcher Hinsicht?", fragte sie keck.
"Mmh na ja, wir hatten ja nun leider das Pech, dass Harry sich gleich bei unserem ersten Mal für deinen Bauch entschieden hat…" "Was willst du damit sagen?", fragte Lily gespielt unwissend und legte ihre Hände auf seine Oberschenkel. Sie stemmte sich hoch und küsste ihn mit solchem Druck, dass sein Rücken gegen die Wand des Beckens gedrückt wurde. "Wow", sagte er grinsend, "sind das auch die Schwangerschaftshormone?" Lily nickte und blieb dabei ernst. "Auf jeden Fall", sagte sie, "ich wüsste nicht, was es sonst sein sollte." James kniff sie sanft in die Seite. "Na warte du freches Biest", sagte er. "Na gut", sagte sie schnell, als James Anstalten machte, sie unter Wasser zu drücken, "ich glaub es sind doch andere Hormone dran schuld." James grinste zufrieden. "Na geht doch." Lily lachte hell und küsste ihn wieder verlangend, wobei sie seine Lippen regelrecht verschlang.
Als sie spürte, dass sein Verlangen nach ihr ihn fast zum platzen brachte, drehte sie sich sanft auf den Rücken, denn es tat ihr und Harry sicherlich auch weh, wenn James’ Körper so fest an Ihrem lag.
In Lily kroch eine Hitze hoch, die sich überall hin ausbreitete und die in ihr kribbelte. Lilys Inneres schien zu kochen, als James sich sanft von hinten an sie heran schob und ihr Bein leicht hochdrückte.
Ihre Innereien schienen sich zu schlängeln und zu winden wie lebende Schlangen und Hitze stieg in Lilys Kopf hoch, als James sie immer weiter zappeln ließ.
Er rieb seinen Körper an Ihrem und hielt sie absichtlich hin, um ihre Lust auf ihn noch immer weiter zu steigern. Lilys Verlangen war ins Unermessliche gestiegen und irgendwann keuchte sie James vollkommen erhitzt ins Ohr: "Du bist so fies! Jetzt erlös mich endlich!"
Und er kam ihrem Wunsch nach und erlöste sie sanft.
15. Kapitel
Die Beiden lagen noch recht lange zusammen im warmen Wasser der Badewanne. Sie waren ganz schläfrig geworden und irgendwann murmelte Lily leise: "Wir sollten in dein Zimmer gehen, sonst schlafen wir hier noch ein…" "Mmh", murmelte James, umschlang ihre Taille noch einmal, küsste sie und hob sie dann vorsichtig aus dem Wasser.
Er wickelte sie liebevoll in eins der flauschigen, weichen Handtücher ein und rubbelte sie ganz sanft trocken, wobei er sie zärtlich an sich zog. Lily schmiegte ihren Kopf in seine Halsmulde und blieb dort so liegen, bis er auch ihren Rücken fertig trocken gerieben hatte. Dann wickelte er sich ebenfalls in ein Handtuch ein, ließ das Wasser aus der Wanne und löschte das dämmrige Licht im Bad.
Zusammen gingen sie hinüber in James’ Zimmer, schlüpften in ihre trockenen Schlafanzüge und kuschelten sich bei Kerzenlicht in James’ Bett. Es war fast so groß wie das in Hogwarts und sie hatten genügend Platz.
Sie lagen noch lange wach, redeten über das, was im Badezimmer "passiert" war, über Harry und über die nächsten Tage.
Irgendwann übermannte sie dann der Schlaf.
Am nächsten Morgen stand die Sonne schon hoch am Himmel, als James und Lily unsanft geweckt wurden. "Krone! Wie lange willst du noch schlafen?", hörte Lily Sirius’ Stimme von draußen her und sie hörte, wie der Vorhang beiseite gezogen wurde. Ein kühler Luftzug wehte um ihre Schulter, doch ansonsten war es warm, denn sie lag vollständig vermummt in James Armen unter ihrer Decke.
James neben ihr regte sich. "Tatze", hörte sie James’ verschlafene Stimme murmeln, "was tust du hier?" "ich hab dir doch gestern geschrieben, dass ich zu dir komme…" "Ach ja", murrte James und erhob sich. "Ist Lily gar nicht bei dir? Ich dachte sie wollte in den Ferien auch kommen?", fragte Sirius. "Doch ist sie", sagte James und entwirrte das Chaos aus Decken und Kissen um Lily. "Morgen mein Engel", sagte er und küsste sie sanft in den Nacken. "Morgen", murmelte Lily und erhob sich. Sie richtete sich ihr Schlafsanzugoberteil, das arg nach oben gerutscht war, und schwang sich dann aus James’ Bett. "Ich geh mich dann mal umziehen", sagte sie, kramte ihre Klamotten aus dem Schrank und verschwand im Bad.
Sie duschte rasch, zog sich an und bürstete sich dann ihr langen Locken. Sie entschied sich, das Haar hochzustecken, denn draußen war es warm. Sie ging hinunter in die Küche. "Morgen", grüßte sie James’ Mutter und setzte sich zu Sirius und James an den Tisch. Sirius erzählte James gerade eifrig von seinen Ferienerlebnissen.
"Und stell dir vor", sagte Sirius begeistert, "ich hab meiner Mutter was ins essen gemischt. Sie ist den ganzen Tag nicht vom Klo runtergekommen." James verschluckte sich vor lachen und auch Lily musste kichern. Sirius fiel in ihr lachen mit ein. "Zur Strafe musste ich den Keller entrümpeln. Na ja, das war’s mit wert…" James grinste. "James?", fragte seine Mutter und schaute in die Küche, "ich muss heute zu einem Kunden nach London und dein Vater ist arbeiten; ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich heute um meine Pflanzen kümmern könntest." James verdrehte einen Moment lang die Augen, nickte dann jedoch. "Danke. Einen schönen Tag euch Dreien!" Lily nickte, lächelte freundlich und steckte sich den letzten Bissen ihres Toasts in den Mund. "Wie geht’s eigentlich meinem zukünftigen Patensohn?", fragte Sirius und legte ein Ohr an Lilys Bauch. "Dem geht’s gut", grinste Lily. "Na dann ist schön", sagte Sirius zufrieden und warf sich sein dunkles Haar in den Nacken. "Wollt ihr nicht Kate einladen für einen Tag?", fragte er, "sie könnte uns mit den Pflanzen helfen!" "Gute Idee", fand Lily, "darf ich ihr schreiben, James?" James nickte grinsend. "Tu das! Währenddessen füttere ich schon mal das Vieh im Wohnzimmer."
Lily eulte ihrer besten Freundin und wie erwartet, bekam sie schon eine halbe Stunde später eine Antwort. Die Aussicht, dass Sirius ebenfalls da war, hatte Kates Entscheidung noch mehr gefestigt und bereits zehn Minuten nach Lily geeultem "Ok" stand sie im Kamin der Potters.
Sie fiel Sirius in die Arme und sie schienen sich überhaupt nicht mehr voneinander lösen zu wollen.
Lily und James sahen sich nur grinsend an und gingen in das Gewächshaus hinterm Haus um mit der Pflanzenpflege anzufangen. "Also", sagte James als sie im feuchtwarmen Gewächshaus standen, "erstmal sind die Kichererbsen dort drüben dran!" Er wies auf eine Rehe niedrig wachsender, fester Pflanzen, die hin- und her zitterten und die wirklich ein gedämpftes kichern von sich gaben.
"Wir müssen sie umtopfen", sagte James, zog Erde und Gartenwerkzeuge heran und zeigte Lily, wie man die grünen, gedrungenen Erbsenpflanzen am besten aus der Erde löste, sie dann vorsichtig von der bröseligen Erde löste, sie in neue Blumentöpfe legte und sie richtig mit Werde bedeckte, damit sie genug Luft bekamen. Lily machte es Spaß, emsig arbeitend neben James am Boden zu sitzen und Erbsen umzutopfen. Als sie damit fertig waren, kamen auch Kate und Sirius Arm in Arm im Gewächshaus an. "Wow, James, ich habt ein tolles Haus", sagte Kate begeistert, bevor sie Lily umarmte. "Vorsicht mit dem Kleinen", warnte Lily und zeugte auf ihren Bauch. "Oh, tut mir Leid", sagte Kate und strich über Lilys Bauch. "Na, Harry, wie geht’s dir da drin?" Lily grinste kopfschüttelnd. "Ihr Beiden könnt euch um die Schnapsgeranien dort drüben kümmern", wies James sie an, "dort drüben steht der Schnaps-Dünger und da hinten in der Ecke findet ihr alles, was ihr zur Pflege braucht." Kate nickte und ging mit Sirius an die Arme.
"Wir kümmern und jetzt um die Löwenzähne da drüben", entschied James, nahm zwei Heckenscheren und ein kleines Metallgefäß und kniete vor einer Reihe niedriger Gewächse nieder. "Also", begann er, krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch und zog sich Drachenlederhandschuhe fest, "ich halte sie fest und du drückst die Zähne ganz fest mit der Schere aus, ok?" Lily nickte.
Mit fester Hand hielt James die merkwürdig eckigen Schoten fest, während Lily sie auspresste und den Saft in dem Gefäß auffing.
Nachdem James den Saft umgefüllt hatte, holten sie Sirius und Kate ab, die gerade einen zitternden Ginsterbusch beschnitten. Sie gingen ins Haus, wuschen sich die Hände und setzten sich dann mit eiskaltem Kürbissaft in den Garten zwischen die Kürbisse, die James’ Mutter angepflanzt hatte. Sirius saß auf der Hollywoodschaukel und Kate hatte ihren Kopf in seinem Schoß platziert. James lag auf dem Rasen, den Arm um Lily gelegt, die neben ihm saß und genießerisch ihren Kürbissaft trank. Die vier Freunde verbrachten viel Zeit zwischen den Kürbissen und irgendwann entschieden sie sich dann, weiterzumachen.
Es wurde ein sehr lustiger Nachmittag im Gewächshaus und besonders hatte es Lily ein deprimierter Baum angetan. Es war ein Bäumchen, dass etwa anderthalb Mal so groß war wie Lily und James meinte flüsternd, dass er schon immer so deprimiert gewesen war und niemand wusste wieso.
Lily kümmerte sich rührend um ihn, sie beschnitt ganz vorsichtig seine Äste, schaufelte frische Erde zwischen seine Wurzeln und fing ganz vorsichtig die wertvollen Tränen auf, die er weinte.
Es war sehr hochkonzentriertes Baumharz und Lily wusste aus der Schule, dass man das Harz sehr gut für die Herstellung vieler nützlicher Tränke und Heilbräue verwenden konnte.
Darüber hinaus setzte Lily sich neben den Baum und redete auf ihn ein; sie erzählte ihm deprimierende Geschichten und als sie sagte, dass sie gehen müsse, senkten sich zwei Äste von oben herab und umarmten Lily wie ein Mensch. Lily erwiderte die Umarmung und fühlte sich sehr komisch dabei, denn sie hatte noch nie einen Baum umarmt.
Der Baum raschelte mich seinen Blättern und flüsterte ihr noch "Auf wiedersehen" zu, als sie das Gewächshaus verließ.
Kate ging zum Abend hin wieder und do saßen Sirius, James und Lily in James’ Zimmer, hörten Musik aus James’ Zauberradio und plauderten noch eine ganze Weile.
"Ich bin müde", gähnte Sirius irgendwann unüberhörbar, "ich geh schlafen, sonst kipp’ ich morgen aus den Latschen." "Ich glaub, wir können auch gut ne Mütze Schlaf gebrauchen", fand James und Lily gähnte zustimmend. "Also los", sagte James und tappte ins Badezimmer. Nachdem sie Zähne geputzt hatten, schlüpfte Lily in ihr türkisfarbenes, dünnes Nachthemd, schlüpfte in James’ Bett und wartete auf die Jungs, die sich spontan zu einer Wasserschlacht entschlossen hatten.
Als James endlich zu ihr unter die Decke kroch, war er ganz kalt und nass. "Ihh", kreischte Lily, "du bist nass! Komm mir bloß nicht zu nahe!" James grinste, legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich.
Lily kuschelte sich an seine Brust. "Da wird man ja neidisch", brummelte aus dem Berg von Decken und Kissen, in dem man Sirius vermuten konnte. Ein Bein baumelte aus dem Bett, dafür hatte er einen ganzen Berg Kissen auf seinem Bauch gestapelt.
Lily grinste und schmiegte sich wieder an James. Sie küsste ihn noch, bevor sie in seinen Armen einschlief.
16. Kapitel
Am nächsten Morgen wachte Lily als Erstes auf. Vorsichtig schälte sie sich aus der Decke und befreite sich von James’ Arm, der um ihre Taille lag. Sie trippelte aus dem Zimmer, ging rasch ins Bad, zog sich um und ging dann die Treppe hinunter zu Susan in die Küche.
James’ Vater saß mit der Morgenzeitung am Frühstückstisch und blickte auf, als Lily die Küche betrat. "Morgen", sagte sie etwas scheu und Mr. Potter nickte freundlich. "Morgen mein Kind", grüßte Susan gut gelaunt und begann, zwei Eier in die Pfanne zu schlagen.
Als Lily mit ihrem Frühstücksteller am Tisch saß, las sie die Rückseite der Zeitung, in der James’ Vater blätterte.
Da entdeckte sie eine interessante Schlagzeile: "Du-weißt-schon-wer richtet Schäden in Dörfern nahe der Hauptstadt an- das Ministerium warnt vor weiteren Überfällen."
Lily schluckte ihren Bissen Toast herunter und als James’ Vater die Zeitung auf den Tisch legte, fragte sie: "Darf ich die Zeitung mal lesen?" "Sicher", sagte Mr. Potter und reichte Lily die Zeitung hinüber.
Sie vertiefte sich in den Artikel.
"Du-weißt-schon-wer wird wieder stärker. Am Morgen des achten Augusts überfiel er mit einer Gruppe aus circa fünfzehn Todessern das östlich von London gelegene Muggeldorf Little Kingston. Als Auroren des Ministeriums am Tatort erschienen, war du-weißt-schon-wer bereits geflohen. Rund eine Stunde später hörte man weitere Angriffe. Dieses Mal hatte sie du-weißt-schon-wer bis ins Zaubererdorf Hogsmeade vorgewagt. Auroren beendeten die Angriffe auf offener Straße. Du-weißt-schon-wer ist noch immer auf freiem Fuß, drei Todesser konnten jedoch gefasst werden und werden noch heute vernommen. Wir möchten die Bevölkerung bitten, ruhig zu bleiben und in keinem Fall nach 22 Uhr alleine das Haus zu verlassen."
Lily schluckte. Wieder beschlich die Angst vor Voldemort sie und eine kalte Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen. Unauffällig legte sie sich eine Hand auf den Bauch und strich langsam hinüber. "Dir wird nichts passieren- versprochen", sagte sie ganz leise und es schien ihr, als würde ein leichter Tritt ihre Antwort bestätigen.
Seufzend trank Lily ihren Tee.
Da hörte sie polternde Schritte über sich und Sekunden später standen James und Sirius in der Tür. "Morgen Susan", sagte Sirius fröhlich, "morgen Edward." "Morgen", grüßten James’ Eltern zurück.
Susan begann ihnen das Frühstück zu machen.
Nach etwa zehn Minuten erhob James’ Vater sich, verabschiedete sich und verließ das Haus. Auch Susan hatte anscheinend noch einen Termin, denn nach dem Frühstück und nach dem abräumen, bei dem Lily ihr half, disapparierte sie ebenfalls.
Lily wartete bis die Jungen zuende gefrühstückt hatten, dann verließen sie zu dritt das Haus und schlenderten ein wenig über die verlassenen Straßen von Godric’s Hollow.
Sie redeten über dies und das und irgendwann wurden sie schläfrig. "Lasst uns dorthin setzen", sagte Sirius und gähnte. Sie steuerten auf eine verlassene Schafsweide zu, kletterten über den Zaun und legten sich jenseits des Zaunes neben einer kleinen Quelle ins frische Gras.
Lily wurde von der Hitze total schläfrig und kuschelte sich an James. Die beiden Jungs redeten noch eine Weile träge über belanglose Dinge, dann verstummten auch ihre Gespräche.
Von James kam ein feines Schnarchen her und Sirius’ Platz bebte unter seinen lauten Schnarchgeräuschen.
Lily wollte gerade ebenfalls mit einem lächeln auf den Lippen an James gelehnt einschlafen, da wurde es plötzlich wie aus heiterem Himmel eiskalt. Lily öffnete die Augen. Der Himmel über ihr war dunkel geworden. Doch es war eine unnatürliche Dunkelheit, die Lily fast ohnmächtig werden ließ.
Gehetzt blickte sie sich um- und traute ihren Augen nicht.
Am dunklen Himmel funkelte das schwarze Mal- das Erkennungszeichen Voldemorts.
Lily erzitterte und tastete nach ihrem Zauberstab.
"James- wach auf", schrie sie, kniete sich nieder und weckte ihn rüttelnd. "Was’n los?", murrte James und öffnete widerwillig die Augen. "Voldemort", schrie Lily, "nun komm schon!" James und Sirius waren mit einem Schlag wach und sie sahen stumm hinauf zum Himmel, an dem das Zeichen noch immer glänzte.
"Rennt!", brüllte James, nahm Lilys Hand und sie stürmten zum Zaun. Doch ehe sie Diesen erreich hatten, hörte Lily hinter sich eine Stimme und dann ein sirren.
Neben ihr fiel Sirius mit voller Wucht auf die Erde. Lily schrie, klammerte sich an James Hand fest und presste die Augen fest aufeinander.
James schien die Lage gleich erfasst zu haben. "Beweg dich nicht, Schatz", sagte er, "bleib ganz ruhig hier stehen."
Lily sah ihn verzweifelt an. "Bleib bei Sirius und schütze euch mit dem Schutz- und Schockzauber." Lily nickte, kniete sich zu Sirius hinunter und nahm dessen Hand.
Sie sah zu James hin.
Sein Körper schien total steif und verspannt. Er sah stur geradeaus und in Zeitlupentempo schien aus seiner Menschengestalt die Gestalt eines schönen, kraftvollen Hirschen zu werden.
James senkte das schwere Geweih. Lily hörte sein schnauben, dann stieß der Hirsch sich kräftig vom Boden ab, sodass Erdkrumen in alle Richtungen flogen und galoppierte auf die Baumgruppe gegenüber der Weide zu.
Flüche schossen aus den Bäumen hervor, doch James duckte sich geschickt.
Lily hörte das Schlagen seiner Hufe auf dem Boden.
Nun sah sei hinten bei den Bäumen Todesser hervortreten. Es waren mindestens zehn Stück und sie hatten alle ihre Zauberstäbe gezückt. Lily zückte ebenfalls ihren Zauberstab, sprach einen langwierigen Schildzauber über Sirius’ regloser Gestalt aus und rannte James so schnell sie konnte hinterher.
Sie erreichte ihn, als er mit seinem Geweih bereits die ersten Todesser zu Boden geworfen hatte. "Stupor", schrie Lily und ein weiterer Todesser, der ihr sehr nahe gestanden hatte, fiel zu Boden und blieb reglos liegen.
James’ Hirschkopf fuhr herum und Lily sah Furcht und Besorgnis in den haselnussbraunen Augen stehen.
"Stupor!", schrie Lily wieder und auch James wandte sich dem Kampf zu.
Die Todesser wurden zurückgedrängt; fünf waren bereits gefallen.
"Deletrius!", rief Lily mit dem Zauberstab zum Himmel und das dunkle Mal zerfiel in einen Funkenregen aus grünem und silbernem Licht.
Ein Raunen ging durch die Gruppe der Todesser. Lily bückte sich vor einem Fluch und sah nur noch aus den Augenwinkeln, wie ein weiterer Zauber James’ Flanke streifte. Der Hirsch wieherte qualvoll und ging zu Boden. Blut schoss in Sturzbächen aus seiner wunderschönen, weichen Flanke. Es überströmte den Boden.
Entschlossen feuerte Lily zwei starke Flüche auf die Todesser ab, die ihr Ziel nicht verfehlten.
Lily kniete bei James nieder und versuchte die Blutung mit einem Zauber zu stoppen, doch sie verlangsamte nur.
"Geh weg, du dummes Mädchen", sagte eine kalte Stimme über ihr.
Die drei verbliebenen Todesser standen alle um sie herum, hatten einen Kreis um sie geschlossen und engten sie ein. "Oder müssen wir dich auch noch töten?"
Lily schluckte, warf James einen verzweifelten Blick zu und erhob sich. Sie tat so, als würde sie zusammenbrechen und würgte ein paar Tränen hervor. Mit ihrem hysterischem Schluchzen, das sie jetzt vorgab, überzeugte sie die Todesser. "Mein Gott", sagte einer, "tötet das Mädchen. Sie stört uns nur." Lily führte den Zauberstab unbemerkt hinter ihren Rücken und sprach mit donnernder Stimme den Schockzauber. Ein Todesser klappte zusammen. "Lasst ihn in Ruhe", zischelte Lily wütend und richtete ihren Zauberstab gegen die beiden letzten Todesser. "Meinst du, ich soll dir die Ehre erweisen, unter Lord Voldemort zu sterben?", fragte einer der Beiden und zog seine Kapuze von Gesicht. Lily zuckte zurück.
Die kalten Augen des Mannes funkelten sie wütend an und er hatte dunkles Haar. "Tom Riddle", fauchte Lily, "verzieh dich dorthin, wo du hergekommen bist!" "Oh… sie nennt mich beim Namen…", sagte Riddle zuckersüß. "Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst", zischte Lily und sah aus den Augenwinkeln, wie James’ Hirschgestalt sich regte.
Sekunden später sprang der Hirsch kraftvoll vom Boden auf und riss den letzten Todesser zu Boden.
Dann wandte James sich Voldemort zu. Lily starrte Riddle nur wütend an und neben ihr erklang plötzlich James’ Stimme. "Du bist alleine, Tom." "Sieht ganz so aus", sagte Voldemort vergnügt. "Wenn von euch soll cih zuerst töten?" James’ Augen verengten sich zu Schlitzen. "Ich nehme nicht an", sagte Riddle salbungsvoll, "dass ihr auf die dunkle Seite wechselten möchtet. Wenn doch, so verschone ich euer Leben." "Niemals", sagten Lily und James gleichzeitig. "Dann sagt adieu…"
Doch bevor Voldemort seinen Zauberstab auch nur heben konnte, ertönte ein lauter Knall und von überall her apparierten in weiße Umhänge gehüllte Menschen.
"Auroren", brüllte James und bevor irgendwer handeln konnte, war Voldemort disappariert.
Sofort begannen die Auroren die Todesser, die verstreut am Boden lagen, zu fesseln. Nacheinander disapparierten die Auroren mit den gefesselten Todessern, nur ein hochgewachsener Mann blieb bei ihnen. "Name?", fragte er geschäftig. "James Potter." "Lily Evans." Der Auror notierte etwas. "Wohnhaft in?" "Godric’s Hollow", sagte James. "London", sagte Lily, "ich bin zu Besuch hier." "Danke", sagte der Auror, "wir werden Ihnen eine Eule senden. Braucht ihr Freund ärztliche Unterstützung?" "Nein", sagte James, "es war nur ein Schockzauber." "Sein Name?", fragte der Auror. "Sirius Black. Wohnhaft in London." "Gut", sagte der in weiß gehüllte Mann und disapparierte.
Lily starrte einen Moment lang dorthin, wo der Auror bis eben noch gestanden hatte. Dann löste sich die Starre von ihr und sie sank hemmungslos schluchzend in James’ Arme.
"Du warst sehr tapfer", flüsterte er ihr leise durch ihr vom Schweiß durchnässtes Haar ins Ohr. "Danke", schniefte Lily. "Ich hatte solche Angst." "Ich auch."
Sie schwiegen eine Weile, dann gingen sie zu Sirius hinüber, der sich stöhnend regte.
"Krone", sagte er und blinzelte. James zog ihn an der Hand hoch. "Wie geht’s dir?", fragte Lily besorgt. "Was ist überhaupt passiert?" Mit zitternder Stimme fasste Lily die Ereignisse der letzten Minuten zusammen und Sirius blieb der Mund offen stehen. "Ihr Beide? Ihr habt alleine neun Todesser fertig gemacht und seid danach noch…" Sirius’ Stimme zitterte nur kurz, "Voldemort begegnet?" Lily nickte. "Ich dachte schon, ich wäre tot." "Lass uns nach Hause gehen", sagte James erschöpft und presste ein Taschentuch auf eine blutende Wunde am Kopf.
Die Drei machten sich auf den Weg nach hause, wo sie schon eine völlig aufgelöste Mrs. Potter erwartete. "Da seid ihr ja endlich. Das Ministerium hat mich soeben informiert! Ihr hättet alle sterben können!" Schluchzend zog sie erst James und Lily, dann Sirius in ihre Arme. "Kinder, Kinder", murmelte sie erschüttert. "Mum?", fragte James unsicher, "hast du vielleicht irgendeine Salbe gegen Blutungen?" Susan sah James ins Gesicht, kreischte kurz auf und hastete dann davon, um Sekunden später mit einer gelben Paste wiederzukommen, die sie vorsichtig auf James’ Wunde auftrug und schließlich einen verband darum wickelte.
"Ihr habt so tapfer gekämpft", sagte sie leise, "ich bin unheimlich stolz auf euch."
Lily lächelte matt und strich über ihren Bauch. "Ich hatte Angst um Harry, nicht um mich selbst", sagte sie leise und James legte einen Arm um sie. "Du wirst einmal eine gute Mutter werden", sagte er. "Wenn es soweit kommt…", sagte Lily nachdenklich und Tränen traten ihr in die Augen, als sie der vernebelten Zukunft entgegen sah.
17. Kapitel
Die Ferien in Godric’s Hollow gingen recht schnell vorüber. Lily hatte den Schock des Angriffs überwundne und auch James’ Verwunderung, dass der Erbe Slytherins das Dorf von Godric Gryffindor angegriffen hatte, hatte sich gelegt.
Zwei Wochen vor dem ersten September erhielten James, Sirius und Lily ihre Schulbriefe.
Lily öffnete ihren Brief und las die übliche Information, dass das neue Schuljahr am ersten September beginnen würde.
Dann folgte eine Liste mit neuen Schulbüchern. Es waren nur drei, eins für Verwandlung, eins für Verteidigung und eins für Alte Runen.
Gut gelaunt sah sie zu James hinüber, der seinen Brief noch las.
Sirius deutete auf ein Papier, das auf dem Boden lag. "Lily- da ist was aus deinem Umschlag gefallen", sagte er und Lily bückte sich erstaunt.
Es war ein weiterer, kleinerer Umschlag.
"Miss Evans (oder Mrs. Potter, wie Sie es lieber haben), ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß in Ihrem Amt als neue Schulsprecherin.
A. Dumbledore."
Verblüfft öffnete Lily den Umschlag und heraus fiel das Abzeichen des Schulsprecheramtes in Hogwarts. "James! Ich bin Schulsprecherin!", rief sie freudig überrascht und fiel James in die Arme.
Sirius grinste, als Lily James stürmisch küsste. "Das hätt ich nicht gedacht", sagte sie. "Ich schon", grinste James, "du bist super geeignet dafür." "Krone", drängelte Sirius, "wir müssen in die Winkelgasse! Wir brauchen doch noch neue Scherzartikel!" "Lasst das bloß nicht mich hören. Sonst zieh ich euch Punkte ab." James lachte. "Das wirst du schön bleiben lassen", grinste er und zog seinen Umhang an. "Los! Ab in die Winkelgasse", sagte er grinsend, nahm Flohpulver aus einer kleinen Dose, die auf dem Kaminsims stand und streute es ins Feuer. Er trat in die smaragdgrün verfärben Flammen, rief "Winkelgasse" und war auch schon verschwunden.
Lily folgte ihm, dann kam Sirius.
Lily konnte sich aufrecht halten, als sie aus dem Kamin in den tropfenden Kessel purzelte. Sie war bis jetzt ein oder zwei Mal mit Flohpulver gereist, doch sie mochte diese Reiseart überhaupt nicht.
Sie klopfte sich die Asche vom Umhang und aus den roten Locken, dann machte sie Platz für Sirius, der hinter ihr aus dem Kamin geflogen kam und elegant auf den Füßen neben James landete.
Sie verließen den Pub und betraten die Winkelgasse durch die Steinmauer im Hinterhof des tropfenden Kessels.
Die sonnenüberfluteten Gasse war voller Hexen und Zauberer. Lily liebte das Chaos der vielen Menschen, die miteinander redeten, ihre Ware anpriesen oder sich über Preise stritten.
Sie steuerten auf das große, weiße Gebäude der Zaubererbank Gringotts zu. Ein Kobold beugte grüßend den Kopf und Lily schenkte ihm ein lächeln, bevor sie durch die erste Tür traten. Sie passierten die zweite Tür und standen in der großen Marmorhalle. Lily trat schnell an einen Schalter, gab dem dort sitzenden Kobold eine Hand voll Banknoten und ließ sich dafür ihren Geldbeutel mit goldenen Galleonen, silbernen Sickeln und bronzenen Knuts füllen. Nachdem sie fertig war, wartete sie auf James und Sirius, die gemeinsam an einen Schalter getreten waren. Sie legten ihre kleinen, goldenen Schlüssel vor und der am Schalter sitzende Kobold rief nach einem Anderen, der sogleich herantrat. "Möchte die Dame ebenfalls mitkommen?", fragte er mit monoton schnarrender Stimme. "Bitte", sagte Lily rasch und nahm James’ Hand.
Zu Viert traten sie durch eine weitere Tür.
Lily hätte mehr Marmor und einen weiteren prächtigen Saal erwartet, doch es war keine Halle, sondern ein steinernes Gewölbe, in dessen Boden Schienen eingelassen waren. Ein paar Fackeln brannten an den feuchten Wänden.
Ein schriller Pfiff ließ Lily zusammenzucken. Sie nahm an, dass der Kobold gepfiffen hatte, denn kurz darauf hörte sie aus der Tiefe ein merkwürdiges ruckeln und Sekunden später sah sie, wie ein kleiner, hölzerner Karren nach oben hinaufgewackelt kam.
"Nehmen Sie Platz", wies der Kobold sie an und James kletterte in das Gefährt. Lily folgte ihm und wurde von der anderen Seite von Sirius eingeklemmt.
Der Kobold kletterte ebenfalls hinein und der Karren setzte sich in Bewegung. Lily hatte etwas derartiges noch nie erlebt; weder in den Achterbahnen auf Muggelrummelplätzen, noch irgendwo in der Zaubererwelt. Kalte Luft zischte an ihr vorbei und ihr Magen schien sich in jeder Kurve, die der Karren nahm, mindestens fünf Mal ums ich selbst zu drehen. Sie bekam gegen den Luftstrom kaum Atemluft und sie musste ihre Hand vor den Mund legen, um zu atmen.
Lily klammerte sich an James’ Hand fest, denn die Fahrt war sehr rasant. Ab und zu sah sie einen Feuerschein und die Silhouetten verschwommener Fackeln und das Glitzern von Stalagmiten und Stalaktiten, die entweder von der Decke hinab- oder vom Boden heraufwuchsen. Sie nahm das Glitzern nur am Rande wahr, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich festzuhalten.
Mit einem hässlichen Quietschen hielt der Karren schließlich vor einer kleinen Tür irgendwo in den Tiefen und unterirdischen Gängen der Zaubererbank.
Von der Druckwelle des Anhaltens wurde Lily fast aus dem Karren geworfen und fiel fast auf den Steinboden vor der kleinen Tür, wenn James sie nicht noch rechtzeitig festgehalten hätte. "Zurücktreten. Bitte", schnarrte der Kobold, steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn herum. "Verlies siebenhundertachtzehn, Mr. Potter, Sir", sagte der Kobold und öffnete die Tür.
Lily bekam eine Welle grünen Rauch ab und hustete.
James ging zügig in den Raum, aus dem der Rauch kam. Als der Rauch sich gelegt hatte, hatte Lily die Sicht auf einen ganzen, riesigen Haufen goldener Galleonen, auf Berge von silbernen Sickeln und auf Stapel mit bronzenen Knuts.
James bückte sich, raffte einige Hände voller Galleonen, Sickel und Knuts zusammen und steckte alles in seinen großen Ledergeldbeutel, der mit weißen Fangzähnen gespickt war.
Er trat wieder heraus. "Danke", sagte er zu dem Kobold, der das Verlies wieder sorgfältig verschloss und nur gereizt mit dem Kopf nickte. "Steigen Sie bitte wieder ein", sagte er und half Lily immerhin in den Karren.
Sie quittierte diese Geste mit einem höflichen lächeln und hatte eine schweißnasse Hand, die sie in James’ Hand schob. Er drückte sie und sah sie kurz an, dann ging es auch schon wieder los.
Diesmal dauerte die Fahrt kaum zehn Sekunden, da hielt der Karren auch schon vor einer weiteren, kleinen Tür. "Verlies siebenhundertelf, Mr. Black, Sir", sagte der Kobold und steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch. Wieder kam eine Wolke grünen Rauchs aus der Tür geströmt, doch Sirius betrat das Verlies trotzdem und schaufelte aus einem auch recht beträchtlichen Berg Galleonen einige in seinen Geldbeutel. Von den Haufen von Sickeln und Knuts nahm er noch einige, schloss seinen Geldbeutel wieder und trat wieder nach draußen. Er bedankte sich ebenfalls. Der Kobold schloss das Verlies wieder ab und machte wieder eine einladende Geste zum Karren hin.
Wieder nahm Lily zwischen Sirius und James Platz und der Karren setzte sich wieder in Bewegung.
Dieses Mal dauerte es wieder etwas länger, bevor das Gefährt zum stehen kam. Lily war glücklich, dem ruckelnden Karren endlich entkommen zu können und verließ ihn mit wackelnden Knien.
Die Tür wurde wieder geöffnet und sie traten zu viert heraus in die Marmorhalle. "Schönen Tag noch", murmelte Lily dem Kobold zu, der nickte und schließlich verschwand.
Endlich sah Lily wieder das gleißende Tageslicht und sie kniff geblendet die Augen zu. "Wartet kurz, Jungs", sagte sie und deutete auf "Madam Malkin’s Anzüge für jede Gelegenheit". "Ich brauch noch nen neuen Umhang." James nickte.
Lil betrat den Laden, erklärte Madam Malkin, dass sie einen neuen, schwarzen Schulumhang für Hogwarts brauchte und bekam sofort, was sie gewünscht hatte.
Sie trat mit der Tüte wieder nach draußen zu den beiden Jungen.
Sie schlenderten die Gasse hinab zu "Florish & Blotts", dem Bücherladen der Winkelgasse. Sie betraten den Laden. Lily liebte den Anblick der vielen Bücher. Sie fühlte sich in solchen Räumen pudelwohl; genauso ging es ihr in der Schlossbibliothek in Hogwarts.
Sie schilderte dem Verkäufer, welche Bücher sie benötigte und die Jungs kamen nach ihr dran. Während Sirius und James bedient wurden, sah Lily sich noch in der Rubrik "Verteidigung gegen die dunklen Kräfte" um und entdeckte ein Buch, das hochinteressant klang.
Sie blätterte kurz darin herum und entschied sich, das Buch als Hintergrundlektüre mitzunehmen. Sie bezahlte ihre Bücher und wartete danach auf die Jungs, die ebenfalls an der Kasse ihre Bücher bezahlten.
Danach traten sie wieder hinaus in die Winkelgasse. "Ich brauche ein neues Teleskop", sagte Sirius und schlenderte auf einen Laden zu, in dessen Schaufenster es hieß: "Astronomie- alle Utensilien, die Sie für diese magische Studie benötigen."
Sirius kaufte sein Teleskop und Lily betrat währenddessen die Apotheke, wo sie ihre Vorräte an Florfliegen, Blutegelsaft und Gänseblümchenwurzeln auffrischte.
James und Sirius betraten einen Scherzartikelladen, während Lily mit Martha Kingston aus Hufflepuff plauderte, die sie vor dem Geschäft getroffen hatte. Marthe gratulierte Lily zu ihrem Amt als Schulsprecherin, dann wurde sie auch schon von ihrer recht korpulenten, blonden Mutter weitergezerrt.
"Bis dann in Hogwarts", rief Lily ihr noch hinterher, da sah sie einen ihr verhassten Schüler aus der Apotheke kommen.
Severus Snape schlich mit zwei großen Tüten heraus und trottete dann hinüber in den Bücherladen.
Lily sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
Doch wieder wurde sie abgelenkt.
Peter Pettigrew schlich verstohlen an ihr vorbei und blickte sich immer wieder nervös um. Dann verschwand er in einer Seitengasse, auf dessen Straßenschild es hieß: "Nokturngasse". Lily wusste aus James’ Erzählungen, dass dies die Einkaufsgasse für Schwarzmagier war.
Lily sah sich nach den beiden Jungen im Laden um, die gerade begeistert beißende Teetassen betrachteten, stieß sich dann von der Wand ab und folgte Peter. Sie musste wissen, was er in der Gasse vorhatte!
Sie schlich ihm hinterher und als sie die Gasse betrat beschlich sie ein beklemmendes Gefühl. Die Gasse war eng, schmal und sehr dunkel. In den Auslagen der Geschäfte lagen sehr merkwürdige Instrumente aus, in einem Laden entdeckte Lily eine ganze Sammlung menschlicher Schädel und ein großes Regal, das mit vielen Gläsern unterschiedlicher Größe gefüllt war. In diesen Gläsern war eine Flüssigkeit, die auffällige Ähnlichkeiten mit Blut hatte. Die Leute, die sich durch die Gasse schoben, waren allesamt schwarz gekleidet. Lily stieß fast mit einer Hexe zusammen, die einen ekligen, verwesenden Geruch verströmte und deren langes, schwarzes Haar total verfilzt auf den Boden hing. Als Lily sie erschrocken ansah, entblößte sie ein grünes Gebiss mit strahlend weißen, ziemlich spitzen Eckzähnen.
Lily schüttelte angewidert den Kopf, eilte weiter und sah sich nach Peter um, der gerade einen Laden betreten hatte.
Lily musterte das Schild, das über dem mit schwarzem Stoff verhängten Schaufenster hing. "Dracula & Riddle", stand dort in blutroten Lettern. In Lilys Gehirn läuteten Alarmglocken. "Riddle", murmelte sie fröstelnd. Sie sah sich noch um, ob sie auch nicht beobachtet wurde, umklammerte ihren Zauberstab, den sie in der Tasche trug und betrat den Laden völlig lautlos.
Sie stand in einem sehr engen Ladenraum, der eine sehr niedrige, schwarze Decke und ebenfalls schwarze Wände hatte. Der Boden war mit Holzbrettern ausgelegt, auf dem merkwürdige rostrote Flecken zu sehen waren.
Durch die mit schwarzen Laken verhängte Scheibe kam kaum Licht in den Laden. Trotzdem konnte Lily ein Regal und eine Ladentheke entdecken. In dem Regal standen Gläser, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren, außerdem standen dort schwarze Kerzen, und einige weitere Gläser, in den nicht gerade Appetit anregende Kreaturen eingelegt waren.
In einem Glas, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war, schwamm ein Gebiss mit spitzen, scharfen Raubtierzähnen, die die Plätze der Eckzähne einnahmen. In einer Ecke standen zwei wuchtige, schwarze Kisten. Lily erkannte sie sofort als Särge und wieder bekroch sie eine furchtbare Panik. "Dracula", hatte es auf dem Ladenschild gehießen. Hier drin würde doch kein Vampir sein?
Angst überfiel Lily als sie den Stimmen, die aus dem Raum hinter der Ladentheke kamen, lauschte.
"Wie viele braucht er?", fragte gerade eine knurrende Stimme. "Fünf", hörte Lily Peter quieken. Sie hörte das Plätschern von einer Flüssigkeit, dann ein Geräusch wie von einem Korken, der auf eine Flasche gestöpselt wurde, dann kurz Schritte. "Wie geht es ihm?", fragte die knarrende Stimme, während eine Tür quietschend aufgeschwungen wurde. "Wieder besser. Der Aufenthalt in Godric’s Hollow hat ihn zwar arg geschwächt, aber dank dem Einhornblut geht es ihm wieder besser", hörte Lily Peter antworten. Sie war überzeugt davon, dass die Beiden von Voldemort sprachen.
"So, das wärs erstmal", sagte der Mann mit der knarrenden Stimme, "ich hoffe es behagt ihm." Lily hörte wieder ein Türenknarren, eine Tür, vermutlich von einem Schrank, wurde geschlossen. Dann vernahm Lily ein rascheln, danach Schritte, die näher kamen.
Sie realisierte gerade noch rechtzeitig, dass die Schritte auf den Verkaufsraum zukamen, und schnell drehte sie sich zur Tür, öffnete sie leise und huschte wieder nach draußen.
Sie bahnte sich ihren Weg durch die schmale Gasse mit den merkwürdigen Menschen, stürzte in die Winkelgasse zurück und fiel erschöpft und mit klopfendem Herzen auf einen Sessel vor einem Antiquitätengeschäft.
"Lily!", rief die Stimme ihres Verlobten. "Da bist du ja! Wo warst du?" Sie sah, wie James auf sie zueilte, in der Hand eine große Tüte vom Scherzartikelgeschäft. Lily sah ihn an und James zuckte zurück. "Du bist ja ganz blass", sagte er besorgt, "ist dir schlecht?" Lily nickte. "Wegen Harry?", vermutete James, doch Lily schüttelte den Kopf.
"Ich war in der Nokturngasse", murmelte sie leise. "Was? Wieso?", fragte James und musterte sie überrascht. "Ich habe Peter getroffen. Er ist dort rein gegangen", erklärte Lily zitternd, "und ich wollte nachsehen, was er dort treibt." "Und?", fragte James, dessen Wut und Überraschung bodenloser Verwunderung gewichen war. "Was sucht Peter in einer Gasse voller schwarzer Magier?" Lily schluckte und befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge. Sirius trat hinzu. "Wo war sie?" James flüsterte ihm leise etwas ins Ohr und Lily sah, wie sich Sirius’ Gesichtszüge anspannten. "Lasst uns irgendwo in ein Eiscafé setzen", sagte Sirius sofort, half Lily hoch und zusammen gingen sie die Gasse hinauf. James hatte Lily ihre Türen abgenommen und hatte einen Arm schützend um sie gelegt, denn sie zitterte noch immer.
Sie waren bei "Rick Richard’s Eissalon" angekommen und nahmen draußen an einem der kleinen, runden Tische Platz.
James und Sirius stellten ihre Tüten unter den Tisch und James zog Lily sanft auf seinen Schoß.
"So und nun erzähl mal", sagte er, nachdem die Kellnerin ihnen jeweils einen Fruchteisbecher gebracht hatte.
Lily begann, mit stockender Stimme das Erlebte wiederzugeben und mit jedem Satz öffnete sich Sirius’ Mund weiter und James’ Augen wurden immer größer. "Peter?", fragte er mit zitternder Stimme. "Du hast ihn sicherlich verwechselt." Lily schüttelte den Kopf. "Nein, es war Peter", sagte sie bestimmt und James wechselte mit Sirius einen merkwürdigen Blick. "Aber er ist unser Freund." "Das weiß ich", sagte Lily, "aber er war es hundertprozentig!" "Wir werden ihn in Hogwarts mal zur Rede stellen", beschloss Sirius und löffelte sein Eis. "Komm, Lily, vergiss es", sagte er und schob ihr ihren Eisbecher hin, den sie noch nicht angerührt hatte. Lily begann zögernd ihr Eis zu essen. "Brauchen wir noch irgendwas?", fragte James zwischen zwei Bissen Eis.
"Ich glaube nicht", sagte Sirius, "oder, Lily?" Lily schüttelte den Kopf, sodass die Locken um ihren Kopf tanzten. "Nein", sagte sie und erhob sich. James nahm wieder ihre Türen und ihre Hand und zusammen machten sie sich auf den Rückweg in den tropfenden Kessel, von wo aus sie mit Flohpulver zurück nach Godric’s Hollow reisten.
18. Kapitel
Lily steckte der Schreck noch immer in den Gliedern, als sie bei James zu Hause ankamen und auf James’ Zimmer gingen.
Doch die Jungs verstanden viel, wie man nachdenkliche Menschen ablenken konnte und führten Lily ihre Scherzartikel vor. Lily konnte nicht anders als zu lachen, als James sich unter lautem knallen in eine Katze verwandelte und leichtfüßig auf Lilys Schoß sprang.
Doch schon nach einer Minute verwandelte James sich wieder zurück. "Noch jemand nen Katzenkeks?", posaunte er und bot Lily einen an, die ihn jedoch lachend ablehnte. "Oder lieber ne Papageienpille?", fragte er. "Nein, danke", sagte Lily amüsiert. "Ich bleibe lieber, wie ich bin." "Die hier können wir Snifelus ins essen mischen", griente Sirius und hielt eine Tüte hoch. "Was ist das?", fragte Lily. "Stinkbomben", sagte Sirius grinsend, "dann stinkt er ein bisschen aus dem Mund." Lily musste lachen. Sie mochte Snape auch nicht, aber trotzdem. "Lasst es lieber und sucht euch nen Neuen zum ärgern. Wird das nicht langsam langweilig?" "Nö", sagte Sirius grinsend. "Snifelus rastet immer so schön aus", sagte er, "das kann gar nicht langweilig werden." Lily lächelte. "Lasst ihn wenigstens zu den UTZ-Prüfungen in Ruhe", sagte sie warnend. "Er lernt viel und ich wär euch dankbar, wenn ihr sie viel Fairness aufbringen würdet, ihn wenigstens dann in Ruhe zu lassen." "Seit wann kümmerst du dich um Snapes Wohlergehen?", fragte James verwundert. "Seit ich weiß, dass es etwas wie Anstand gibt", sagte Lily, "auch gegenüber den Schülern, die man nicht mag. Und als Schulsprecherin muss man gerade diesen Anstand aufbringen." James grinste und legte den Arm um sie. "Solange du nicht vergisst, dass du verlobt bist, ist ja alles okay", sagte er. Lily grinste. "Glaub mir, Schatz, ich kann zwischen meinem Privatleben und der Schule recht gut unterscheiden." "Na dann", sagte James lächelnd und küsste sie sanft.
Die zwei Wochen bis zum Anfang des neuen Schuljahres vergingen sehr schnell und ohne besondere Zwischenfälle.
Am 31. August hatte Susan besonders lecker gekocht und so saßen Sirius, Lily, James und seine Eltern noch lange in der Küche bei Kerzenlicht zusammen, aßen gemütlich und redeten über alles mögliche.
Es war kurz vor Mitternacht, als Lily an James’ Schulter gelehnt auf der Küchenbank einschlief.
Lily wurde nur noch kurz wach, als James sie die Treppe hinauf trug und sie ins Bett legte. "Gute Nacht", nuschelte sie noch, bevor sie wieder einschlief.
Am nächsten Morgen wurde sie von Sirius und James geweckt. "Lily! Wir müssen frühstücken und dann los!" Lily war mit einem, Schlag wach, hüpfte aus dem Bett, wusch sich, zog sich um, packte ihren Schlafanzug in ihren fertig gepackten Koffer und ging neben James die Treppe hinunter. James trug ihren Koffer und stellte ihn zu Sirius’ und seinem Gepäck in den Flur.
Nach einem schnellen Frühstück in der Küche verabschiedeten sie sich von Susan. "Tschüß, mein Kind", sagte sie zu Lily und umarmte sie vorsichtig, "ein schönes Schuljahr! Pass auf dich und Harry auf!" "Danke", sagte Lily, drückte James’ Mutter, die sie wirklich sehr lieb gewonnen hatte, an sich und verließ dann hinter Sirius, James und Mr. Potter das Haus.
Sie gingen zum Wagen, den James’ Vater geliehen hatte, verstauten ihr Gepäck im magisch vergrößerten Kofferraum und los ging die Fahrt.
Sie nahmen die Autobahn nach London hinein, das ging am schnellsten und sie hatten sogar das glück, in keinen Stau zu geraten.
Sie kamen um halb elf am Bahnhof King’s Cross an und sie verabschiedeten sich noch vor der Absperrung von Mr. Potter, der auf das Gedränge auf dem Bahnsteig 9¾ keinerlei Lust hatte, was Lily verständlich fand.
So verabschiedete sie sich von James’ Vater und trat zusammen mit Sirius durch die Absperrung.
"SIRIUS!", hörte man einen gellenden Schrei und ein Mädchen schubste sich durch die Menschenmenge, genau in Sirius’ Arme.
Lily grinste. "Hey Kate", sagte sie und nahm ihre Freundin ebenfalls in den Arm.
Sie strahlte. "Endlich seh ich euch wieder", sagte sie glücklich und begann mit Sirius die Ferienerlebnisse durchzusprechen.
James kam soeben mit seinem Gepäckkarren durch die Absperrung. "Hey Kate", begrüßte er sie Freundin seines besten Freundes. "Hast du schon ein Abteil besetzt?" Kate nickte eifrig und führte Lily, James und Sirius mit ihrem Gepäck durch den Zug in ein Abteil, in dem schon Mary, Remus und Hannah saßen.
Lily, James und Sirius verstauten ihr Gepäck in den Ablagen und setzten sich. Es war fünf vor elf, als Lily durch das Abteilfenster hindurch Peter Pettigrew sah, wie er mit erhitztem Kopf durch die Absperrung eilte und mit seinem Koffer den Zug bestieg.
Er kam in ihr Abteil, grüßte scheu und packte sein Gepäck in die Ablage. Als er seinen Koffer nach oben schob, rutsche sein Umhangärmel hoch und Lily meinte eine Tätowierung zu sehen.
Doch schon in der nächsten Sekunde war sie sich sicher, sich verschaut zu haben und wandte den Blick wieder ab.
Der Zug pfiff und setzte sich in Bewegung. Lily schaute ein bisschen wehmütig aus dem Fenster. Das letzte Schuljahr würde bald beginnen!
Der Zug fuhr in der Dämmerung in Hogsmeade ein. Lily erhob sich und verließ den Zug an James’ Hand, der sie zu den pferdelosen Kutschen führte.
Lily kletterte nach Mary, Remus, Hannah und Sirius in die Kutsche. Sie setzte sich in eine Ecke, genau Peter gegenüber. Zuerst schaute dieser aus dem Fenster, doch schon bald konnte Lily seine Blicke auf ihrem Unterleib spüren.
Sie sah auf. Peter wandte seinen Blick rasch ab. In Lily kroch die Angst hoch. Was, wenn er doch ein Anhänger Voldemort war und sie sich nicht versehen hatte? Was, wenn er die Tätowierung des dunklen Mals auf seinem Unterarm hatte? Was, wenn Peter Pettigrew ein Spion war?
Lily verwarf die Gedanken ebenso schnell, wie sie ihr gekommen waren. Nein, Peter war ein Gryffindor! Außerdem war er ein Freund von James, und James irrte sich nie in Menschen.
Bevor Lily weitergrübeln konnte, erreichten die Kutschen die Schlossportale von Hogwarts. Lily stieg aus der Kutsche aus und sah hinauf zu den Zinnen und Türmen von Hogwarts, die im matten Abendlicht glänzten.
Die Schüler machten sich den Weg durch die Türen in die Eingangshalle. Sie betraten die große Halle, die wie so oft festlich geschmückt war.
Ein großes Wappen von Hogwarts prangte an der Wand über der Tür. Lily vermutete, dass Dumbledore es dort neu angebracht hatte, denn es war ihr noch nie aufgefallen.
Lily rutschte in die Bank zwischen Kate und James. Peter nahm glücklicherweise neben Remus Platz, der neben Sirius saß. So saß er in derselben Reihe wie Lily und James und somit würde er sie nicht immer beobachten können.
"Lasst die Auswahl beginnen!", rief Dumbledore vom Lehrertisch her und die großen Flügeltore zur großen halle öffneten sich.
Hinter Professor McGonagall marschierte ein ganzer Haufen verängstigter Erstklässler in die Halle.
Die Lehrerin für Verwandlung trug einen Stuhl und den sprechenden Hut der Schule herein.
Während der Auswahlzeremonie war Lily kaum konzentriert. Sie saß an ihrem Platz, ihr Schulsprecher-Abzeichen am Umhang und spielte nervös mit ihrer Gabel.
Als der letzte Schüler endlich in Ravenclaw gelandet war und Professor McGonagall den Hut weggetragen hatte, erhob sich Dumbledore. "Ich habe nur einige kurze Ankündigungen zu machen", sagte er. "Erstens soll cih euch von unserem verehrten Hausmeister daran erinnern, dass der verbotene Wald wie immer für Schüler tabu ist. Außerdem freue ich mich, bekannt zu geben, dass wir zwei neue Schulsprecher haben. Severus Snape aus Slytherin und Lily… ähm… Evans aus Gryffindor." Beifall brandete auf. Lily musste über die Betonung auf "Evans" grinsen, doch dass sie zusammen mit Snape ein Amt belegte, behagte ihr gar nicht. "Oh Mann, Schatz, da kommt ja was auf dich zu", sagte James und musterte Snape scharf. "Ich werde schon überleben", sagte sie rasch und sah hinauf zum Lehrertisch. "Außerdem", übertönte Dumbledore den Lärm, "möchte ich euch einen guten Appetit wünschen. Lasst das Festmahl beginnen!" Er klatschte in die Hände, und die Schalen, Platten und Teller auf den Haustischen füllten sich mit Speisen.
Lily nahm sich ein Lammkotelett und begann zu essen. "Mensch, du isst ja für zwei", sagte James grinsend, als sie wieder zulangte. "Muss ich ja auch", gab sie zurück und nahm einen Schluck Kürbissaft.
Nach dem Essen fühlte sich Lily pudelwohl und zufrieden.
Gerade erhob sie sich, da sah sie, wie Dumbledore ihr zuwinkte. Sie ging schnell hinüber zum Schulleiter. "Miss Evans…", sagte er zwinkernd, "das neue Passwort für den Gryffindor-Turm lautet Candlelight." Lily nickte. "Schönen Abend noch", rief Dumbledore ihr hinterher und sie erwiderte den Gruß rasch, bevor sie sich an den Schülern vorbeischob und ganz an den Anfang der Schülerschar rannte, die in den Gryffindor-Turm wollte.
Die ersten Reihen der Schüler bildeten einige verängstigte Erstklässler. "Erstklässler mir nach", rief Lily ein wenig genervt und machte sich mit ihnen auf den Weg hinauf.
Als sie alle vor dem Portrait der fetten Dame im rosa Seidenkleid stehen blieben, nannte Lily das Passwort und betrat als erstes den gemütlichen Gemeinschaftsraum.
Ein warmes Feuer prasselte im Kamin. "Vertrauensschüler", sagte Lily gebieterisch, "zeigt den Erstklässlern den Weg in ihre Schlafsäle." Eifrig begannen die neuen Vertrauensschüler Lilys Anordnung nachzukommen. Lily hingegen huschte nur schnell hinauf in ihren Schlafsaal, packte rasch ihren Koffer aus, nahm ihr Schlafzeug und eilte wieder die Treppen hinunter, durch den Gemeinschaftsraum und wieder die Treppen hinauf zu James.
Sie klopfte kurz an die Tür und betrat dann den Schlafsaal. Remus Lupin war gerade dabei, in sein Bett zu kriechen und Peter lag bereits in Seinem. Als er Lily sah, funkelte er sie nur kurz an und zog dann die Vorhänge um sein Bett zu.
Sirius und James veranstalteten gerade eine wilde Kissenschlacht. Lily grinste und trat zu James ans Bett. "Frieden", sagte sie und nahm James das Kissen weg, mit dem er gerade Sirius abwerfen wollte. Gespielt beleidigt hörte James auf und kroch in sein Bett.
Lily kletterte zu ihm, wünschte Sirius noch eine gute Nacht und zog dann die Vorhänge zu. Sie zog sich schnell um und sie spürte James Augen auf ihrem Körper. Als sie fertig war, kroch sie zu James unter die Decke, schmiegte sich an ihn und küsste ihn noch kurz. "Auf ein neues Schuljahr", sagte sie leise. "Auf ein neues Schuljahr- das Letzte", gab James wehmütig zurück und schloss die Augen.
Auch Lily schloss ihre Augen, kuschelte sich an James und war schon im nächsten Moment eingeschlafen.
19. Kapitel
Der erste Schultag wurde recht anstrengend. Lily verteilte am Morgen in der großen Halle die Stundenpläne und schleppte sich danach hinauf in den sechsten Stock, wo das Klassenzimmer für Alte Runen war.
Überhaupt war sie träger und längere Konzentration oder längere Wege zu den Räumen strengten sie ziemlich an.
Glücklicherweise hatten sie keinen Nachmittagsunterricht und so zog sich Lily in den Gemeinschaftsraum zurück.
Sie hatte sich gerade in ein spannendes Buch vertieft, da wurde sie gestört. Professor McGonagall, Hauslehrerin von Gryffindor, stand vor ihr, mit einem Schlüssel in der Hand. "Das ist der Schlüssel zu Ihrem eigenen Zimmer, Miss Evans", sagte sie, "als Schulsprecherin besitzen Sie dieses Privileg." Lily dankte überrascht und folgte ihrer Lehrerin die Treppen hinauf, an den Mädchenschlafsälen vorbei, noch mal eine Treppe hinauf. "Diese Tür führt zu Ihrem eigenen Reich. Schönen Nachmittag noch", sagte Professor McGonagall und verabschiedete sich.
Lily schloss die Tür auf.
Sie stand in einem hellen, sonnendurchfluteten Raum mit hohen Fenstern und roten Samtvorhängen davor, die im Moment jedoch weggezogen waren.
Ein großes Himmelbett stand im Zimmer, Lily hatte einen eigenen Schreibtisch mit einem hohen Lehnstuhl davor und hohe Regale und ein großer Schrank zogen sich an den Wänden entlang.
Eine weitere Tür führte zu einem Badezimmer mit einer ähnlichen Badewanne wie im Vertrauensschülerbad.
Begeistert begann Lily, ihre Sachen aus dem Mädchenschlafsaal hinauf in ihr eigenes Zimmer zu bringen. Kate, Mary und Hannah begleiteten und halfen ihr. "Wow", sagte Hannah, "cooles Zimmer." Kate nickte. "Hier hast du dann wenigstens mal Zeit und Ruhe für dich", sagte sie, "mit dem Kleinen muss es sehr anstrengend für dich sein." Lily nickte. "Ihr seid natürlich herzlich willkommen", sagte sie grinsend, "treffen wir uns heute Abend hier oben?" Kate nickte. "Gute Idee", fanden auch die Anderen, "bis heute Abend!"
Ihre Freundinnen verließen das Zimmer und Lily trat ans Fenster. Die Aussicht auf Hogwarts’ Ländereien war großartig.
Lily sortierte ihre Kleidungsstücke und Bücher rasch in die Regale und in den Schrank ein und ging danach in den Jungenschlafsaal, wo sie James antraf. "Schatz, komm mal bitte mit", sagte sie und James folgte ihr sofort.
Auch er war überwältigt. "Ein perfektes Zimmer, wenn wir mal ungestört sein wollen", grinste er. Auch Lily lächelte, doch kurz darauf wurde sie ernst. "James, ich möchte, dass du Peter davon nichts erzählst. Ich traue ihm nicht über den Weg und würde mich sicherer fühlen, wenn er von meinem eigenen Zimmer nichts weiß." James seufzte kurz, nickte jedoch. "Ich sage nichts", sagte er. "Danke", erwiderte Lily und zog ihn an sich. Sie küssten sich eine Weile.
Als die Tür aufflog, schreckten sie auseinander. "Oh… tut mir Leid…", murmelte ein verstörter Erstklässler. "Macht nichts", beeilte sich Lily zu versichern, "was ist denn?"
"Ich hab ne Frage", sagte der Knirps. Lily ließ sich in ihren Stuhl sinken und zeichnete einen weiteren Stuhl, den sie dem Erstklässler anbot. Er schien schwer beeindruckt und setzte sich auf die Stuhlkante.
"Ich habe eine Frage zum Quidditch-Team von Gryffindor", begann der Junge, doch Lily unterbrach ihn. "Dann rede am besten gleich mit ihm hier", sagte sie lächelnd und deutete auf James, "er ist der Kapitän." "Oh", sagte der Erstklässler schwer beeindruckt und sah James groß an. "Ich komme gleich wieder", sagte Lily, erhob sich und verließ ihr Zimmer um in die Schlossküche hinunter zu gehen.
"Guten Abend, Miss", sagte ein kleiner Hauself piepsend, als sie die riesige Küche betrat, "was kann ich für Sie tun?" "Ich hätte gerne Tee und Kekse für sieben Personen", bat Lily und bekam bereits fünf Minuten später das Gewünschte.
Mit einem Schwebezauber verfrachtete sie das riesige Tablett aus der Küche heraus, taxierte es hinauf und durchquerte den Gemeinschaftsraum. Als sie in ihr Zimmer trat, war James alleine dort.
Lily stellte das große Tablett neben ihrem Bett ab. "Ich hab Tee besorgt", sagte sie, "du kannst Remus und Sirius bescheid geben." James nickte und verschwand.
Lily stieg die Treppen hinunter zum Mädchenschlafsaal und klopfte an. Auf Kates "Herein" trat sie ein und sagte bescheid. Sofort erhoben sich die drei Mädchen und folgten Lily nach oben.
Lily zauberte aus dem nichts bequeme Sessel für sie alle und als die Jungs erschienen, nahmen sie Platz.
Sirius sah sich um. "Schön hast du’s hier", sagte er grinsend, "könnte mir auch gefallen." "Stellt euch nur mal vor", sagte Remus, "Snifelus bewohnt auch so eine Bude für sich alleine." "Das hat er nicht verdient", sagte Mary bestimmt und nahm sich eine Teetasse.
Lily lehnte sich genüsslich zurück und kuschelte ihren Kopf an James’ Schulter. "Ist doch sehr nett, dass wir jetzt alleine ein Zimmer hier oben haben", grinste Remus, "wir werden Dauergäste." "Wo ist eigentlich Wurmschwanz?", fragte Sirius nach einer Weile. Lily erklärte ihm die Sache schonend. Kate, Mary und Hannah hörten erstaunt zu. "Ist das eklig", stieß Kate hervor, als Lily davon berichtete, dass Peter ihr immer auf den Bauch starrte. "Wie widerwärtig", sagte auch Mary angeekelt, "hat der denn gar kein Benehmen?" Lily zuckte mit den Schultern. "Zumindest fühle ich mich in seiner Gegenwart sehr unwohl", sagte sie. James legte ihr einen Arm um die Schulter. "Du siehst schon Gespenster, Schatz", sagte er ruhig. Lily wusste selbst nicht so genau, ob sie das, was sie anscheinend gesehen hatte, glauben sollte. Trotzdem hatte sei ein ungutes Gefühl im Magen.
Der Abend wurde noch sehr vergnüglich. Kurz vor elf Uhr abends gingen Sirius und Remus wieder hinüber in ihren Schlafsaal und die Mädchen in Ihren. Bevor Kate zur Tür hinauf ging, wandte sie sich noch Lily zu. "ich weiß, James bleibt bei dir, aber wenn irgendwas ist: du weißt, wo cih schlafe." "Danke, Kate", sagte Lily, umarmte ihre Freundin und wünschte ihr eine gute Nacht.
Nachdem James im Bad gewesen war, ging Lily sich fertig machen, schlüpfte in ihr Nachthemd und schließlich in das große, weiche Himmelbett.
James kroch zu ihr unter die Decke und nahm sie sanft in den Arm. "Schlaf schön, Schatz", sagte er und ehe Lily antworten konnte, übermannte sie der Schlaf.
20. Kapitel
Die Wochen in Hogwarts flossen hinüber und ehe Lily sich versah, wurde sie Mitte Oktober zu Professor Dumbledore in dessen Büro gebeten. Severus Snape stand bereits neben dem großen Schriebtisch des Schulleiters und wippte auf den Zehenspitzen. "Entschuldigen Sie bitte die Verspätung", keuchte Lily als sie außer Atmen Platz nahm und sich den Bauch hielt. "Kein Problem", sagte Dumbledore vergnügt. "Ich möchte euch auch nicht länger aufhalten. Daher komme ich gleich zur Sache. Halloween steht vor der Tür und ich lege die Aufgabe des Organisierens vertrauensvoll in eure Hände." Lily lächelte erfreut. Von Snape neben ihr kam ein verächtliches schnauben. Dumbledore ging nicht darauf ein. "Euch stehen alle Mittel zur Verfügung, die ihr benötigt. Hagrid hat erstmals erfolgreich Riesenkürbisse züchten können; sie stehen euch zur Verfügung und Hagrid hat sich bereit erklärt, sie euch ins Schloss zu bringen." "Das ist nett", sagte Lily und sah zur Uhr. "So, und das war es auch schon. Ich möchte euch nur noch bitten, das Menü zu planen und den Hauselfen bescheid zu geben, was ihr benötigt. Einen schönen Tag noch."
Der Schulleiter wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu und widmete sich einem Stoß Pergamentpapier. "Auf wiedersehen", sagte Lily und wollte aufstehen.
Doch plötzlich überkam sie ein schrecklicher, stechender Schmerz im Unterleib. Lily zog scharf Luft ein und ehe sie sich versah, hatte Snape, der ihr am nächsten stand, ihren Oberarm gepackt. Er hielt sie aufrecht. "Miss Evans? Irgendwelche Probleme? Soll ich Sie in die Krankenstation bringen?", fragte Dumbledore sofort fürsorglich. "Nein, nein, danke. Es geht schon." Sie sah Snape an. "Danke… Severus", sagte sie leise. "Kein Problem… Lily", murmelte Snape und Lily wusste nicht, ob sie es sich einbildete, doch sie meinte eine leichte Röte in Snapes Gesicht zu sehen. Lily erhob sich mit Snapes Hilfe und sie verließen das Büro des Schulleiters. Eine Weile lang sprach weder Snape noch Lily ein Wort. Sie gingen schweigend nebeneinander her und Snape starrte vor sich hin. "Wann wollen wir uns treffen wegen der Feier?", fragte Lily, als sie an der Treppe angekommen waren, die hinunter zu den Kerkern führte. "ich eule dir", sagte Snape unwirsch und wie ein dunkler Schatten war er verschwunden.
Nachdenklich machte sich Lily auf den Weg hinauf in den Gryffindor-Turm. Snape hatte ungeahnte Fürsorglichkeit bewiesen, die Lily von ihm niemals erwartet hätte.
Sie sagte der fetten Dame gedankenverloren das Passwort und trat ein. Sie sah Kate, Sirius und Remus am Kamin sitzen und ging zu ihnen hinüber. "Ist James beim Training?", fragte sie und Remus nickte. "Tut mir leid, Leute, aber ich bin total müde. Ihr könnt James ja bitte ausrichten, dass ich mich schon hingelegt habe, aber auf ihn warte." Kate nickte. "Schlaf schön", sagte sie und nahm die Freundin in den Arm. "Und sag bescheid, wenn dir nicht gut ist", sagte sie und strich ihr sanft über den Bauch. Lily lächelte. "danke", sagte sie leise und drückte Kate noch einmal an sich. "Ist doch selbstverständlich", erwiderte Diese lächelnd. "Gute Nacht", wünschte Lily noch, lächelte den anderen noch einmal zu und huschte die Treppe hinauf in ihr Zimmer.
Sie wollte sich auf ihr Bett setzen.
Nur- da saß schon jemand.
"Peter", sagte Lily und wich zurück. "Hallo Schulsprecherin", sagte Peter und erhob sich von ihrem Bett. "ich wusste gar nicht, dass du ein eigenes Zimmer hast." Lily zuckte mit den Schultern. Sie fühlte sich sehr unwohl. "Ich wollte dir nur rasch etwas sagen", sagte Peter und Lily stellte überrascht fest, dass Peter noch kein einziges Mal verlangend auf ihren Bauch gestarrt hatte. "Um was geht’s?", erkundigte sich Lily und setzte sich an ihren Schreibtisch. "Nur um das Halloween-Fest", sagte Peter, "ich wollte fragen, ob ihr einen Ball veranstalten wollt. Weil dann würde ich mich schon jetzt um eine Partnerin kümmern wollen." "Ja, hatten wir vor", sagte Lily schlicht. "In Ordnung. Danke, Lily", sagte Peter. Er ging zur Tür. "Ach ja", sagte er und legte seine Finger auf die Türklinke, "soll cih einen Aushang unten ans schwarze Brett hängen?" Lily musterte ihn misstrauisch, nickte dann jedoch. "Danke", murmelte sie und Peter verließ ihr Zimmer.
Lily starrte einen Moment lang dorthin, wo Peter gestanden hatte. Sie konnte sich keine Meinung über ihn bilden, Mal war er ganz normal, höflich und freundlich wie immer und mal war er wie ausgewechselt; abwesen, verträumt, in Gedanken und mit einem irren Blick. In einem anderen Fall hätte Lily das abwesende Verhalten für ein Symptom des Imperio-Fluches gehalten, doch Peter stand im Schutz des Schlosses und somit unter dem Schutz Dumbledores.
Lily verwarf ihre Gedanken und begann sich umzuziehen.
Dann entzündete sie mit einem Wink ihres Zauberstabs drei Kerzen auf ihrem Nachttisch, löschte die anderen Lichter und verkroch sich mit einem guten Buch im Bett.
Gerade hatte sie sich in das Buch vertieft, da sah sie aus den Augenwinkeln am leicht geöffneten Fenster, durch das die frische Nachtluft herein stürmte, einen Schatten.
Erschrocken hob Lily den Kopf, doch schon erkannte sie den Umriss einer Eule, die lautlos und elegant wie ein Gespenst durch das Fenster glitt und leise auf Lilys Bettkante landete.
Lily hatte die Eule noch nie und wunderte sich sehr darüber, denn auffälliger konnte keine Eule sein.
Sie hatte wunderschönes, glänzend schwarzes Gefieder und ihre Augen waren von einer klaren, bernsteinbraunen Farbe.
Lily nahm ihr den Brief ab. Sie öffnete den Umschlag und entnahm ihm ein Pergamentpapier, das mit schwarzer Tinte beschrieben war.
Lily,
ich wollte dir nur schnell bescheid sagen, dass ich morgen Nachmittag nach Zaubertränke Zeit hätte. Falls du da auch kannst, könnten wir uns wegen der Feier zusammensetzen.
Severus
Lily lächelte zufrieden und kramte aus der obersten Schublade ihres Nachtschrankes eine Feder, einen Fetzen Pergament und ihre Tinte.
Sie kritzelte nur schnell "Lieber Severus! Geht klar. Morgen um drei im Klassenzimmer für Verwandlung. Lily" drauf. Dann rollte sie das Pergament zusammen und band es der schwarzen, eleganten Eule an den Fuß, die sich sofort in die Luft erhob und lautlos zum Fenster hinaus schwebte.
Lily wollte sich gerade wieder in ihr Buch vertiefen, da klopfte es an der Tür. "Ich bin’s, James", ertönte die Stimme ihres Verlobten hinter der Tür. Lily richtete ihren Zauberstab auf die Tür und murmelte den Öffnungszauberspruch.
Die Tür sprang auf und James kam schlammbespritzt mit seinem Besen in der Hand ins Zimmer. "Komm mir bloß nicht zu nahe", grinste Lily und zog sich die Decke über den Kopf.
James lachte. "Ich geh nur schnell duschen", sagte er, legte den Besen ab und verschwand im Bad.
Lily überlegte, Sollte sie James von dem merkwürdigen Sinneswandel von Snape erzählen? Oder von Peter? Sie entschied sich, kein Wort darüber zu verlieren.
Sie las noch ein paar Seiten in ihrem Buch und legte es beiseite, als James wieder ins Zimmer trat.
"So jetzt darfst du näher kommen", sagte Lily gnädig und James kam ihrer Aufforderung sogleich nach. Er küsste sie sanft und kramte dann unter dem Kopfkissen nach seinem Pyjama. Er zog sich schnell an. "Schatz? Machst du bitte das Fenster noch zu?", bat Lily und James schloss das Fenster. Danach kroch er zu Lily ins Bett.
"Wie war das Training?", erkundigte sie sich. "Gut", sagte James und gähnte. "ich bin todmüde." Lily lächelte, lehnte sich zu den Kerzen hinüber, die auf ihrem Nachttisch brannten, pustete die Flammen aus und schmiegte sich dann an James. "Ich auch", sagte sie und kuschelte sich in die Decke.
21. Kapitel
Beim Frühstück am nächsten Morgen hielt Lily nach Snape Ausschau. Sie entdeckte ihn am Slytherin-Tisch, wo er mit einer Zeitung in der Hand sein Frühstück aß.
Lily setzte sich neben Kate an den Tisch und nahm sich zwei Toasts und ein Spiegelei. "Ich hab einen Kohldampf", stellte sie fest und biss genüsslich in ihren Toast. "Was sagt Madam Pomfrey eigentlich?", fragte Kate mit vollem Mund. "Harry weigert sich immer noch weiter zu wachsen", sagte Lily schulterzuckend und schluckte einen Bissen herunter, "aber sonst geht’s uns gut." Kate grinste und ließ sich von Sirius einen Becher Kürbissaft einschenken.
Lily aß stumm und hörte nur mit halbem Ohr dem zu, was James, Sirius und Kate miteinander besprachen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie schon, wie Snape und sie, peinlich schweigend, in McGonagalls Klassenzimmer saßen und vor sich hin stierten.
Lily nahm sich vor, das Gespräch anzukurbeln. Vielleicht könnte sie ja mal mit Snape normal reden. Ohne Beschimpfungen oder sonstige unangenehmen Dinge. Einfach nur reden.
Lily schluckte den letzten Bissen herunter und stupste James an. "Wollen wir schon mal hochgehen?", fragte sie und James nickte.
Händchen haltend verließen sie die Halle und machten sich auf den Weg, durch die vielen Flure und langen Korridore hinauf ins Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei.
Professor Binns, der fadenscheinige Geist, war noch nicht anwesend, so konnten Lily und James ihre Ungestörtheit noch bis zum klingeln ausnutzen.
Geschichte der Zauberei war eines der langweiligsten Fächer, die es in Hogwarts gab. Lily war es leid, den langen, öden Vorträgen Binns’ zu lauschen und nur manchmal wurde der Unterricht etwas aufgelockert, wenn sich die Gryffindors (meist waren es James und Sirius) sich einen Streich gegen die Slytherins ausgedacht hatten. Slytherins und Gryffindors hatten seit der ersten Klasse zusammen Geschichte; doch etwas Spannendes war deshalb trotzdem nicht passiert. Wenn man von den Streitereien zwischen James, Sirius und Snape absah, passierte ohnehin nichts, was man "Geschehen" nennen konnte. Während der Geschichtsstunden verfielen alle Schüler in eine Art halben Totenschlaf und erwarteten sehnsüchtig das Klingeln, das den Unterricht beenden würde.
Lily schmiegte sich an James Schulter und gähnte lauthals. "Gleich müssen wir wieder den endlosen Vorträgen unseres verstaubten Geistes lauschen", sagte James träge und fuhr Lily durchs Haar. Lily küsste James auf die Nasenspitze.
Dann strömten die Schüler in den Raum und auch Professor Binns betrat die Klasse (wenn man bei einem Geist von "betreten" reden konnte). Er stellte sich hinter sein Pult, kramte einige Aktenordner hervor, schlug sie auf und sah mit trüben Augen in die Klasse. Dann fing er an, geschichtliche Zahlen, Daten und Namen von "wichtigen" Magiern herunterzuleiern.
Lily hatte ihren Kopf in ihre Hand gelehnt und notierte ab und zu einen Namen oder ein Datum. Die Klasse war in ihren üblichen Wachschlaf versunken und im Zimmer war es stickig und lautlos.
James und Sirius neben Lily hatten beide ihre Köpfe auf ihre Arme gelegt und dösten auf der Tischplatte vor sich hin.
Lilys Blick wanderte zu Snape. Er saß ganz vorne, direkt vor Binns Nase. Er schien genau so "aufmerksam" zu sein, wie der Rest der Klasse; auch er hatte den Kopf in die Hände gestützt und sah mit trüben Augen zu Professor Binns hinauf.
Lily fiel auf, dass er mit einer Hand seinen Unterarm fast krampfhaft umklammerte, als Binns zu einigen Kämpfen von Todessern und Muggeln etwas sagte.
Lily runzelte die Stirn und lauschte genau Binns Vortrag. "…haben Todesser- fünf an der Zahl- ein kleines Dorf im Südosten Londons angegriffen. Grausame Folter, stumme Schreie, verzweifeltes Sterben, Trauer und Leid hinterließen sie. Bis heute ist nicht bekannt…"
Lily schreckte hoch.
Snape hatte sich eben fest an den Kopf gegriffen und hatte sich in eine halbwegs aufrechte Position gebracht. Immer noch hielt er eine Hand auf seinem Unterarm.
Lily war überrascht, als das schrille Läuten der Schulklingel den Unterricht beendete. Rasch raffte sie ihre Sachen zusammen und folgte ihren Freunden zu Verwandlung.
Den Rest des Schultags verbrachte Lily damit, sich Gedanken über Snapes merkwürdiges Gebaren zu machen. Warum war er so verkrampft gewesen? Hatte er etwas mit den Morden zu tun? War er wohlmöglich…? Natürlich wusste Lily, dass James und Sirius immer behaupteten, dass Snape ein "alter, stinkender Todesser" war, doch sie hatte es nie sonderlich ernst genommen. Doch nun kamen ihr Zweifel.
"Miss Evans!" Lily schreckte hoch und sah erschrocken in das Gesicht ihres Zaubertränkelehrers. "Hätten Sie die Güte, meinem Unterricht ihre Aufmerksamkeit zu schenken?" "Tut mir leid", sagte Lily rasch und richtete ihren Blick an die Tafel, wo sich gerade eine lange Liste mit Zutaten für einen komplizierten Heiltrank von selbst an anheftete.
"Schreiben Sie die Liste ab", hörte Lily die Stimme ihres Lehrers wie durch einen Schleier an ihre Ohren dringen.
Träge nahm sie sich eine Feder und begann, die Zutaten auf ein Blatt Pergament zu übernehmen.
Glücklicherweise läutete es bald und Lily nahm nur noch am Rande war, wie die Hausaufgaben verkündet wurden. "Drei Ellen Pergament über den Heiltrank. Bis nächsten Montag."
Lily sah zu Snape hinüber. Er hatte wie immer an den Lippen des Lehrers gehangen und schien wie unter einem Bann zu stehen. Lily wusste, dass er Zaubertränke äußert interessant und anziehend fand; er war der Beste des ganzen Jahrgangs.
Nun hob Snape den Kopf. Seine und Lilys Blicke trafen sich und Lily sah ihn fragend an. Snape ruckte gereizt mit dem Kopf. Lily nahm an, dass das heißen sollte, dass er sich an ihre Verabredung halten würde.
Lily brachte rasch ihre Tasche in den Schlafsaal und machte sich dann auf den Weg in das Klassenzimmer für Verwandlung.
Als sie dort ankam, wartete Snape bereits in einer der Bänke auf sie.
"Sorry, dass ich mich verspätet hab", sagte Lily und schloss die Tür hinter sich. "Kein Problem", knurrte Snape.
"Ähm", sagte Lily und setzte sich zu ihm, "wollen wir anfangen?" Snape nickte wieder. Heute war keine Spur von Fürsorglichkeit zu sehen. Sein Gesicht glich einer Maske; keine Gefühlsregung war zu sehen.
"Okay…", sagte Lily etwas scheu und zog ein Pergamentpapier zu sich heran. "Wollen wir einen Ball organisieren? Jeder braucht einen Partner?" Snape schürzte die Lippen, nickte jedoch. "Was für essen?", ging Lily zum nächsten Punkt über, nachdem sie etwas notiert hatte.
Snapes Antworten waren knapp, kurz, aber direkt. Er redete nicht groß um den heißen Brei, sondern diktierte Lily kurze Stichpunkte.
Als Lily auf die Uhr sah, stellte sie überrascht fest, dass sie schon seit zwei Stunden hier waren. Sie sah auf die Liste, die schon recht lang geworden war.
Snape streckte die Hand nach der Feder aus. Dabei rutschte sein Umhang ein Stück von seinem Unterarm weg und er entblößte seine helle Haut. Doch auf Snapes Unterarm war noch etwas, außer heller Haut.
Lily stockte der Atem.
Mit festem griff packte die Snapes Arm und zog ruckartig seinen Umhang von seinem Unterarm.
Lily zitterte.
Das dunkle Mal, das Erkennungszeichen Voldemorts und seiner Todesser prangte auf Snapes Haut. Ein Totenschädel, aus dessen Mund eine Schlange kroch.
"Du!", stieß Lily hervor, ließ Snapes Arm los und erhob sich vorsichtig aus der Bank. "Du… bist ein Todesser?" Ihre Stimme glich mehr einem Keuchen.
Snape sprang auf. "Nein!", rief er und in seine Augen trat etwas wie Kummer.
"Du hast das dunkle Mal", fauchte Lily und deutete auf seinen Unterarm. "Es ist lange her!" "Du warst Einer?"
Snape senkte den Blick. "Du warst also mal Einer", stellte Lily bemüht sachlich fest.
Snape nickte, dann sah er auf. Ein verzweifelter Zug war auf seinem Gesicht erschienen. "Mein Dad hat mich gezwungen", sagte er und sah sie flehend an, "bitte glaub mir!" "Weiß Dumbledore davon?" Snape nickte. "Vertraut er dir?", fragte Lily weiter. "Sonst hätte er mich wohl kaum zum Schulsprecher ernannt", sagte Snape leise.
Lily ließ sich erregt wieder in der Bank nieder. "Du hast aufgehört?", fragte sie, "du hast den Absprung geschafft?" Snape nickte finster. "Nachdem mein Vater von Auroren umgebracht worden war, habe ich begriffen, dass ich den falschen Weg eingeschlagen habe. Doch Dumbledore gab mir eine zweite Chance. Und ich habe sie genutzt." Lily berührte sanft Snapes Unterarm.
"Ich glaube dir", sagte schlicht und leise. In Snapes Augen glomm Hoffnung auf. "Ich vertraue dir", fuhr Lily fort. "Aber… Lässt sich dieses… diese Tätowierung denn nicht entfernen?" Snape kniff die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. "Nein", sagte er, "es ist eine ewige Zeichnung. Sie ist endlos. Ich bin ein gezeichneter Mensch, obwohl cih mit dem Unsinn aufgehört habe."
Lily dachte einen Augenblick nach. "Ich habe heute mehr über dich erfahren, als in allen anderen Jahren zuvor. Ich vertraue dir." Snape hob den Blick. "Danke", sagte er leise und Lily war sich sicher, dass die Snape noch nie so gefühlsvoll und aufrichtig ehrlich gesehen hatte, wie heute. Auch wenn er mal ein Todesser gewesen war- er war ein Mensch, wie jeder Andere.
Lily begann, seinen Mut und seine Tapferkeit, die ihn zum Absprung gebracht hatten, zu schätzen.
Snape war nicht mehr der Slytherin-Junge von früher. Der, der mit James und Sirius stritt, Muggelstämmige als "Schlammblüter" beschimpfte und ein Anhänger Voldemorts war.
Er hatte sich verändert.
In Lily keimte ein Funken Mitleid auf. Und Bewunderung. Bewunderung für einen Menschen, der bis vor kurzen noch ihr Erzfeind gewesen war.
22. Kapitel
Die Tage bis Halloween flossen zäh dahin wie Kaugummi. Doch Lily war es nur recht, da sie noch viel vorzubereiten hatten. Sie selbst hatte die Aufgabe übernommen, den Hauselfen in der Küche bescheid zu geben, was es für Gerichte geben sollte. Außerdem hatte sie sich um die Dekorierung gekümmert, während Snape Hagrid half, die Riesenkürbisse aus dem Gemüsebeet vor Hagrids Hütte mit einem Schwebezauber ins Schloss zu bringen. Lily hatte große, seidene, orangefarbene Banner in der Halle an die Wände gehext. Den Boden hatte sie ebenso wie die magische Decke der Halle, die nun schwarz und klar war, verzaubert. Statt des gefliesten Boden wuchs nun grünes, saftiges, kurz geschorenes Gras auf dem Boden. Außerdem hatte Lily Fledermäuse herbeigehext, die in Schwärmen von etwa zehn bis zwanzig Artgenossen durch die Halle flogen, anmutige Drehungen um die Dekoration vollführten oder leise pfeifend Saltos in der Luft schlugen.
Lily hatte den Aushang, dass das Halloween-Fest ein Ball sein würde und dass jeder Schüler eine Partnerin, beziehungsweise jede Schülerin einen Partner brauchte, auf ein Pergamentblatt geschrieben und mit einem Kopier-Zauber vervielfältigt. Die Blätter hatte sie den Vertrauensschülern der Häuser mitgegeben, die die Aushänge in ihren Gemeinschafträumen an das schwarze Brett hängen sollten.
Halloween kam heran und nach dem Mittagessen in der großen Halle begannen Snape und Lily mit dem Schmücken der Halle.
Während Snape die Kürbisse mit einem Schneidezauber aushöhlte und mit einem langfristigen Schwebezauber in die Luft bugsierte, hexte Lily tausende von Lichterfeen herbei, die statt der sonst üblichen Kerzen für geheimnisvolles, dämmriges Licht sorgten.
Dann ließen Snape und Lily die großen Haustische verschwinden und zauberten stattdessen viele kleine Tische mit jeweils vier Stühlen daran herbei.
Lily ließ weiße Tischdecken auf die Tische schweben, während Snape die Tische mit goldenem Geschirr und Besteck deckte.
Außerdem bereiteten die beiden Schulsprecher Menükarten vor und verteilten immer zwei Stück pro Tisch.
Eine halbe Stunde, bevor das Fest beginnen würde, waren Lily und Snape fertig.
Lily hastete rasch hinauf in den Gryffindor-Turm um sich umzuziehen. Ihr smaragdgrünes Kleid war ihr zu eng geworden, da sie ja nun auch Harry mit sich herumschleppte.
Also wählte sie ein schwarzes Volant-Trägerkleid, das Lilys neue Rundungen perfekt kaschierte und auch nicht so eng saß.
Ihr Haar ließ sie sich offen über den Rücken fallen und verteilte mit einem Zauber kleine Glitzerpartikel in ihren roten Locken. Außerdem steckte sie sich eine blütendweiße Lilie ins Haar. Sie trug noch etwas Make-up auf und stieg dann hinunter zu James, der am Fuße der Treppe zu den Mädchenschlafsälen auf sie wartete.
"Du siehst wunderschön aus", flüsterte er und sie lächelte dankbar zu ihm hoch. "Wollen wir gehen?" James nickte, nahm ihre Hand und zusammen spazierten sie die Treppen hinunter zu den noch verschlossenen Flügeltoren der großen Halle.
Die Gryffindors folgten ihnen und als sie unten ankamen, strömte aus der Gegenrichtung ein Haufen Ravenclaws herunter, angeführt von einem lachenden, glücklich aussehenden Paar. Lily kannte die Beiden; es waren Frank Longbottom und seine langjährige Freundin Alice; Vertrauensschüler ihres Hauses und wirklich sehr nett. Lily hatte bis jetzt nur im dritten Schuljahr mit ihnen zu tun gehabt; damals hatten die Gryffindors gemeinsam mit den Ravenclaws Pflege magischer Geschöpfe gehabt.
Nun lösten sich aus der Schar Ravenclaws einzelne Schüler oder Schülerinnen und gingen zu ihren Partnern oder Partnerinnen aus Gryffindor hinüber und schon kam der nächste Schwall Schüler aus der Richtung der Kerker, angeführt von einem ziemlich fies aussehendem Schüler, den Lily nur von sehen her kannte. Er hieß mit Nachnamen Avery; seinen Vornamen kannte Lily nicht. Doch sie hatte auch nicht im Geringsten vor, ihn zu kennen.
An seinen Arm klammerte sich ein Mädchen, das Lily nur flüchtig kannte, gehüllt in ein bauschiges, weißes Kleid und mit blonden, hüftlangen Locken. Sie erinnerte Lily stark an eine der albernen, starren Barbie-Puppen der Muggel.
Und nun kamen auch noch die Hufflepuffs die Treppen hinunter, angeführt von den Vertrauensschülern des Hauses. Lily kannte Estelle Diggory und ihren Partner Jack McHoughton recht gut und fand sie auch sehr nett. Estelles Kleid fand sie auch wirklich sehr hübsch; sie trug ein bodenlanges, zartrosafarbenes Chiffon-Kleid und hohe, schwarze Sandaletten. Ihre langen Haare hatte sie sich zu einem glatten, hohen Pferdeschwanz hochgebunden.
Lily reckte ihren Kopf über die Schülerschar. Die Lehrer waren bereits eingetroffen; geführt von Dumbledore in einer langen, mitternachtsblauen Robe mit aufgestickten Sternen und seiner Partnerin für diesen Abend; Professor McGonagall, die ein langes, schottengemustertes Kleid trug und sich ihre sonst zu einem strengen Knoten aufgesteckten Haare zu einem langen Pferdeschwanz gebunden hatte.
Lily lächelte über die vielen, in Schale geworfenen Schüler und nahm Blickkontakt mit Severus Snape auf, der soeben aus dem Haufen der Slytherins auf sie zu trat. "Wollen wir?", fragte sie und er nickte.
Lily hob den Zauberstab, machte eine kreisende Bewegung, tippte einmal in die Luft und sagte das Passwort: "Kürbiscreme."
Die großen Flügeltore zur Halle schwangen auf und von überall konnte man "Ooh"’s, "Ahh"’s und "Wie schön" hören. Lily lächelte glücklich zu James auf und sie wurden vom Strom der drängelnden Schüler in die Halle getrieben.
Die Schüler strömten mit ihren Partnern zu den kleinen Tischen und setzten sich.
Lily war recht nervös, als sie nach vorne auf das aufgestellte Podium zu ging und sich somit Ruhe verschaffte.
Alle Blicke richteten sich auf die Schulsprecherin.
"Ähm…", sagte sie und holte noch einmal tief Luft, "ich möchte euch nicht länger aufhalten oder euch vom essen abhalten; aber ich möchte noch zwei Sachen loswerden. Erstens möchte ich Professor Beatrice, die heute Geburtstag hat, herzlich gratulieren…"
Stimmengemurmel kam auf. Einige Schüler, die in der Nähe der Arithmantik-Lehrerin saßen, wandten sich zu ihr um oder gratulierten ihr ebenfalls.
"… und zweitens", hob Lily ihre Stimme, "möchte ich euch nur kurz erklären, wie ihr an euer Essen kommt. Ihr wählt ein Gericht aus der Menükarte aus, die auf eurem Tisch liegt und sagt laut und deutlich das gewünschte Gericht."
Einige Schüler probierten es gleich aus und wie aus dem nichts erschienen Speisen auf den Tellern oder Getränke in den Kelchen. "Petrificus Musici!", befahl Lily, und Musik fing an zu spielen.
"Guten Appetit", rief Lily noch über das überraschte oder auch beeindruckte Geschnatter der Schüler hinweg, schritt vom Podium hinunter und ging auf ihren Tisch zu, an dem James, Sirius und Kate Platz genommen hatten.
Auf dem Weg dorthin kam sie an einem von Slytherins besetztem Tisch vorbei.
Avery und seine Partnerin saßen daran und daneben Severus Snape und ein Mädchen aus dem sechsten Jahrgang, das langes, kastanienbraunes Haar hatte und dunkelbraune Augen.
Snape lächelte Lily matt zu, als sie vorbeischritt und sich an ihren Tisch setzte.
James grinste sie an und wandte sich dann voller Hingabe seinem Essen zu. Lily bestellte sich ebenfalls etwas zu essen.
Die Tanzfläche, die Snape und sie bei der Einrichtung der Tische in der großen Halle freigelassen hatte, war leer, da die Schüler ja noch emsig am essen waren.
Doch als die ersten Schüler ihre Mahlzeit beendet hatten, strömten die Paare auf die Tanzfläche.
Lily hatte kaum Hunger und aß wenig, doch musste sie mit dem tanzen eine Weile warten, da James wie immer einen riesigen Appetit hatte.
Als er und Sirius endlich mit dem essen fertig waren, forderten die Jungs ihre Partnerinnen auch sofort zum Tanz auf.
Lily lag glücklich in James Armen und sie bewegten sich im Takt eines langsamen Liedes durch die Halle.
Lily sah freudestrahlend hinauf in James’ haselnussbraune Augen und er lächelte sie sanft an. Lily lehnte sich gerade zufrieden an James’ Brust und dachte sich, dass nichts diese harmonische, friedliche Stimmung stören könnte, da hörte sie plötzlich ein lautes, dumpfes Geräusch, das von einem der großen Fenster durch die Halle zu hören war.
Lily erschrak und wandte den Kopf. Panisch sah sie einen dunklen, schattigen Umriss an einem der Fenster und sie klammerte sich an James’ Hand fest. "Was ist das?", fragte sie, doch sie sah nur James Ratlosigkeit und seine eigene Angst, die seine Augen widerspiegelten.
Lily sah wieder zum Fenster. Sie glaubte einen schwarzen Umhang zu erkennen. "Todesser", fuhr es ihr durch den Kopf und diese Befürchtung trieb sie zum sofortigen Handeln.
Die Schüler hatten begonnen zu schreien und besonders die Erstklässler waren erschrocken und in Panik ausgebrochen.
Lily richtete ihren Zauberstab auf ihre Kehle und sagte: "Silencio!" Ihre Stimme, magisch verstärkt, wehte durch die Halle. "Bitte bleibt ruhig! Die Vertrauensschüler führen die Schüler ihrer Häuser unverzüglich in die Schlafsäle und Gemeinschaftsräume!"
Wieder brach Stimmengemurmel aus, während die verschiedenen Vertrauensschüler Lily Beispiel folgten, die Lautstärken ihrer Stimmen erhöhten und die verängstigten Schülerscharen aus der Halle führten.
Dumbledore kam auf Lily zu. "Miss Evans!" Lily fuhr herum.
"Sobald die Schüler in Sicherheit sind, gehen wir auf die Ländereien. Wir müssen nachsehen, was dort draußen ist!" "Meinen Sie nicht, dass es Todesser sind?" "Sie hätten hier nie apparieren können", sagte Dumbledore nachdenklich, während in Panik verfallene Schüler an ihnen vorbeidrängelten und ihren Vertrauensschülern folgten.
Lily nahm James Hand und er drückte sie.
Dumbledore verstärkte nun seinerseits seine Stimme. "Sie Siebtklässler bleiben bitte in der Halle", dröhnte er und sofort blieben einige Schüler stehen.
Lily sah Avery, wie er sich aus der Schar der Slytherins löste und verstohlen in Richtung der Eingangshalle davonschlich.
Lily verstand nicht sofort, doch sie roch sofort die Gefahr, die von Avery ausging. Er würde die Tore öffnen!
Lily drängelte sich an den Schülern vorbei und rannte, gefolgt von James’ Schreien, die sie aufhalten wollten, zum Ausgang der großen Halle.
Er herrschte ein totales Chaos, verängstigte Schüler standen überall herum und ein großer Tumult war ausgebrochen.
Lily drehte sich noch im Laufen um. "Ändert sie Passwörter zu den Türmen", brüllte sie James zu und setzte "Nun macht schon!" hinzu, als sie seine verwirrte Miene sah.
Lily stürmte in die Eingangshalle. Avery hatte die Tore fast erreicht. Lily rannte sie Treppen hinunter und durch die Halle. Auf den hohen Schuhen konnte sie schlecht rennen und außerdem hatte Avery sie längst bemerkt.
Er lief eilig auf die Tore zu und öffnete sie.
Lily erhaschte nur einen kurzen Blick nach draußen.
Schwarze Gestalten. Überall. Doch sie schienen… Lily hielt den Atem an… in der Luft zu schweben…
23. Kapitel
Lily hatte genug Erfahrung und Ahnung in Verteidigung gegen die dunklen Künste gesammelt um zu wissen, was für Kreaturen da vor Hogwarts’ Toren in der Luft schwebten und Anstalten machten, ins Schloss zu fliegen.
Vampire!
Lily zielte mit ihrem Zauberstab auf Avery und sprach den Schockzauber, der auch unverzüglich und zielsicher traf.
Avery ging zu Boden und Lily konnte erst nur stumm hinauf sehen zu den Vampiren, die anscheinend nur noch auf den Befehl warteten, anzugreifen.
Lily sah die schwarzen, langen Umhänge und sie sah die totenblassen Schädel mit den ausgemergelten Gesichtern und den rot glühenden Augen. Panik und kalte Furcht ergriff von Lilys Herz Besitz.
Sie wusste aus dem vergangen Schuljahr, in dem sie vieles über Vampire gelernt hatte, dass Vampire eine innerliche Anziehungskraft hatten und Magier so weit blenden und täuschen konnten, dass diese nicht mehr die Gefahr erkannten und ihnen kläglich in die Falle gingen. Außerdem kannte Lily die Grausamkeit, mit der sie mordeten, das Verlangen nach einem starken Führer und die untergeben Reaktionen, die ein Befehl dieses Führers oder Machthabers einleiten konnte.
Voldemort musste die Vampire zu seinen Untergebenen gemacht haben! Lily schloss kurz die Augen, um sich zu konzentrieren, denn man brauchte einen kühlen Kopf, um im Kampf gegen einen Vampir Erfolg zu haben und nicht sofort auf ihre Masche hereinzufallen.
Lily kniff die Augen zusammen, um sich an den Vernichtungszauber gegen Vampire zu erinnern. Dann…
"Abolesco malus sempria!", schrie sie und richtete den Zauberstab entschlossen gegen die Wand von dunklen Umhängen, die vor Hogwarts schwebten. Der Fluch schlug fehl. Keine Reaktion auf Lilys Worte.
Panik ergriff von Lily Besitz. ‚Konzentrier dich’, mahnte sie sich selbst und wiederholte den Zauberspruch.
An der Spitze ihres Zauberstabes erglomm eine weiße, dunstige Kugel, die sich plötzlich, mit einer unglaublichen Vehemenz von ihrem Zauberstab löste und mit einer rasenden Geschwindigkeit auf die draußen wartenden Vampire zuschoss.
Lily ließ vor Schreck fast den Zauberstab fallen, da sie den Druck und die starke Kraft des Zaubers in jeder einzelnen Körperzelle spürte und ihre Hand stark zitterte. Die Kugel traf gleich zwei Vampire, die sich unter der Absonderung von weißen Funken in Luft auflösten.
Sie hörte Schritte hinter sich. "Abolesco malus sempria!", rief Dumbledores Stimme und Lily sah eine noch größere, dunstig weiße Kugel an seinem Zauberstab erglimmen.
Dumbledores Zauber war stärker und er brachte gleich vier Vampire zum verschwinden.
"Greift an!", hallte plötzlich eine kalte, grausame Stimme über der Schar der Vampire.
Voldemort hatte das Zeichen zum Angriff gegeben.
Lily wich vor Schreck zurück.
Sie sah, wie einige Siebt- und Sechstklässler in die Eingangshalle stürmten, sie sah Snape und sie sah James.
Hoffnung erfüllte Lilys Herz und entschlossen führte sie den Zauber fort.
Die schwarze Front glitt auf sie zu.
Zwar schossen weiße Kugeln aus dem Inneren des Schlosses, doch es waren so unheimlich viele Vampire, dass immer wieder neue auftauchten.
Plötzlich spürte Lily, wie ihr ganz schwummerig wurde.
"Komm zu uns…", flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Nein! Lily stemmte sich mit den Füßen gegen den Boden. "Komm schon", säuselte die angenehm klingende Stimme in ihrem Hirn.
Wieso eigentlich nicht?
Lily Füße bewegten sich ohne dass sie wusste, wie ihr geschah.
"NEIN!", keuchte sie und in ihrem Kopf wurde es allmählich klarer. "Nein…"
Sie kniff die Augen zu.
Und plötzlich…
Plötzlich spürte sie eisige Kälte. Sie durchdrang ihre Eingeweide, ein seltsam verschwommener Nebel nahm Lily die Sicht und es wurde dunkel… sehr dunkel…
Lily keuchte auf. Sie spürte, wie sie in die Knie ging.
Sie zwang sich mit aller Kraft die Augen zu öffnen und japste erschrocken, als sie dunkelgraue Gestalten sah.
Sie schwebten über und unter der schwarzen Front aus Vampiren auf sei zu. Große, dunkel Gestalten, die mit leichenblassen, knochigen und verwesten Händen ihre zerfetzten Mäntel an ihre Körper drückten.
Lily sog scharf die Luft ein, die sie umgab.
Sie roch nach Verwesung, nach Leid, nach Kälte… nach Tod.
Dementoren… überall… mindestens hundert.
"Expecto Patronum!", hörte sie neben sich James’ Stimme rufen und eine große, silberne Gestalt in Form eines Hirschs trat aus der Spitze seines Zauberstabes. Hufe klappernd sprang der Hirsch durch die Eingangshalle, hin zu den Dementoren… er galoppierte geradewegs in die dunkle Masse hinein und plötzlich wurde die Dunkelheit um sie kaum merklich aufgehellt…
Wieder ein "Expecto Patronum"- Ruf neben Lily… diesmal von Dumbledore. Ein mächtiger, silberner Löwe trat aus der Spitze seines Zauberstabes.
Wieder hörte Lily einen Patronuszauber. Und gleich darauf einen weiteren.
Neben ihr glitt eine Gestalt in Form eines Bären auf die dunkle Wand vor ihnen zu. Und weiter hinten sah sie, wie sich aus der Spitze von Severus Snapes Zauberstab ein riesiges Geschöpf löste und auf die Dementoren zugaloppierte. Es war ein Einhorn.
Lily umklammerte ihren Zauberstab. "Expecto… petronum… nein… Expecto Patronum…" Eine silberne, matte Wolke puffte aus ihrem Zauberstab und löste sich in Luft auf. Lilys Stimme versagte.
Sie ging in die Knie, wurde jedoch von irgendjemandem wieder hochgerissen. "Expecto…" "Schon gut, Lily, schon gut…", hörte sie James’ sanfte Stimme neben sich. "Bleib ganz ruhig!" James! Lily dachte fest an die Wärme, die er ihr gab und Glück durchströmte ihren Körper.
Lily kniff erneut die Augen zu. Neben sich hörte sie wieder die Rufe gegen die Vampire. "Expecto Patronum!", schrie Lily und ihr Zauberstab erzitterte. Der Druck riss Lily fast von den Füßen, als sich ein riesiges, silbernes Wesen vor ihr erhob und in die Luft stieg.
Lily hatte noch nie zuvor einen Patronus erschaffen. Natürlich wusste sie wie es ging, doch praktische Erfahrung hatte sie nicht.
Sie versuchte das Wesen zu erkennen.
Es hatte seine riesigen Schwingen ausgebreitet und flog… es flog…
Der Druck, den der Flügelschlag zurückließ, ließ Wärme durch Lilys Körper strömen. Es wurde wieder heller…
Ihr silberner Patronus-Adler stieg auf und flog auf die graue Wand der Dementoren zu.
Von überall her sprangen oder krochen silberne Tiere auf die dunkle Masse zu… und allmählich konnte man die Wärme zurückkommen spüren… es wurde heller und sie Luft erwärmte sich…
Sie hatten die Dementoren nahezu vertrieben, doch hinter der weggezauberten Wand aus Dementoren kamen wieder die Vampire zum Vorschein.
"Komm zu uns… dein Kind wird sich wohl bei uns fühlen… bring es uns…" Lily wusste, dass die frische, friedliche Aura, die gerade Embryonen oder Säuglinge umgab, für Vampire außerordentlich anziehend war. Von Lebewesen, die sich entwickelten oder frisch geboren waren, ging eine besondere Kraft aus. Ein innere Frieden, eine unangetastete, reine Aura. Und Vampire, deren Seelen und deren Aura pechschwarz waren, ernährten sich von solch reinen Lebewesen.
Angst umklammerte Lilys herz wie eine kalte Hand. "Abolesco malus sempria!", schrie Lily mit letzter Kraft und mit der üblichen, vertrauen Druckwelle raste die reine, weiße Kugel auf die Vampire zu; zusammengeballte, reine Energie…
Lilys Kopf wurde wieder klarer.
Vor sich sah sie, wie sich Avery vom Boden hochhievte. Der Schockzauber hatte seine Wirkung verloren. "Stupor!", schrie Lily erneut und Avery fiel sofort wieder starr zu Boden. Diesmal hastete Lily auf ihn zu, kniete sich dicht vor den Toren und unter der Masse von Vampiren auf den Boden und fesselte ihn.
Doch da…
"LILY!", hörte sie James’ von Panik und Angst durchtränkten Schrei. Sie Vampire und Dementoren waren verschwunden…
Doch jetzt standen vor den Toren erneut dunkel Gestalten. Sie standen da, allesamt einen Zauberstab in der Hand und durchaus menschlich. Dieses Mal waren es Todesser.
Und für Lily, die zwei Meter von ihnen entfernt stand, gab es kein Entkommen…
24. Kapitel
"Stupor", hörte Lily eine kalte Stimme rufen.
Ein roter Lichtblitz raste mit ungeheurer Geschwindigkeit auf sie zu, und Lily blieb nur eine Sekunde um zu handeln.
Sie sprang weg von Averys gefesselter Gestalt und landete schmerzhaft auf dem Rücken auf dem harten, kalten Boden der Eingangshalle.
Lily richtete sich halb auf und sah hinüber zu den Todessern. Sie überdachte die Lage.
Voldemort und seine Todesser standen vor den Toren Hogwarts’. Avery musste ihnen geholfen haben, auf das Gelände zu kommen.
Die Sechs- und Siebtklässler alleine waren schon in Überzahl, doch leistungsmäßig waren ihnen die Todesser überlegen.
Lily sah hinüber zu Snape. Er schien hin- und hergerissen.
Er war Spion, das hatte er ihr erst vorhin beim schmücken der Halle erzählt. Doch wie würde er nun reagieren um Voldemort den Glauben zu lassen, dass er zur dunklen Seite gehörte…?
Durch Lilys Kopf schoss eine Idee, wie sie zumindest Snape helfen konnte, seine Rolle weiterspielen zu können.
Sie richtete ihren Zauberstab auf Severus und keuchte den Schockzauber hervor, bevor sie dann rückwärts zu James und Dumbledore zurückkroch. James sah sie verwirrt an. "Warum hast du ihn geschockt?" "Später", presste Lily hervor und nahm James Hand um sich hochzuziehen.
Dumbledore schien verstanden zu haben.
Doch bevor noch irgendjemand hätte handeln können, stürmten die rund zwanzig Todesser die Halle.
Schockzauber und Todesflüche schwirrten über das Schlachtfeld und Lily musste zusehen, wie Sirius und Kate von zwei Schockzaubern getroffen wurden und zu Boden sanken.
Verzweifelt kämpften Dumbledore und James gegen einen hoch gewachsenen, schlanken Todesser.
Doch… Moment…
Todesser? War diese Gestalt wirklich ein Todesser?
Lily packte ihren Zauberstab und richtete ihn gegen einen kleinen, stämmigen Todesser, der gerade versuchte Dumbledore anzugreifen.
Die Hogwartsschüler und die Lehrer wurden allmählich zurückgedrängt. Lily war nur zu froh, früh genug reagiert zu haben, sodass die jüngeren Schüler wenigstens in Sicherheit waren.
Plötzlich hörte Lily einen lauten Knall, der von den Ländereien herrührte. Auch die Todesser mussten ihn vernommen haben.
Erst dachte Lily, dass weitere Todesser als Verstärkung vor dem Gelände Hogwarts’ appariert waren und nun zur Hilfe eilten.
Doch die Gestalten trugen keine schwarzen Umhänge, wie Lily schon bald sehen konnte.
Es waren ungefähr zwanzig in weiße, wallende Umhänge gehüllte Gestalten und sie rannten auf das Schloss zu.
"Auroren", keuchte James neben ihr.
Genau das schienen die Todesser auch gerade bemerkt zu haben, denn sie waren eindeutig nervös. Keine Flüche und Lichtblitze schwirrten mehr durch die Luft. Eine unnatürliche Stille hatte sich auf die Eingangshalle gesenkt.
Die große, schwarze Gestalt, die Lily für Voldemort hielt, trat aus den schützenden Kreisen seiner Todesser.
Er stand vielleicht drei Meter von Lily entfernt, die wie angewurzelt dastand und ihn anstarrte.
James trat neben sie und sie spürte seinen Arm an Ihrem.
Voldemort machte eine Handbewegung und plötzlich sirrten wieder Flüche von Seiten der Todesser auf die Hogwartsschüler.
Lily hörte Gekreische und sah überall schlaffe Körper auf dem Boden herumliegen.
Sie sah, wie Dumbledores lange, schlanke Gestalt neben ihr zu Boden ging und sie drückte James ihre Fingernägel in die haut, was er nicht einmal mitbekam, weil er wie gebannt zu Voldemort hinüber sah.
Lily hatte eine steile Falte auf der Stirn, als sie Voldemort entgegen sah. Seine Todesser schlugen sich noch mit den letzten Schülern herum, doch es schienen nicht genug zu sein, als dass sie James und Lily hätten helfen können.
Lily wusste, dass Voldemort sie töten konnte- noch bevor die Auroren das Schlossportal erreichen konnten. Und wenn sie sterben würde, so würde auch Harry sterben.
"So… euch kenne ich doch schon", sagte Voldemorts kalte Stimme und er lachte freudlos und grausam. "Nun… letztes Mal sind die Auroren früh genug gekommen- aber ihr habt keine Chance…"
Lily schluckte. Sie hatte Angst, Angst um James und um Harry.
Gerade hatte Voldemort den Zauberstab erhoben und "Crucio" gemurmelt, da zog James Lily am Oberarm gepackt zu Boden und sie wichen dem Fluch aus.
Schon in der nächsten Sekunde hatten sie sich wieder aufgerichtet und umkreisten Voldemort zusammen.
Gerade hatte James einen Schockzauber ausgesprochen, da hatte Lily eine Idee. "Expecto Patronum", rief sie und ihr silberner Adler floss wie Wasser aus der Spitze ihres Zauberstabes, direkt auf Voldemort zu. Die silberne Gestalt hüllte ihn fast vollständig ein und Lily sah durch die silbrige Dunst, wie Voldemort unter dem Einfluss der reinen Aura ihres Patronus’ einknickte und zu Boden fiel.
Schon im nächsten Moment hatte ein Todesser Lily von hinten angegriffen. Lily spürte nur noch einen stechenden Schmerz, so als würden zehn Messer auf einmal auf sie einstechen.
Sie spürte eine kalte Welle über ihr Gesicht streifen, dann wurde ihre Haut heiß und brannte wie unter Feuer.
Sie hob ihre Hände zum Gesicht, und als sie sie zurückzog, tropfte ihr das eigene Blut von den Fingern.
Vor Erschöpfung, Schmerz und pochenden Kopfschmerzen sank Lily in die Knie. Sie sah nur noch die weißen Gestalten der Auroren in die Eingangshalle strömen und sie sah, wie die schwarzen Gestalten der Todesser und Voldemort, der sich inzwischen von der reinen, silbernen Gestalt von Lilys Patronus erholt hatte, fortrannten. Hin zum Portal, und fort waren sie.
Lily stöhnte auf und sie schmeckte, dass die Flüssigkeit in ihrem Mund Blut war. Sie spuckte das Blut auf den Boden. Ein Brechreiz überkam sie, sie würgte, erbrach sich in einen Schwall aus Blut und Schleim und spürte, wie sie keine Luft mehr bekam. Irgendetwas schien ihr die Kehle zu verstopfen…
Um Lily herum drehte sich alles, sie sah nur schemenhaft weiße Gestalten vor sich, dann hörte sie einen Schrei…
Lily wankte.
Sie sah wieder nur schemenhaft, wie Flüche hinter den fliehenden schwarzen Gestalten hergeschickt wurden.
Lily kämpfte gegen die Ohnmacht…
Laute Knalle…
Schreie…
Erleichtertes Aufseufzen… jemand schrie etwas von ‚Krankenstation’…
Lily spürte James starke Hände, die sie festhielten, während sie zu Boden ging. "Ich bin bei dir, Lily", hörte sie seine Stimme durch einen Wirbel von Farben, Formen und Stimmen… "Entspann dich…"
Lily fiel endgültig zu Boden, stützte sich mit letzter Kraft auf den Unterarmen ab und rollte vor James Füße, wo sie reglos liegen blieb und nur noch einen Gedanken fassen konnte. Alles würde gut werden…
25. Kapitel
Lily blinzelte. Sie sah verschwommenes weiß um sich herum. Leises Rascheln und gedämpfte Stimmen drangen in Lilys Bewusstsein.
Sie öffnete die Augen gänzlich und richtete ihren Oberkörper ein Stück auf.
Sie lag in einem weißen Bett und ein weißer Vorhang war drum herum gezogen, sodass sie nicht sehen konnte, wo sie war.
Sie rieb sich die Augen und öffnete den Vorhang.
"Miss Evans, Sie sind aufgewacht!", rief eine weibliche Stimme, "bleiben Sie liegen!"
Gehorsam ließ Lily sich wieder in die weißen Kissen sinken und betrachtete die Frau, die sich mit einem Tablett ihrem Bett näherte.
Sie hatte langes schwarzes Haar, das ihr in einem geflochtenen Zopf über den Rücken hing.
Sie trug einen weißen Umhang mit neongrünen Rändern und als sie etwas aus einem weißen Schränkchen holte und Lily den Rücken zuwandte, sah Lily einen Kreis auf ihren Rücken. Im Kreis befanden sich ein Knochen und ein Zauberstab, übereinander gekreuzt.
Lily seufzte leise. Sie lag also im St. Mungo-Hospital in London, alleine in einem Einzelzimmer und mit einer Krankenschwester, die gerade das Essen zubereitete.
Die Krankenschwester wuselte herbei und stellte das Tablett auf den Nachttisch. "Jetzt frühstücken Sie erst einmal und ich hole währenddessen den Chefheiler!" "Einen Moment noch", sagte Lily, "auf welcher Station bin ich und welches Datum haben wir?" "Sie liegen in der Station für Fluchschäden im vierten Stock und heute ist Mittwoch. Mittwoch, der neunzehnte November. Und es ist halb neun." "Ich lag… neunzehn Tage hier?" "Oh ja", sagte die Krankenschwester, "Sie waren ohnmächtig…" Lily stöhnte auf und sank wieder zurück in die Kissen.
Die Krankenschwester verließ das Zimmer und Lily nahm die dampfende Teetasse vom Tablett und schlürfte den heißen Pfefferminztee.
Bereits fünf Minuten später wurde die Tür aufgestoßen und ein schon etwas älterer Mann mit grauem Bart und grauem, schütteren Haar und einem ähnlichen Umhang wie die Krankenschwester trat lächelnd ins Zimmer. "Guten Morgen, Miss Evans", grüßte er und Lily nickte matt. "Ich werde nur noch eine kurze Untersuchung durchführen, dann können Sie zurück nach Hogwarts. Mr. Potter wird Sie schon erwarten; er war mehrere Male hier und saß stundenlang an Ihrem Bett."
Lily lächelte leise.
Der Heiler setzte sich auf einen Hocker und beugte sich dann über Lilys Bauch. "Nur eine kleine Nachuntersuchung wegen des Kleinen", sagte er zwinkernd, als er Lilys erstaunten Blick sah, "Albus Dumbledore hat mir alles genauestens dargelegt." "Warum war ich so lange ohnmächtig?", fragte Lily als der Heiler Harry untersuchte.
"Sie wurden von einem schweren Fluch getroffen. Ihr halbes Gesicht war zerfetzt, Sie hatten schwere innere Blutungen und eine gequetschte Luftröhre."
Lily schluckte. Der Heiler sah sie freundlich an. "Aber keine Sorge. Weder Ihr Gesicht, noch Ihr baldiger Sohn hat Schäden davongetragen." Lily wagte ein vorsichtiges lächeln.
"Wenn Sie sich bereit fühlen, dürfen Sie nach Hause", sagte der Heiler nach fünf Minuten stummen Untersuchens.
"Oh… danke", sagte Lily glücklich und erhob sich aus ihrem Bett. "Ihre Kleidung wurde gewaschen und genäht; sie ist dort hinten in dem Schrank. Bitte warten Sie nach dem umziehen auf die Schwester, Sie wird sie noch begleiten", sagte der Heiler und wies noch auf einen großen, weißen Schrank. Lily nickte und verabschiedete sich von dem netten heiler. Dann schlüpfte sie aus dem schlichten, weißen Baumwollnachthemd und zog ihre alten Klamotten an.
Rund fünf Minuten später klopfte es an ihrer Zimmertür. "Mr. Dumbledore weiß bescheid; Sie können per Flohpulver nach Hogwarts zurückreisen", sagte die Krankenschwester von vorhin und nahm Lily das Nachthemd ab. Sie ging einen langen Korridor entlang bis zu einer kleinen, natürlich weiß gestrichenen Tür und öffnete sie.
Lily trat an den Kamin. Die Krankenschwester verabschiedete sich und hielt Lily danach eine kleine Dose mit Flohpulver hin.
Lily nahm etwas von dem Pulver, warf es in die Flammen des Kamins, die sich sofort unter lautem zischen smaragdgrün verfärbten und in die Höhe schossen. Lily trat in den Kamin und spürte ein warmes kribbeln an ihrem Bein. Sie rief "Dumbledores Büro!" und presste dann ganz fest sie Augen aufeinander.
Ihr wurde ziemlich schlecht von der rasanten Fahrt; sie hasste Flohpulver wirklich und war heilfroh als sie, ziemlich unsanft, auf ihrem Hinterteil auf dem Kaminvorleger in Dumbledores Büro landete.
"Miss Evans…", hörte sie sofort Dumbledore sanfte Stimme, "wie schön, dass Sie wieder unter den Lebendigen sind." Lily lächelte schwach und ließ sich von Dumbledore aufhelfen. "Sie haben wirklich hervorragend gekämpft", lobte Dumbledore und entlockte Lily somit ein mattes lächeln. "Ich gehe dann mal in den Gemeinschaftsraum", sagte sie noch, nickte Dumbledore zu und verließ sein Büro.
Sie hastete die Gänge entlang bis sie keuchend vor dem Portrait der fetten Dame stand.
Ihr fiel ein, dass sie an Halloween gesagt hatte, dass man die Passwörter ändern sollte, zum Schutz vor Avery, der für Voldemort spioniert haben musste. Und das neue Passwort kannte sie nicht.
"Na toll", fauchte sie und sah flehend zur fetten Dame hinauf. "Ich bin Schulsprecherin", sagte sie, "bitte lass mich ein!"
Die fette Dame im rosa Seidenkleid sah sie erst skeptisch an, seufzte dann und sagte "Nun gut… aber nur dieses eine Mal!"
"Danke", sagte Lily noch und trat aufgeregt in den Gryffindorgemeinschaftsraum.
"Lily!" Kate kam auf sie zugerannt und fiel ihr um den Hals. "Endlich!" Lily wurde nun von allen Seiten von ihren Freundinnen, Sirius und Remus bestürmt. "Schön, dass du wieder da bist", sagte Mary und zwinkerte ihr zu, "ich glaube, James hat sich in deinem Zimmer verkrochen." "Mal wieder", posaunte Sirius grinsend, "seit du im St. Mungo gelegen hast, war er immer total deprimiert und war ständig in deinem Zimmer!"
Lily lächelte, eiste sich schließlich von ihren Freunden los und ging die Treppenstufen hinauf zu ihrem Zimmer.
Sie öffnete die Tür und sah James auf ihrem Bett liegen, den Rücken zu ihr gewandt.
"Lasst mich bloß in Ruhe", fauchte er und seine Worte zauberten Lily das erste wirkliche Lächeln an diesem Tag auf die Lippen.
Leise schloss sie die Tür und trat an ihr Bett. Sie setzte sich auf die Bettkante und strich James sanft über den Oberarm.
Er drehte sich erschrocken um und sah ihr direkt in die Augen. "Lily", keuchte er und schon in der nächsten Sekunde fand sich Lily in James’ Armen wieder. "Oh Lily", hauchte er, "ich hab dich so vermisst." "Ich dich auch", sagte Lily und sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.
Den ganzen Tag verbrachten sie in Lilys Zimmer und ließen niemanden herein. Sie genossen die Ruhe und die Nähe des Anderen.
Gegen Abend fiel James noch etwas Wichtiges ein. Er kramte in der Nachttischschublade. "Hier", sagte er, "von Snape!"
Er reichte ihr ein Blatt Pergament in einem Umschlag. "Ich hab es nicht gelesen." "Hättest du ruhig machen können", sagte Lily sanft, kuschelte sich in seine Arme und öffnete den Brief.
Liebe Lily,
danke, dass du mir an Halloween aus der patsche geholfen hast,
als der dunkle Lord da war.
Hättest du mich nicht außer Gefecht gesetzt, wäre der ganze
Schwindel aufgeflogen.
Vielleicht würde ich dann jetzt nicht mehr leben.
Alles Liebe,
Severus
Lily grinste. "Er hat mir den Brief gegeben", berichtete James, der mitgelesen hatte, "und er schien ziemlich nervös." Lily grinste. "Ach was", sagte sie, "er wollte mir ja nur danken, weil ich ihn an Halloween geschockt habe." "Jetzt versteh ich das erst auch", sagte James nachdenklich, "hättest du es nicht getan, hätte Snape sich entweder gegen uns oder gegen Voldemort stellen müssen. Und hätte er sich gegen Voldemort gestellt, wäre alles aufgeflogen…"
Lily nickte. "Wir haben bei jedem Schulsprecher-Treffen über Voldemort geredet", erzählte sie, "und er ist wirklich nicht so schlimm, wie ihr immer sagt."
James schnaubte. "Du musst ihn ja nicht mögen", seufzte Lily, "aber nimm’s mir nicht übel, wenn ich es tue." James schüttelte den Kopf. "Ich könnte dir nichts übel nehmen, Schatz", sagte er, küsste sie sanft und hielt sie so lange in den Armen, bis sie eingeschlafen war.
26. Kapitel
Lilys Rückkehr nach Hogwarts wurde natürlich wieder heiß diskutiert. Irgendwo war etwas von der Entwicklungspause von Lilys Baby durchgesickert und die Nachricht hatte sich in der ganzen Schule rumgesprochen.
Doch Lily störte das wenig.
Langsam neigte sich der Herbst dem Winter zu und Mitte November fiel der erste Schnee in dicken, weichen, weißen Flocken vom klaren Winterhimmel.
Lily war nun noch öfter draußen auf den verschneiten Ländereien und sie saß gerne am Ufer des zugefrorenen Sees, auf dem einige Schüler sich im Schlittschuh laufen versuchten.
James kam manchmal mit ihr heraus und dann war Lily dankbar für seine Gesellschaft, dankbar für die wohlige Wärme und die Geborgenheit, die er ihr gab.
Da für die Siebtklässler in diesem letzten Jahr ihre UTZ-Prüfungen anstanden, hatte Lily schon Anfang Dezember mit dem lernen begonnen. James nahm es locker, er strolchte liebe mit seinen Freunden auf den Ländereien herum und machte wilde Schneeballschlachten. Manchmal hätte Lily gerne mitgemacht, doch sie fühlte, dass das für Harry nicht so gut sein würde. Sie wollte ihren Sohn nicht noch mehr belasten.
So sah sie James, Sirius, Remus und manchmal auch Wurmschwanz und einigen anderen Jungen aus Ravenclaw, die sich mit James und Sirius recht gut verstanden, von ihrem Stein am Seeufer bei den Schneeballschlachten zu.
Mitte Dezember, drei Tage vor Beginn der Weihnachtsferien, verkündete Dumbledore nach dem Abendessen in der großen Halle eine seiner neuen Ideen.
"Liebe Schüler und Schülerinnen", sagte er und strahlte dabei so sehr, dass man ihn für ein kleines Kind hätte halten können, dass sich über seine Weihnachtsgeschenke freute.
"Da auch dieses Jahr wieder ein Weihnachtsball stattfinden wird, habe ich mich mal wieder zu einer neuen Idee inspirieren lassen."
Gemurmel, Getuschel und auch vereinzeltes entnervtes Gestöhne war zu hören.
"Ihr werdet in diesem Jahr unseren Schlossgarten für den Ball herrichten, gestalten und schmücken. Normalerweise mach ich das ja immer, aber ich dachte, es wäre eine nette Abwechslung, wenn die Schüler es mal übernehmen würden. Ich möchte, dass ihr Skulpturen und Gebilde aus Schnee und Eis gestaltet. Zauberei ist in gewissem Maße erlaubt. Ihr arbeitet in Teams zusammen. Voraussetzung für diese Gruppen ist, dass es mindestens zwei und höchstens zehn Schüler sind, und außerdem immer aus einer Klassenstufe! Ob nun Gryffindors mit Ravenclaws zusammen etwas übernehmen oder nicht, bleibt euch überlassen. Ihr könnt euren Ideen und eurer Phantasie freien Lauf lassen und die beste Skulptur wird mit einem Preis belohnt."
Wieder kam Getuschel auf. "Dann noch einen netten Abend", rief Dumbledore über die schnatternden Schüler hinweg und ließ sich wieder auf seinem Platz am Lehrertisch nieder.
James nahm Lily an der Hand und sie gingen hinauf zum Gryffindor-Turm. Im Gemeinschaftsraum kuschelten sie sich zu zweit in ihren Lieblingssessel am flackernden Kaminfeuer und James begann, Lily den Nacken zu küssen, was sie immer wieder zum lachen brachte.
Kurz vor elf Uhr abends gingen die Beiden in Lilys Zimmer hinauf und legten sich schlafen. Kurz bevor Lily die Augen zufielen, fiel ihr noch etwas ein. "James?", flüsterte sie. "Mmh?", kam es aus dem Decken- und Kissenhügel neben ihr und James’ verstrubbelter Kopf tauchte unter einem Kissen auf. "Was’n los?" Lily grinste und küsste ihn sanft auf den Mund. "Machen wir bei diesem Schneeskulpturen-Wettbewerb zusammen?", fragte sie und James öffnete die Augen. "Gerne", sagte er. "Super", sagte Lily und schmiegte sich an James unter seinen berg aus Decken und Kissen, die er immer über sich aufschichtete. "Ich hab sogar schon ne Idee", sagte sie und lehnte ihren Kopf an James Halsmulde. "Sagst du mir das morgen, Süße?", fragte er, "ich kann kaum mehr nen klaren Gedanken fassen…" Lily kicherte. "Na klar mein Schatz", lachte sie dann, küsste irgendwo in den Kissenberg hinein und war sich kurz darauf sicher, seine Lippen getroffen zu haben, da ihr Kuss heftig und leidenschaftlich erwidert wurde.
Beim Frühstück am nächsten Morgen wurde über den Wettbewerb heiß diskutiert. "Sag mal, Krone", schmatzte Sirius, der sich an seinem Porridge gütlich tat, "machen wir bei diesem Wettbewerb zusammen?" "Nee sorry", mampfte James zurück, der sich intensiv mit seinem Brötchen beschäftigte, "ich mach mit Lily." "Oh", sagte Sirius und stopfte einen weiteren Löffel in sich hinein. "Na ja, macht nix", sagte er dann, doch die Worte gingen fast in einem Rülpser unter.
Lily musste den Kopf über die Beiden schütteln. Sie nahm noch einen Löffel Haferschleim und stupste James dann an. "Wir sehen und in Verwandlung?", fragte sie und stand auf. "Mmh", nickte James und schluckte den Bissen, den er gerade kaute, herunter. "Bis später!" Er küsste Lily sanft auf den Mund und wandte sich dann wieder voller Hingabe seinem Frühstück zu.
Lily machte sich mit Kate, Mary und Hannah auf den Weg zu alte Runen. "Hey Mädels", sagte Lily, als sie das Klassenzimmer erreichten, "wie sieht’s aus? Bleibt ihr in den Ferien hier?" Als sie alle nickten, grinste Lily breit. "Da …" "Na das kann man wohl sagen", unterbrach Hannah sie. "Ja, ja… also da ich euch in letzter Zeit wegen James so vernachlässigt habe", fing Lily wieder neu an, "fände ich’s cool wenn wir uns mal wieder nen Mädels-Abend machen. Und zwar in meiner Bude oben." "Mädels-Abend?", fragte Kate grinsend. "Geht doch gar nicht", lachte auch Mary. "Wieso?"; fraget Lily irritiert. "Na weil du noch nen Anhang mit dir rumträgst, Süße", sagte Kate und streichelte vorsichtig über Lilys Bauch. "Ach so"", murmelte Lily, "stimmt…"
Kate, Hannah und Mary wieherten los. "Na egal… dann eben nen Mädels-Abend mit Harry", grinste Lily und setzte sich auf ihren Platz. "Okay", stimmte Kate zu. "Wir feiern den Beginn der Ferien", beschloss Mary und warf ihre blonden Haare zurück, "das wird lustig." Lily grinste. "Glaub ich auch", sagte sie.
Den ganzen Tag lang verbrachte Lily damit, über den Abend mit ihren Freundinnen nachzudenken. Sie wollte etwas Besonderes organisieren, da ihre Freundinnen sie ständig unterstützen, Lily sich aber in den letzten Wochen wenig Zeit für sie genommen hatte und das nun wieder gut machen wollte.
Gedankenverloren kaute sie in der letzten Stunde an diesem Tag, Arithmantik, am Ende ihrer Feder herum. "Ich hab’s", dachte sie dann und sah verträumt zur Tafel hin, ohne sie wirklich zu sehen.
Die Ferien kamen mit voller Kälte und einem Schneesturm, der es den Schülern unmöglich machte, Hogwarts’ schützende Mauern zu verlassen, ohne draußen entweder vom Schnee, der von den Zinnen des Schlosses fiel, begraben und erdrückt zu werden oder von der schneidenden Eiseskälte zu erfrieren.
Am ersten Ferientag verbrachte Lily den gesamten Vormittag mit den Vorbereitungen für den Abend mit ihren Freundinnen.
Erst nach dem reichhaltigen Mittagessen in der deutlich leeren großen Halle (denn wieder waren einige Schüler über die Weihnachtsferien nach Hause gefahren) unternahm Lily wieder etwas mit den Anderen.
Bis zum Abendessen tummelten sich James, Sirius, Remus, Peter, Kate, Mary, Hannah und Lily auf den Ländereien im Schnee.
Selbst Lily raffte sich dazu auf, mit den Jungs eine Schneeballschlacht zu machen und hatte sogar großen Spaß dabei.
Fast verpassten sie über ihren Spaß das Abendessen und als Sirius mit einem Blick zur Schuluhr feststellte, dass sie spät dran waren, machten sie sich pitschnass, aber zufrieden und laut lachend auf den Weg in die Halle.
Als Lily in die Halle kam, sah sie Severus Snape beim Dumbledore stehen. Der Schulleiter winkte auch ihr zu und Lily reichte James ihren Mantel und ihren Schal, damit er beides schon mal mit zum Gryffindortisch nehmen konnte. Dann trat auch sie zum Schulleiter. "Ich werde gleich ankünden, dass der Wettbewerb morgen anfängt und bis zum fünfundzwanzigsten Dezember andauert", sagte er, "am Abend des fünfundzwanzigsten Dezembers wird der Ball stattfinden, und übermorgen dürft ihr nach Hogsmeade, wegen der Geschenke und so weiter. Ich möchte euch bitten, Aushänge für die schwarzen Bretter der Häuser vorzubereiten und sie den jeweiligen Vertrauensschülern mitzugeben." Lily und Snape nickten und gingen dann auf ihre Plätze.
Gleich nach dem Essen verkündete Dumbledore den Beginn des Wettbewerbes am nächsten Tag, genau eine Stunde nach dem Mittagessen auf den Ländereien und im Schlossgarten von Hogwarts.
Nach dem Abendessen ging Lily sehr schnell hinauf in ihr Zimmer um auch noch die letzten Vorbereitungen zu treffen.
Danach verabschiedete sie sich mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss von James, den sie für diese eine Nacht in seinen Schlafsaal abgeschoben hatte und kündigte dann ihren Freundinnen den Beginn des Mädels-Abends an.
27. Kapitel
Das Zimmer war abgedunkelt und überall brannten Kerzen. Ein Hauch von Rosenduft durchströmte die warme Luft im Zimmer und das flackern des Kaminfeuers machte die romantische, gemütliche Stimmung perfekt.
Die vier Mädchen hatten sich in ihre Nachthemden geschmissen und betraten nun den Raum.
Mary, Kate und Hannah machten es sich kichernd auf Lilys Bett bequem und Lily ließ ein Tablett mit allerlei magischen Süßigkeiten heranschweben. Sogar Sekt hatte sie organisiert, was Kate zu einem mindestens vier Minuten langen Lachanfall trieb.
"Hey", sagte Lily irgendwann, als sich Kate beruhigt hatte. "Ich habe hier ein Horoskop-Spiel!" Sie zog einen Stapel Spielkarten aus ihrer Tasche. "Jeder muss den Stapel individuell für sich selbst mischen und dann zwei Karten ziehen. Die Eine für die Liebe, die Andere für das Schicksal." "Das kommt mir ziemlich neblig vor", grinste Mary und Kate kugelte fast vom Bett vor lachen. "Du bist ganz schön schnell zu erheitern", stellte Lily grinsend fest. "Sie hat doch recht", schaltete sich Hannah ein, "klingt wie eine von diesen nebligen, merkwürdigen Geschichten oder Vorhersagen von unserer lieben Madame Grisham…" "Stimmt", wieherte Mary und spuckte ihren Sekt quer über Lilys Bettdecke. Lily konnte nicht anders als mitzulachen und die Schweinerei schließlich per Zauberspruch zu beseitigen. "Also los… Kate, fang an!" Kate nahm den Stapel in die Hand und begann zu mischen. Dann drückte sie Lily den Stapel in die Hand, die ihn ausfächerte und in Kate anbot, die zwei Karten zog.
Lily blätterte in dem Erklärungsbuch, was dem Kartenspiel beigelegen hatte. "Okay… also du hast hier den Turm für die Liebe… bröckelndes Unheil…" Bei der Verkündigung verfiel Lily in das theatralische, dramatische und fast schon alberne Gehabe ihrer Wahrsagelehrerin, was ihre Freundinnen wieder zum lachen brachte. "Also pass gut auf, dass du deine Beziehung zu Sirius nicht zum bröckeln bringst… und die Rose fürs Schicksal… das heißt, du wirst blühendes Glück haben… na ja, wer’s glaubt." Mit einem breiten Grinsen reichte Lily Mary den Stapel, die mit dem mischen anfing. "Sagt mal", trieb Kate das Gespräch weiter voran, "irre ich mich, oder hat sich Snape in unsre Lily verguckt?" Lily schaute ihre lachenden Freundinnen einen Moment lang sprachlos an. "Ach, ihr spinnt doch", sagte sie, "wir kommen nur ganz gut miteinander klar!" "Erzähl das deiner Oma", witzelte Hannah, "wir nehmen dir das nicht ab! Na ja, aber Snape, Lily ist leider schon in festen Händen…" Mary prustete los und reichte Lily den Kartenstapel, die ihn ausfächerte und ihn der Freundin wieder hinhielt. So ging das Spiel eine ganze Weile weiter, bis Lily zwei Karten zog. Sie hatte für "Liebe" eine Träne, was festen Zusammenhalt, aber doch bitterste Enttäuschung bedeutete und für "Schicksal" den Tod in Person.
Die Nachricht brachte Lily aber nur schwach zum lächeln. "Sag mal, Mary", fing sie an und angelte sich einen Schokofrosch, "was geht jetzt bei dir und Remus eigentlich ab?" Mary errötete leicht, doch sie warf den Kopf in den Nacken und tat ganz uninteressiert. "Was soll da gehen?", fragte sie scheinheilig. "Seid ihr nun zusammen oder nicht?", brachte Hannah es auf den Punkt. Marys Gesicht verfinsterte sich. "Nein", sagte sie und ihr Blick wurde betrübt. "Sind wir nicht. Aber lasst uns bitte über was andres reden, ja?" "Na gut", sagte Kate zögernd, "Mädels, ihr müsst mir helfen." Sofort wandten sich alle Blicke neugierig ihr zu. "Was ist?", fragte Mary, "worum geht’s? Ist es Sirius?" Kate nickte zögernd. "Ich habe das Gefühl, er betrügt mich." "Was?", rief Lily, "wie kommst du darauf?" "Ich habe so das Gefühl", sagte Kate schulterzuckend, "er ist so merkwürdig in letzter Zeit!" Lily nestelte an der Bettdecke herum. "Nun ja", begann sie zögernd, "James hat da mal was erwähnt… von wegen, Sirius könnte in einer festen Bindung nicht treu bleiben oder so", sagte sie und sah Kate vorsichtig an. Ihre Augen glänzten traurig. "Ich hatte es fast erwartet", sagte sie betrübt, "ich meine, was will der Schwarm der ganzen Schule mit einem Holzlöffel wie mir?"
Wider Willen musste Lily ein wenig grinsen. "Das wird schon wieder", versuchte sie ihre beste Freundin aufzuheitern und wickelte ihr einen Schokofrosch aus. "Schokolade macht glücklich! Also iss!" Mit einem schwachen lächeln nahm Kate die Schokolade entgegen.
Lilys Hände wanderten zärtlich über ihren Bauch. "Mensch, Harry, wann gibst du endlich mal Entwarnung?", fragte sie leise, "ich hatte eigentlich nicht vor, drei Jahre mit dem Vorbau rumzulaufen!" Als Antwort gab es einen zärtlich gemeinten Fußtritt gegen die Bauchwand, der Lily zum lachen brachte. "Er meint es zärtlich", verteidigte sie ihren Sohn, als Mary breit grinsend begann, mit Harry zu schimpfen. "Sag mal", fragte Hannah plötzlich, "wer soll mal der Pate oder die Patin von Harry werden?" Lily grinste. "Nehmt es mir nicht übel, Mädels, aber Kate ist meine beste Freundin und daher werde ich sie bitten und James will unbedingt Sirius als Taufpaten. Na ja, er ist zwar etwas chaotisch, aber mit Harrys Erziehung wird das schon…"
Mary grinste breit. "Wann wollt ihr eigentlich heiraten?", fragte sie und Lily wurde rot. "Ich würde ihn am liebsten jetzt sofort heiraten, aber James scheint noch zeit zu brauchen…" "Ach Quatsch", grinste Hannah, "der denkt, du brauchst noch Zeit… ihr sprecht euch nur nich richtig ab! Was für eine Kommunikation!" "Was für eine was?", fragte Kate, die aus einer Zaubererfamilie stammte. Hannah lachte. "Ehrlich, du solltest Muggelkunde belegen, Kate", sagte sie spöttisch. Kate steckte ihr die Zunge heraus. "Also was ist das nun?" Lily grinste. "Eine Unterhaltung, Kontakte knüpfen und pflegen… miteinander reden halt", versuchte sie das für Kate fremde Wort zu erklären. Kate nickte. "Ach so… ich würde James auf jeden Fall mal drauf ansprechen, sonst vergisst er es noch…" Lily warf ihr ein Kissen an den Kopf. "Biest", schimpfte sie und umgriff ihren Bauch. "Nicht wahr, Harry? Gemein sind die, alle miteinander." Wieder ein Treten gegen die Bauchwand. "Hey Harry, das hilft Lily echt weiter", prustete Hannah, die Lilys schmerzverzerrtes Gesicht sah. "Kannst du nicht mal einen konstruktiven Vorschlag abgeben?", erkundigte Lily sich beleidigt bei ihrem Sohn, doch diesmal blieb Dieser still. Lily schüttelte den Kopf und nahm sich eine Hand voll Nugatbonbons, die ihr von selbst in den Mund sprangen, oder auch nicht, wenn sie noch keine Lust hatten, gegessen zu werden.
"Mein Gott", entfuhr es Mary nach einem Blick zu ihrer Armbanduhr, "schon halb drei!" "Was?", fragte Kate, "kommt mir gar nicht so lange vor!" "Mir auch nicht", bekräftigte Hannah, "aber ich hab mich schon gewundert, warum ich so müde bin." Lily lachte. "Also, ab in die Falle", rief sie und begann, wild mit Kissen durch die Gegend zu werfen, damit ihr die Anderen beim wegräumen der Süßigkeiten halfen. "Mann, ist das eine Luft hier drin", stöhnte Hannah, "wie im Pumakäfig!" Sie stieß das Fenster auf und frische, kalte Luft wehte ins Zimmer.
Lily war gerade intensiv mit Kate und ihrer gemeinsamen Kissenschlacht beschäftigt, sodass sie das nicht bemerkte und schon in der nächsten Sekunde flog ein Kissen auf das Fenster zu. "Lily", kreischte Hannah entsetzt und versuchte das Kissen aufzufangen, doch zielsicher zischte es an Hannahs Händen vorbei und fiel aus dem Fenster.
Mary brach unter einem gewaltigen Lachkrampf zusammen und rollte auf dem Boden hin- und her, während Kate und Hannah zum fenster stürmten und hinaus sahen.
Lily stieg über die am Boden liegende Mary, trat zum Fenster und beugte sich hinaus. Ihr langes, rotes Haar fiel ihr vors Gesicht, sodass sie es zurückstreichen musste um hinunter in den Schlosshof zu sehen.
"Siehst du was?", fragte Kate besorgt als ginge es um das Leben eines Menschen, als das eines Kissens. "Nö", informierte Lily die Anderen, "is ja scheißdunkel draußen." "Dann mach Licht", sagte Hannah. "Geht nicht. Hab keine Taschenlampe", nuschelte Lily. Nun lag auch Kate auf dem Boden vor lachen. "Lily", empörte sich Hannah und reichte ihr den Zauberstab. "Ach ja, ganz vergessen", grinste Lily und richtete ihn in den Schlosshof. "Lumos!" Das Licht des Zauberstabs glitt durch die kalte Nachtluft und riss eine helle Linie in die Dunkelheit. Der Lichtkegel traf auf eine zottige, schwarze Gestalt, die am Fuße eines Baumes kauerte. Lily kniff die Augen zusammen um das Geschöpf zu erkennen, denn eindeutig war das nicht das kleine Sofakissen. Sirius in seiner Animagus-Hundegestalt war es nicht, denn heute war kein Vollmond und überhaupt schien das Tier oder das Wesen sich ganz anders zu bewegen.
Nicht so leichtfüßig, geschmeidig und elegant wie der große, schwarze Hund, sondern abgehackt, hart und eher menschlich.
Angst ließ Lilys Herz gefrieren. Was hatte ein ihr fremdes Geschöpf tief in der Nacht auf den so gut geschützten Geländen von Hogwarts zu suchen? "Hannah… w…was ist das?", fragte sie und ihr Atem blieb in einer Dunstwolke in der Luft hängen. Ihre Freundin beugte sich ebenfalls aus dem Fenster und schrak zurück. "Igitt", sagte sie angeekelt, "keine Ahnung, was es ist, aber es ist eklig!"
Mary und Kate schienen sich von ihrem Lachkrampf erholt zu haben und beugten sich ebenfalls aus dem Fenster um zu sehen, was es draußen zu sehen gab.
"Da hinten liegt übrigens das Kissen", informierte Kate Lily mit einem Stupser in die Seite. "Vielleicht ist das Ding ja gefährlich", sagte Mary. "Vielleicht", sagte Lily zögernd, "aber es sieht nicht so aus, als würde es hierher gehören!" "Was ist das, verdammt nochmal?", fragte Lily und trat vom Fenster zurück. "Ich wecke James und geh nachsehen!" "Lily, bist du verrückt?", fragte Kate erschrocken, "wenn es wirklich gefährlich ist, dann solltest du dich am Wenigsten da unten zeigen! Denk an die anderen Überfälle!" Lily zögerte nur einen Moment. "Ich gehe", sagte sie knapp, schlüpfte in einen dicken Umhang und ging zur Tür. "Lily warte, wir kommen mit!", rief Kate noch, doch Lily schüttelte den Kopf. "Bleibt hier oben! Wenn wir Hilfe brauchen oder irgendwas passiert, rennt sofort zu Dumbledore! Das Passwort zu seinem Büro ist ‚Schokoladenpudding’!" "Was?", fragte Mary, die eben erst ihren Kopf aus der dunklen Nacht gezogen hatte und den Zusammenhang nicht gehört hatte, "wie kannst du in dieser Situation an Schokoladenpudding denken?" Lily verdrehte die Augen. "Erklärt dir Kate", sagte sie, "ich geh jetzt!" Sie stahl sich aus ihrem Zimmer, die Treppe hinunter und die Stufen zum Jungenschlafsaal hinauf.
Sie schlich sich in den Raum und vergewisserte sich, dass Sirius wirklich schlafend in seinem Bett lag und nicht in Hundegestalt dort unten auf den Ländereien kauerte. Dann erst schlich sie zu James’ Bett und weckte ihn. "Nicht erschrecken und halt bloß die Klappe", sagte sie, als er die Augen aufschlug und erschrocken hochfuhr. "Ich bin’s nur." "Mein Gott", sagte James mit gedämpfter Stimme, "was tust du um diese Zeit hier? Es ist mitten in der Nacht!" "Es ist bereits drei Uhr morgens und keineswegs nachts", berichtigte Lily, "aber darum geht es nicht! Du musst schnell mitkommen!" Sie warf James seinen Winterumhang zu, kramte seinen Tarnumhang aus seinem Koffer und machte dann eine stumme Geste, ihr zu folgen.
Auf dem Weg hinunter in die Eingangshalle erklärte Lily ihrem Verlobten die Geschehnisse. "Na ja… und dann flog dieses Kissen durchs Fenster…" "Und deshalb weckst du mich?", empörte sich James, "wegen einem Kissen, das versucht, fliegen zu lernen?" "Nein", sagte Lily genervt und erläuterte ihm weitere Zusammenhänge.
James’ Miene wurde angespannt. "Lily- egal was dort draußen passiert, versprich mir, dass du sofort zurückrennst, wenn es uns angreift oder so!" "Wenn ich die Zeit dazu finde…", antwortete Lily trocken und hielt den Tarnumhang fest an ihrem Körper.
"Los", flüsterte sie und schob die Schlosstore langsam auf. "Dort drüben", raunte sie und wies auf eine der knorrigen Eichen am Seeufer, "siehst du das Vieh?" James nickte und Lily spürte, wie er nach seinem Zauberstab tastete und ihn aus der Tasche zog. "Wo ist dein Fenster?", fragte er und Lily hob den Kopf um das schwach erleuchtete Zimmer zu suchen. "Dort drüben! Das vierte neben dem vergitterten Fenster!" James nickte knapp und schlich dann leise mit Lily unterm Umhang die Steintreppen hinunter auf die Ländereien.
Es war schneidend kalt und überall glitzerte der weiße Schnee. Die Luft war ganz klar, doch stach sie Lily in die Lungen, so eisig war sie.
James und Lily erreichten die Baumgruppe am Ufer.
"Was ist das, James?", fragte Lily mit zitternder Stimme und James neben ihr atmete schwer. "Ich hab keinen Plan", sagte er.
Plötzlich durchschnitt ein hoher, lachender Laut die Winterluft.
Lily schrak zurück und griff sofort nach James’ Hand. "Hast du das gehört?" "Bin ja nicht taub", murmelte James verstört und richtete seinen Zauberstab auf die dunkle Gestalt. "Lumos maxima!" Ein strahlend heller Lichtkegel traf das Geschöpf, das anscheinend mit dem Rücken zu ihnen vor dem Baum kauerte.
Doch als das helle Licht den schwarzen, zottigen Körper traf, schrak das Wesen – was immer es auch war – herum und zeigte Lily und James das wahre Gesicht.
Lily hielt die Luft an. Sie wollte schreien, doch ihr schien die Kehle wie zugeschnürt. Auch James neben ihr zuckte zusammen und blieb dann regungslos stehen.
Es war kein Hund.
Und es war auch kein Werwolf.
28. Kapitel
Lily blickte in das kalkweiße Gesicht Lord Voldemorts.
Sie erkannte seine grausame Visage nun schon gut genug.
Auch James neben ihr brauchte einen Moment um zu realisieren, dass das kauernde "Wesen" vor ihnen kein Tier, sondern Lord Voldemort war, eingehüllt in einen zottigen, schwarzen Umhang.
"Renn", flüsterte James Lily zu. "Nicht ohne dich", sagte sie abwehrend und drückte mit ihren eiskalten Fingern seine Hand.
Es gab ein seltsames Geräusch, wie ein lang anhaltendes knacken, dann lief eine Welle wie vom Wind durch das Gras und die zusammengekrümmte Gestalt am Boden erhob sich.
Lily umklammerte den Zipfel des Tarnumhanges, den sie festhielt und betete, dass Voldemort nicht die Fähigkeit hatte, durch Tarnumhänge zu sehen. "Bei drei Stupor", hörte sie James leise und mit zusammengebissenen Zähnen sagen. Lily hob den Zauberstab. "Eins… zwei… drei!" "STUPOR!", schrieen sie gleichzeitig, doch Voldemort bewies perfekte Reaktionsfähigkeit, indem er sich flach ins Gras warf und somit den zwei roten Lichtblitzen entging.
"Nochmal", flüsterte James und bewegte sich langsam nach rechts um Voldemort keine Angriffsfläche zu geben.
Wieder schrieen sie gleichzeitig "STUPOR" und dieses Mal konnte Voldemort nicht ganz ausweichen. Der Zauber streifte ihn am linken Bein und er konnte es nicht mehr bewegen; doch trotz dieser Behinderung hatte er keinen Moment gezögert und einen Gegenfluch zurückgeschleudert. Der Zauber kam genau auf die Stelle zu, an der James und Lilly standen, so dass sich Lilly sicher war, dass er, wie Dumbledore, die Fähigkeit besaß durch Tarnumhänge zu schauen. Lilly und James waren auf einen Gegenangriff gefasst gewesen. James hechtete hinter einen nahe stehenden Baum, doch Lilly, die sich wegen ihrem Bauch nicht so schnell hinwerfen konnte, traf der Fluch an der Stirn.
Sie taumelte..., versuchte sich auf den Beinen zu halten..., doch es gelang ihr nicht. Sie fiel in den kalten Schnee und merkte wie ihr übel und schwarz vor den Augen wurde. Doch sie kämpfte gegen die Ohnmacht und blieb bei Bewusstsein.
Voldemort ging langsam auf Lilly zu, die flach auf den Boden gepresst dalag, und lachte mit seinem unverkennbar verrückten und hohen Lachen, das Lilly nun schon einige Male gehört hatte, auf und er zog seinen Zauberstab wieder. "Ihr habt mich nun zwei Mal erfolgreich abgewehrt, doch ein drittes Mal wird es euch nicht gelingen!"
Doch diese Zeit, in der er sich anscheinend so siegessicher gefühlt hatte, hatten sowohl Lilly als auch James genutzt; Lilly bekam ihren Zauberstab, der ihr bei ihrem Sturz aus der Hand gefallen war, wieder zu fassen und rief nun so laut sie konnte: "IMPEDIMENTA" ,währenddessen auch James, der sich wieder aufgerappelt hatte, einen Fluch gegen Voldemort schleuderte. Der sichtlich überraschte Voldemort konnte nur einem Zauber ausweichen und wurde, als ihn der andere Strahl traf fünf Meter nach hinten geschleudert.
"Geh zurück ins Schloss, hole Hilfe und bring dich in Sicherheit!!!", rief James Lilly zu. Doch nachdem sie gesehen hatte, dass sich auch auf James Rücken eine große klaffende Wunde befand, die wohl von seinem Sturz kam, erwiderte diese: "Ich lasse dich ganz sicher nicht allein und Kate und die anderen sind sicher schon auf dem Weg zu uns!"
Diese kurze Zeit, in der sie sich besprochen hatten, hatte Voldemort genutzt. Sichtlich geschwächt und kaum mehr laufen könnend röchelte er: "CLAM CLADES"... Lilly sah gerade noch wie ein greller gelber Strahl aus seinem Zauberstab hervorschoss... genau auf sie zu... sie war wie geschockt und konnte sich nicht bewegen... die Sekunden kamen ihr wie Minuten vor, in der der Strahl bedrohend näher kam... sie sah nur noch wie James, der wie sie gebannt auf den Zauber geschaut hatte, plötzlich von seinem Platz lossprang...und, während er vor Lilly hechtete, brachte er noch die Kraft auf einen Zauber auszusprechen, den Lilly schon gar nicht mehr hörte...ihr wurde schwindelig und sie fiel wiederum zu Boden. Ihr ganzer Körper tat weh... Sie sah noch verschwommen, wie James zu Boden fiel...wie Voldemort floh und sie spürte wie der Boden unter ihr, von lautem Getrampel erschüttert wurde... sie hörte laute Stimmen vom Schlossportal kommen und dann...schloss sie ihre beiden Hände krampfhaft um James und ihr wurde vollends schwarz vor Augen...
29. Kapitel
Stimmen… in ihrem Kopf oder in der Umgebung? Ein helles Licht drang durch ihre halb geöffneten Augen in ihr Inneres und Lily stöhnte laut auf, als sie sich aufsetzte. Ein stechender Schmerz, schlimmer als alles andere, was sie je gespürt hatte, kroch in ihr hoch und schien ihren Kopf auszufüllen. Es kam Lily vor, als würde ein großer, schwerer Hammer gegen ihren Schädel schlagen, so schmerzte er. Sie hörte trippelnde Schritte. "Lily?" Lily gab einen kehligen Laut von sich, denn ein Knoten schien in ihrem Hals festzustecken. "Trink das hier aus!" Jemand setzte ihr etwas Kaltes, vermutlich die Öffnung einer Flasche oder ein Glas an die Lippen und eine laue, schrecklich nach faulen Eiern riechende Flüssigkeit rann Lily in den Mundraum und den Rachen hinunter.
Sie zwang sich zum schlucken, doch verschluckte sie sich und fing an zu röcheln.
Als sie sich von ihrem Hustenanfall erholt hatte, öffnete sie die Augen vollends und sah sich um.
Sie lag im Krankenflügel und vor ihrem Bett stand Madam Pomfrey, die Krankenschwester und sah sie besorgt an.
Plötzlich… plötzlich krochen die schmerzhaften Erinnerungen an den Kampf mit Voldemort in Lily hoch… gehetzt blickte sie sich um. Ihr Blick fiel auf das benachbarte Bett, das von einem weißen Vorhang umzogen war. "Wie geht es James?", fragte sie heiser. "Den Umständen entsprechend", sagte die Krankenschwester knapp und begann, Lilys Bauch mit einem Instrument zu untersuchen. "Was hat er?" "Er hatte eine Wunde am Rücken, die ist aber verheilt", informierte die Krankenschwester, noch liegt er in tiefer Ohnmacht." "Oh", sagte Lily erschrocken und versuchte sich zu erheben um zu James hinüber zu gehen, doch Madam Pomfrey drückte sie mit sanfter Gewalt in die Kissen zurück. "Bleib liegen! Du standest gewaltig unter Schock und das hat auch ein wenig auf Harry abgefärbt. Erst hat er sich gar nicht mehr bewegt, dann hat er angefangen, wie ein wilder hin- und her zustrampeln… ich glaube, er hat sich beruhigt." Lily brachte ein mattes lächeln zustande.
"Miss Evans!", sagte da eine tiefe Stimme und Dumbledore trat ein. "Wie geht’s?" "Gut, danke", lächelte Lily. "Poppy… lass uns bitte einen Moment alleine!"
Grummelnd verzog sich die Krankenschwester in ihr Büro und begann, einige Mixturen und Tränke in einen Schrank einzusortieren.
"Nun, Lily", sagte Dumbledore väterlich und setzte sich auf die Bettkante, "was vorgestern zwischen euch und Voldemort stattgefunden hat, ist natürlich keinesfalls erfreulich… aber nun denn… Voldemort war anscheinend hier, um früh morgens das Schloss anzugreifen. Anscheinend haben wir noch weitere Spione hier in Hogwarts." Unweigerlich musste Lily an Peter denken, doch verwarf den Gedanken sofort. "Was ist passiert? Ich kann mich kaum mehr erinnern!" "Du wurdest vom Cruciatus-Fluch getroffen. Die Schmerzen sind noch nicht ganz ausgeklungen, da dein Abwehr- und Aufbausystem in deinem Körper wegen der Schwangerschaft arg geschwächt ist!" "Ach so", sagte Lily nachdenklich, "und was ist mit James?" "Er wurde von einem Fluch getroffen, der ihn fünf Tage lang in einer tiefen Ohnmacht fesselt. Der Fluch ist uns bekannt, doch welche Auswirkungen oder Schädigungen er mit sich trägt, wissen wir leider nicht. Aber keine Sorge", setzte er schnell hinzu, als er Lilys erschrockenes Gesicht sah, "James kommt wieder auf die Beine!" Erleichtert ließ Lily sich in ihre Kissen zurückfallen. "Was ist mit dem Skulpturenwettbewerb?" Dumbledore lächelte. "Sobald James aufgewacht ist, können wir beginnen. Wegen dem allgemeinen Schock und Schrecken und auch allerlei Vorsichtsmaßnamen haben wir ihn verschoben." "Gut", murmelte Lily und sie fühlte, wie sie eine mächtige Müdigkeit überkam. "Albus", begann Madam Pomfrey in diesem Augenblick zu schimpfen, "das Mädchen muss schlafen!" "Dann werde ich dich hier verlassen, Lily", sagte Dumbledore vergnügt, nickte ihr noch einmal zu und verschwand.
Am fünften Tag nach dem Angriff erwachte James endlich aus seiner Ohnmacht und schien wieder ganz der Alte zu sein.
Zusammen mit Kate, Mary, Hannah, Remus und Sirius gingen James und Lily für die Weihnachtseinkäufe nach Hogsmeade und Lily musste sich auch noch einmal mit Severus Snape treffen um den Weihnachtsball fertig zu planen.
An einem kalten, trüben Winternachmittag wurden die Listen mit den Namen der Teilnehmer am Schneeskulputrenwettbewerb eingereicht und dann ging es im Schlossgarten los.
James und Lily, denen es vollends wieder gut ging, hatten sich entschlossen, eine Hütte in Herzform unter einem Baum zu errichten und sie werkelten den ganzen Tag daran herum, bis sie zufrieden waren. Mit einem Anti-Schmelzzauber fixierten sie ihre kleine Hütte und mit unterschiedlichen Hexereien versetze Lily das kleine Bauwerk in ein Meer aus glitzernden Farben. Ein leichter Nebel schwebte im Inneren der Hütte und ab und zu brach ein strahlend heller Lichtstrahl durch den weißen Dunst.
Rund im ganzen Schlossgarten waren die verschiedensten Skulpturen errichtet worden; meist Tiere wie Rentiere oder Hirschen.
Da sie durch den Überfall auf Lily und James und den so gerade noch vermiedenen Angriff auf Hogwarts viel zeit verloren hatten, musste es schneller gehen und schon am Abend fand die Siegerehrung statt.
Den ersten Platz erhielten zwei Drittklässler aus Ravenclaw für ihr fast makelloses, perfektes Modell eines Phönix’ aus ganz durchsichtigem Eis, das in lauter unterschiedlichen Farben leuchtete und unter einem Schauer aus goldenen und kupfernen Funken sogar in die Luft steigen und ein paar Meter fliegen konnte.
Es gab viele "Oh"’s und "Ah"’s und die beiden Drittklässler liefen vor Freude ganz rot an, als ihnen Dumbledore eine kleine Medaille überreichte. James und Lily durften sich über den zweiten Platz freuen, während Frank Longbottom und seine Freundin Alice den dritten Platz für ihr mannshohes Rentier bekamen, dass mit lauter kleinen Silberglöckchen verziert war und beim leisesten Windhauch anfing zu klingeln.
Der Abend des Balls kam nahte heran und Lily war vollends mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Am Abend schlüpfte sie nur schnell in ihr Kleid, steckte sich das Haar hoch und eilte dann zu Severus Snape zurück in die Halle, der noch beim schmücken war.
Hagrid hatte ihnen viele große, grüne Tannenbäume herangeschleppt und Lily hatte sie mit großen, durchsichtigen Glaskugeln geschmückt.
Echter, doch ganz trockener Schnee schmückte die Zweige und teils auch die beiseite gerückten Tische. Trockener Schnee fiel vom Himmel, der sich auf dem Boden angekommen in Luft auflöste und statt Kerzen erhellten verzauberte Schneebälle den Raum, die mit sehr gemächlichen Geschwindigkeit in der Luft herumtanzten.
Es wurde ein sehr schöner Abend und als Lily um zwei Uhr nachts in ihr Bett sank und sich fest an James kuschelte, schienen in ihr alle Sorgen verbannt zu sein.
30. Kapitel: Die Welt ist so schön
Am nächsten Tag schliefen erst mal alle sehr lang.
Lilly jedoch wurde von Harry mit einem Fußtritt geweckt. Sie sah auf ihren Wecker und sah, dass es erst 9:00 Uhr war. James lag noch tief schlafend neben ihr. Lilly fand, dass es ein wunderschönes Bild war James so ganz ruhig und ohne Sorgen zu sehen. Sie dachte daran, wie glücklich sie war James zu haben. Sie freute sich schon riesig auf die Hochzeit und vor allem auf Harry. Sie streichelte ihren Bauch und fragte flüsternd: "Wie lange möchtest du dir denn noch Zeit lassen?" Harry wiederum antwortete mit einem Fußtritt gegen ihre innere Bauchwand. "Ich hoffe, das soll bald heißen" meinte Lilly schmunzelt zu dieser Reaktion.
Da sie nun schon mal wach war, stand Lilly auf, duschte erst mal und machte sich in aller Ruhe fertig. Nachdem sie sich eine bequeme Jeans und ein hellblaues Top angezogen hatte, schaute sie noch mal mit einem Lächeln auf James, der sich, nach seinem Grinsen zu schließen, noch in den schönsten Träumen befand, und ging dann in den Gemeinschaftsraum herunter. Dort befand sich noch keiner und Lilly überlegte, was sie, solange die anderen noch schliefen, machen konnte. Sie entschied sich für einen kleinen Spaziergang auf den Ländereien.
Sie zog sich ihren Wintermantel an und trat durch das hohe Schlossportal nach draußen in die wundervoll klare Luft. Es war das schönste Bilderbuchwetter. Auf dem Himmel war kein Wölkchen zu sehen und die Sonnenstrahlen reflektierten wunderschön auf der geschlossenen Schneedecke. Die Eisskulpturen, vom gestrigen Fest, glitzerten in der Sonne in den verschiedensten Farben. Lilly fühlte sich sehr glücklich. Die ganze Welt schien für sie wundervoll zu sein. Dann kam sie an der Baumpartie vorbei, an der Voldemort ihnen aufgelauert hatte. Sie überlegte...es schien für sie unglaublich, dass dieser Angriff schon eine Woche her war. Sie konnte sich an alles so gut erinnern: dieser schwarze, zottige Körper, der sich als Lord Voldemort herausstellte...der Kampf...James der sich vor sie wirft, um sie vor dem Zauber zu schützen...und dann die Ohnmacht. Die Bilder zogen an ihrem inneren Auge vorbei, und auf ihrem Gesicht, das gerade so betrübt ausgesehen hatte, bildete sich ein strahlendes Lächeln. Die Erlebnisse steckten ihr zwar noch in den Knochen doch sie war auch so unglaublich froh, dass James und Harry nichts passiert war, dass sie nicht mehr traurig sein konnte.
Nachdem sie noch eine ganze Weile so dagestanden und einfach nur nachgedacht hatte, ging sie mit entschlossener Miene und glänzenden Augen wieder zur Schule herauf. Ein Blick auf die Uhr, verriet ihr, dass es nun schon 11:00 Uhr war. Lilly konnte gar nicht glauben, dass sie so lange draußen gewesen war.
Als sie am Portrait der fetten Dame ankam, sagte sie fröhlich das Passwort und betrat den Gemeinschaftsraum. Nun war dort schon wieder viel Leben. Einige Viert- und Fünftklässler unterhielten sich über den tollen Verlauf des Weihnachtsballs und gratulierten Lilly als sie an ihnen vorbeikamen zu der gelungenen Vorbereitung. Lilly dankte ihnen und ging dann zielstrebig auf die Sessel zu. Dort saßen Kate und Hannah, die eine Partie Zaubererschach spielten. Auch James und Sirius waren mittlerweile erwacht und unterhielten sich. Als Lilly auf die vier zu kam wurde sie von allen begrüßt und James stand auf, um ihr einen Kuss zu geben. Sogleich fragte er sie: "Wo warst du? Du musst ja schon ganz schön früh aufgestanden sein." Lächelnd erwiderte sie: "Naja früher als du wach zu sein, ist ja nicht gerade schwer, oder? Nein, Harry hat mich geweckt und dann war ich noch ein bisschen draußen spazieren. Heute ist ein wundervoller Tag. ", daraufhin gab sie ihm noch einen Kuss und ging zu den andern zwei Mädels herüber. Sie sah den beiden noch eine Weile beim Schachspielen zu und als dann endlich Mary und auch Lupin und Wurmschwanz auftauchten gingen sie zum Mittagessen in die große Halle. Dort aßen sie mit großem Appetit, denn das Frühstück hatten sie ja ausfallen lassen.
Lilly beschloss, nach dem Essen noch mal zu Madam Pomfrey zu einer Untersuchung zu gehen und trennte sich vor dem Krankenflügel von den anderen, die schon mal in den Gemeinschaftsraum zurückgehen wollten. Als sie das Zimmer betrat, begrüßte die Krankenschwester sie herzlich und untersuchte sie auch sogleich. "Ja, Lilly, es ist eine Veränderung eingetreten. Harry scheint seine Entwicklungspause hinter sich zu haben und hat begonnen wieder weiter zu wachsen" Lilly dankte der Krankenschwester und umarmte sie vor lauter Freude, danach ging sie in den Gemeinschaftsraum und erzählte James sofort davon: "Unser Junge möchte anscheinend doch langsam zur Welt kommen. Vielleicht wird es ihm in meinem Bauch langsam langweilig." Sie grinste fröhlich. Und James verstand die Anspielung sofort: "Du meinst...er...er hat seine Entwicklungspause hinter sich gelassen und wächst weiter???" fragte er überglücklich und bevor Lilly ihm antworten konnte, hob er sie schon hoch und küsste sie zärtlich. Auch die anderen waren aufgesprungen und Kate umarmte Lilly, nachdem James sie wieder heruntergelassen hatte. "Ich freue mich ja so für euch. Das ist wirklich unglaublich. Und ich werde bald Patentante.", frohlockte sie und auch Sirius war es anzusehen, wie sehr er sich auf sein zukünftiges Patenkind freute.
Die Tage vergingen und die Ferien neigten sich dem Ende zu. Langsam mussten sie auch wieder an die Schule und vor allem an die Prüfungen denken. So saßen sie nun immer öfter in der Bibliothek und lasen alles über hochkomplizierte Zaubertränke, knifflige Zaubersprüche und langweilige Muggelaufstände zur Zeit von Wilchrim dem Bekloppten, einem Muggel, dem es beinahe gelungen wäre die Zaubererwelt aufzuspüren. Sogar James und Sirius hatte man lernen sehen, auch wenn sie immer mit hoffnungsvollem Blick zum Quidditchfeld herüberstarrten, als ob das der einzige Hoffnungsschimmer für sie war.
Am letzten Ferientag kamen alle Schüler, die in den Ferien zu Hause waren zurück und so herrschte am Abend großer Betrieb im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Jeder besprach mit jedem, was er alles gemacht hatte, wie die Schulzeit wohl wieder werden würde und welche Erwartungen sie für die nächste Zeit hatten.
Lilly und James hatten sich unauffällig in ihr Zimmer oben davongeschlichen und machten es sich auf dem Bett gemütlich. James streichelte liebevoll über Lillys Bauch und wisperte ihr ins Ohr: "Ich bin unglaublich glücklich, dass ich dich habe und ich freue mich schon riesig auf Harry!" Er gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss und wieder wurde Lilly bewusst wie schön die Welt doch ist.
31. Kapitel
Harry begann nun, noch kräftiger um sich zu treten und Lily musste jedes Mal das Gesicht verzerren, wenn Harry einen seiner Anfälle bekam. Zwar wuchs er langsamer als "normale" Babys, wie Madam Pomfrey Lily und James erklärt hatte, doch immerhin wuchs er, und das machte Harrys Eltern zu den glücklichsten Menschen, die es gab.
Wenn Lily mit den Anderen lernte, so setzte sich immer seitlich auf einen Stuhl um nicht Harry versehentlich gegen die Tischplatte zu drücken, doch Harry rumorte in ihrem Bauch herum, sodass Lily oft seufzend die Feder beiseite legte und Harry wie so oft erklärte, dass er nicht so treten solle, was Harry nicht im Mindesten beeindruckte.
James kroch immer wieder ein stolzes Lächeln übers Gesicht und er schien es nicht mehr abwarten zu können, endlich Vater zu werden.
Auch das letzte, finale Spiel der Gryffindors gegen das Team der Ravenclaws rückte immer näher und nun sahen Lily und James sich noch weniger, da ihre Zeit vollends durch lernen und trainieren beansprucht wurde.
Lily begleitete James manchmal zum Quidditchfeld und saß dann, einen dicken Umhang umgelegt, auf den Rängen und sah hinauf zu den sieben pfeilschnellen Besen, mit ihren Spielern auf dem Stiel, die in der klaren Luft herumflogen und die schrägsten Flugmanöver ausführten.
"Vielleicht wirst du auch mal Einer von ihnen", murmelte Lily eine Woche vor dem entscheidenden Endspiel. "Vielleicht vererbt dir dein Vater sein Talent." Als Antwort bekam Lily einen zärtlich gemeinten Fußtritt gegen die Bauchwand.
"Ich weiß, du würdest dich freuen", sagte sie grinsend und strich sich über den Bauch.
Ehe sich die Hogwartsstudenten versahen, wurde es Samstag. Der Samstag des finalen Quidditchsspiels dieser Saison. Und auch das letzte Spiel mit James Potter als Kapitän und Sucher.
Lily hatte neben Remus auf der Tribüne Platz genommen. Das Wetter war schlecht; es regnete und dichte, dicke Gewitterwolken hingen tief über den umliegenden Bergspitzen und berührten fast die Kronen der Bäume im verbotenen Wald.
Ein schriller Pfiff hallte durch den Regen und Lily sah die vierzehn Spieler in die Luft schnellen; die Gryffindors in scharlachroten, die Ravenclaws in leuchtend blauen Umhängen.
Lily konnte durch den Regen wenig erkennen, außer rote oder blaue Dunstschleier, die hinter dem als roter Schweif zu erkennenden Quaffel hinterher jagten. Ab und zu schoss auch mal ein Klatscher vorbei und einmal meinte Lily – dicht neben einem großen, schlanken Gryffindor-Spieler – einen goldenen Schweif zu erkennen, doch schon in der nächsten Sekunde war er verschwunden.
Gryffindor lag in Führung; 80 zu 40 Punkten und es war ein gewaltiger Vorsprung.
Lily hatte ihre kalten Finger fest ineinander verdreht und sah mit verbissener, konzentrierter Miene in den grauen Himmel um James ausfindig zu machen. Doch sie sah ihn nicht und plötzlich umfasste Panik ihr Herz wie Eis.
Sie wusste nicht wieso sie plötzlich die Angst packte, denn man konnte sieben rote Umhänge im Wind flattern sehen; also war die Mannschaft komplett, doch Lilys Angst um James stieg von Sekunde zu Sekunde.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrer Bauchgegend aus, und dieses Mal lag das nicht an Harrys Fußtritten. Irgendetwas lag in der Luft. Es war eine gefährliche Situation, in der James steckte, ohne Frage, aber bis jetzt hatte er auch das stürmischste Wetter bezwungen. Er war ein glänzender Spieler und warum sollte ihm etwas passieren, nur weil es windig war und regnete? Das war schon häufig der Fall gewesen, und nie war etwas passiert!
Dennoch…
Lily tastete in ihrem Mantel nach ihrem Zauberstab und als sie das dünne Holz ertastet hatte, zog sich ihr Magen zusammen.
Und dann hörte sie es…
Ein durchdringender, schmerzerfüllter Schrei, der ihr durch Mark und Bein ging, hallte über das Quidditchfeld und übertönte das Sausen des Windes und das Plattern des Windes.
Lily kniff die Augen zusammen und schon im nächsten Moment konnte sie James erkennen; eindeutig war er es, denn niemand sonst in seiner Mannschaft hatte dieses unordentliche, rabenschwarze Haar.
Er klammerte sich auf seinem nassen Besen fest, den Arm ausgestreckt und vor ihm – knapp anderthalb Meter entfernt – flatterte der goldene Schnatz.
Lily realisierte sofort. James wollte den Schnatz fangen, doch er litt unter starken Schmerzen. Sie wusste, dass es kein Klatscher gewesen war, der James verletzt hatte, denn selbst wenn ein Klatscher James einmal traf, pflegte er die Zähne zusammenzubeißen, nur um den Schnatz zu kriegen.
Lilys Herz klopfte ihr fast in ihrem Hals und ihre Kehle schien zugeschnürt. In den ersten Schrecksekunden waren ihre Reaktionen zu langsam, doch gerade als James’ Halt auf dem Besen erheblich gefährdet war, reagierte sie. James hatte sich auf seinem Besen nach vorne gezogen und hatte den widerspenstig flatternden Schnatz in seiner Hand geborgen, doch Lily sah, dass es nur James’ Talent und seine glänzenden Reaktionen waren, die ihn dazu veranlassten. Er war schon längst ohnmächtig und Lily wusste, dass er in jedem Augenblick vom Besen rutschen würde. Einen Sturz aus über zwanzig Metern würde er nicht überleben.
"MOBILCORPUS!", schrie Lily und ihr Zauberstab erzitterte bei der Vehemenz, mit der der Zauber anfing zu wirken.
James’ schlaffer Körper hing über dem Besenstiel und war gerade dabei, in einem anmutigen Bogen hinunterzurutschen, doch Lily hatte ihn mit Hilfe des Schwebezaubers vor dem Absturz gerettet.
Es kostete Lily eine ungeheure Anstrengung, ihn zu halten, zumal sie durch Regen und Wind kaum etwas sah.
Doch in der nächsten Sekunde nahte die Rettung. Sirius, der anscheinend gerade kapiert hatte, was vorgefallen war, schoss wie ein scharlachroter Blitz heran, griff fast elegant nach James’ Besen und zog James in eine halbwegs aufrechte Haltung hinauf.
James Kopf kullerte auf Sirius’ Schulter und Lilys Starre löste sich.
Ihre roten Haare waren klitschnass und klebten ihr an den Armen fest, krampfhaft stieß sie sich bis an die Brüstung der Tribüne vor um zu James zu gelangen, der kurz vor der Brüstung auf seinem Besen lehnte. Lily sah die Anstrengung in Sirius’ Gesicht, was ihr verriet, dass auch Sirius allmählich die Kräfte verließen.
Lily kletterte auf die Brüstung. "LILY", schrieen verschiedene Stimmen, "was tust du da?", doch Lily waren die Stimmen egal. Sie kletterte auf das Geländer, streckte die Hände aus und bekam den Schweif von James’ Besen zu fassen.
Durch den großen Ruck kam zwar der Besen zu ihr heran, doch Lily wurde über die Brüstung gezogen, verlor das Gleichgewicht und zog den Besen mit dem bewusstlosen James aus Sirius’ Armen gen Boden.
Trotz ihrer Schwangerschaft und der schwindenden Kräfte, schaffte Lily es, sich auf den Besen zu schwingen und ihn aus dem Sturzflug zu reißen.
Und keinen Meter zu spät.
Gut einen Meter über de klitschnassen, schlammigen Boden kam der Besen zum Stehen und Lily hörte das Geräusch berstenden Holzes, als der Stiel sich in der Mitte durchbog.
Sie umklammerte James’ leblosen Körper und schon im nächsten Moment kullerte sie kraftlos, erschöpft um am Rande der Ohnmacht in den Schlamm, packte mit einer schlaffen Hand den zerbrochenen Besen um ihn anzuhalten und wischte sich dann eine schlammige Haarsträhne aus den Augen.
Dann wurde es schwarz um sie und James.
Schon im nächsten Moment hörte sie jedoch das Geräusch des prasselnden Regens, hörte das trommelnde Geräusch von herannahenden Füßen und hörte das Sausen des Windes.
Stöhnend richtete Lily sich auf und rieb sich die Knochen. Sie schien in Ordnung und war glücklicherweise auf dem Rücken gelandet, sodass Harry nichts passiert war.
Dennoch fühlte sie Schmerzen und Angst. Doch nicht um sich selbst- sondern um James. Sie spürte seine Schmerzen und konnte sich nicht erklären, warum er ohnmächtig geworden war.
Hatte ein Fluch ihn getroffen? Oder doch ein Klatscher?
Leise aufkeuchend beugte Lily sich über James, der mit dem Rücken zu ihr lag und drehte ihn um.
Seine Augen waren geschlossen, und tiefe, blutige Risse zogen sich über seine Haut. Sein Haar war von Schlamm verklebt und nun mischte sich auch noch Blut hinein.
Schluchzend tastete Lily nach James’ Puls und als sie endlich sein Herz schwach schlagen hörte, sank sich auf seine Brust und fing an, hemmungslos und erschöpft zu weinen, während der Regen um sie herum prasselte, der Wind übers Spielfeld wischte und sich die vielen herbeigeeilten Menschen nicht herantrauten, aus Angst, die drei vereinten Lebewesen in ihrer Mitte zu stören.
Lily hörte erst nach einer Ewigkeit auf zu schluchzen und dann trat Kate heran- ebenfalls nass und schlammbespritzt. Sie legte ihrer nassen Freundin eine decke um die Schultern, die jedoch sofort wieder durchweicht wurde und Lily nicht zu wärmen vermochte.
"Komm mit", sagte Mary behutsam, die plötzlich neben Lily stand, doch Lily schüttelte den Kopf, sodass Regentropfen in alle Richtungen flogen. "Ich bleibe bei ihm!" "Du brauchst Ruhe", wandte Mary ein, doch Lily erzitterte unter einer Welle von Kälte und Wut. "Er ist mein Verlobter und vielleicht stirbt er! Niemand, aber wirklich niemand wird mich jetzt davon abhalten, bei ihm zu bleiben!"
Trotzig kniete sie sich wieder neben James nieder, der soeben von Dumbledore auf eine Trage gezaubert wurde, die sich in die Luft erhob und in Richtung Schloss davonschwebte – neben ihr eine Traube von Schülern, einige Lehrer und vorne weg Lily, die neben ihrem Verlobten herrannte und ihn keine Sekunde aus den Augen ließ.
Oben im trockenen, warmen Krankensaal bezog Madam Pomfrey ein sehr breites Krankenbett, denn sich wusste, dass es keinen Sinn hatte, Lily davon abzuhalten, bei James zu bleiben.
Ein Vorhang wurde um ihren Bettstaat gezogen und Lily begann, James mit zitternden Händen aus seiner Qudditch-Uniform zu schälen und seinen kalten, nassen Körper erst sanft mit einem weichen Frottehandtuch abzurubbeln und danach in einen warmen Schlafanzug zu wickeln.
Sie deckte ihn liebevoll zu und zog erst dann ihre eigenen durchweichten Klamotten aus und einen warmen Schlafanzug an.
Sie hockte sich neben ihn ins Bett und sah dann schon Madam Pomfrey und Dumbledore herannahen, die beide durch den Vorhang traten.
Dumbledores Blick war voller Besorgnis und er verschränkte die Arme hinter dem Rücken, während er auf die Beendigung von Madam Pomfreys Untersuchung wartete.
Die erfahrende Krankenschwester flößte James einen dampfenden Trank ein, den Lily aus Zaubertränke als "Aufwärmtrank" kannte und der rubinrot war und dampfte.
Danach begann sie, James’ Organe und Knochen zu untersuchen. Bis auf einen verstauchten Fuß fand sie nichts, doch sein Herz schlug langsamer und sein Atem ging flach und kurz.
"Er hat keine inneren Schäden oder Knochenbrüche", informierte sie dann knapp, "lediglich den verstauchten Fuß und ein paar Kratzer und blaue Flecken von seinem Sturz."
Damit wuselte sie davon.
Dumbledore setzte sich seufzend auf James’ Bett. "Das sind die Nachwirkungen vom Clam Clades", sagte er ruhig, "tiefe Ohnmacht und langsamer schlagendes Herz. Außerdem Übelkeitsanfälle und Krämpfe vor der Bewusstlosigkeit."
Lily nickte nur. Sie hatte verstanden. Die heimlichen Schäden des gefährlichen Fluches Voldemorts waren nun aufgetreten und hätten James fast das Leben gekostet.
"Du warst sehr mutig, Lily. Du wirst eine gute Mutter werden", fuhr Dumbledore fort und erhob sich dann. "Ich lasse euch Drei einen Moment alleine. Schlaf ein wenig, Lily", sagte er, Lily nickte wie in einem Trauma und sah noch ewig auf die Stelle, wo Dumbledore verschwunden war.
Madam Pomfrey kam, um Harrys und Lilys Gesundheit zu überprüfen und konnte mitteilen, dass alles in Ordnung war. "Harry wird im Sommer geboren werden, Lily", sagte sie sanft, "vermutlich Ende Juli. Bis dahin wird er langsam weiter wachsen."
Lily nickte knapp und die Krankenschwester verzog sich mit einem "Gute Nacht- schlaf jetzt und falls was ist, rufe mich!" in ihrem Büro. "Einen Moment", rief Lily ihr hinterher, "wann wird er aufwachen?" Sie strich James eine dunkle Haarsträhne aus dem blassen Gesicht und wartete auf Madam Pomfreys Antwort. "Bald", sagte sie, "vielleicht sogar heute Nacht." Lily nickte, kroch dann zu James unter die Decke und weinte noch lange bis nach Mitternacht in ihr Kissen und in James’ Schulter, bis sie erschöpft und ausgelaugt in einen unruhigen Schlaf fiel und zwischenzeitlich immer wieder aufschreckte.
32.Kapitel
Lilly wachte wieder auf und blikte sofort zu James rüber,doch dieser lag immer noch ganz ruhig und mit einem starren Gesicht da.Lilly nahm seine Hand und versuchte sich zu beruhigen, indem sie sich ermahnte:"Mach dich doch nicht so verückt...er wird schon aufwachen...ganz sicher...und zwar bald...",mit einem traurigen Blick legte sie sich wieder hin und kuschelte sich an James.Dann verfiel sie wieder in einen unruhigen Schlaf.
Von Alpträumen geplagt wachte sie ,wie es ihr vorkam,schon nach kurzer Zeit auf.Lilly stand auf und stellte sich ans Fenster.Alles war ruhig und sah sehr verlassen aus.Es war noch dunkel ,doch am Horizont machte sich eine leichte Morgenöte bemerkbar,die verhieß ,dass bald die Sonne aufgehen müsste.Sie überlegte, wie glücklich sie vor eineigen tagen gewesen war."Das ist doch wirklich unglaublich,wie schnell die Stimmung wechseln kann.In einem Moment könnte man noch die ganze Welt umarmen und im nächten fällt einem die Decke auf den Kopf."Als sie so nachdachte,hörte sie plötzlich ein leises Stöhnen hinter sich.Sie wirbelte herum und sah ,dass James sich bewegt hatte.Es schien aufzuwachen.Sofort setzte sie sich auf die Bettkannte,nahm seine Hand in die ihrigen beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn sanft.Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht auf und er schlug die Augen auf."Da möchte man doch glatt nochmal vom Besen fallen,wenn man dannach so schön geweckt wird,oder?",bemerkte er und versuchte sich aufzurichten."Na das las mal bitte bleiben! Ich küsse dich lieber ,wenn ich mich davor nicht so um dich sorgen muss! ",erwiderte Lilly und vor Freude, dass ihr Verlobter wieder erwacht war, musste sie lachen.Es war ein fröhliches und unbeschwertes Lachen,das Madam Pomfrey in das Krankenzimmer lockte."Oh ,er ist wieder erwacht.Ich werde sie auch gleich untersuchen und... dann könnes sie mit ihrer Geliebten gehen.", fügte sie noch hinzu und kam auf das Bett zugewuselt.
Kurze Zeit später waren James und Lilly auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum.Lilly erzählte ihm ,was es mit seinem Sturz und den Nachwirkungen des "Clam Clades"-Fluches auf sich gehabt hatte.Unterbrochen wurden sie erst von der fetten Dame ,die sie nach dem Passwort fragte.Sie sagten es und das Potrait öffnete sich.
Tosender Beifall,Gejubel und Gekreische empfing sie.Lilly und James wurden von dem Lärm fast zurück geworfen.Es sah aus,als hätten alle nur auf die beiden gewartet.Ein rießiger Gryffindorbanner war aufgehängt worden,auf einem Tisch waren die leckersten Speisen und Getränke bereitgestellt worden und da endlich fiel es James wieder ein.Sie hatten ja den Quiddichpokal gewonnen,denn kurz bevor er ohnmächtig geworden war hatte er den Schnatz ja noch gefangen.Stolz überkam ihn ,wie schon so oft und er freute sich über die bewundernden Blicke ,die viele ihm zu warfen.
Da kam auch schon Kate auf Lilly zugestürmt und fiel ihrer besten Freundin in die Arme; auch die anderen Freunde kamen und begrüßten die beiden fröhlich.Es wurde ein tolles Fest.Sie feierten bis in den Vormittag hinein und als sie dann endlich um 11:00 Uhr ins Bett gingen ,schlief Lilly sofort in den Armen von James ein.
Erst am Nachmittag erfüllte wieder Leben den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.Die meisten waren zwar noch ziemlich müde von dem Fest, doch war die Sieges-und Feierlaune keineswegs abgeflaut.Noch den ganzen restlichen Tag redeten sie über die tollsten Spielzüge,die gefährlichsten Flugmanöver und natürlich über James` todesmutigen Schnatzfang.Dieser fand den ganzen Trubel um seine Person,der ja nicht ganz selten war, unglaublich toll und kam erst durch Lillys Worte:"Immernoch der kleine Angeber von früher", wieder auf den Boden zurück.
Doch als sie die große Halle zum Abendessen betraten,kamen einige Hufflepuffs und auch Ravenclaws zu ihm und beglückwünschten ihn zu dem genialen Schnatzfang.Er freute sich sichtlich darüber ,versuchte aber ,nachdem er an Lilly`s Worte gedacht hatte, nicht zu selbstüberzeut auszusehen und lobte auch die anderen Quiddichspieler ,um von sich abzulenken.Lilly bemerkte es und belohnte ihn dafür mit einem sehr leidenschaftlichen Kuss,dannach gingen sie zum Gryffindortisch.
Als alle saßen,erhob sich Dumbledore.Alle Gespräche verstummten und die Schüler sahen gespannt zu ihrem Schulleiter."Ich möchte noch ein paar Worte zu dem gestrigen Spiel sagen.Beide Teams,sowohl die Ravenclaws als auch die Gryffindors haben unglaublich gut gespielt und sehr gekämpft.(Jubel erhob sich in der ganzen Halle).Doch am Ende hat es für die Ravenclaws nicht ganz gerreicht.Durch den Schnatzfang der Gryffindors lautet das Endergebnis 230:40 für Gryffindor.Doch da Mr.Potter die gestrige Nacht leider im Krankenflügel verbringen musste,bin ich nicht dazu gekommen ihm den Quiddichpokal zu verleihen.Deshalb kommt mir nun die Ehre zu,dies zu tun.Ich bitte James Potter,den Quiddichkapitain der Gryffindors, zu mir nach oben zu kommen."
In der ganzen Halle brandete Beifall auf und Lilly sah,dass sich Prof.McGonagall ,als James an ihr vorbeikam, eine Träne aus dem Gesicht wischte und jubelte.James schüttelte Dumbledore die Hand und erhielt von ihm den Pokal.Lilly bemerkte wieder einmal ,wie stolz sie auf ihren Freund war und nahm ihn ,als er zum Tisch zurückgekommen war in den Arm und küsste ihn.
Alle waren unglaublich glücklich und keiner konnte sich vorstellen,dass es ab morgen wieder in das hetzige Getriebe der Schule und des Lernens zurückgehen sollte.
Doch nun feierten sie noch und dies sollte ihnen keiner verderben.
33. Kapitel
Die Gryffindors blieben wieder bis nach Mitternacht wach und feierten noch immer den Sieg der Mannschaft und den Gewinn des Quidditchpokals, der nun, glänzend und golden in einer Vitrine im Pokalzimmer stand, neben all den anderen Trophäen, die James und der Rest der Mannschaft gewonnen hatten.
Am nächsten Morgen kamen Lily und James kaum aus dem Bett und mit einem Blick zur Uhr stellten sie schließlich fest, dass sie das Frühstück verpasst hatten.
Rasch zogen sie sich um und trabten schnellen Fußes durch die Korridore, hin zum Verwandlungs-Klassenzimmer. Professor McGonagall war schon da und ordnete ihre Unterlagen, als die Beiden hereinstürmten und sich schnell setzten.
Die Lehrerin begrüßte sie alle gut gelaunt und begann sogleich mit dem Unterricht. In dieser Stunde wiederholten sie für die UTZ-Prüfungen.
Die Schüler bekamen Fragebogen mit den verschiedenen Hexereien und Sprüchen, die sie für die Prüfungen gebrauchen könnten.
Lily, die sie Arbeit zwar keinesfalls vernachlässigte, auf der anderen Seite aber auch nicht mehr allzu lange still sitzen konnte, wenn Harry aktiv wurde, hängte sich in die Arbeit und verbrachte den ganzen Schultag damit, eventuelle Lücken aufzufüllen und sich anzustrengen, da Harry ausnahmsweise keine "Ich brauche Zuneigung"- Attacken hatte und sich schön still verhielt.
Den ganzen folgenden Nachmittag saß Lily mit ihren Freundinnen im Gemeinschaftsraum und lernte für ihre Prüfungen, die unaufhaltsam näher kamen. Das schlechte, regnerische Aprilwetter war den sonnigen Tagen des Mais gewichen und so verlegte Lily ihre Lernaktionen oft auf die Wiesen der Ländereien von Hogwarts.
Doch mit jedem tag, mit dem die Prüfungen näher kamen, rückte auch das Ende des Schuljahrs und somit auch der Abschluss des letzten Jahres in Hogwarts immer näher und Lily hatte begonnen, eine Abschlussrede zu entwerfen.
Die Prüfungen rückten heran und eine Woche vor Beginn erhielten die Siebtklässler ihre Pläne, wann sie in welchem Fach geprüft würden.
Anders als bei den ZAG-Prüfungen fanden praktische und theoretische Prüfungen desselben Faches am selben Tag statt.
Am Montag der letzten Maiwoche, erwachte Lily früh und hibbelig.
Sie stieg sofort in den Gemeinschaftsraum hinunter, um noch die letzten Fakten für ihre Verwandlungsprüfung nachzuschauen.
Nach dem kurzen Frühstück, das sehr schweigsam verlaufen war, machten sich die Siebtklässler auf den Weg in den kleinen Raum hinter dem Lehrertisch in der Halle, in dem sie namensweise für ihre praktischen Prüfungen aufgerufen wurden.
Die Stimmung in dem schmalen Raum war bedrückt und ebenso schweigsam wie das Frühstück. Niemand sprach und nur ab und zu konnte man das murmeln eines Schülers vernehmen, der noch rasch die letzten Sprüche herunterleierte und sich fragte, Welche er wohl gebrauchen würde.
Lily zitterte am ganzen Körper, als der Buchstabe "E" an die Reihe kam. "Evans, Lily."
Lily sah flehend zu James hinüber. Er lächelte ihr ermutigend zu und Lilys Hand zitterte gewaltig als sie mit dem Zauberstab in der Hand den Prüfungsraum betrat. Es war leise und Professor McGonagall, die am Rande der Tür stand, wies Lily mit einer kurzen Geste zu einem Tisch hinüber, an dem ein alter Zauberer saß. "Guten Morgen. Ich bin Professor Daughlin. Lily Evans?" Lily nickte nervös, während sie Professor Daughlin mit einem Kopfnicken begrüßte, der ihr einen Kelch vor die Nase stellte.
Lily schloss kurz die Augen um sich zu konzentrieren, bevor sie den praktischen Aufgaben nachkam. Bei jedem richtig angewandten Spruch mit dem richtigen Ergebnis notierte sich Professor Daughlin etwas auf einem Klemmbrett und als Lily endlich den letzten Spruch hinter sich hatte, lächelte ihr ermutigend zu. "Na, wenn das mal kein ‚Ohnegleichen’ wird", sagte er zwinkernd und Lily strahlte übers ganze Gesicht, als sie durch eine andere Tür in den nächsten Raum trat, in dem schon die Schüler warteten, die bereits abgeprüft worden waren. Sirius war bereits da und er hatte ein grinsend aufgelegt, das verlauten ließ, dass er sich sicher fühlte.
Lily verglich ihre Sprüche und Ergebnisse mit denen der Anderen und s kam ihr gar nicht mal lange vor, als nacheinander Kate, Mary, Hannah, Remus, James und Peter durch die Tür in den Raum traten. "na, alles okay?", fragte James Lily sofort und sie nickte und erzählte ihm von ihren Prüfungen.
Nach dem Mittagessen kam der schriftliche Part von Verwandlung ran und auch hier war sich Lily sicher, so ziemlich alles richtig gemacht zu haben.
Den Nachmittag verbrachten die Siebtklässler größtenteils auf den Ländereien, wo sie sich für die nächste Prüfung, Geschichte der Zauberei, vorbereiteten. In diesem Fach gab es, genau wie in Muggelkunde, alte Runen und Arithmantik keine mündliche, praktische Prüfung, sodass all diese Fächer auf denselben Tag gelegt worden waren, was Lily sehr unter Druck setzte, da sie alle Fächer belegt hatte.
Doch auch hierbei hatte sie ein gutes Gefühl, als sie ihre Prüfungsbogen abgab und das Glücksgefühl in ihr wuchs, als sie auch noch am Mittwoch in Verteidigung gegen die dunklen Künste gut abgeschnitten hatte.
Am Donnerstag und Freitag wurden die Schüler in Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe geprüft und am Samstag in Wahrsagen.
Der Sonntag war frei und Lily faulenzte mit ihren Freunden an den kühlen Ufern des Sees.
Harry rumorte mal wieder in ihrem Bauch herum und Lily war das nur recht, da er sich so in den Prüfungen wenigstens ruhig verhielt und ihr keine Beschwerden verursachte.
Am nächsten Montag ging es in die Prüfungen für Zaubertränke, vor der Lily am meisten Angst hatte. Zaubertränke waren nicht unbedingt ihre Stärke, doch sie hatte so viel und detailliert gelernt, dass auch diese Prüfung ihr keinerlei Probleme verursachte.
Sie letzten beiden Prüfungen, Zauberkunst und Astronomie wurden am Dienstag und Mittwoch abgeprüft und als Lily zusammen mit Kate, Mary, Hannah, Sirius, James und Remus aus der letzten Prüfung trat, stieß sie einen Freudenschrei aus. "ENDLICH!!" Kate fiel mit in ihr befreites lachen ein und Sirius musste über die Mädchen lachen. Wenig später rollten sie alle sich am Ufer des Sees auf dem Boden vor lachen.
Die angespannte, ernste Stimmung war wie weggeblasne und vor lauter Übermut packten Lily, Kate und Mary Sirius und James an Händen und Füßen und warfen sie im hohen Bogen in die kalten Fluten des Sees, wo die beiden Jungs – von Schlingpflanzen und Algen bedeckt – wieder auftauchten und zum Gegenangriff antraten.
Schon in der nächsten Minute schwammen auch Mary und Kate im See, die unter der Schicht von Schlingpflanzen eine gewisse Ähnlichkeit mit knallrümpfigen Krötern hatten, wie Hannah bemerkte und sich daraufhin neben ihnen im Wasser wieder fand.
Lily war verschont geblieben und während ihre Freunde zeternd aus dem Wasser wateten, saß sie im Trockenen und strich sich über den Bauch.
James kam auf sie zu, schüttelte sich wie ein nasser Hund und nahm Lily dann übertrieben fest in den Arm, sodass auch sie nicht vom kalten Wasser verschont blieb.
Prustend machten sie sich schließlich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum und in die Schlafsäle, um sich umzuziehen.
Am Abend fand eine Party im Gemeinschaftsraum statt, die die Rumtreiber organisiert hatten.
Während des Festes hielt Lily immer wieder nach Wurmschwanz Ausschau, doch er ließ sich den ganzen Abend nicht blicken, was Lily beunruhigte.
Doch im Überschwang, dass sie ihre UTZ-Prüfungen hinter sich hatte, vergaß sie ihr Misstrauen bald und feierte mit den Anderen bis tief in die Nacht herein, bis Professor McGonagall in ihrem schottengemusterten Morgenmantel und mit einem Haarnetz um den Kopf um vier Uhr morgens den runden Gemeinschaftsraum betrat und sie ins Bett scheuchte.
Lily schaffte es gerade noch sich umzuziehen, bis sie – todmüde – neben James ins Bett kippte und sofort einschlief.
34Kapitel
Die nächsten Wochen vergingen für die 7.Klässler wie im Traum. Keiner konnte sich vorstellen, dass das wirklich ihr letztes Jahr in Hogwarts sein sollte. Sie hatten viel Spaß alle zusammen. Sie hatten fast keinen Unterricht mehr und konnten so ihre letzte Zeit in Hogwarts genießen. Sie gingen auf den Ländereien spazieren, machten Wasserschlachten, spielten Zaubererschach und machten einfach alles was Spaß machte. Lilly musste nun immer öfter zu Untersuchungen, denn ihr Abschluss und somit auch Harry`s Geburt rückten immer näher.
An einem Freitagabend saßen die sieben Freunde mal wieder zusammen im Gemeinschaftsraum von Gryffindor am Kamin unterhielten sich über die Berufswege ,die sie einschlagen wollten. "Und was möchtest du machen, Kate?" fragte Lilly ihre beste Freundin. "Hmmm...ich bin mir sicher...aber ich glaube...ja, ich werde die beste Patentante, die Harry nur haben kann! "sie grinste breit, während auch alle lachten und fügte dann hinzu: "Ich werde mich im St.Mungo bewerben. Ich möchte gerne anderen Leuten helfen und in welchem anderen Beruf könnte man das so gut wie bei dem Heilerberuf? Ja ich habe mir das jetzt lange überlegt und habe mich dazu beschlossen." "Das finde ich echt toll", mischte sich nun auch Mary ein "Ich interessiere mich da eher für andere Länder. Vielleicht kann ich beim Ministerum in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit anfangen. Das fände ich super .Und was wollt ihr anderen so machen? "Sirius, James und Lupin grinsten sich an und Sirius sprach für sie alle drei: "Wir werden AUROREN! Das ist für uns schon beschlossene Sache. Es gibt keinen cooleren Beruf als diesen uuuuund...ich werde der beste Patenonkel, den Harry nur haben kann! "Wieder prusteten alle los und es herrschte wirklich super Stimmung. Doch Lilly hörte den anderen gerade nicht zu. Wieder einmal wunderte sie sich ,wo Wurmschwanz wohl sei. Er gesellte sich immer seltener zu ihnen und langsam bekam sie ein etwas mulmiges Gefühl ,wenn sie an ihn dachte. Früher war er doch auch immer bei uns gewesen und hat jeden Spaß mit gemacht. Im Zaubern war er vielleicht nie so gut ,wie die anderen Maurader, aber darum ging es ja auch keinem. Sie überlegte seit wann er sich so geändert hatte, doch dann merkte sie wie ihr Name gerufen wurde und eine Hand vor ihr rumwirbelte. "LILLY...HALLO...LILLY...bist du mit offenen Augen eingeschlafen?, fragte James sie schmunzelnd. "Ohhh...tut mir echt leid ich war gerade so in Gedanken ...wo waren wir gerade...ach ja Mary möchte im Ministerium anfangen...find ich toll. "Die anderen lachten und Mary sagte grinsend: "Das habe ich doch schon vor einer halben Stunde erzählt. Aber wir finden es echt schön ,wenn dich unsere Gespräche so interessieren. Jetzt lachte auch Lilly und sie entschuldigte sich noch einmal bei ihren Freunden. Danach beteiligte sie sich wieder normal an dem Gespräch und teilte den anderen mit ,dass auch sie Auror werden wollte. "Aber das ist doch viel zu gefährlich für dich! "warf James sofort ein. "Du bist ein Mädchen. Das ist was für harte Jungs." Das fing ihm ein Rippenstoß von Lilly ein den er erwiderte und wieder mussten alle loslachen, als sie sahen wie sich die beiden kappelten und sich am Ende küssten. So ging ihr munteres Gespräch bei bester Stimmung noch bis tief in die Nacht und auch Lilly amüsierte sich sehr, doch ihre Gedanken über Wurmschwanz konnte sie einfach nicht vergessen.
Als sie dann später neben James im Bett lag, konnte sie lange nicht einschlafen und grübelte noch über Wurmschwanz`s komisches Verhalten nach. Sie glaubte sich daran zu erinnern, dass er sich seit Mitte des sechsten Schuljahres so komisch verhielt. Kurz bevor sie einschlif dachte sie noch: "Morgen werde ich ihn mal darauf ansprechen." Mit diesem entschlossenen Gedanken schlief sie endlich, weit nach Mitternacht, ein.
Am nächsten morgen waren alle schon sehr früh wach ,denn es war noch ein Hogsmeadwochenende geplant. So lief Lilly mit ihren Freundinnen ,kurz nach dem Mittagessen, den Weg ins Dorf hinab. Mit den Jungen wollten sie sich um 16:00 Uhr in den Drei Besen treffen. "Das soll nun wirklich unser letzter Hogsmeadbesuch während unserer Schulzeit sein.", sagte Hannah ein bischen wehmütig. "Unsere Schulzeit ist doch wirklich unglaublich schnell vergangen ,oder?" "Ja , aber überleg mal wie viel wir erlebt haben. Das ist schon unglaublich!", meinte Kate und fügte noch grinsend hinzu: "Und hättest du gedacht, dass James und Lilly mal zusammenkommen werden??" Jetzt schaltete sich auch Lilly zu dem Thema ein: "Also in der &.Klasse hätte ich es ja auch nicht für möglich gehalten, aber da war er ja auch noch wirklich ein Angeber,oder? Ich mein ein bischen ist er es ja immer noch, aber unter dieser Schale ist er ja wirklich ein netter, lieber..." ,sie wurde von Kate unterbrochen: "Schon OK, Lilly, wir glauben dir , dass du James liebst und so genau wollen wir das auch gar nicht wissen", lachend gingen sie weiter ins Dorf.
Das Wetter war wunderschön. Im Dorf herrschte geschäftiges Getreiben und auch Lilly und ihre Freundinnen gingen in die verschieden Geschäfte. Sie betraten den Honigtopf, der wie immer total überfüllt war und kauften sich einige Süßigkeiten, die sie dann auf dem Weg zur heulenden Hütte verzehrten. Sie machten einen richtigen Rundgang und schauten sich noch einmal alles ganz genau an, um ihren letzten Ausflug hierher so richtig zu genießen.
Um 16:00 Uhr trafen sie sich dann wie geplant mit den anderen im Wirtshaus und ,wie Lilly sofort auffiel, war dieses Mal auch Wurmschwanz dabei. Sie suchten sich einen schönen Tisch im Eck und bestellten sich Butterbier. Sie unterhielten sich über Gott und die Welt und hatten wieder viel Spaß miteinander. Peter saß Lilly gegenüber und sie bemerkte im Augenwinkel, wie er sie immer wieder anstarrte und sobald sie ihn dann ansah, schien er gespannt den anderen beim Gespräch zuzuhören. Doch dann fiel Lilly wieder ein, dass sie Peter ja auf sein häufiges Fehlen ansprechen .Sie hatte ein mulmiges Gefühl, doch sie wollte nun endlich Klarheit haben und so sprach sie ihn an:" Peter , warum bist du eigentlich so häufig nicht bei uns. Früher warst du doch auch ständig bei uns und hast dir keinen Spaß entgehen lassen. Du kanzelst dich sehr von uns ab. Wo warst du z.B. gestern, als wir uns so lange im Gemeinschaftsraum unterhalten haben?" Alle verstummten plötzlich und sahen sowohl Peter als auch Lilly an. Wurmschwanz`s Gesicht wurde bleich. Er fing an zu zittern und schien sehr gekränkt auf Lilly`s Worte hin .Er stotterte und nach einigen Minuten überwand er sich und sagte knapp angebunden: " G-g-gestern war ich noch...", er schien kurz zu überlegen: " ...in der Bibliothek, ja genau, ich war dort und habe gelernt." Doch Lilly erwiderte skeptisch : "Jetzt, nach den Prüfungen? Das sollen wir dir glauben?" Doch auf diese Worte hin sprang Wurmschwanz auf. Er war allen Anscheins her sehr wütend und schrie Lilly an: "Das geht dich doch gar nichts an! Ich kann machen, was ich will, OK?" Daraufhin stürzte er zur Tür und verließ den Pub. Die anderen schauten sich gegenseitig an. Alle schienen über Peter`s Verhalten sehr verwundert zu sein. Alle außer Lilly. Sie hatte so eine Reaktion erwartet, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Peter verbarg ihnen etwas, da war sie sich sicher... Doch was war das?
Am nächsten Tag kam Wurmschwanz auf Lilly zu und entschuldigte sich bei ihr für sein Verhalten. Er sagte er habe eben Angst, dass seine UTZ- Prüfungen so schlecht wären und befürchtete üble Ergebnisse und deshalb sei er eben zur Zeit mit den Nerven etwas am Ende. Lilly wusste nicht was sie davon halten sollte, denn während er ihr das alles sagte schaute er ihr kein einziges Mal direkt in die Augen. Sie war sich aber sicher, dass man in seinen Augen Lüge und Geheimnisse gesehen hätte. Wurmschwanz verbrachte, seit diesem Vorfall in den Drei Besen, wieder ,wie früher, jede Minute mit James , Sirius und Lupin und er wurde auch wieder fröhlicher. So machte sich Lilly nicht mehr so viele Sorgen ,doch die Zweifel an seiner Person konnte sie einfach nicht ganz vergessen ,obwohl sie es versuchte.
Eines Abends, als sie schon im Bett lagen, sprach sie auch mit James noch einmal darüber, der meinte, dass Peter nun wirklich wieder ganz der Alte wäre und sie versuchen solle ihm wieder zu vertrauen. "Wir werden wahrscheinlich nie wissen, wo er in dieser Zeit immer war und was passiert ist, doch es ist gut, dass du ihn darauf angesprochen hast und ich glaube wirklich, dass ,was auch immer war, nun vorbei ist." Und so verschwanden auch ihre letzten Zweifel, denn James`s Urteil bedeutete ihr viel. Sie kuschelte sich an ihn und war nach wenigen Minuten auch eingeschlafen.
35. Kapitel
Die Wochen vergingen recht schnell. Nach den ZAG-Prüfungen der Fünftklässler kehrte eine fröhliche, ungezwungene Stimmung in die Mauern des ehrwürdigen Internatsschlosses zurück.
Die Siebtklässler hatten nur noch die Fächer belegt, die sie für ihre spätere Berufslaufbahn benötigten und so reduzierten sich die Stunden sehr. Lily war froh darüber. Harry rumorte nun schmerzhaft in ihr herum und Lily fühlte Harrys Drang, endlich das Licht der Welt zu erblicken. Sie war nun zwei Mal in der Woche im Krankenflügel bei Madam Pomfrey, in einem kleinen Nebenzimmer, wo die Krankenschwester und die werdende Mutter die Geburt Harrys besprachen oder Untersuchungen durchführten.
James war oft bei ihr, denn er fühlte, dass Lily seine Unterstützung brauchte. Sie bewegte sich langsamer und vorsichtiger, und bekam von längerem Laufen oder stehen starke Rückenschmerzen.
Doch mit jedem Tag, mit dem der Abschluss auf Hogwarts näher rückte, desto wehmütiger und stiller wurden viele Schüler der siebten Klasse.
Es war ihr allerletztes Jahr in Hogwarts und es war ihnen sehr schmerzhaft bewusst geworden, als Dumbledore es in einem Nebensatz nach dem Abendessen erwähnt hatte.
Lily hatte eine Rede vorbereitet und studierte sie ein- auf dem Rücken in ihrem Bett liegend und in James’ Armen, der sie sanft hielt.
Die letzte Schulwoche neigte sich dem Ende zu. Lily suchte all ihre Schulsachen, Kleidungsstücke und herumliegenden Dinge zusammen und packte ihren Koffer. James war noch ein letztes Mal auf dem Quidditchfeld, auf dem er fast seine ganze Freizeit in Hogwarts verbracht hatte.
Lily sah, wie er – als winziger, schwarzer Punkt erkennbar – ein paar langsame Runden um das Stadion drehte und dann noch über den Rasen schritt.
Lily stattete ihrem Lieblingsort auf dem Astronomieturm noch einen letzten Besuch ab und ehe sie sich versah, war der letzte Abend im Schloss herangebrochen.
Mit gemischten Gefühlen schlüpfte Lily in ein schwarzes Kleid, steckte sich ihre Locken hoch und verzichtete dieses Mal auf hohe Schuhe, da sie schon ohne Absätze Schwierigkeiten mit dem laufen hatte, da Harrys Gewicht sehr drückte.
Lily war sehr schweigsam, genau wie ihre Freundinnen, Sirius, Peter und James, als sie alle zusammen in die große Halle hinunter stiegen.
Dumbledore fasste das vergangene Schuljahr mit ein paar netten Abschiedsworten zusammen und verlieh Gryffindor den Hauspokal, was stürmischen Beifall am Gryffindortisch auslöste.
Lily gab Dumbledore und Severus Snape ein Zeichen, erhob sich mit James’ Unterstützung und ging langsam zum Lehrertisch hinauf, wo sie sich hinter das Sprechpult stellte.
Sie räusperte sich leise. Snape stand neben ihr, mit verschränkten Armen und sah mit düsterem Blick in der Halle herum. Doch Lily war sich sicher, dass Snape nicht so düster wie sonst schaute und glaubte, einen Funken Trauer in seinen schwarzen Augen lesen zu können.
"Liebe Schüler, liebe Schülerinnen, liebe Lehrer und Lehrerinnen, liebe Geister", begann Lily, "wieder einmal ist ein Schuljahr vergangen. Für die siebten Jahrgänge war dies das letzte Jahr in Hogwarts. Ich weiß, dass ich aus dem Herzen aller Siebtklässler spreche, wenn ich sage, dass ich das Schloss vermissen werde. Hogwarts und seine Lehrer haben uns viel beigebracht und wir, die hier ihre ganze Jugend verbracht haben, schwelgen gerne in alten Erinnerungen über Geschehenes, Vergangenes, Trauriges und Schönes. Wir haben hier fürs Leben gelernt und Dinge erlebt, die sich in diesem Leben nie wieder wiederholen werden.
In den letzten Tagen ist uns erst richtig bewusst geworden, wie wir an dieser Schule hängen und welche Erinnerungen damit verbunden sind."
Lily sah zum Gryffindortisch hinüber. James saß dort und sah mit leicht wässrigen Augen zu ihr hinauf. Lily seufzte leise und fuhr fort.
"Sicher gibt es unerfreuliche Erlebnisse und wir haben immer hart arbeiten müssen um unsere Ziele zu erreichen, doch dank Hogwarts’ hervorragenden Lehrern und vielseitigem Unterricht haben wir die meisten unserer Ziele erreicht, vielleicht unsere Wünsche erfüllt oder Dinge kennen gelernt, die unser Leben für immer verändern werden."
Lily merkte, wie sich eine Träne ihren Weg durch ihre dichten Wimpern bahnte und langsam ihre Wange hinunterkroch.
"Wir wussten bestimmt nicht immer, wozu wir hier waren. Lernen und Unterricht standen hier nie im Vordergrund. Wir wurden gelehrt, wie man Zaubertränke braut oder Tische in Schweine verwandelt..."
Bei diesen Worten schnäuzte sich Professor McGonagall, ihre Verwandlungslehrerin, lautstark in ein schottenkariertes Taschentuch.
"Aber wir wurden vor allem gelehrt, was es heißt, ein Mensch zu sein. Mut, Loyalität und Hilfsbereitschaft waren stärker und wichtiger als gute Noten im Unterricht.
Ich möchte im Namen der Schulsprecher und somit auch im Namen der Siebtklässler für die tolle Zeit hier danken.
Danke. Danke, Hogwarts, für die wunderschöne Zeit hier. Es gibt wahrhaftig nicht genug Worte, um die meinen und unseren Dank auszusprechen!
Danke für das, was wir hier erleben durften. Danke für die Abenteuer, die wir durchstehen durften, danke für das Wissen, das du uns gabst.
Und nun, um etwas Persönliches hinzuzufügen, danke, dass ich hier meine große Liebe kennen lernen durfte, dass ich hier glücklich geworden bin und danke, das du in Zukunft auch meinen Sohn in deinen Mauern beherbergen wirst. Danke."
Es herrschte tiefe Stille und eine drückende Stimmung begleitete Lily, als sie selbst von Tränen überströmt, zurück zum Haustisch ging und sich neben James nieder ließ, der auf seinen Teller starrte.
Dann brach Beifall los. Lily sah, wie Dumbledore sich eine Träne aus den Augenwinkeln wischte und sich schließlich erhob.
"Danke für die Rede, Miss Evans", rief er über den tosenden Beifall hinweg, "ich denke, Sie haben aus den Herzen der Schüler gesprochen. So möchte ich nicht den Zauber der Stunde zerstören. Haut rein!"
Die Schüsseln und Platten auf den Tischen füllten sich und Lilys hand zitterte, als sie nach der Kartoffelschüssel griff. Das allerletzte Festmahl… das letzte Mal, dass alle zusammen saßen und aßen.
Lily brachte kaum einen Bissen hinunter, doch der langsame, aber drohend näher kommende Abschied von Hogwarts, hatte James und Sirius nicht den Appetit verschlagen.
Sie mampften stumm vor sich hin und auch Lily versuchte mit den Anderen zu lachen, doch so ganz klappte es nicht.
"Ach Lily, Schatz", mümmelte James zwischen zwei Bissen, "ich weiß, ich weiß, werdende Mütter sind besonders sentimental… aber trotzdem… lass dir nicht deine Laune verderben! Du siehst Hogwarts doch zu unserer Hochzeit und zu Harrys Geburt wieder!" Lily musste unweigerlich grinsen. "Ich bin nicht sentimental", sagte sie gespielt empört und schon sich Zuckerschoten in den Mund. Sirius beugte sich zu ihr hinüber. "Lily, unser kleines Sensibelchen", scherzte er und klopfte ihr sanft auf den Rücken. "Kopf hoch", grinste auch Remus.
Lily wagte ein lächeln und während des reichhaltigen Festessens vergaß sie den Abschied von Hogwarts schon fast wieder.
Erst als sie später, satt und müde, neben dem schnarchenden James in ihrem leer geräumten Zimmer und in ihrem Bett lag, kehrten die Erinnerungen zurück.
Stumme Tränen rannen ihr über die Wangen, und als sie endlich einschlief, graute schon der helle Morgen und das sanfte, zart rosafarbene Sonnenlicht färbte die sanften Wolken am Horizont und tauchte die Ländereien von Hogwarts und die bunten Fenster in ein geheimnisvolles, romantisches Licht. Ein silberner, glitzender Sonnenlichtstrahl fiel durch die hohen Fenster in das Schlafzimmer der Schulsprecherin und beleuchtete deren blasses, feines Gesicht, in das sich die Spuren von Tränen eingegraben hatten.
36.Kapitel
Das Frühstück kam und alle wussten ,dass das nun wirklich ihr letztes Essen in Hogwarts sein sollte und das bedeutete der endgültige Abschied von ihrer Schulzeit. Man sah in allen Gesichtern der Siebtklässler die Trauer über diesen Abschied, doch schimmerte in allen Augenpaaren auch die Erwartung auf Neues und die Spannung ,was die Zukunft wohl bringen würde.
Nach dem Essen gingen alle Schüler duch das Schlossportal nach draußen,wo die Kutschen auf sie warteten. Lilly nstieg mit Kate, Mary, Hannah, James, Sirius, Lupin und Wurmschwanz in eine davon. Als sie die Ländereien herunter nach Hogsmead fuhren, schaute Lilly noch einmal auf die Felder, den verbotenen Wald und den See, auf dessen Wasseroberfläche die Sonnenstrahlen reflektierten und so ein wunderschönes Bild abgaben.
Als sie am Bahnhof ankamen stiegen die anderen schon mal in den Zug ein. Lilly war schon im Begriff ihnen nach zu kommen, doch als sie in der Tür stand ,drehte sich noch mal um. Sie blickte noch einmal wehmütig auf das Schloss Hogwarts zurück. Auf die vielen Zinnen und Türme, die Fenster, die Gewächshäuser und das große Eichenportal, durch das sie so oft gegangen war.
Sie erinnerte sich daran, wie sie zum ersten Mal durch das Schlossportal gegangen war, daran wie sie Kate kennengelernt hatte, an die Auswahlfeier, an die ersten Unterrichtsstunden, an ihren ersten Besuch in Hoagsmead, ihren ersten Ball, an die ZAG-Prüfungen, an ihr erstes richtiges Treffen mit James, an den Tag an dem sie erfahren hatte, dass sie schwanger ist und an das Abschiedessen gestern abend. Sie sah die Bilder vor ihrem geistigen Auge, als hätte sie das alles erst gestern erlebt und flüsterte:" Du wirst mir fehlen!" Dann drehte sie sich entschlossen um und stieg endgültig in den Zug ein.
Pfeifen ertönten, die Türen schlossen sich und der Zug fuhr los. Lilly lief durch den Zug bis sie das Abteil , in dem die anderen sich befanden ,gefunden hatte. Sie setzte sich zwischen Kate und James, der sie sofort in den Arm nahm. Einen Moment schwiegen alle."Es tut schon weh, oder ?", fragte Kate in die stille Runde. Alle nickten zustimmend und Lilly erwiderte: "Die Zeit, die wir in Hogwarts verbracht haben werden wir nie vergessen. Sie war so toll und wir haben so wahnsinnig viel erlebt, doch nun beginnt für uns alle ein neuer Lebensabschnitt. Wir werden alle mit unseren Ausbildungen beginnen oder in meinem Fall ein Kind bekommen und heiraten. Ich denke für uns ist es nun Zeit in die Zukunft zu schauen." Lilly hatte dies traurig gesagt und sie wusste, dass das ein bischen hart klang, doch sie hatte sich von Hogwarts auf ihre Weise verabschiedet und freute sich nun auch auf alles was nun kommen würde.
Die anderen schienen beeindruckt von Lillys Worten und nahmen sich diese auch zu Herzen, so dass ihre Rückfahrt noch sehr schön wurde. Sie spielten noch ein bischen Zaubererschach und Snape explodiert. Hauptsächlich aber unterhielten sie sich und Lilly fühlte sich in der Umgebung ihrer Freunde sehr wohl. Das war es wohl auch, was sie am traurigsten machte. Sie wusste, dass sie sich in Zukunft nicht mehr so oft sehen würden. Wie sie ja selbst vorhin gesagt hatte, werden alle ihre eigenen Wege gehen und da war es klar, dass sie nicht mehr so viel Zeit für einander haben werden.
Als sie in London ankamen schritten sie durch den Zugschalter ,der die Zaubererwelt mit der Mugglewelt verband. Sie sah sofort ihre Mutter und ihren Vater und begrüßte sie stürmisch mit einer Umarmung. Petunia war zum Glück nicht mitgekommen. Wahrscheinlich verbrachte sie die Zeit lieber mit diesem Vernon Durslay.
Mr. und Mrs Potter standen ganz in der Nähe und nachdem James seine Eltern begrüßt hatte ging auch Lilly zu ihnen hin. Sie gab James Vater die Hand und trat zu seiner Mutter. Diese umarmte Lilly fröhlich und schien begeistert zu sein ihren Sohn und seine Verlobte vor sich zu haben.
Es war so abgemacht, dass Lilly mit ihren Eltern für ein paar Tage mit zu den Potters kam, denn James und Lilly wollten sich nicht sofort trennen und außerdem fanden auch die Eltern, dass sie sich alle ein bischen besser kennen lernen wollten.
Lilly fand, dass sich seit ihrem letzten Besuch kaum etwas verändert hatte.Es waren nur ein paar Gewächse mehr dazu gekommen. Lilly betrachtete grinsend die erstaunten Gesichter ihrer Eltern, die ja noch nie ein Zaubererhaus gesehen hatten. Lilly und James wollten, solange den Eltern das Haus gezeigt werden würde, in James Zimmer gehen. Sie brachten ihre Sachen nach oben und ließen sich auf dem Bett nieder.
James beugte sich zu ihr hin und küsste sie sanft und sagte zu ihr: "Ich habe eine Überraschung für dich! Ich habe letztens mit meinem Vater gesprochen und er sagte mir, dass...", James hielt inne und fügte hinzu: "Ach nein ,ich glaube ich sage es dir noch nicht... Es ist ja ein Überraschung..." Er grinste. "Ach komm schon. Jetzt hast du schon damit angefangen ,jetzt musst du auch mit der Sprache herausrücken." erwiderte Lilly aufgeregt. "Ach biiiiiiiiitte", fügte sie noch mit einem schmeichelnden Tonfall hinzu und küsste ihn." Jaja,...hmmm...wenn du es wissen willst...hmmm...Dann möchte ich aber noch einen Kuss. " grinste er und Lilly beugte sich zu ihm herüber:" Jetzt auch noch Bestechung oder wie? Naja aber du sollt bekommen was du willst." Sie grinste und küsste ihn leidenschaftlich. Sie spielte mit seiner Zunge und fühlte, wie glücklich sie war, James zu haben.Doch nun war sie gespannt was James ihr sagen wollte und was ihm sein Vater gesagt hatte.
James musste ihren begierigen Blick gesehen haben und fing auch schon an zu sprechen: " Also,ich habe, wie gesagt, mit meinem Vater gesprochen und er sagte mir, dass wir in das Haus in Godrics Hollow, das früher einmal meinem Großvater gehört hatte, einziehen könnten. Das Haus sei unser Hochzeitsgeschenk von ihnen und wir sollen dort unsere Familie gründen!...Und was sagst du?"
Lilly war überwältigt. Eine Zeit lang konnte sie gar nichts sagen und dann brachte sie stotternd heraus: "D-d-das ist einfach unglaublich.... I-i-ich bin sprachlos... Ich freue mich einfach rießig...Es ist so toll!...Unser eigenes Haus!...Das ist wirklich unglaublich!", sie konnte nichts mehr sagen. Sie sprang nur auf und fiel James um den Hals. Sie fand keine Worte, mit denen sie ihrem Glück hätte Ausdruck verleihen können. Sie strahlte einfach nur und James verstand sie auch so.
37. Kapitel
Schon beim Abendessen in der gemütlichen Küche, war Lily aufgeregt, denn James’ Vater hatte ihnen versprochen, ihnen morgens das Haus zu zeigen.
Nach dem Essen halfen Lily, James und Lilys Mutter noch beim Abräumen, Abwasch und aufräumen, während Mr Evans und Mr Potter die Gästezimmer fertig machten.
"Ach, Lily-Schatz", sagte Lilys Mutter plötzlich und kroch unter dem Tisch hervor, wo sie gerade eine hüpfende Kichererbse eingefangen hatte. "Was ist, Mum?", fragte Lily besorgt, als sie sah, wie sich das Gesicht ihrer Mutter verdüsterte. "Ach… es ist nur…" Ihre Mum stützte sich am Tisch ab und zog sich vom Boden hoch. "Petunia ist schwanger, Liebes."
"Waaaaas?", rief Lily und ließ vor Schreck fast die Gießkanne fallen, mit der sie versucht hatte, ein Kakteen-Gewächs zu wässern. "Von diesem… wie hieß er? Viktor?" "Nein, Vernon", sagte ihre Mutter, "ein schrecklicher Kerl. Sein Vater ist Chef einer Bohrmaschinenfirma in London." "Hört sich ja klasse an", grinste Lily, "im wievieltem Monat ist sie denn?" "Im Neunten, Dudley soll in drei Wochen geboren werden." "Haben die Beiden denn schon geheiratet?" Ihre Mutter seufzte. "Ja, leider, hinter unserem Rücken. Da sie ja beide volljährig sind, konnten wir nichts dagegen tun. Deine Schwester wohnt nun mit diesem Vernon irgendwo in Surrey." "Na super", sagte Lily trocken und strich sich ihren Rock glatt. James legte Lily einen Arm um die Schulter. "Mit mir hast du da mehr Glück." Lilys und James’ Mutter fingen an, schallend zu lachen. "Das stimmt", bestätigte Lilys Mutter nickend und die beiden Frauen lachten noch immer, als James und Lily die Küche verließen und in James’ Zimmer hinaufgingen.
Lily fiel müde neben James ins Bett. Seit ein paar Wochen war sie nun sehr früh müde und laut Madam Pomfrey war dies einen Monat vor der Geburt des Kindes durchaus normal, was Lily beruhigte. Eng an James gekuschelt, der sie behutsam im Arm hielt, schloss sie die Augen, roch nur noch James’ vertrauten Duft, spürte seine starken und doch sanften Arme, die sie ganz zärtlich festhielten und hörte seine Stimme. "Schlaf schön, Schatz…" "Mmhh", murmelte Lily noch, bevor sie endgültig eingeschlafen war.
Beim Frühstück am nächsten Morgen war die Stimmung bestens. Lily zappelte auf ihrem Stuhl herum wie eine Fünfjährige an ihrem Geburtstag und konnte es nicht erwarten, endlich das Haus zu sehen, das sie nun bald mit James bewohnen würde.
Nach dem Frühstück überreichte James’ Vater Lily feierlich einen Schlüsselbund mit drei Schlüsseln daran und mit einem Schlüsselanhänger in Form eines hölzern geschnitzten Löwenkopfes mit rubinroten Augen.
Aufgeregt nahm Lily James’ Hand und sie verließen das Haus der Potters.
Es war so abgemacht, dass Lily und James sich erst das Haus ansahen und noch eine Weile in ihrem Glück schwelgen konnten, bevor ihre Eltern dazukamen.
James kannte den Weg, der sich zwischen Wiesen und Feldern knapp hundertfünfzig Meter entlangschlängelte und schließlich vor einer Hausfassade endete, die ganz gewöhnlich nach Muggelhaus aussah.
Lily Herz klopfte wild, als sie den Schlüssel in das altmodische Schlüsselloch steckte und ihn quietschend umdrehte.
Die Tür sprang mit einem leisen Quietschen auf und Lily sah in eine trübe Finsternis.
Sie sah James an ihr vorbei gehen. "Komm rein und schließ die Tür", sagte er und Lily gehorchte.
Kaum hatte sie die Tür hinter sich ins Schloss gezogen, flammten überall Lichter auf. Kerzen beleuchteten einen getäfelten, recht breiten Flur, von dem Türen in alle Richtungen abgingen. "Wow", sagte Lily leise und ging zu der Tür, gleich rechts von ihr.
Hinter ihr lag das Badezimmer, ähnlich wie das bei James ausgestattet, mit einem großen Becken mit vielen Wasserhähnen an den Seiten und großen, Gardinen verhängten Fenstern.
Außerdem gab es eine große Wohnküche mit vielen Gemälden an den Wänden, ein gemütliches, geräumiges Schlafzimmer mit Blick auf die Straßen und Felder, zwei fast gänzlich leere Zimmer, die nur mit ein paar Schränken und Bildern eingerichtet waren, ein fertig eingerichtetes Kinderzimmer mit schönen hellen Holzmöbeln, ein urgemütliches Wohnzimmer mit einem großen Kamin und eine weitläufige Grünfläche vor einer hölzernen Terrasse.
An der Wand des Schlafzimmers hing ein großes Gemälde, das den Gründer des Hauses Gryffindors abbildete; mit einem langen Schwert in der Hand, grimmig blickend und mit großen, braunen Augen und ebenso braunen Locken, die ihm fast bis auf die Schultern fielen.
Der Garten blühte in allen Farben und Formen und Lily war sich sicher, dass dies das Werk von James’ Mutter gewesen war.
"Wunderschön", hauchte sie und drehte sich zu James um, der sie lächelnd ansah. Sie stürzte sich in seine Arme und presste ihren Kopf an seine Brust. "Ich bin so verdammt glücklich", sagte sie leise und sie spürte in der Magengegend einen kräftigen Tritt. James grinste. "Ich auch", sagte er leise.
Gerade hatte Lily angefangen Kaffee zu kochen, da klingelte es an der Haustür. "Ich geh schon", sagte James und ging zur Tür, um ihre Eltern hereinzulassen.
Lilys Eltern, die auch dieses Haus nicht kannten, sahen sich staunend um, bevor Lily verkündete, dass der Kaffee fertig wäre und sie es sich alle auf den weiß gestrichenen Holzgartenmöbel gemütlich machten, wo Lily den Kaffee servierte.
Noch bis spät am Abend, blieben James’ und Lilys Eltern und erst als Lily verkündete, dass sie müde wäre und so langsam schlafen gehen würde, machten sich die Vier auf den Weg zurück.
Lily setzte sich noch in ihr Schlafzimmer und verfasste einen kurzen Brief an Dumbledore, an dem sie ihm berichtete, dass sie uns James vorhatten, in zehn Tagen zu heiraten und ob es in Ordnung wäre, wenn sie dieses Ereignis in Hogwarts feiern würden.
Gerade kam Lily aus dem Bad und wollte zu James ins Bett kriechen, da flatterte eine Eule durchs offene Fenster und landete mit einem dumpfen "Pff" auf der Bettdecke. Lily eilte zu ihr, nahm ihr den Brief ab und schloss das Fenster, nachdem der Kauz in die Nacht hinausgeflattert war.
"Dumbledore schreibt, dass er sich freut", sagte Lily zu James, nachdem sie den Brief überflogen hatte. "Ich hätte nichts anderes erwartet", murmelte James aus seinem Kissenberg, den er über sich aufgehäuft hatte. "Mensch, James", schimpfte Lily grinsend, "kannst du nicht einmal die Masse von Kissen weglassen, damit ich dich auch sehe?" Keine Antwort.
Kichernd kroch Lily ins Bett, bahnte sich einen Weg durch die Kissen am Kopfteil des Bettes und fand schließlich James’ Mund, den sie erst ausführlich mit ihren eigenen Lippen bearbeitete, bevor sie sich in seine Arme einkuschelte und sanft in den Schlaf entschwebte.
Die Tage vergingen und langsam machte sich in Lilys Nervosität und Eifer für die Vorbereitungen der Hochzeit breit.
Mir Kate war sie in die Winkelgasse gereist, wo sie ein Brautkleid besorgt hatten. James war mit Sirius unterwegs gewesen und zusammen waren alle Vier noch einmal bei Dumbledore gewesen, der mit ihnen noch den Schmuck und die Dekoration der großen Halle und des Schlossgartens besprach. Außerdem musste auch das Menü geklärt werden.
Hochzeitskarten wurden an alle Freunde und Familienmitglieder geschickt und Lilys Nervosität wuchs von Tag zu Tag.
Und dann kam der Morgen der Hochzeit. Kate und Sirius hatten im Gästezimmer übernachtet und hatten Lily und James früh aus dem Bett geprügelt. Zusammen frühstückten sie, wobei Lily immer wieder gähnte.
Danach kümmerte sich Sirius erst um die Küchenarbeit und danach um James Garderobe, während Kate sich mit Lily im Schlafzimmer einschloss.
Ihre beste Freundin half Lily beim anziehen des knöchellangen Brautkleides in strahlendem weiß. Es hatte eine Spitzenborte am Ausschnitt und dazu gehörte ein langer, ebenfalls spitzenbesetzter Schleier.
Kate richtete Lilys Haar und steckte sie sehr kunstvoll hoch, bevor sie Lily erlaubte vor den Spiegel zu treten. "Wow…", brachte Lily nur heraus, "du bist ein Schatz, Kate." Kate grinste. "Sieht toll aus", sagte sie und befahl Lily still zu halten, während sie aus einer Blumenvase eine weiße Lilie nahm und sie Lily in die Frisur steckte.
Die Vorbereitungszeit hatte sehr lange gedauert und James wartete schon ungeduldig vor der verschlossenen Türe.
Endlich war Lily fertig und Kate hatte ihr den Blumenstrauß aus weißen Lilien und Grünzeug überreicht, der mit einem weißen, perlenbestickten Band gebunden war.
James trug einen dunklen Anzug und darüber einen dunklen Zaubererumhang. Seine Haare standen wie immer wild vom Kopf ab, aber das war nun einmal so und Lily hatte es lieben gelernt.
Kate trug ein schlichtes, weinrotes Trägerkleid, das bis knapp über die Knie reichte und dazu schwarze, hohe Schuhe. Sirius trug einen weißen Anzug mit weißem Zaubererumhang und hatte seine dicken, schwarzen Haare lässig, und doch elegant zur Seite frisiert. "Hast du die Ringe, Tatze?", fragte James nervös, nachdem die vier Freunde vor dem Osttor des Schlosses apparierte waren. "Ja", sagte Sirius schlicht und klopfte sich an die Anzugtasche.
Zusammen schritten sie gemächlich auf die gewaltigen Eichenportale des Schlosses zu. Dumbledore hatte für diesen einen Tag die Muggelabwehrzauber weitläufig deaktiviert, da auch Nicht-Magier auf der Gästeliste standen.
Vor den Eichenportalen des Schlosses blieben sie alle ausharrend stehen. "Das ist das letzte Mal, Schatz, dass wir dieses Schloss als ledige Leute betraten", sagte Lily leise zu James und sah hinauf zu den Türmen, die hoch und grau in den blauen Sommerhimmel stachen. "Ja", sagte James ebenso leise, "aber ich werde es nicht bereuen." "Ich auch nicht", sagte Lily lächelnd, richtete die Lilie, die in ihrer Frisur steckte und hob dann die Faust, um an die großen Eichentore zu klopfen und um Einlass zu bitten.
38.Kapitel
Kurz nachdem Lilly angeklopft hatte ging die Tür wie von Geisterhand knarrend auf. Alle vier betraten die Vorhalle, an derern Wänden weiße große Schleier hingen und weiße Lilien im Raum herum schwebten.
Sie gingen zielstrebig auf die Tür, die zur großen Halle führte zu. An dieser hing ein wunderschönes Blumengesteck .
Lilly und James stellten sich vor der verschlossene Tür auf; Kate und Sirius dahinter. Alle vier richteten noch mal ihre Kleidung, Kate drückte ihre beste Freundin noch mal und dann hieß es tief durchatmen... James und Lilly sahen sich noch einmal an...Beide bemerkten die Aufregung des anderen und sie mussten grinsen...James drückte noch mal Lillys Hand und dann die Klinke herunter...
Als sie die große Halle betraten ging ein raunen durch die Festgäste, denn alle waren mit einem Mal aufgestanden und bestaunten die wunderschöne Braut und natürlich ihren Bräutigam. Lilly wiederum fiel das gar nicht so auf. Sie konnte selbst nur staunen. Sie hatte sich schon oft überlegt ,wie die Halle wohl an ihrer Hochzeit aussehen würde, doch was sie nun sah, übertraf ihre kühnsten Träume.
Der Gang , den sie betreten hatten, ging quer durch die ganze Halle und war mit einem Roten Teppich ausgelegt. Links und rechts waren lange Bankreihen aufgestellt worden. Diese waren mit schönen weißen Bändern und unglaublich vielen verschiedenen Arten von Blumen verziert worden. Auch in der Luft schwebten viele dieser Blumen und bei jedem Schritt, den Lilly tat kam es ihr so vor ,als würde jedesmal ein anderer Blumenduft die Halle verzaubern.
So schritt Lilly neben James langsam den langen Weg entlang und ihr kam es so vorals würde die Zeit still stehen. Sie musste daran denken, wie Kate und sie gestern geübt hatten, wie und in welchem Tempo sie laufen solle. Bei diesem Gedanken bildete sich ein breites Grinsen auf ihren Lippen.
Lilly bemerkte ,wie Sonnenstrahlen in ihr Gesicht fielen und betrachtete kurz den Himmel. Strahlender Sonnenschein beleuchtete die große Halle und Kristalle, die in der Luft schwebten brachen deren Licht und benutzen es für ein wunderschönes Farbenspiel.
Dann fiel Lillys Blick zum ersten Mal bewusst auf die anwesenden Gäste. Sie betrachtete die ganzen fröhlichen Gesichter, die zu ihr blickten mit Freude und nickte einigen zu. Es waren wohl ungefähr 50 Leute gekommen. Vor allem die Potters hatten viele Bekannte und so kam eine recht lange Gästeliste zusammen. Lilly schweifte über die ganzen Köpfe und sah Mary, Hannah, Remus und Wurmschwanz zusammen in der vierten Reihe sitzen. Auch Dumbledore und Professor McGonagall hatte sie schon in den Reihen erspäht. In der ersten Reihe saßen sowohl James` als auch ihre engsten Verwandten. Zu ihrer Überraschung waren auch Petunia und ihr Mann Vernon da.
Da wurde ihr bewusste, dass sie die meiste Strecke des Weges schon hinter sich hatten und Lilly blickte wieder direkt nach vorne. Nun noch ungefähr sechs Meter entfernt stand der Trauer (ich hab den Begriff von MsWitch übernommen) und wartete auf sie. Lillys Herz begann unglaublich schnell zu schlagen und ihre Aufregung machte sich stark bemerkbar. Doch Lilly dachte an die schöne Zeit die sie mit James bis jetzt schon erlebt hatte und wohl noch erleben wird und sie dachte an Harry , der wohl die Aufregung seiner Mutter spürte und ihr des öfteren gegen den Bauch trat. Diese Gedanken machten sie glücklich und so konnte sie jeden Moment genießen.
Mittlerweile waren sie stehen geblieben, die Anwesenden setzten sich wieder und der Trauer begann mit seiner Rede...
Nach ewig langer Zeit ,so kam es Lilly jedenfalls vor, sprach er endlich die entscheidenden Worte und richtete die wichtigste Frage an sie:
"Lilly Katheryn Evans möchtest du den hier anwesenden James Edward Potter zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet?"
Lillys Herz schlug rasend schnell, doch sie war sich ihrer Antwort sicher und sagte mit fester Stimme: "Ja, ich will!"
Dann wendete sich der Trauer an James.Auch dieser schien unglaublich aufgeregt zu sein,was man sonst gar nicht so von ihm kannte.
"James Edward Potter möchtest du die hier anwesende Lilly Kathryn Evans zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis das der Tod euch scheidet?"
Auch James antwortete mit entschlossener Stimme: "Ja, ich will!"
"So dürfen sie nun die Ringe tauschen und ihre Liebe mit einem Kuss besiegeln!" Mit zitternden Fingern steckten sie sich gegenseitig die goldenen Ringe, auf deren Innenseite der jeweils andere Name und das Hochzeitsdatum eingeritzt waren, an die Finger und küssten sich dannach leidenschaftlich.
Die Gemeinde jubelte auf und Lilly und James drehten sich um und schritten ,nun deutlich schneller als beim Hinweg, den Weg entlang zurück in die Vorhalle und in den Schlosgarten hinein.
Lilly war überglücklich. Am Anfang kamen alle Leute nacheinander zu den beiden und gratulierten ihnen herzlich.Später vermischte sich alles ein bischen und jeder redete mit jedem. Lilly drehte in dem , mit Bändern und Skulpturen geschmückten Garten, ihre Runden, und blieb bei jedem mal stehen, um sch all ihren Gästen zu widmen.
Mr. Potter machte unaufhörlich Fotos mit seiner Zaubererkamera, auf die er ganz besonders stolz war .Er fotografierte das Brautpaar in allen Lebenslagen und dann abwechselnd mit den beiden Trauzeugen Sirius und Kate.
Das gesetzte Festessen unter dem wunderschön blauen Himmel wurde ein voller Erfolg und allen schien das Fest zu gefallen.
Das war wieder so ein Moment, an dem sich Lilly , wie so oft, bewusst machte wie schön das Leben doch ist. Sie stand auf einem Treppenabsatz und schaute in all die glücklichen Gesichter ihrer Freunde , Verwandten und Bekannten. James kam zu ihr hinauf, der sich gerade mit Sirius unterhalten hatte und fragte sie beunruhigt: "Ist alles in Ordnung mit dir. Du stehst so weit abseits von all den anderen." Lilly lächelte , als sie James so besorgt sah und sagte: "Nein, mir geht es bestens, mir ist nur gerade bewusst geworden, das war die beste Entscheidung meines Lebens war. Ich liebe dich ,James!"
James strahlte und flüsterte: "Ich dich auch!"
Dann versanken sie in einem leidenschaftlichen Kuss!"
39. Kapitel
Es wurde ein wunderschöner Tag. Die Sonne strahlte vom makellos blauen Himmel, bis sie abends tief rot und mit einem goldenen Schimmer im Westen versank.
Lily stand noch lange neben James im Schlossgarten unter den Gästen und unterhielt sich mit ihnen.
Wie es ein Zaubererbrauch zuließ, warf Lily den Brautstrauß aus weißen Lilien genau zu dem Zeitpunkt, als die Sonne ihre letzten Strahlen auf die Ländereien warf und schließlich in das umher liegende Land einzutauchen schien und ein dämmriges Licht auf den Garten warf.
Lily stieg für diesen Brauch auf die Schlosstreppe, drehte sich mit dem Rücken zum Publikum und warf den Strauß durch die angenehm kühle Luft.
Als sie sich umdrehte, machte ihr Herz einen glücklichen, freudigen Hüpfer. Kates Finger umschlossen den Strauß und das Gesicht der besten Freundin strahlte vor Glück, als Sirius sie an sich zog um sie innbrüstig zu küssen.
Die Gesellschaft feierte noch lange in die Nacht herein, bis Lily und James in Lilys altes Schulsprecherzimmer hinauf stiegen, wo sie eine Nacht verbringen würden.
Gleich nach dem Frühstück am nächsten Tag verabschiedete sich das frisch gebackene Paar von den Gästen und machte sich auf den Weg zu ihrem eigenen Heim.
Lily schwelgte in ihrem Glück und während sie mit James auf der Terrasse ihres Hauses saßen, ließ sie die Sonnenstrahlen an ihrem goldenen Ring blinken und erfreute sich des hellen Glanzes.
James sah einige Male belustigt auf, doch Lily war so in ihre glücklichen Gedanken vertieft, dass sie es nicht bemerkte.
Am Nachmittag brachte James’ Vater ihnen die Hochzeitsbilder in einem schönen, ledernen Fotoalbum vorbei und James und Lily beugten sich über die Seiten.
Es waren sehr schöne Fotos geworden, doch als Lily die letzte Seite schloss, zögerte sie nachdenklich. Noch einmal blätterte sie im Buch. "James…", murmelte sie, "wie kann das nur sein?" "Was denn, Schatz?", fragte James und schob ihr eine rote Locke aus dem Gesicht. "Kate ist auf keinem der Bilder zu sehen und dabei weiß cih ganz genau, dass ich mich mit ihr fotografiert habe." James zog die Stirn kraus und blätterte seinerseits in dem Buch. "Du hast recht", sagte er dann zögernd. "Aber…" Lily erstarrte. "Sie… kann… kann sie…?" James legte ihr rasch eine Hand auf den Handrücken. "Sie ist jeden Tag… am helllichten Tag!... draußen gewesen!" "Schon… aber…" Zögerlich sah Lily auf. "James…", hauchte sie dann, "Kate ist eine Vampirin!"
Schweigen lastete auf dem Sonnen beschienen Garten. Niemand sagte ein Wort. Selbst die Vögel zwitscherten nicht mehr und der Wind spielte nur sanft mit den Seiten des Fotoalbums.
James war der Erste, der sich fasste. "Es hätte uns doch auffallen müssen!" "Aber… James, denk doch mal nach! Letztens erst haben wir in Verteidigung gegen die dunklen Künste was darüber gehört! Mit speziellen Tränken, die regelmäßig eingenommen werden, kann ein Vampir auch während des Tageslichts aktiv sein! Daher ihre Ruhelosigkeit in der Nacht! Und ihre Eckzähne hat sie sich mit Magie verändern lassen. Ihre… Nahrung… hat sie durch spezielle Magie auch normal eingenommen, aber denk doch mal nach! Kate mochte ihr Fleisch immer fast roh… nur meinte sie, das käme wegen ihrer Leidenschaft für Frankreich, wo sie das Fleisch auch so essen. Selbst durch Magie kann nicht alle Blutlust gestillt werden."
"Warum hat sie nie davon erzählt?", fragte James verwundert. "Ich weiß es nicht", sagte Lily bekümmert, "aber das ist typisch Dumbledore: Remus ein Werwolf, Hagrid ein halber Riese, Kate eine Vampirin, ich will nicht wissen, was wir noch für Kreaturen in unserem Schloss hatten!"
Sie schwieg eine Weile.
"Ich werde morgen mit Kate reden", sagte sie dann beschlossen und blinzelte in den freundlichen Sommerhimmel.
40.Kapitel
Die ganze Nacht lag Lilly wach und dachte über diese eine Frage nach: War Kate wirklich eine Vampirin? Und wenn, warum hat sie es dann ihr, ihrer besten Freundin , nicht erzählt? Doch dann überlegte sie, ob sie es erzählt hätte und kam zu dem Ergebnis, dass sie wahrscheinlich genauso gehandelt hätte wie Kate.
So schwelgte sie die meiste Zeit in ihren Gedanken und brachte kein Auge zu.
James, der neben ihr schlief, schien ihre Unruhe zu spüren. Er drehte sich des öfteren im Bett herum und plapperte ein paar undefinierbare Wörter vor sich hin.
Um ihn nicht zu wecken stand Lilly dann doch auf und ging ins Wohnzimmer. Dort kramte sie alle Fotoalben und Bilder von ihrer Schulzeit heraus und sah alle an. Doch auf keinem einzigen war Kate zu endecken .Lilly fiel ein ,dass sich Kate schon immer sehr ungern fotografieren lassen hat und immer wenn es anscheinend nicht zu vermeiden gewesen war, waren die Bilder, auf denen Kate hätte sein sollen, seltsamerweise nichts geworden. "Naja vielleicht bilde ich mir das ja auch nur alles ein! Vielleicht ist sie gar keine Vampirin!" ,so redete sie zu sich selber ,doch sie schien an ihre eigenen Worte nicht zu glauben.
Völlig übermüdet schlief sie dann nach einiger Zeit über den Fotoalben ein.
Am nächsten Morgen weckte James sie mit einem Kuss und stellte ein Tablett mit Kaffee und Gebäck vor sie hin. "Na hast du noch etwas gefunden?" Sie schüttelte den Kopf, rückte auf dem Sofa ein Stück zur Seite ,so dass sich James neben sie setzten konnte und nahm ihm dankbar das Tablett ab.
"Du ,mein Schatz, ich geh nachher noch zu Sirius. Wir wollen unsere Bewerbungen für die Ausbildung zu Auror noch mal überarbeiten und sie dann zusammen im Ministerium abgeben. Kommst du hier allein klar oder soll ich noch bei dir bleiben?", fragte James Lilly nach kurzem und sie erwiderte: "Nein, nein ,geh ruhig. Kate kommt mich nachher sowieso besuchen und da wäre ich gern allein mit ihr."
Um 13:00 Uhr war Lilly mit Kate verabredet. Schon seit einer halben Stunde lief Lilly ständig im Flur hin und her und überlegte ,wie sie Kate am besten auf ihre Vermutungen ansprechen sollte. "Zwei Minuten noch", murmelte sie leise vor sich hin. Sie ging noch mal in die Küche, um nach dem Kaffee zu schauen, da klingelte es auch schon.
Lilly mochte diese Klingel sehr. Sie klang wie ein Windspiel mit leisen Glöckchen, und man hätte meinen können, dass man, wenn jemand klingelt, gar nicht darauf aufmerksam werden würde. Doch James hatte einen Zauber integriert, der einen die Klingel nicht überhören ließ, so dass sie den Gästen immer die Tür öffnen konnten.
Lilly ging also, als sie die schöne Melodie hörte, zur Türe und öffnete sie. Die beiden besten Freundinnen umarmten sich und Lilly führte Kate ins Wohnzimmer, in dem schon schön fürs Kaffeetrinken gedeckt war und Kuchen auf dem Tisch stand.
Sobald Kate eingetreten war, fing sie auch schon zu reden an. " Ja und stell dir vor, meine Mutter meinte gestern zu mir, ich solle mich doch auch nach dem richtigen Mann fürs Leben umsehen. Ich glaube sie sie ist durch deine Hochzeit auf falsche Gedanken gekommen. Naja also habe ich ihr von Sirius erzählt und sie meinte natürlich ,ich solle ihn bald einladen...(mit den Punkten ersetze ich das "bla bla bla" J ) ich mein ich hatte ja auch schon daran gedacht, aber Sirius und eine feste Beziehung... ich weiß ja nicht...was meinst du dazu?" Lilly musste schmunzeln, als sie ihre Freundin so quasseln hörte. Doch sofort dachte sie wieder daran, dass sie wahrscheinlich eine Vampirin war. Ihr Gesicht musste sich verfinstert haben, denn Kate sagte plötzlich. "Was ist los mit dir? Ist irgendwas passiert? Du schaust so nachdenklich und ein bischen traurig." Kate legte ihren Arm um Lillys Schulter und ohne ,dass sie es wollte zuckte Lilly zurück ,so dass Kate`s Arm herunterfiel.
Lilly hätte sich ohrfeigen können. Eigentlich fand sie es doch gar nicht so schlimm. Was wäre schon dabei ,wenn Kate eine Vampirin wäre? Doch irgendwie war das Reflex gewesen. Sie konnte nichts dagegen tun. So hatte sie kurz in ihren Gedanken geschwelgt und ihre beste Freundin sah sie unentwegt und sehr verunsichert an.
Dann brach die Frage einfach aus Lilly heraus. Sie hatte diese Unsicherheit und Vermutungen satt. Sie wollte einfach nur noch wissen ,ob es stimmte. "Kate, bist du eine Vapirin?"
Kate schien aus allen Wolken zu fallen. Diese Frage hätte sie wohl am wenigsten erwartet. Und so musste sie sich erst mal kurz sammeln, bevor sie knapp antwortete: "Ja!"
Lilly war schon etwas geschockt, aber in erster Linie war sie erleichtert. Nun wusste sie es endlich sicher. Doch sie war erst mal nicht im Stande irgendwas zu sagen.
Kate war aufgestanden und hatte betrübt in das lodernde Feuer im Kamin geblickt. "W-w-willst d-d-du nun noch etwas mit mir zu tun haben?"
Diese Worte versetzten Lilly wieder in die Gegenward zurück. Gerade hatte sie an all die Dinge gedacht, die sie mit ihrer besten Freundin erlebt und gemeistert hatte. Und so stand auch sie auf, ging zu Kate herüber, blieb kurz vor ihr stehen und schaute ihr in die Augen...dann umarmten sie sich lange und Lilly bemerkte wie Kate sich wieder etwas entspannte und die Zweifel von ihr zu fallen schienen.
"Weißt du, Kate, wir kennen uns schon so lange und haben zusammen alles geschafft. Das soll doch jetzt nicht aufhören, oder ? Kannst du dich noch an das Gedicht erinnern, das ich dir mal geschrieben habe?:
...dann bist Du da
Manchmal, wenn ich furchtbar traurig bin,
bist Du da.
Manchmal, wenn ich einfach jemanden zum reden brauche,
dann bist Du da.
Manchmal, wenn ich vor Problemen nicht weiterweiß,
dann bist Du da.
Manchmal, wenn ich meine Freude in die ganze Welt hinausschreien möchte,
dann erzähle ich zuerst alles Dir,
denn Du bist IMMER für mich da.
Dieses Gedicht gilt noch immer. Und was macht es schon, wenn du ein Vampir bist. Du bist immer noch der selbe liebevolle Mensch, der du bist. Und ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich dich kennen gelernt habe."
Nachdem Lilly dies gesagt hatte, traten beiden Mädchen Tränen in die Augen und sie umarmten sich noch mal.
Der Tag wurde noch wunderschön. Kate erzählte, wie es war ein Vampir zu sein , wie sie damit umgehen konnte, was sie dagegen tun konnte und so weiter. Die beiden redeten bis tief in die Nacht, denn James hatte angerufen ,dass er bei Sirius übernachten würde.( Lilly hatte den Verdacht, dass er genau wusste, dass Kate und sie noch ein bischen Zeit für sich bräuchten. Und das fand sie unglaublich lieb von ihm)
Lilly war unglaublich froh, dass sie ihre beste Freundin nicht verloren hatte und glaubte, dass sich durch diese Situation ihre Freundschaft sogar noch gefestigt hatte. Sie war sich sicher, dass sie in nächster Zeit nicht mehr so viel zusammen unternehmen konnten, aber zu wissen, dass sie Kate an ihrer Seite hatte, war sehr beruhigend für sie.
41. Kapitel
Beim Frühstück am nächsten Morgen verloren die zwei Mädchen kein Wort mehr über die Vampir-Geschichte. Sie plauderten über James und Sirius, über die Hochzeit und darüber, ob Sirius Kate wohl heiraten würde.
Nach dem Frühstück schnappten sie sich eine Decke und machten es sich im Garten in der warmen Sonne bequem.
Die Sonne schien strahlend hell vom blauen Sommerhimmel und es wurde Lily in der Wärme schnell heißt, sodass sie schließlich unter einen Baum umzogen.
Eine Weile schwiegen sie und ließen den kühlenden Schatten über ihre Gesichter streifen. "Ich bin so froh, dass ich dich habe, Lily", sagte Kate plötzlich in die Stille hinein, was Lily ihr mit einer festen Umarmung erwiderte und ihr ein leises "Ich auch" ins Ohr hauchte. "Meinst du… dass Sirius… was mit mir – einem Vampir – anfangen wird?" "Das hat er doch bereits", grinste Lily, wurde dann aber ernst. "Ich denke schon! Remus ist ein Werwolf und einer der besten Freunde von Sirius! Warum sollte seine Frau also nicht ein Vampir sein? Mach dir darüber keine Sorgen!"
Kate nickte.
Eine Weile lang lagen die Beiden noch unter dem Schatten spendenden Baum und genossen die Stille, die nur zeitweise durch das Zirpen der Grillen durchbrochen wurde.
Gegen Mittag kamen Sirius und James aus dem Ministerium wieder und gesellten sich zu den Mädchen in den Garten.
Lily zog James sachte in die Küche, um Kate die Möglichkeit zu geben, in Ruhe mit Sirius zu reden.
"Eine Wärme ist das heute", sagte Lily und wischte sich über die Stirn. "Schrecklich", bestätigte James und setzte sich zu Lily aufs Sofa. "Wir haben vorhin Dumbledore im Ministerium getroffen", erzählte er dann, "er wollte noch irgendetwas mit dir klären und würde es begrüßen, wenn du ihn in Hogwarts besuchst. Ich bring dich gerne hin." "Das ist lieb von dir", sagte Lily, küsste ihn sanft und wagte dann einen Blick aus dem Fenster hinaus in den Garten.
Kate hatte ihre Kopf in Sirius’ Halsmulde vergraben und er strich ihr sanft und beruhigend über den Rücken.
"Scheint geklärt zu sein", murmelte Lily und erhob sich. Sie schlüpfte schnell in ihre flachen Sandalen und rief dann aus dem Fenster: "Kate? Ich muss nur schnell wegen einer dringenden Angelegenheit zu Dumbledore. James begleitet mich. Aber ich werdet euch schon zurechtfinden!" Kate nickte nur und versank dann mit Sirius in einem tiefen Kuss.
"Komm", murmelte James, griff sich seinen Umhang, nahm ihre Hand und gemeinsam apparierten sie vor die Osttore, die auf die Ländereien von Hogwarts’ führten.
Den Weg zu den großen Eichenportalen legten sie schweigend zurück und erst als sie vor Dumbledores Büro standen und James das Passwort nannte, fingen sie an zu spekulieren, was der Schulleiter wohl wollte.
Das Paar trat in das runde, gemütliche Büro des Schulleiters ein und sie sahen Dumbledore in dem Lehnstuhl hinter seinem Schreibtisch sitzen. "Ah… Mrs und Mr. Potter", begrüßte er sie freudig und schob Lily galant einen Stuhl zurecht. "Können wir nicht zum ‚du’ umsteigen?", bat Lily, während sie sich setzte, was Dumbledore ein fröhliches Glucksen entlockte. "Nun gut", sagte er, "schließlich seid ihr keine Schüler mehr." James grinste und ließ sich in einen weiteren Stuhl fallen.
"Ich möchte euch nur noch eine kleine Sache mit auf euren gemeinsamen Weg geben", sagte Dumbledore ohne um den heißen Brei herumzureden, "aber ich hatte gedacht, dass es an eurer Hochzeit nicht ganz passend gewesen wäre."
Neugierig musterte Lily ihren ehemaligen Schulleiter, der soeben eine Schublade in seinem Schreibtisch öffnete und ein in braunes Packpapier gewickeltes Paket hervorholte.
Er legte es schweigend auf den Tisch und lehnte sich dann zurück. Lily sah James an und er sah zurück, dann beugte er sich vor, zog das Paket heran und schob es Lily zu. "Mach du es auf", sagte er sanft und Lilys Finger begannen über das Packpapier zu wandern. Vorsichtig zog sie das Papier auseinander.
Überrascht sah sie auf den Gegenstand, der nun vor ihr auf dem Papier lag. Ihr Blick löste sich davon und sie sah James an, dessen Augen ihr seine Überraschtheit verrieten.
Vor ihnen, auf dem dunklen Holz des Schreibtisches lag eine große, steinerne Schale. An ihrem Rand waren viele seltsam geformte Zeichen eingeritzt und die Schale schien mit einer silbrigen Flüssigkeit gefüllt zu sein, die leicht neblig wirkte.
"Ein Denkarium?", fragte Lily überrascht und sah Dumbledore verwirrt an. "Ja… aber kein gewöhnliches", sagte Dumbledore, "es ist ein ganz Besonderes. Die silbrigen Gedankenfäden, die nun darin liegen, sind Gedanken und Ideen meinerseits. Ich besitze das Gegenstück dazu. Wenn immer ihr Hilfe benötigt, braucht ihr nur euer Anliegen in einen Gedanken zu fassen, ihn in dem Denkarium abzulegen und schon taucht dieser Gedanke in meinem Kopf auf… ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen."
Lilys Finger fuhren andächtig über den steinernen Rand. "Vielen Dank", hauchte sie dann, "vielen, vielen Dank."
"Das ist selbstverständlich", sagte Dumbledore, "ich dachte mir, wenn ihr beide eine so gefährliche Ausbildung machen wollt, dann könntet ihr manchmal Hilfe benötigen. Und gerade jetzt in den Tagen, in denen der dunkle Lord immer mächtiger wird." "Danke", murmelte James leise und griff schließlich in seine Umhangtasche. "Ich hoffe, mein Anliegen wird nicht allzu belastend sein, Albus", sagte er zögernd und zog etwas aus seiner Tasche.
Ein fließender, silberner Stoff glitt ihm durch die Finger und etwas wehmütig betrachtete er seinen alten Tarnumhang, der aussah, als wäre er aus flüssiger Seide gewebt.
Dann legte er ihn auf den Tisch vor Dumbledore. "Ich möchte, dass du ihn aufbewahrst", sagte James, "für Harry." Lily und Dumbledore sahen ihn überrascht an. "Ich weiß auch nichts, woher diese Gewissheit kommt, aber ich fühle, dass Harry später unsere Unterstützung braucht. Und wenn wir nicht für ihn da sein können, so sollst wenigstens du für ihn da sein. Und ich finde es wichtig, dass Harry weiß, auf welch gutem Draht seine Eltern zu dir standen. Der Tag mag kommen, an dem wir nicht für Harry da sein können… vielleicht auch, weil der Tod uns auseinander reißt. Aber bitte, Albus, versprich mir, dass du Harry alles erzählst, was du von uns weißt und dass du ihm den Tarnumhang gibst, wenn es soweit kommen sollte!" Dumbledores Gesichtsaudruck verhärtete sich und etwas in seinem Blick hatte sich verändert, er schien nachdenklich und fast ein wenig ängstlich. Er zögerte kurz, dann stand er auf, nahm den Tarnumhang und ging zu seinen Schränken hinüber. Er schloss eine Schublade auf, legte den glänzenden Stoff hinein und kehrte dann zum Schreibtisch zurück.
Eine merkwürdige Stimmung lag auf den Dreien, als Dumbledore mit leider Stimme "ich schwöre es" sagte.
"Danke", sagte James nur und erhob sich um dem Schulleiter die Hand zu reichen. Dumbledore bot ihm die Hand, stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er seufzte leise. "Setz dich noch einmal, James." Verwirrt nahm James wieder Platz.
"Der Tag ist gekommen, an dem ich es euch sagen muss. Es ist nun schon eine Weile her, als ich nach einer neuen Wahrsage-Lehrerin gesucht habe, obwohl ich eigentlich nicht vorhatte, dieses Fach weiterhin zu unterrichten. Schließlich waren die meisten Professoren hier nichts weiter als gemachte Schwindler. Nun habe ich aber eine Nachfolgerin für dieses Fach gefunden, eine Urenkelin der berühmten Seherin Cassandra Trelawney. Ihr habt sicherlich schon einmal von ihr gehört." Lily nickte leicht. Wieder seufzte Dumbledore. "Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht, dass ich es euch nicht früher gesagt habe", sagte er dann und drehte sich wieder zu James und Lily um.
Lily wurde nervös. "Um es kurz zu machen", sagte Dumbledore, "es hat etwas mit Harry zu tun. Wir nehmen mit Recht an, dass er in großer Gefahr schwebt."
Lily umklammerte ihren Bauch. "Wie?... W…?" "Nicht in ummittelbarer Gefahr, Lily", sagte Dumbledore sanft und nahm dann wieder an seinem Schreibtisch Platz.
"Es war in einer regnerischen Nacht, als ich mich mit Sybille Trewlaney im Eberkopf traf um mit ihr über die Stelle als Wahrsagelehrerin zu verhandeln. Ich hielt sich für nicht wirklich begabt und es schien mir, als hätte sie leider nichts von dem Talent ihrer Urgroßmutter geerbt… aber eine Voraussage ihrerseits hat mich vom Gegenteil überzeugt…" Lily rückte nervös auf ihrem Stuhl herum.
In ihrem Magen zwickte alles ganz fürchterlich.
"Nun kam es, dass sie wohl eine Version bekam… ihre Augen wurden glasig, ihr Blick fast irre und ihre Stimme ganz tief und abwesend… ich zitiere jetzt ihre Worte, genau wie sie sich ausgedrückt hat, denn die Worte, die sie sprach, haben sich bis jetzt in meinem Kopf gehalten, so furchtbar und tiefgründig waren sie… ‚Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran… jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt… und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt… und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt’…"
Während Dumbledore mit ernster Stimme gesprochen hatte, hatten sich Lilys Eingeweide selbstständig gemacht. Sie wanden sich wie lebende Schlangen, verschlangen sich ineinander und schienen Lily die Luft zu nehmen. Eine unangenehme Stille lastete im Büro von Dumbledore, nur das ticken einer Uhr war zu hören und irgendwo summte eine Fliege am Fenster. Lily schluckte, versuchte zu reden, doch ihre Stimme versagte kläglich.
Auch James rang um Fassung. "Wie ist das möglich?", flüsterte er schließlich heiser. Dumbledore sah ihn traurig an und seufzte leise. "Nun, Harry hat schon jetzt die Kraft der Liebe in sich. Wenn jemand so tief und innig geliebt wird wie er, so ist er eine wirkliche Gefahr für den dunklen Lord! Diese Gefahr scheint so schrecklich und entkräftend für Voldemort zu sein, dass von Harry eine reine Aura ausgeht, die zu dieser Prophezeiung führte."
Endlich fand Lily ihre Stimme wieder. "Der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt", zitierte sie. Dumbledore senkte kaum merklich den Kopf. "Das heißt…" Lily holte tief Lust. "Das heißt, dass entweder Voldemort oder Harry sterben müssen…"
Die Worte lagen einen Moment lang in der Luft. Jeder brauchte seine Zeit, das eben gesagte zu verarbeiten.
In Lilys Magen war immer noch dieses Zwicken zu spüren… ein leichter Druck breitete sich in ihr aus, doch sie schrieb diesen ihrer Angst um Harry zu.
"Nun, lassen wir Harry erstmal auf die Welt kommen! Danach werden wir alle möglichen Schutzmaßnahmen in Kraft treten lassen. Sorge dich nicht um ihn, Lily! Wir werden es schaffen, Harry soweit zu schützen, dass Tom ihm nichts antun kann. Und denk immer daran: Egal was passiert, du bist nie alleine!" Dumbledore sprach mit fester Stimme und der Klang ließ Lilys Herz ein wenig leichter werden. Ja, sie vertraue Dumbledore und sie würde auf seinen Schutz über Harry vertrauen.
James seufzte leise und strich Lily vorsichtig über den Arm. "Wir schaffen das", flüsterte er und Lily verbarg ihr Gesicht in seiner Schulter. "Als wir erfahren haben, dass ich schwanger bin, hast du gesagt ‚Es wäre nicht das erste Abenteuer, dass wir zusammen erleben würden.’" "Das meinte ich auch so", sagte James leise. "Wir haben dieses Abenteuer durchstanden… deshalb werden wir das Zweite auch durchstehen." "Das ist eine gute Einstellung", fand Dumbledore und spielte mit seinem goldenen Siegelring an der linken Hand. "Möge Gryffindor auch beschützen." Er zwinkerte und endlich gelang es Lily zu lächeln. "Wir werden das schaffen", sagte James fest und küsste Lily kurz.
Er erhob sich und reichte Dumbledore noch einmal die Hand. "Danke, Albus", sagte er herzlich. "Es ist meine Pflicht", wehrte dieser ab und drückte auch noch Lilys Hand. "Viel Glück in eurem Leben!"
"Danke", lächelte Lily und verließ gemeinsam mit James, der das Denkarium trug, das Büro.
Unten vor dem Wasserspeier trafen die Beiden auf Kate und Sirius, die ihnen gefolgt waren.
Zu viert setzten sie sich auf die große Treppe, die zum Krankenflügel hinauf führte und James erzählte seinen Freunden von dem, was sie soeben erfahren hatten.
Kate und Sirius brauchten eine Weile um die Nachricht zu verdauen, aber schließlich begannen sie hitzig mit James darüber zu diskutieren.
Lily beteiligte sich nicht am Gespräch. Der Druck in ihrem Unterleib hatte sich verstärkt und das zwicken war stärker geworden.
Die Stimmen ihrer Freunde hörte sie nur von weiter Ferne und plötzlich überkam sie eine Welle der Übelkeit. Sie klammerte sich an James’ Handgelenk fest, der seine Frau bestürzt ansah.
Eine neue Druckwelle überkam Lily und sie stöhnte laut auf. Sirius wich vor Schreck ein wenig zurück, während James Lily sofort hochstützte. "In den Krankenflügel", bellte er, hob Lily hoch und trug sie schnell, aber doch vorsichtig die Treppen hinauf.
Während Lily sich unter Schmerzen wand, spürte sie eine warme Flüssigkeit an ihren Beinen hinunter rinnen und die nächste Wehe überkam sie so heftig, dass sie glaubte, fast ohnmächtig zu werden.
James hatte den Krankenflügel erreicht, Sirius stieß die Tür auf und James spurtete einmal quer durch den Krankensaal, in Madam Pomfreys Büro und ohne ein Wort weiter in das Behandlungszimmer.
Madam Pomfrey hatte bei einer Tasse Tee und ihrer Zeitung gesessen, doch kaum hatte sie James beruhigende Stimme und Lilys stöhnen gehört und die Beiden gesehen, war sie aufgestanden und hinüber in das Behandlungszimmer gegangen.
"Legen Sie sie aufs Bett", befahl sie James nun, "und gehen Sie raus." James wollte protestieren, doch Lily berührte seine Hand sanft und warf ihm einen flehenden Blick zu.
James verließ augenblicklich den Raum, während Lily unter der nächsten Wehe aufkeuchte. "Die Vorwehen müssen so leicht gewesen sein, dass du sie nicht bemerkt hast", murmelte die Krankenschwester, "der Muttermund ist ziemlich weit geöffnet. Hattest du schon Fruchtwasserabgang?" Lily nickte unter Schmerzen und Madam Pomfrey nickte ihr beruhigend zu. "Sprich mit ihm, Lily! Das macht es ihm leichter, den Übergang zwischen den zwei Welten zu verstehen!"
Lily presste heftigst und als die nächste Wehe vorüber war, räusperte sich, legte ihre Hände auf den Bauch und fing an, auf Harry einzureden. "So, du hast dich für meinen Bauch entschieden, Harry, und deshalb musst du da jetzt rauskommen! Du kannst doch nicht ewig da drin bleiben… AAAAH!" Sie krümmte sich unter der nächsten Wehe zusammen und Madam Pomfrey flößte ihr einen Kräutertrank ein, der Lilys zitternden Körper ein wenig ruhiger stellte.
"So eine kleine Seele vergisst schnell, wieso sie dort eigentlich herauskommen sollte, Lily", erklärte Madam Pomfrey, "aber das ist nicht weiter tragisch, wenn du mit deinem Sohn sprichst!"
Zwischen den nächsten zwei Wehen strich Lily wieder sanft über ihren Bauch. "Harry- es wäre sehr entgegenkommend von dir, wenn du da jetzt rauskommen würdest! Eine Chance, drin zu bleiben hast du doch eh nicht…" Wieder überkam Lily eine Wehe, doch dieses Mal war sie so stark, dass Lily glaubte, vor Schmerz ohnmächtig zu werden. "Ja, Lily, das sind die Austreibungswehen. Gleich ist es soweit, gleich ist es vorbei!"
"Hast du gehört, Harry? Gleich bist du da eh draußen, egal wie sehr du dich sträubst. Also, mein Süßer, mach es doch bitte kurz! Das kommt uns beiden zu Gute!" Lilys Stirn war voller Schweiß, obwohl Madam Pomfrey sie ständig mit einem Tuch abtupfte. Tränen rannen über Lilys Gesicht und ihre Locken waren verklebt.
Es dauerte noch gut zwanzig Minuten, bis Lily endlich ihren Sohn in den Armen halten konnte.
Madam Pomfrey hatte ihn ihr nur kurz zum durchtrennen der Nabelschnur und zu den ersten Untersuchungen weggenommen und Lily schließlich warm eingepackt in ein frisches Bett gelegt.
An Lilys Brust gelehnt, war Harry sofort eingeschlafen, müde und erschöpft. Lily rannen Tränen über die Augen, als sie das kleine Geschöpf in ihren Armen betrachtete. "Soll ich James hineinholen?", fragte Madam Pomfrey und auf Lilys Nicken wurde die Tür geöffnet und ein völlig aufgelöster James stürmte hinein.
Vor Lilys Bett blieb er einen Moment lang fasziniert stehen, bevor er sich fing, in die Hocke ging und erst Lily und dann den Kleinen sanft streichelte. "Mein Gott", flüsterte er und berührte Harrys winzige Finger, seinen kahlen Kopf und das kleine Näschen. "Was für ein Ebenbild…"
Lily musste darüber so sehr lachen, dass Harry auf ihrer Brust auf- und ab wippte. Doch das schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
Nun kamen auch Sirius und Kate herein und betrachteten erfurchtsvoll den kleinen Harry. Nach zehn Minuten Bewunderung begann Sirius zu erzählen, was während der Geburt draußen vor sich gegangen war.
"James war schlimmer als ein kleines Kind! Er hat sogar an den Fingernägeln geknabbert und war weiß wie ein Brett."
James wurde rot, aber Lily zog ihn glücklich an sich. "ich bin so verdammt glücklich, dass wir das hinter uns haben", hauchte sie ihm ins Ohr und James nickte. "Mag kommen, was will, Lily, wir Drei halten zusammen."
42.Kapitel
Am nächsten morgen konnte Lilly wieder nach Hause. Sie bedankte sich herzlich bei der Krankenschwester und stattete Dumbledore noch einen letzten Besuch in seinem Büro ab. Dieser hatte sich schon richtig in Harry verliebt. Es kam einem vor, als sei er der Großvater. Als Lilly in das Schulleiterbüro eintrat, stand Dumbledore gerade am Fenster und starrte gedankenverloren in die Weite. Lilly räusperte sich und der Schulleiter schrak etwas zusammen, wendete sich dann aber erfreut, doch immer noch nachdenklich, Lilly zu.
" Es tut mir leid, ich wollte dich nicht stören, Albus.", meinte Lilly, doch dieser machte nur eine wegwischende Handbewegung: "Du störst nicht. Ganz im Gegenteil, ihr seit mir immer willkommen." Er kam auf sie zu ,begrüße sie und sah dann auf den kleinen Harry, der in ihren Armen schlief
Lilly fiel in diesem Moment auf wie alt Dumbledore schon sein musste. Sie sah in seine Himmelblauen Augen, die von Stärke und Großmut nur so glänzten. Dumbledore sah von Harry auf und erwiderte Lillys Blick. Als seine Augen die ihren trafen, breitete sich eine wunderbare Wärme in Lilly`s Körper aus und sie wusste, dass Dumbledore James ,Harry und sie nie im Stich lassen würde. Sie dachte an die Prophezeiung und unwillkürlich traten ihr Tränen in die Augen.
Der Schulleiter schien ihre Gedanken lesen zu können und sagte: "Ich weiß, dass du wegen dieser Vorhersage sehr unsicher bist und ich möchte, dass du weißt, dass ich euch niemals im Stich lassen würde und euch versuche zu helfen, wo ich nur kann. Ihr könnt mit euren Problemen immer zu mir kommen. Und auch für Harry wird immer gesorgt werden. Dafür verbürge ich mich, falls euch jemals etwas zustoßen sollte!"
Diese warmherzigen Worte beruhigten Lilly und sie konnte nicht anders und umarmte ihren alten Schulleiter, der nun ein sehr guter Freund von ihnen geworden war. "Ich danke dir von ganzem Herzen, Albus und ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich werde mich nun auf den Weg machen, denn James und die anderen warten unten auf mich. Dumbledore lächelte breit. "Ja geh nur. Passt auf euch auf und ,Lilly, genieße jeden Moment, der dir geschenkt ist."
Als Lilly die Stufen herunterging, dachte sie noch über die letzten Worte von Dumbledore nach. Wusste Dumbledore mehr über ihre und Harry´s Zukunft ,als er erzählt hatte? Oder hatte er diese Worte einfach nur so gesagt?
Eine Stimme rieß sie aus ihren Gedanken. James kam auf sie zu und gab zuerst ihr und dann Harry einen zarten Kuss. "Ich habe mich schon gewundert, wo du so lange bleibst. Kate und Sirius sind schon mal nach Hause appariert. Sie meinen, sie kämen in den nächsten Tagen noch einmal vorbei."
Sie ließen das Eichenportal hinter sich und gingen den Weg, der nach Hogsmead führte, entlang. Harry schlief noch immer seelenruhig in Lilly`s Armen und schien sich von nichts und niemandem stören zu lassen.
James und Lilly apparierten nach Hause. Sie befanden sich gerade erst 10 Minuten in ihrem wohl vertrauten Heim, als schon die Türklingel läutete. Lilly machte die Tür auf und fand sowohl James` als auch ihre Eltern aufgeregt schnatternd davor. Sie traten ein und Lilly führte sie in das Wohnzimmer, in dem James den Kleinen gerade aus der Babywiege nahm, ihn mit väterlichem Stolz ansah und ihn dann seinen Eltern weitergab. Die vier waren begeistert von ihrem Enkelkind und waren überglücklich, dass bei der Geburt alles gut gelaufen war und dass Lilly sie so gut überstanden hatte.
In den nächsten Tagen kamen allerlei Freunde, Verwandte und Bekannte , um den Eltern zu ihrem Kind zu gratulieren und natürlich, um Harry zu sehen. Lilly kam sich ein bischen vorgeführt vor ,obwohl sie sich sehr über jeden Besuch freute. So war sie froh, als nach gut zwei Wochen der ganze Rummel etwas nachließ.
Lilly und James saßen gerade am Frühstückstisch, als eine Eule durch das Fenster trudelte. James nahm dem braunen Waldkauz den Brief ab und bot der Eule einen Keks an, der ihm auch sofort aus der Hand geschnappt wurde.
James setzte sich wieder und besah sich das schöne rote Siegel, das einen Phönix zeigte. Er kannte es nicht und auch Lilly war es völlig unbekannt, obwohl sie sich vorstellen konnte , von wem er kam.
James öffnete den, an "James und Lilly Potter" gerichteten Brief. Er erkannte sofort die schwungvolle Schrift von Dumbledore und las vor:
Lieber James und liebe Lilly,
ich möchte euch bitten, dass ihr euch am 18. August um 12:00 Uhr in Hogwarts einfindet. Dort wird eine Sitzung des "Orden des Phönix" stattfinden. Ihr habt sicher schon einmal davon gehört.
Dies ist eine Vereinigung, deren Leiter ich bin. Sie versucht gegen Voldemord und dessen Anhänger vorzugehen.
Wir möchten euch beide im Orden aufnehmen. Bitte schickt diesen Brief sofort mit einer Antwort zurück, ob ihr einverstanden seit und kommen könnt.
Die besten Wünsche,
herzlichst Albus Dumbledore.
James und Lilly waren aufs angenehmste überrascht. Natürlich hatten sie schon vom legenderen "Orden des Phönix" gehört und sie waren sehr geschmeichelt, dass sie darin aufgenommen werden sollten. Das war ein großer Vertrauensbeweis von Dumbledore.
Sofort holte James Pergament, Tinte und Feder und schrieb:
Lieber Albus,
Wir haben uns über deine Brief sehr gefreut und fühlen wir uns sehr geschmeichelt, dass du uns in dem "Orden des Phönix" aufnehmen willst. Wir folgen deiner Bitte, zu der Sitzung am 18.August zu kommen, also sehr gerne.
Die besten Wünsche zurück,
James und Lilly Potter
Am Morgen des 18.August waren James und Lilly sehr aufgeregt. Lilly stillte gerade Harry, als ein lautes Poltern im Kamin die Ankunft von Sirius und Remus ankündigte. Denn auch die beiden sollten heute im Phönixorden aufgenommen werden. Beide hatten, wie James und Lilly ihre besten Zaubererumhänge an.
Um 11:45 Uhr apparierten sie vor die Tore von Hogwarts und folgten dem Weg zu dem Schloss herauf.
Lilly klopfte das Herz rasend schnell. Sie hatte Harry im Arm und sah froh in sein glattes kleines Gesicht. Erwar zur Abwechlung mal wach und sah sie mit seinen Grünen Augen, die er von ihr geerbt hatte an. Lilly gab ihm einen Kuss auf die Wange und sah dann zu James. Auch er schien aufgeregt, versuchte es aber zu überspielen. Er gab Lilly die Hand und drückte sie sanft.
Dann sahen sie zu dem Schlossportal und sahen ,dass da noch zwei Leute warteten. Es waren Frank und Alice Longbottom. Auch Alice hielt ein Baby im Arm. Lilly hatte ganz vergessen, dass auch sie am Ende des Schuljahres schwanger gewesen war.
Sie begrüßten sich und Frank fragte James: "Werdet ihr heute auch im "Orden des Phönix" aufgenommen?"-"Ja das werden wir." ,meinte James darauf hin.
Sirius, Lupin und James sprachen noch mit Frank über den Orden, während Lilly und Alice sich über ihre Babys unterhielten. "Wie heißt der Kleine denn und wann ist er geboren?" Sie antwortete mit einem glücklichen Blick auf ihr Kind: "Das ist Neville. Er kam am 30.Juli zur Welt. Und deiner?" – "Harry ist einen Tag später, also am 31.Juli geboren."
Lilly fand Alice unglaublich nett. In ihrer Schulzeit hatten sie ja nicht so viel mit einander zu tun gehabt, was Lilly jetzt bedauerte. Sie empfand sie als sehr warmherzig und freundlich.
Die beiden unterhielten sich sehr gut und durch ihr schönes Gespräch hatte Lilly schon ganz vergessen , wie aufgeregt sie vor der bevorstehenden Aufnahme im Phönixorden gewesen war.
Doch sie erinnerte sich schnell wieder daran, als das Tor plötzlich aufging. Den andern schien es genauso zu gehen. Denn auch sie blickten überrascht zu dem Eichenportal, das nun bereits ganz geöffnet war.
Zusammen traten sie ein und gingen zielstrebig zu der Tür , die zur großen Halle führte. In dieser befand sich ein langer Tisch, an dem, wie Lilly schätzte, ca. 15 Leute saßen. An der Stirnseite befand sich Dumbledore, der aufgestanden war, als die Sechs die Halle betreten hatten.
Er kam auf sie zu, begrüßte sie und führte sie zu einem kleinen Podest kurz vor dem langen Tisch. Auf einen Wink von Dumbledore verstummten alle Anwesenden und er sagte:
"Ich möchte euch alle ganz herzlich zu unserer heutigen Sitzung begrüßen! Am Anfang will ich euch diese sechs Personen vorstellen. Es sind Alice und Frank Longbottom, Lilly und James Potter.", während er die Namen aussprach, deutete er immer auf die betreffende Person: " Sirius Black und Remus Lupin. Es sind ehemalige Schüler von hier und ich habe sehr großes Vertrauen zu ihnen. Ich möchte gerne, dass sie im Orden aufgenommen werden, aber es wird natürlich wie immer darüber abgestimmt. Ich bitte um Handmeldung. Wer ist dafür, dass diese Sechs aufgenommen werden?"
Nun schaute Lilly zu den sitzenden Leuten. Erstmals sah sie sich die Gesichter genauer an. Ein paar kannte sie. Da war Hagrid; der Wildhüter von Hogwards und sehr guter Freund von James und ihr. Sie sah Alastor Moody; der wohl beste Auror, den das Zaubereiministerium hatte. Außerdem kannte sie vom Sehen Edgar Bones, Dädalus Diggel und Sturgis Podmore. Doch diese drei konnte sie nicht wirklich einordnen.
Jetzt sah sie wie Ausnahmelos alle ihre Hand hoben und somit Dumbledore´s Worten somit zustimmten.
Lilly`s Herz machte einen Hüpfer. Das hieße ja ,dass sie wirklich im Orden aufgenommen wurden.
Dumbledore begann wieder zu sprechen: "Nun dann ist es also bestimmt. Ich heiße euch herzlich im "Orden des Phönix" willkommen. Ihr habt somit die Pflicht, alles in eurer Macht stehende gegen Voldemord..." ,ein Schauern breitete sich bei der Nennung dieses Namen in der Halle aus, doch Dumbledore redete unbeirrt weiter: "... zu tun. Ihr dürft nichts gegen den Orden oder ohne Einverständnis des Ordens tun und dürft keine Pläne an Außenstehende weitergeben. Weiterhin geht es darum, alle Personen, sowohl Zauberer als auch Muggel, vor Voldemord und dessen Todessern zu schützen.
Seit ihr damit einverstanden und seit ihr bereit diesen Regeln zu folgen?"
Lilly antwortete mit den anderen Fünf zusammen: "Ja, wir sind einverstanden und sind bereit diesen Regeln zu folgen und alles Mögliche für den Orden zu tun!"
Alle klatschten und Dumbledore führte sie zu dem Tisch. Rechts und links von seinem Platz waren jeweils drei Stühle freigelassen worden. Lilly setzte sich neben Hagrid, der ihr einen Kuss auf beide Wangen gab und danach Harry bestaunte. James setzte sich links von ihr hin und neben diesen Sirius. Gegenüber von Lilly saß nun Alice, die zwischen Frank und einer Frau mit einem netten, jungen Gesicht und schwarzen langen Haaren saß.
Dumbledore eröffnete nun die Sitzung und sprach die Todesfälle an, die sich in letzter Zeit unglaublich gehäuft hatten: "Keiner ist sicher vor den Todessern. In den letzten drei Wochen sind nun schon sieben Muggle und vier Zauberer getötet worden. Jedes Mal ist es das selbe Muster. Die Todesser dringen in das Haus ein und ermorden willkürlich Frauen und Kinder. Wenn dann die Väter von der Arbeit zurückkommen, prangt das dunkle Mal über ihren Häusern und sie wissen schon was sie im Inneren erwarten wird. Das Ministerium ist machtlos und mit dieser Situation total überfordert. Sie wissen nicht was sie tun sollen und haben auch alle Hände voll damit zu tun, das ganze vor den Muggeln zu verheimlichen, was natürlich schwer ist, da ja viele Muggle zu den Toten zählen. Wir wissen nicht, wer noch zu uns gehört oder auf die andere Seite gezogen wurde, ob aus eigenem Willen oder anhand des Imperiusfluch. Habt ihr Ideen was wir dagegen tun können oder sind euch Leute bekannt, die schon die Seiten gewechselt haben oder mit dem Imperiusfluch belegt sind?"
Ein Zauberer hob die Hand. "Nun ich bin mir sicher, dass sich dieser Lucius Malfoy und dessen Spießgesellen Crabbe und Goyle auf die Seite von "dem dessen Name nicht genannt werden darf" geschlagen haben. Doch Malfoy hat viel Einfluss im Ministerium, weil er so viel Geld besitzt und für alles gut zahlt." , die anderen stimmten ihm nickend zu und auch Dumbledore schien seiner Meinung zu sein. "Ja das stimmt , Gideon, das ist mir auch zu Ohren gekommen. Weiß sonst noch jemand von solchen Personen?"
Niemand sonst schien genau bescheid zu wissen, doch es wurde noch lange über wohl mögliche übergetretene Personen diskutiert. Lilly lauschte den Gesprächen aufmerksam und gespannt. Sie fand das alles sehr interessant und hatte eine Menge Hochachtung vor diesen Leuten, die hier miteinander sprachen.
Nach ungefähr 1 ½ Stunden meinte Dumbledore, dass es genug sei und er sich noch ein wenig kundig machen werde. Er dankte allen für die Informationen, die sie gesammelt hatten und lud nun alle noch zum Essen ein.
Sofort war der Tisch gedeckt und die tollsten Speisen, wie es Lilly von der Schulzeit kannte, waren auf dem Tisch aufgestapelt. Nach den ganzen unberuhigenden Gesprächen wurde es dann noch ein sehr fröhlicher Nachmittag. Lilly lernte viele Leute kennen. Die Dame neben Alice stellte sich als Marlene McKinnon vor und war wirklich sehr nett. Außerdem erklärte Hagrid ihr noch, wer die ganzen anderen waren: "Das ist Emmeline Vance, das Benjy Fenwick...", er deutete immer auf die Personen und Lilly folgte seinen Blicken und sah sich jede Person genau an, so dass sie sie im Gedächtnis hatte, "...Dädalus Diggle kennst du wahrscheinlich, er treibt sich des öfteren im Tropfenden Kessel herum, dann Edgar Bones, der arbeitet im Ministerium. Das da sind Caradoc Dearborn, Elphias Doge und Dorcas Meadowes. Die sagen dir wahrscheinlich alle nichts, aber sie sind alle sehr nützlich für den Orden und haben gute Kontakte. Das da sind Fabian und Gideon Prewett...", Lilly erkannte einen der beiden, als den, der vorhin das mit Lucius Malfoy gesagt hatte. "...das sind Alastor Moody und Sturgis Podmore. Die sind dir sicher beide bekannt, oder?", ohne auf eine Antwort zu warten redete er weiter: "und das ist Aberforth Dumbledore, der Bruder von Albus."
Lilly sah verwirrt erst Hagrid an, der bei ihrem entgeisterten Gesicht schmunzeln musste und dann Aberforth an, der sich gerade mit Sturgis Podmore unterhielt. Lilly hatte nie gewusst, dass Albus einen Bruder hatte. Aberforth sah ein wenig komisch ,wenn nicht ein bischen verrückt aus , doch Lilly schalt sich selbst für ihre Gedanken, denn man sollte niemanden nach dem Aussehen beurteilen.
Hagrid hatte sich nun Emmeline Vance zugewandt und Lilly unterhielt sich so mit Alice.
Als sie wieder zu Hause waren und auch Sirius und Remus sich verabschiedet hatten, legte Lilly erstmal Harry in die Wiege. Dieser schlief schon wieder. Lilly war erstaunt, wie viel ein Baby schlafen konnte und war sich gleichzeitig sicher, dass Harry sie wahrscheinlich wieder in der Nacht wecken würde, wie es so seine Angewohnheit war. Er schlief den ganzen Tag und dann wenn sich Lilly und James zur Ruhe legten wurde er wach. Lilly musste über diese Angewohnheit von ihm lächeln, gab ihm noch einen Kuss und kehrte dann zu James, der vor dem Kamin saß zurück.
Er sah gedankenverloren in das Feuer, als sich Lilly neben ihn setzte und sich an ihn kuschelte. Dann fing er an zu sprechen: "Da sieht man mal wie gut es uns geht, oder? Heute haben wir von so vielen Familien gehört, die von Voldemord und seinen Todessern auseinander gerissen wurden."
Lilly nahm sein Gesicht in beide Hände und drehte seinen Kopf zu sich hin küsste ihn und flüsterte: "Du hast Recht , doch nun lass uns nicht an so was denken. Letztens erst hat mir Dumbledore gesagt "... genieße jeden Moment, der dir geschenkt ist." . Ich hatte nicht so ganz verstanden, was er damit meinte oder ob er auf etwas bestimmtes anspielen wollte, doch jetzt weiß ich, dass er genau das meinte: Wir sollen nicht so viel über so etwas nachdenken. Es ist schlimm, das stimmt und wir sollen nicht so tun als ob es nicht passiert, aber wir müssen weiterleben und ich fühle, dass die Zeiten noch schlimmer werden, doch uns ist diese Zeit geschenkt worden und wir sollen sie nutzen ... für uns ... und für Harry""
43. Kapitel
James hatte gemeinsam mit Sirius an der Ausbildung zum Auroren zu büffeln, sodass es immer häufiger vorkam, dass Lily alleine zu Hause war. Da Kate sich ebenfalls ihrer beruflichen Bahn widmete, traf sich Lily immer öfter mit Alice, mit der sie sich nach wie vor blendend verstand.
Die beiden jungen Frauen saßen oft zusammen im Garten unter einem der Schatten spendenden Bäumen auf einer Decke, oft ihre Söhne neben sich, aber auch mal alleine.
Es war an einem kühlen, windigen Nachmittag Ende September, als Lily überraschenden Besuch erhielt. Sie saß eingekuschelt in eine warme Decke am flackernden Kamin, Harry im Arm, als die schönen Klänge der Türklinge zu vernehmen waren.
Überrascht legte Lily ihr Buch aus der Hand, stand auf und ging in den Flur.
Sie öffnete die Tür.
Draußen stand ein in schwarz gekleideter Ministeriumsarbeiter, mit einer Pergamentrolle in der Hand. "Mrs Potter?", fragte er als Lily vor ihm stand. "Ja", sagte Lily verunsichert. "Ich bin Marc Daughlin, bitte entschuldigen Sie die Störung, aber soeben erreichte uns eine Nachricht von den Angehörigen Ihrer Freundin Kate."
"Kate?", fragte Lily sofort alarmiert. "Mein tiefstes Beileid, Mrs Potter", sagte Marc Daughlin betrübt und hielt ihr die Pergamentrolle hin. Mit zitternden Händen nahm Lily sie ihm ab. "Ich muss leider wieder gehen. Sie befindet sich zurzeit noch im St. Mungo… wenn Sie sie sehen möchten…"
"Danke…", brachte Lily hervor und schloss die Tür. Sie wankte mehr oder weniger ins Wohnzimmer. Die angenehme Wärme schien verschwunden zu sein und Kälte schlich sich in Lily Herz, als sie sich zusammen mit dem kleinen Harry aufs Sofa setzte und die Pergamentrolle entfaltete.
Liebe Lily,
Kate wurde heute Morgen bei einem nächtlichen Angriff der Todesser auf unser Haus schwer verletzt. Mein Mann und ich waren derzeit glücklicherweise in der Oper, doch als wir wiederkehrten, lag alles zerstört.
Kate liegt bewusstlos im St. Mungo in der Station für Fluchgeschädigte, denn der Todesfluch Avada Kedavra hat bei ihr – die ihr Vampirblut durch die Adern fließt – nicht richtig angeschlagen. Sie ist schwer verletzt und liegt in einem tiefen Koma.
Wir können sie zwar besuchen, doch mitbekommen tut sie nichts.
Liebe Grüße,
Daphne Grisslam
Das Pergament, von tausend Tränen benetzt, fiel aus Lilys starren Händen. "Oh mein Gott", keuchte Lily und schon in der nächsten Sekunde löste sich irgendetwas in ihrem Körper und in einem gewaltigen Tränenstrom entledigte sie sich des Kummers.
Als keine Träne mehr kommen wollte stand Lily auf. Eine schreckliche Kälte lag auf Lily und sie konnte sich kaum bewegen ohne zu zittern.
Fröstelnd packte Lily ihren Reiseumhang, nahm Harry in den Arm und disapparierte, nachdem sie James per Vision eine Nachricht geschickt hatte.
Die Eingangshalle des St. Mungo-Hospital war voll von Menschen. Meistens sah man besorgte Gesichter. Lily wunderte sich nicht darüber nach den Worten, die Dumbledore gesprochen hatte bei der ersten Sitzung im Phönixorden. Voldemort und seine Anhänger brachten Tod und Verderben und das zeichnete sich auch auf allen Gesichtern hier in dem großen Saal ab.
Lily stieg die Stufen zur Abteilung für Fluchgeschädigte hinauf und traf oben am Treppenabsatz auf einen hektisch wirkenden Heiler. "Entschuldigen Sie", presste Lily hervor, "können Sie mir sagen, wo ich Kate Grisslam finde?" "Miss Grisslam…", murmelte der Heiler, holte eine lange Liste aus seiner Tasche hervor, die Lilys Verdacht, dass die Todes- und Verletztenzahlen sehr hoch waren, und sah hinauf.
"Zimmer 53! Den Gang entlang, dann rechts, den ersten Abzweig links und dann die erste Tür rechts."
"Danke", murmelte Lily. Der Heiler sprang an ihr die Treppen hinunter und Lily lief los, die Wegbeschreibung genau beachtend.
Während sie Gänge und Korridore entlang ging, ertönten aus den verschiedenen Zimmern Schreie… qualvolle Schreie, die nach Erlösung bettelten, Schreie, getrieben von Angst und Panik…
Lily kniff die Augen fest zu, presste Harry an sich und hastete weiter, Ihre Schritte klangen auf dem harten, steinernen Boden, während sie an vielen weißen Zimmertüren vorbeistürmte…
61…
59…
57…
55…
53!
Lily hatte eine weiße Tür erreicht. Durch die Milchglasscheibe drang nicht wie bei den anderen Türen zartes Licht nach draußen.
Als Lily die Tür zaghaft öffnete, wusste sie, wieso.
Das Zimmer war abgedunkelt. Schwere, schwarze Vorhänge hingen vor den Fenstern und kein Licht brannte.
"Hallo?", fragte Lily schwach und aus einer benachbarten Tür trat eine junge Heilerin. "sind Sie eine Angehörige der Patientin?" "Beste Freundin", antwortete Lily knapp. "Nun, gut… sie liegt dort drüben!"
Das brauchte man Lily nicht mehr zu sagen, denn in dem kleinen Zimmer stand nur ein großes Bett, das von dicken Vorhängen umgeben war.
"Entschuldigen Sie die schrecklichen Lichtverhältnisse, Miss", sagte die Heilerin bedauernd, "aber da Miss Grisslam eine Vampirin ist, müssen wir ihre Augen schonen, Außerdem steht sie nicht mehr unter der Wirkung des Vampir-Bann-Trankes, da dies ihre natürlichen Heilungsprozesse eindämpft."
Lily nickte nur um zu verdeutlichen, dass sie die Information aufgenommen hatte.
Dann trat sie ans Bett und zog sie Vorhänge zaghaft beiseite.
Durch das matte Licht konnte sie das Gesicht der Freundin erkennen. Kate war blass wie ein Gespenst und ihre Augen schienen blutunterlaufen. Ein paar Kratzer, Schrammen und Wunden zogen sich über ihr Gesicht und den leicht offen liegenden Oberkörper.
"Äußere Schäden hat sie fast gar nicht", flüsterte die Heilerin, als Lily sanft mit ihrer zitternden Hand über Kates kalte Stirn streichelte.
"Ihr starkes, selbst vom Bösen regiertes Blut hat ihr das Leben geschenkt." "Was für ein Leben…" murmelte Lily und wandte ihr Gesicht fiebrig von Kate ab. Sie sah die Heilerin an. "Wird sie wieder gesund?"
Die Heilerin sah Lily an, dann Kate, dann eine lange Liste in ihrer Hand und seufzte tief. "Es wäre ein Wunder, wenn", sagte sie dann leise und bekümmert doch Lily hatte dies dank ihres Wissens über diese Gebiete schon geahnt.
Doch es wirklich zu hören, brach ihr das Herz. Aufschluchzend sank sie mit Harry im Arm auf die Matratze und weinte erneut, bis sie schließlich eine starke, warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie brauchte sich nicht aufzurichten oder umzudrehen um zu wissen, dass Sirius und James endlich da waren.
44.Kapitel
Lilly war unglaublich froh, dass sie nicht mehr allein war. Sie sprang auf und fiel James immer noch schluchzend in die Arme. Sirius war mit starrem auf Kate gerichtetem Blick an den beiden vorbeigegangen und setzte sich auf den Bettrand. Lilly ging einen Schritt auf Sirius zu und legte ihm die Hand auf seine Schulte und brachte nur heraus: "Es tut mir leid, Sirius." Doch dieser zeigte keine Reaktion. Lilly wusste nicht einmal, ob er sie gehört oder bemerkt hatte.
Doch nach kurzer Zeit, blickte er von Kates unschuldigem Gesicht auf und sah Lilly genau in die Augen. "Was hat sie getan? Warum sie? Kannst du mir das erklären?", seine Stimme klang verzweifelt. Lilly konnte nur mit dem Kopf schütteln und wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Diese Frage hatte sie sich schon duzent mal gestellt, doch sie wusste, dass keiner eine Antwort darauf geben konnte.
Sirius Stimme riß sie wieder aus ihren Gedanken : "Gibt es noch Hoffnung?". Es waren diese wenigen Worte, die voller Verzweiflung und Angst steckten. Lilly hatte Sirius nie so reden gehört. Lilly war unter Tränen nur dazu fähig " Kaum!" zu sagen.
Es war schon schwer für sie gewesen es von der Krankenschwester zu hören, doch es nun selber zu sagen und Kate`s Schicksal damit so zu sagen zu besiegeln, war tausend mal schwieriger und schlimmer gewesen.
Trotzdem hatte sie standhaft in Sirius` Augen geschaut, der sie anstarrte, aber gar nicht wahr zu nehmen schien. Eine einzelne Träne rann ihm über seine Wange.
Lilly dachte darüber nach, was Kate einmal zu ihr gesagt hatte "... ich mein ich hatte ja auch schon daran(Hochzeit) gedacht, aber Sirius und eine feste Beziehung... ich weiß ja nicht...was meinst du dazu?" Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie aufgeregt und fröhlich Kate damals gewesen war und nun war sie sich sicher, dass Sirius noch nie jemanden so geliebt hatte wie Kate. Sirius war immer ein bischen draufgängerisch gewesen. Alle Mädchen in der Schule standen auf ihn und er war mit vielen zusammen gewesen, doch immer nur für kurze Zeit. Er brauchte nun mal immer wieder seine Freizeit. Doch als Lilly ihn da so hilflos neben Kate sitzen sah, wusste sie, dass Sirius das für Kate aufgeben würde.Er liebte ihre beste Freundin wirklich und würde ihr nie weh tun.Vielleicht hätte er sie sogar geheiratet. " Er wird sie heiraten", zwang sich Lilly zu denken."Ich darf doch nicht jetzt schon im Komperativ reden. Ich darf nicht aufhören zu hoffen!" ermahnte sie sich. Kate musste überleben; sie durfte nicht so einfach sterben.
Sirius hatte währenddessen Kate`s Hand in die seine genommen. Stumme Tränen strömten nun über sein Gesicht. Als Lilly ihn da so hilflos sah, überkam sie Wut auf diese Todesser, die Kate das angetan hatten.
James kam zu ihr und Lilly umarmte ihren Mann."Lassen wir Sirius kurz alleine, Ok? Fragte er sie. Lilly nickte und zusammen verließen sie den Raum.
Erschöpft ließ sich Lilly auf einen der Sitze, die vor den Zimmern standen, fallen. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie sah zu Harry, der immer noch in ihren Armen schlummerte und das erste Mal seit, wie es ihr vorkam, ewiger Zeit streichte wieder ein Lächeln über ihr Gesicht.
James setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm und Lilly kuschelte sich an ihn. Bei ihm fühlte sie sich unglaublich geborgen und sicher.
Jeden Tag kam Lilly in das Krankenhaus, um nach Kate zu sehen. Machmal begleitete sie James doch oft wollte sie auch lieber allein gehen. Doch Kate`s Zustand blieb unverändert.
Sirius war Tag und Nacht bei ihr. Ein Bett war für ihn in das Zimmer gestellt worden, doch Lilly war sich nicht sicher, ob er es benutzte. Sirius hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah aus als hätte er seit dem Tag des Unfalls nicht mehr geschlafen.
Wenn Lilly kam ging er aber meistens aus dem Zimmer, denn er wusste, dass sie gern mit Kate alleine war. Sie war ihm sehr dankbar dafür. Immer setzte sie sich an den Bettrand und nahm Kate`s kalte Hand in die ihre und sprach zu ihr. Sie wusste, dass sie das nicht wahrnehmen konnte, doch es half Lilly nicht ganz den Verstand zu verlieren: "Weißt du noch ,wie wir uns im Hogwartsexpress kennen gelernt haben? Ich sehe es immer noch vor mir. Du saßt schon in dem Abteil und ich fragte dich , ob noch Platz wäre. Wir verstanden uns auf Anhieb gut....ach ,Kate du musst gesund werden....wir haben doch noch unser ganzes Leben vor uns...wir wollten noch so viel zusammen machen...bitte...ich bitte dich so sehr...", Lilly konnte sich nicht vorstellen, wie es weiter gehen sollte, wenn Kate sterben sollte. Sie war die jenige, der Lilly immer alles erzählt hatte. Mit ihr konnte sie immer alles besprechen und sie wusste, dass bei ihr immer alle Geheimnisse gut aufgehoben waren.
Einige Wochen vergingen, in denen sie hofften und bangten. Für Lilly war das schlimmste, dass sie nichts, rein gar nichts tun konnte.
An einem Montag morgen erwachte Lilly schlagartig in ihrem Bett. Ihr Herz raste wie verrückt und sie war schweißüberströmt. Sofort weckte sie James und sagte nur knapp: "Irgendwas ist mit Kate! Ich fühle es! Es ist was passiert!"
So schnell es ging zogen sie sich an und apparierten ins St. Mungo. Sie eilten die Treppen zur "Abteilung für Fluchgeschädigte" hinauf und bis zu dem Zimmer 53. Um so weiter sie kamen, desto unruhiger wurde Lilly. Sie war sich sicher, das irgendwas geschehen war und sie wollte gar nicht daran denken, was es war.
Als sie den Raum betraten, herrschte dort Hochbetrieb. Acht Heiler standen um Kate`s Bett herum. Sirius saß zusammengesackt auf seinem Bett. "Was ist los?", fragte Lilly ihn sofort.
"Ein Zwischenfall, Kate hatte einen kurzen Herzstillstand! Die Ärzte versuchen alles, um sie zu retten.", antwortete er nur. James setzte sich zu ihm und versuchte ihn zu beruhigen.
Lilly sah zu dem Bett. Sie wusste, das sie nicht näher hin durfte, denn sonst würde sie die Heiler womöglich noch behindern. Neben dem Bett sah sie ein Gerät, das sie sehr verwunderte hier in einem Zaubererkrankenhaus zu sehen. Das Oszyloskop kannte sie bisher nur aus Mugglekrankenhäusern. Kate`s Herzlinie, die vorher noch gerade verlaufen war und den Herzstillstand angezeigt hatte, veränderte sich gerade. Doch es waren noch nicht die Kurven, die einen normalen Herzschlag anzeigten, sondern schnell aufeinanderfolgende zitternde Linien. Dass das nichts gutes verieß, da war sich Lilly sicher, doch sie hatten Kate schon mal zurückgeholt und das war schon etwas, jetzt hieß es nur noch ihren Zustand zu stabiliesieren. Sie hoffte, dass die Heiler ihren Herzschlag wieder her bekommen würden.
Auch Lilly hatte sich nun auf das Bett gesetzt und verfolgte die, sich ständig verändernden Linien, auf dem Oszyloskop. Und nach kurzer Zeit, Lilly wusste nicht, wie die Heiler das geschafft hatten, war Kate`s Herzschlag wieder normal.
Eine Heilerin kam zögernd auf die drei zu und sagte mit trauriger Stimme: "Wir werden ihren Zustand für kurze Zeit halten können und sie wird sogar aufwachen, doch eben nur für kurze Zeit, vielleicht fünf bis höchstens zehn Minuten. Das heißt dannach können wir nichts mehr für sie tun. Sobald wir sie wieder haben, werden wir das Zimmer verlassen und sie können sich von ihr verabschieden. Es tut mir leid." Sie sah jeden von den drei noch einmal an, drehte sich dann bedrückt wieder um und half den anderen Heilern noch.
Sirius,James und Lilly waren aufgesprungen und hatten der Heilerin entsetzt zugehört. Lilly wusste ,wie schwer es für sie sein würde sich von Kate zu verabschieden, denn sie wollte es einfach nicht wahrhaben . Doch trotzdem war sie froh, dass sie sich überhaupt verabschieden konnte.
Kurze Zeit später ging eine Veränderung durch die Reihe der Heiler und Lilly wusste, dass nun der Augenblick gekommen war.
Sie wischten sich die Tränen aus den Augen, während die Heiler rasch an ihnen vorbeigingen und eilten zu dem Bett. Dort sahen sie, dass Kate die Augen geöffnet hatte.
Sirius setzte sich links von ihr an den Bettrannd und Lilly und James gingen an ihre rechte Seite.
Kate sah jeden der drei kurz an und wendete ihren Blick dann auf Lilly und begann zu sprechen. Ihre Stimme klang zittrig, weil sie sie so lang nicht mehr benutzt hatte, doch schon kurz dannach sprach sie fest und schien sich ihrer Worte sicher:
" Lilly, du warst immer meine beste Freundin. Ich habe dir immer vertraut und dass ich dir nicht sofort gesagt habe, dass ich ein Vampir bin, tut mir leid...",Lilly schüttelte den Kopf: "Nein das hat dir nicht leid zu tun, Kate, wirklich nicht!"-"...auf jeden Fall werde ich dich nie vergessen, das musst du wissen....nie!"-"Ich dich auch nicht,Kate!"sprach Lilly schluchzend.
" Wir kannten uns nicht besonders gut, James ,doch ich weiß, dass du der Mann bist, den ich Lilly immer gewünscht habe, denn du wirst sie nie im Stich lassen! Versprich mir, dass du auf sie aufpassen wirst,ok?"-"Ja, das verspreche ich dir!", konnte James nur mit belegter Stimme sagen.
Dann wendete sich Kate Sirius zu:
"Sirius,...", doch dieser unterbrach sie "Bevor du etwas sagst, muss ich dich noch etwas fragen,...ich wollte es dich eigentlich schon an dem Abend deines Angriffs fragen...", er sprach schnell denn er wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch bleiben würde "...Kate, möchtest du meine Frau werden?"Ein Lächeln zog sich über Kates Gesicht und sie sagte: "Ja das würde ich gern werden." Und Sirius zog zwei Ringe aus seiner Tasche. Einen steckte er an Kates linken Ringfinger und auch Kate raffte ihre letzten Kräfte zusammen und steckte einen Ring an Sirius`s linken Ringfinger. Sie küssten sich lange.
Dannach sprach Sirius: "Ich werde diesen Ring immer tragen,er wird mich immer an dich erinnern. Nicht das ich etwas bräuchte, um mich an dich zu erinnern, denn dich könnte ich nie vergessen. Ich möchte dass du das weißt: Ich liebe dich!" Kate strahlte über das ganze Gesicht und sagte noch: "Ich liebe dich auch, Sirius und dich zu heiraten, hätte mich zu der glücklichsten Frau der Welt gemacht. Ich werde dich auch niemals vergessen!..."Sie sah noch mal alle drei an und sagte noch: "...Ich werde euch niemals vergessen...........niemals...",dann schloss sie, noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, die Augen. Sie sah glücklich aus.
Lilly konnte nun ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Schluchzend fiel sie James in die Arme.
Kate wird immer ihre beste Freundin bleiben und auch sie wird sie niemals vergessen......NIEMALS....!
45. Kapitel
Die nächsten Tage verstrichen voller Verzweiflung. Lily aß und sprach wenig, genau wie Sirius, der bei James und Lily untergekrochen war. Sirius verkroch sich die meiste Zeit in seinem Zimmer, schloss sich ein und sprach mit niemandem. Lily wusste, wie hart es für ihn sein musste, wo sie schon solchen Schmerz verspürte.
Ihr Herz schien leer zu sein, kraftlos und leer. Es war, als hätte man ihr einen Baustein aus ihrem Leben gerissen, einfach so, ohne Grund, ohne Rücksicht.
Kate hatte zu Lilys Leben dazugehört, sie war immer da gewesen und gehörte dazu, wie auch James und neuerdings auch Harry.
Und nun war sie nicht mehr da. Sie fort, herausgerissen aus ihrem Leben, herausgerissen aus Lilys Gehirn, nicht aber aus ihrem Gedächtnis und ihrem Herzen, denn die Erinnerungen an ihre Freundin blieben standhaft in ihr.
Zu Kates Beerdigung waren auch Mary und Hannah gekommen, außerdem Remus und Peter.
Das Wetter war grau, kühl und gräulicher Nebel hing über den Wipfeln der Bäume, die rund um den Friedhof standen und deren Blätter sich eigenwillig rot, gelb oder braun verfärbt hatten und zum großen Teil schon zur Erde gefallen waren. Ein leichter Bodennebel hatte sich gebildet und es war trübe.
Lily stand vollkommen in schwarz gekleidet zwischen Sirius und James und während sie an Kates Grab der verstorbenen Freundin die letzte Ehre erwiesen, rollten Tränen über Lilys blasses Gesicht.
Sirius weinte nicht. Lily wusste, dass alle seine Tränen still und stumm vergangen waren, an einem stillen Ort, wo er alleine gewesen war. Er war noch nie der Mensch gewesen, der traurige Gefühle offen gezeigt hatte.
Sein Gesicht war starr und zeigte keinerlei Gefühlsregung, als er als letztes an das Grab seiner verstorbenen Freundin ging und eine Weile leise betend stehen blieb. Lily konnte sehen, wie sich seine Lippen bewegten und sie hörte sein leises, heiseres flüstern, allerdings lauschte sie nicht, denn sie wusste, dass diese Worte einzig und allein für Kate gedacht waren und nicht für andere Ohren.
Die letzten, Kate gewidmeten Worte verklangen mit dem kalten Wind in der feuchten Oktoberluft und wehten fort… an einen anderen Ort, wo Kate sie vielleicht hören konnte…
*-*
Selbst zwei Wochen nach der Beerdigung schien Sirius noch immer in sich selbst versunken zu sein. Immerhin aß er schon wieder ein wenig und zeigte sich auch mal im Wohn- oder Esszimmer.
Er hatte noch nicht über Kates Tod geredet, doch Lily war sich sicher, dass er, sooft er zu ihnen kam, seinem Entschluss, mit James und Lily darüber zu reden, näher kam.
Und an einem nebligen Oktobermorgen war dieser Punkt für Sirius gekommen. Der Punkt, an dem er bereit war, zu reden.
Lily und James waren sehr früh erwacht, denn Harry hatte sich in den Kopf gesetzt, um vier Uhr morgens das ganze Haus zusammen zu trommeln.
So saßen sie alle gegen sechs Uhr am Frühstückstisch. Das Fenster war nur kurzzeitig einen Spalt offen, da die Luft kalt und durch den Nebel feucht war. Es war inzwischen Mitte Oktober und das Wetter war regnerisch und kalt.
Sirius saß schweigend auf seinem Platz und stocherte in seinem Porridge herum. "Hört mal", sagte er plötzlich heiser und hob den Blick.
Es war das erste Mal seit Kates Tod, dass er den Mund wieder auftat und James und Lily in die Augen sah. Sein Gesicht war blass, aber die dunklen Ringe, die er lange Zeit gehabt hatte, gingen langsam zurück.
Seine Stimme war ruhig und entschlossen, als er zu reden begann. "Es tut mir Leid, dass ich in der letzten Zeit so verschlossen war, aber mir ist…" Er schluckte, räusperte sich und Lily sah, dass er mit den Worten kämpfen musste… Es fiel ihm schwer, Kates Namen auszusprechen. "Mir ist Kates Tod sehr nahe getreten. Sie war ein Mädchen, wie ich kein Anderes kannte, obgleich sie eine Vampirin war… sie war nicht meine erste Freundin, sicher nicht, aber sie war das erste Mädchen, das ich so vollkommen geliebt, respektiert und vergöttert habe… sie war wundervoll und ich würde alles tun, um wieder bei ihr zu sein. Wenn ich einmal von dieser Welt gehen werde und Kate wieder treffen werde… irgendwann…
– und ich hoffe es – dann werde ich wieder ganz glücklich sein. Ich hoffe bloß, dass sie irgendwo da oben sitzt und mich beobachtet… und mich beschützt und mich nie vergisst."
Lily kämpfte schon während Sirius’ warmer, ernster Worte mit den Tränen, doch die nächsten Sätze gingen ihr noch viel näher.
"Ich habe ihr am Grab geschworen, nur ihr treu zu sein. Es wird in meinem Leben keine Andere geben, denn nur Kate hat verdient, so grenzenlos geliebt zu werden…"
Lily ließ ihren Löffel ins Porridge fallen und presste ihr tränennasses Gesicht in James’ Schulter. Sirius’ Worte hatten sie zutiefst berührt und sie fühlte mit ihm.
Sirius saß versteinert da und sah aus dem Fenster in den kalten, grauen Nebel hinaus. "Ich werde sie nie vergessen."
Lily sah aus den Augenwinkeln, wie er sich dabei über den Ring strich, den er am Ringfinger der linken Hand trug und – da war sich Lily sicher – den er nie wieder ablegen würde.
Sirius’ Worte hatten eine sehr tiefe Bedeutung gehabt und obwohl sie so voll Trauer steckten, hatten sie auch etwas Tröstendes an sich, was Lily beruhigte.
Sirius war nun oft mit Harry zusammen und verbrachte oft Stunden mit seinem kleinen Patensohn. Er spielte mit ihm oder beobachtete ihn mein schlafen; fasziniert, ruhig und im Blick eine solche Liebe, bei der es Lily ganz leicht ums Herz wurde, da sie nun wusste, wie sicher Harry bei Sirius war.
James und Sirius arbeiteten stetig an ihrer Entwicklung als Auroren und Mitte November fing auch Lily mit ihrer Auroren-Ausbildung an. Während sie im Ministerium in der Aurorenzentrale praktische und theoretische Lerninhalte erfasste, kümmerten sich entweder Mary, die mit ihrem neuen Freund selbst ein Kind erwartete, oder Alice um Harry.
Lily machte die Arbeit viel Spaß und sie genoss die genaue, gründliche Ausbildung bei den Auroren.
Auch die Arbeit im Orden des Phönix war für Lilys Interesse spannend und abwechslungsreich. Da das neue Schuljahr in Hogwarts begonnen hatte, trafen sich der Orden nun abwechselnd in den Häusern der Mitglieder.
Sirius hängte sich voller Enthusiasmus in die Arbeit und da er ja gleichzeitig zum Auror herangebildet wurde, machte die Jagd nach dunklen Magiern doppelt viel Spaß.
Voller Eifer hatte er sich auf die Suche nach Kates Mördern gemacht und stellte sich sogar gegen seine eigene Familie, als ihm bewusst wurde, dass seine Verwandten größtenteils der Seite angehörten, deren Mitglieder seine Freundin getötet hatten.
Als Ende November bei James und Lily eine Sitzung stattfand, hatte Dumbledore viel Neues zu berichten, was Sirius’ Familie betraf.
Mr. Black, Sirius’ Vater, war beim illegalen handeln mit schwarzmagischen Gegenständen von Auroren des Ministeriums erwischt worden und saß in den Kerkern des Ministeriums fest, während noch diskutiert wurde, ob er nach Askaban musste.
Als der Haftbefehl, Mr. Black nach Askaban zu verfrachten, fiel, war Sirius nach endloser Zeit das erste Mal wieder richtig zufrieden.
Lily bewunderte ihn im Stillen dafür, mit wie viel Hass und Loyalität zur guten Seite seinen eigenen Vater nach Askaban führen ließ.
Doch war sein Verhalten durchaus verständlich. Sirius’ Familie war dem Bösen verfallen und Sirius – als direktes Gegenteil – immer noch auf Rache sinnend – war jedes Mittel recht, um Kate zu rächen.
Als Lily und James eines morgens noch ohne Sirius am Frühstückstisch saßen und eine Eule ihnen den abbonierten Tagespropheten brachte, war die Titelseite mit großen, schwarzen Lettern bedruckt, die Lily sofort ins Auge fielen.
Legendärer Familienmord
Sofort griff Lily sich stirnrunzelnd die Zeitung und schlug sie auf.
Während des Lesens fiel ihr der Mund auf.
Die Ausrottung einer Zaubererfamilie
Wie uns heute Morgen der Zaubereiminister Cornelius Fudge mitteilte, fand in der letzten Nacht ein Blutbad im Haus einer reinblütigen Familie statt.
Nach der Verfrachtung des Familienoberhauptes Wulfric Black nach Askaban, wurde das Zauberergefängnis mit der sicheren Absicht, Mr. Black zu befreien, überfallen.
Das schlimmste konnte dank der stationierten Dementoren, Wächter von Askaban, verhindert werden. Als Auroren des Ministeriums nach der Alarmauslösung erschienen, entbrannte ein wütender Kampf zwischen des Familienclans der Blacks, die Unterstützung einiger anderer Zaubererfamilien bekommen hatten, den Wachen von Askaban und den Auroren.
Augenzeugen nach war die ganze Gefängnisinsel stundenlang in dichten Rauch gehüllt und den Berichten der Auroren nach konnten nur zwei Häftlinge fliehen.
Als später Dementoren die Leichen der Kämpfer beseitigten, konnten mehrere Mitglieder der Familie Black überraschend als tot gemeldet werden.
Vermisst wird nur noch ein einziger Sohn, Sirius Black, der, nach Aussage des Schulleiters der Zaubererschule Hogwarts, Albus Dumbledore, nicht an dem Gemetzel teilgenommen habe. Sirius Black war bis vor kurzem noch Schüler in Hogwarts.
Die Ausrottung der reinblütigen Blacks sorgte unter den Todessern für heilloses Durcheinander.
Noch in derselben Nacht brachen Todesser Überfälle auf Muggelhäuser ab, da sie von ihrem Meister gerufen wurden.
Wir können nur hoffen, dass der Mord an der Familie uns Zeit zum aufatmen gegeben hat.
Wir können mit ruhigen nächsten Wochen rechnen.
- Phineas Grimpton
"James" flüsterte Lily leise und ihre Hand zitterte, als sie James die Zeitung zuschob.
46.Kapitel
James nahm Lilly die Zeitung ab und las seinerseits den Atikel durch. Seine Augen weiteten sich und am Ende war er genauso fassungslos und verwirrt wie Lilly.
"Wie er das wohl aufnehmen wird?", waren seine einzigen Worte.
Als Sirius wenig später in der Küche auftauchte, in der Lilly gerade Harry stillte und James die benutzten Teller, mit einem Wink seines Zauberstabs, sich selbst abwaschen ließ, wurde es totenstill. Sirius schien die Stille erst nicht bemerkt zu haben und setzte sich gut gelaunt an den Frühstückstisch, nahm sich ein Brot und schmierte Honig darauf. Dann aber sah er zu Lilly und James auf : ‚"Was ist? Warum seid ihr so still?"-"Öhm...Sirius ,es ist schwer zu sagen...", fing dann Lilly zögerlich an und redete dann schnell weiter, als ob sie meinte, dass die Schwere dieser Worte dadurch abfallen würde : "...Sirius, es gab gestern einen Befreiungsversuch in Askaban...von deiner Familie. Doch s-s-sie sind bei dem Versuch deinen Vater dort raus zu holen, ums Leben gekommen. Es tut mir leid." Bedrückt schaute Lilly zu Boden. Dann hob sie ihren Kopf und als sie in Sirius` Augen blickte, war sie überrascht dort keine Trauer ,sonder, ja, fast Freude zu sehen.
Doch der sagte: "Ist das wirklich wahr?...Ich kann das noch gar nicht glauben. Das ist ja großartig." Lilly wusste nicht was sie dazu sagen sollte. "Er freut sich?", fragte sie sich selbst verdutzt.
Sirius musste ihren fragenden Blick gesehen haben, denn sofort setzte er hinzu: "Ich weiß, dass du mich nicht verstehen kannst, Lilly. James...", er wandte sich James zu, der wiederum nickte "...James hier wird mich da wohl besser durchschauen können. Es ist so, meine Familie konnte mich nicht leiden und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Du weist ja, dass sich meine Familie der dunklen Seite zugewandt hat und alle aus ihrer Familie verstoßen hat, die sich, wie ich, nicht ihrem Willen gebeugt haben. Und so hab ich die meiste Zeit nicht zu Hause verbracht. Entweder ich war in den Ferien in Hogwarts oder bei James. Das hat mir sehr geholfen. Und jetzt nach Hogwarts bin ich ja mit Kate...", er schluckte schwer und schloss kurz die Augen, dann sprach er weiter: "...in eine Wohnung gezogen. Doch jetzt nach ihrem T-t-tod kann ich einfach nicht mehr dort bleiben. Es erinnert mich einfach zu viel an sie. Und wenn das jetzt wirklich stimmt, dass ich der letzte der Blacks bin , dann werde ich das Familienvermögen und vor allem das Haus erben und kann dort einziehen. Verstehst du mich nun besser, Lilly? Meine Familie war NIE eine Familie für mich!"
Lilly nickte. Sie konnte nun nachvollziehen, wie Sirius sich fühlte und gleichzeitig merkte sie , wie schwer seine Kindheit für ihn gewesen sein musste. Und nie hatte er sich beschwert. Er hatte immer das beste aus der Situation gemacht und versucht die Probleme und Schwierigkeiten zu lösen und damit aus dem Weg zu räumen. Lilly dachte daran, wie viel Halt ihre Eltern ihr boten und dass es ihr ohne diese wohl nicht so gut gehen würde wie es ihr jetzt geht. Denn sie wusste zu ihren Eltern konnte sie immer kommen, wenn etwas nicht stimmte oder sie sich unglücklich fühlte.
Lilly wurde durch Sirius Stimme aus ihren Gedanken gerissen: "Ich werde das nun nachprüfen. Ich gehe gleich zu unserem Familiennotar, der wird mir bestimmt sagen können, was los ist und wie die Sachen stehen. Macht`s gut ihr beiden. Wir sehen uns!" und schon war er appariert.
"Dachtest du dass er so reagieren wird?" fragte Lilly gedankenverloren in die entstandene Stille hinein?"- "Ich konnte es mir vorstellen und ich bin froh, dass sich mein Verdacht bestätigt hat. Er hat es im Moment schon sehr schwer!" James kam auf Lilly zu, nahm sie ganz fest in den Arm und küsste sie lange und leidenschaftlich. "Ich bin froh, dass ich dich habe!"-"Ich auch, James."
Für einige Zeit blieben sie in ihrer Umarmung und jeder schwelgte in seinen Gedanken, dann sagte James: " Ich denke wir sollten uns heut einen schönen Tag machen, denn morgen müssen wir ja schon wieder ins Ministerium zur Ausbildung."-"Ja das ist eine gute Idee. Wir könnten ein bischen aufs Land hinausfahren und dort ein Picknick machen. Das Wetter ist doch wunderschön."
Kurze Zeit später befanden sie sich auf dem Kutschbock einer Kutsche, die von zwei Pferden gezogen wurde. James hielt Harry im Arm, während Lilly die Zügel in der Hand hielt. Sie beherrschte die Kunst die Pferde ruhig zu halten hervorragend.
"Ich liebe dieses Mugglegefährt. So kann man die schöne Landschaft genießen. Durchs apparieren kommt man zwar schnell vorwärts, doch entgehen einem so viele schöne Bilder. Findest du es nicht auch toll, James?" , meinte Lilly zu James, der etwas grün um die Nasenspitze war und nicht gerade begeistert aussah.. "Du und deine außergewöhnlichen Ideen.", sagte er liebevoll zu ihr und gab ihr einen zarten Kuss. "Wenn man sich erst mal an das Ruckeln gewöhnt hat, ist es o.k.. Die Landschaft ist auf jeden Fall wunderschön... Wohin fahren wir eigentlich?"
Lilly schmunzelte: "Lass dich nur überraschen. Es geht zu dem Lieblingsplatz meiner Kindheit. Früher bin ich so oft dorthin gefahren und habe dort mit meinem Vater gezeltet." Mit diesen Worten ließ sie James im Unklaren und genoß selbst die Aussicht. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie als 8-jährige neben ihrem Vater, der die Zügel führte, gesessen hatte und alles bestaunt hatte. Lilly fühlte sich pudelwohl und war froh sich mal wieder in ihrer Kindheitsumgebung zu befinden.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel und für einen Novembertag, war es verwunderlich warm. Ein paar Wolkenfetzen zogen über den klaren blauen Himmel. Viele Vögel waren bei diesem wunderschönen Wetter aus ihren Nestern gekrochen und machten mit ihrem schönen Gesang das Bild perfekt.
Lilly hielt die Pferde plötzlich an und für James zeigte sich ein neues , für Lilly jedoch ein sehr vertrautes Bild. Sie waren an einem großen See, in dessen Oberfläche die Sonnenstrahlen wie Kristalle tanzten und auf der sich die Himmelsfarbe spiegelte. Auf der linken Seite des Sees befand sich ein kleiner Wald, auf der rechten Seite erstreckten sich die Felder ins Unermessliche.
Lilly und James breiteten ihre Decke aus und machten es sich mit typischen Mugglespezialitäten, die Lilly besorgt hatte, gemütlich. Sie tranken einen gut abgeschmeckten Rotwein und aßen dazu Baguette, Wurst und Käse und als Nachtisch rote Grütze mit Vanillesoße.
Nach dem sie gegessen hatten unterhielten sie sich lange und genossen die Zeit zu dritt. Lilly dachte viel nach über Sirius, ihre Familie und auch über Kate. Jeder Gedanke an sie schmerzte noch immer, doch jede Erinnerung an sie, gab ihr das Gefühl, als ob eine neue Blume in ihrem Herzen erblüht wäre.
Dann blickten sie fasziniert auf die untergehende Sonne. Es war ein Himmelsspektakel wie sie es noch kaum gesehen hatten. Die Sonne färbte den Himmel erst gelb, dann orange, rot ,blau und lila. Keine Farbe schien vergessen worden zu sein, als die Sonne dann endlich im Westen hinter den Feldern unterging.
Nichts hätte diese schöne Atmosphere stören können.
Als sie spät am Abend wieder zu Hause waren, wartete ein sehr hibeliger und aufgeregter Sirius auf sie. Gerade waren sie über die Türschwelle getreten, als er auch schon auf sie zu kam.
"Wo wart ihr denn solange?", ohne eine Antwort abzuwarten, sprach er auch schon weiter: "Naja ist ja auch egal, hauptsache ihr seit jetzt da. Ich war bei meinem Notar und er sagte, dass ich wirklich alles erben würde. Ist das nicht unglaublich?", wieder redete er sofort weiter und ließ so die indirekte Frage unbeantwortet : "Naja, und nun wollte ich euch fragen, ob ihr euch mit mir zusammen das Haus anschauen wollt?"
Endlich schien er seinen Wortschwall beendet zu haben und lies die andern beiden zu Wort kommen.
" Ich freu mich wirklich für dich, Sirius.Das ist echt toll. Ja klar, also von mir aus können wir sofort los. Ist dir das auch Recht ,Lilly?"
Lilly hatte bemerkt, dass es Sirius wichtig war dass James und sie mitkamen. Er schien sich ein bischen davor zu fürchten in das Haus , in dem er seine so verhasste Kindheit verbringen musste, zurück zu kehren und so sagte sie: "Ja von mir aus können wir. Harry ist auch gerade eingeschlafen also wird ihm der Besuch auch nichts ausmachen."
" Gut also gehen wir." , sagte Sirius mit dankbarem Blick auf die beiden und im nächsten Moment waren sie auch schon appariert.
47. Kapitel
Lily landete ziemlich unsanft neben James auf einem grünen Rasenstück auf einem runden Platz unter dem klaren Nachthimmel Londons.
Ein muffiger Geruch nach Abfall hing in der Luft, der, so vermutete Lily, aus den überlaufenden Mülltonnen am Rande des Platzes kam.
In verschnörkelten, zierlichen Lettern hieß es "Grimmauldplatz" auf einem recht ramponierten, schäbigen Straßenschild in der Nähe.
Sirius schien verunsichert, als er einen großen Schlüsselbund aus der Umhangtasche holte und damit herumspielte.
Lilys Blick wanderte über die ramponierten Häuserfassaden, die alt und grau waren. Der Lack der Türen blätterte bereits und insgesamt machte der merkwürdige Platz einen drückenden Eindruck auf Lily.
Nun trat Sirius auf eines der Häuser zu. Lilys Blick fiel auf die Hausnummern. Links von Sirius befand sich Nummer 11, recht von ihm die Nummer 13, Nummer 12 war weit und breit nicht zu sehen.
Sirius räusperte sich leise. "Der Wohnsitz der Familie Black – toujours pure – befindet sich am Grimmauldplatz 12 in London."
Lily war nicht weiter überrascht, als sich Nummer 11 und 13 scheinbar mühelos ineinander drückten und so für ein anderes Haus Platz machten, das nun in ihrer Mitte erschien.
Sirius sah unbehaglich auf die große, schwarze Tür des Hauses, in die eine prächtige silberne Schlange eingelassen war.
Sirius steckte einen großen dunklen Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn quietschend im Schloss.
Lily und James traten hinter Sirius, der mit seinem Zauberstab für Licht sorgte. Der Lumos-Lichtstrahl warf einen dünnen Lichtfinger in die Dunkelheit hinter der Tür. Im blassen Licht tanzten nun Staubflocken, doch viel erkennen konnte Lily nicht.
"Kommt rein", sagte Sirius mit einer eigenartigen Stimme, in der Unsicherheit und Unwohlsein mitschwangen. Lily setzte vorsichtig ihren Fuß in den dunklen Flur hinter der Tür.
James und Sirius folgten ihr und die Tür schlug krachend hinter ihnen zu. Lily erschrak sich, als die Dunkelheit sie wieder verschluckte.
Nun ging irgendwo ein Streichholz an und plötzlich flutete Kerzenlicht durch den dunklen, muffig riechenden Flur. Lily blinzelte und sah sich interessiert um. Sie stand in einer Art Vorraum mit dunkelgrüner Tapete, einem schweren, schwarzen Teppich und einem altmodischen Schirmständer, der aussah wie ein ausgehöhltes Trollbein. Mehrere Portraits hingen an den Wänden, von denen düstere Gesichter auf die drei Eindringlinge hinabschielten.
Besonders fiel Lily ein Familienportrait auf, auf dem sie Sirius jedoch nicht erkennen konnte. Vor seinen Eltern, die mit stolzer Pose dastanden und streng in die Ferne schauten, war ein schwarzes Loch in die Leinwand gebrannt.
Erschüttert folgte Lily Sirius und James in die große Eingangshalle, die von dicken samtenen Vorhängen in Dunkelheit getaucht wurde. Sirius zündete auch hier Licht an und Lily konnte eine geschwungene Treppe erkennen, die in die oberen Stockwerke führen musste. An der Wand über der Treppe schienen ausgestopfte Hauselfenköpfe zu hängen.
Doch sofort wurde Lilys Aufmerksamkeit von den grausam aussehenden Köpfen abgelenkt. Ein schriller Schrei durchbrach die lastende Stille.
"Ihr, die ihr das Haus der Black besudelt, Abschaum der Zaubererwelt…" "Mum", japste Sirius erschrocken und sah auf ein großes Portrait an einer Wand am Fenster. Es war eindeutig Mrs Black, die dort dargestellt wurde, mit strengem, nun vor Wut verzerrtem Gesichtsausdruck, die sich die Seele aus dem Hals schimpfte.
Sofort ließ James einen der schweren Vorhänge am Fenster über das Portrait schweben und Mrs Blacks Geschimpfe wurde etwas abgedämpft, bis es schließlich verklang.
"Mann, ist das hier unheimlich", sagte Lily leise und betrachtete die Vitrinen in der Halle, die gefüllt waren mit den verschiedensten Utensilien für schwarze Magie. "Du hast recht", stimmte James ihr zu und legte einen Arm um seine Frau. Sirius rümpfte die Nase. "Nun, das ist dann wohl das Haus meiner verdorbenen Familie", sagte er düster und blies den Staub vom Treppengeländer, der tänzelnd durch die Lichtstrahle hüpfte. "Du kannst ja nichts dafür", sagte Lily rasch und ging zu Sirius hinüber, der missmutig zu den ausgestopften Elfenköpfen hinaufsah.
"Meine Familie ist tot… was für ein Glück." Lily sah ein wenig hilflos drein, denn sie wusste nicht wirklich wie sie auf solchen Hass reagieren sollte. James gähnte verstohlen, während er in die Vitrinen schaute und sich eine verwitterte Hand besah. "das ist ja wohl ein Fall fürs Ministerium", murmelte er und hüpfte plötzlich zur Seite als hätte er sich verbrannt. Eine Wand neben ihm glitt zur Seite und aus der Dunkelheit trat eine kleine, gebückte Gestalt in die Halle. "Kreacher!", rief Sirius empört und ging in großen Schritten auf die Gestalt zu. "Unser Hauself", sagte er zu Lily, bevor er den Elfen packte und ins Licht zog.
Kreacher trug einen schwarzen Schurz, in den eine silberne Schlange und das Siegel der Blacks eingestickt waren und sah etwas bekümmert drein. "Der junge Sirius Black", murmelte der Elf ohne jeden Respekt und ohne Anteilnahme. "Schwer dich zurück, wo du hergekommen bist", fauchte Sirius und Kreacher verbeugte sich, bevor er leide vor sich hin murmelnd rückwärts in die geöffnete Wand zurückschritt und verschwand. "Genau so verdorben wie meine Familie", schnaufte Sirius und schnaubte herablassend, "ekliges Geschöpf. Kommt, wir gehen. Ich schau mir en Rest wann anders an."
"Gut", sagte Lily und wusste nicht, ob das eine Drohung oder nur eine Feststellung sein sollte. Zusammen disapparierten die drei und landeten vor ihrem kleinen Haus.
Lily wollte soeben aufschließen, da fiel ihr ein versiegelter Briefumschlag auf, der auf der Fußmatte lag. "Von Dumbledore!", sagte sie und hob den Brief auf.
"Liebe Lily, lieber James und lieber Sirius, falls Du da bist,
erstmal war ich sehr geschockt, als ich vom Tod der Blacks erfuhr, abe rich konnte Cornelius glücklicherweise überzeugen, dass Sirius unschuldig ist. Nun haben sich aber gewaltige Vorteile für uns ergeben. Voldemort hat sich zurückgezogen um sich und seine Anhänge rzu regenerieren, denn dieser Kampf hat ihm sehr zugesetzt. Morgen um elf findet eine Lagebesprechung bei Arthur Weasley statt. Wir müssen Voldemorts Pause für uns nutzen und einen Plan entwickeln, mit dem wir gegen Voldemort antreten können.
Ich hoffe, ihr drei könnt kommen.
Herzlichst,
Albus Dumbledore"
48.Kapitel
Am nächsten Morgen herrschte höchste Aufregung im Hause Potter. Es war 10:40 Uhr und Lilly ging nun schon seit einer viertel Stunde ständig durch die Küche, durch das Wohnzimmer und zur Haustür und dann wieder zurück. Sie hatte Harry im Arm, der mit seinen großen grünen Augen gespannt die ständig wechselnde Umgebung bestaunte. Er schien die Unruhe seiner Mutter zu spüren und brabbelte ein bischen vor sich hin und versuchte so Lilly`s Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch Lilly war ganz in Gedanken, lief nun zum Fenster, das zur Straße zeigte, hin, schob den Vorhang zur Seite und suchte die Straße ab.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und Lilly drehte sich ruckartig um. Sie sah James an und bemerkte: "Wann kommt er denn endlich? Wir haben nur noch 17 Minuten." –"Er wird schon kommen. Keine Sorge, mein Schatz. Peter hat uns noch nie hängen lassen. Ich finde es sehr nett von ihm, dass er sich bereit erklärt hat, auf Harry aufzupassen, während wir weg sind.", erwiderte James, gab Lilly einen zarten Kuss auf die Wange und nahm ihr Harry ab, der nun begonnen hatte mit seinen kleinen Fäusten auf die Schulter seiner Mutter zu klopfen. Lilly lächelte ihren Mann und dann ihren Sohn an und meinte: "Ich weiß nicht aber ich habe heute so ein mulmiges Gefühl. Das muss ja nichts mit Peter zu tun haben, aber ich bin mir sicher, dass heute etwas passieren wird. Ich weiß nicht, aber ich fühle, dass heute jemand eine wichtige Entscheidung treffen wird, die nichts Gutes für uns bedeutet."
James stutze über die Worte seiner Frau, kam dann aber wieder auf sie zu und umarmte sie: "Du bist sicher nur etwas durch den Wind. Wer ist das in diesen Zeiten nicht. Ich meine, wir alle können nicht sagen, was Voldemord als nächstes plant oder was er vorhat. Aber genau das werden wir ja heute hoffentlich erfahren. Dumbledore hat sicher eine ungefähre Vorstellung und Dumbledores ungefähre Vorstellungen erweisen sich ja normalerweise als zutreffend. Deshalb fürchte dich nicht unnötig. Du weist ich werde immer für dich und Harry da sein. Merke dir das gut, Lilly. Ihr seit mein ein und alles und ich würde für euch bis in den Tod gehen, wenn das nötig wäre." "Bitte sag so etwas nicht, James. Ich hoffe, dass es niemals so weit kommen würde, aber ich weiß, dass du mich und Harry immer beschützen würdest und dafür bin ich dir unglaublich dankbar."
James löste sich aus der Umarmung und sah Lilly tief in ihre auffallend grünen Augen, die ihr Sohn von ihr geerbt hatte, und gab ihr dann einen langen, leidenschaftlichen Kuss. "Und nun noch zu heute. Es wird schon alles gut gehen. Du bist sicher auch gespannt, was heute besprochen wird und deshalb hast du ein so mulmiges Gefühl, aber das muss ja nichts mit uns zu tun haben, oder?" Lilly nickte nur, doch ihr Gesicht verriet, dass sie nicht wirklich an James` Worte glaubte, sondern sich ihrer Gefühle sicher war. Aber nun wollte sie nicht mehr darüber nachdenken und hätte es sowieso nicht mehr können, denn einen Augenblick später ertönten die Klänge der Türglocke. James machte einen Schritt auf die Tür zu und hatte auch schon die Hand auf der Klinke, als Lilly ihn noch kurz zurückhielt: "Und du weist, kein Wort über die Lagebesprechung, o.k.?" James nickte ihr zu und öffnete die Tür.
Wie erwartet stand Wurmschwanz auf der Türschwelle. James begrüße seinen alten Schulfreund herzlich und bat ihn herein. Auch Lilly ging nun auf ihn zu und begrüßte ihn.
"Vielen Dank, dass du auf Harry aufpasst, Peter. Du verstehst, James und ich brauchen einfach mal ein bischen Zeit für uns allein. Wir wissen noch nicht so genau , wann wir zurückkommen, aber du sagtest ja, dass du heute den ganzen Tag Zeit hättest, oder?"
Wurmschwanz sah zu ihr auf und antwortete mit seiner hektischen, schrillen Stimme: "Ja, das ist doch kein Problem. Ich mache das wirklich gerne. Und wisst ihr schon, wo es hin gehen soll?" Irgendwas an Wurmschwanz`s Gesicht gefiel ihr nicht und sie wunderte sich , warum er so genau nach fragte, doch sofort schalt sie sich selbst über ihre Zweifel an Peter."Ach wir sind uns da noch nicht so sicher. Wir lassen das auf uns zu kommen und werden uns spontan entscheiden.", mit einem Blick auf die große Wohnzimmeruhr , die nun 10:53 Uhr anzeigte, fügte sie noch hinzu: "Nun wollen wir aber los. Wir wollen den Tag ja nicht hier verquatschen. Ich habe dir ja schon bei deinem letzten Besuch erklärt, wo sich alles befindet. Du müsstest dich also zurechtfinden. Bis später dann und vielen Dank noch mal, Peter." Lilly und James verabschiedeten sich, jeweils mit einem Kuss von ihrem Sohn und apparierten dann.
Sie kamen vor dem großen Haus der Weasleys an. Als sie so plötzlich auftauchten, schreckten ein paar Hühner in ihrer Nähe auf und liefen verschreckt zu einer kleiner Garage hinüber. Lilly selbst war noch nie hiergewesen und so besah sie sich das Haus etwas genauer. Sie war sich sicher, dass viel Magie in diesem Haus stecken müsste, denn es sah aus, als ob es früher mal ein steinerner Stall gewesen wäre, an dem an allen Ecken und Enden angebaut worden war , so dass das Haus am Ende einige Stockwerke hoch war. Es sah etwas baufällig und ziemlich krumm aus, doch trotzdem meinte Lilly, dass es wohl sehr gemütlich sein müsste.
In diesem Moment zog sie James, der schon ein paar mal hiergewesen war, weil Arthur Weasley ein Vetter 6ten Grades seines Großvater gewesen war, zu dem Haus herüber. Er musste über die staunende Lilly schmunzeln, nahm sie an der Hand und ging mit ihr zu der Haustür herüber. Nachdem er den Türklopfer betätigt hatte, schien ein Echo das ganze Haus zu erfüllen. Da musste wohl ein Verstärkungszauber angewendet worden sein, dachte Lilly, als sich einen Moment später schon die Tür öffnete und eine kleine und kugelrunde Frau mit einem sehr freundlichen Gesicht vor ihnen stand, ihnen die Hand hinstreckte und sagte: "Schön, dass ihr da seit. Die anderen warten schon auf euch." Mit einem Wink ihres Zauberstabes schloss sie die Tür hinter ihnen und führte sie durch den Flur und die Küche bis in das Wohnzimmer. Wie Lilly schon von außen vermutet hatte, war alles sehr gemütlich aber auch sehr eng. Überall lagen Bücher, Kinderspielzeug und andere Sachen herum, die auf wohl einige Kinder schließen ließen.
Als sie das Wohnzimmer betraten, verstummten alle Anwesenden, die um einen langen hölzernen Tisch saßen. Dumbledore saß am anderen Ende des Raumes an der Stirnseite des Tisches, stand aber sofort auf, als er die Ankömmlinge gesehen hatte. Er kam um den Tisch herum auf Lilly und James zu und begrüßte sie. "Schön, dass ihr es noch geschafft habt." "Die kleine Verspätung tut uns leid, doch wir mussten noch auf den Babysitter warten.", meinte Lilly und erwiderte die Begrüßung. Dumbledore nickte verständnisvoll und wies sie dann an, auf den zwei letzten freien Plätzen Platz zu nehmen.
Sirius saß dieses Mal zu ihrer linken, wobei James sich natürlich an Lilly`s rechte Seite setzte. Lilly fiel auf, dass die freundlich Mrs. Weasley, die sie hereingeführt hatte, nicht mit in den Raum gekommen war, sondern die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte. Lilly fragte sich, warum sie nicht auch an der Besprechung teilnehmen konnte, doch es blieb keine Zeit für Fragen, denn schon war das Geplauder, das während der Begrüßung ausgebrochen war, wieder verstummt und alle blickten erwartungsvoll zu Dumbledore, so dass sich Lilly vornahm die nette Frau nachher selber zu fragen.
Sie folgte den Blicken der anderen und als sie nun Dumbledore dort vor ihnen allen sitzen sah, wie seine Augen an allen Mitgliedern des "Phönixordens" vorübergingen und jeden genau musterten, fiel ihr wieder einmal auf, was für ein bemerkenswerter Mann er wohl war. Er war sicherlich nicht mehr der Jüngste, was man schon an seinem langen, silbergrauen Bart sehen konnte und trotzdem schien sein Gesicht Stärke, Kraft und vor allem Wissen auszustrahlen. Besonders seine Augen fand Lilly eindrucksvoll. Diese tiefblauen Augen, die einen zu durchschauen schienen, wenn sie das eigene Augenpaar trafen. Diese Augen , die wohl jedes Gefühl Dumbledores offenlegten, diese aber zugleich so verschlüsselten, dass man doch nicht wusste, was dieser Mensch dachte oder fühlte.
Nun war Dumbledore`s Blick an ihr haften geblieben und sie hielt diesem stand, lächelte ihn an und auch er lächelte mit einem Glänzen in den Augen, das nie zu erlöschen schien, zurück.
Ja, diesem Menschen musste man einfach vertrauen, dachte sich Lilly noch, bevor sie aus ihren tiefen Gedanken aufschreckte, denn Dumbledore hatte nun endlich das Wort erhoben:
"Das, was ich euch jetzt sage, ist das wichtigste, was ich euch sagen könnte. Es ist das, auf dem unsere ganze Gemeinschaft aufbaut und ohne das wir verloren sind. Es ist ... VERTRAUEN!..... Ihr wisst, dass ich euch allen sehr vertraue. Jeder von euch muss jedem der hier Anwesenden, mindestens genauso viel Vertrauen entgegenbringen, wie ich es euch tue, denn wenn wir keine Gemeinschaft sind... .", er stockte und schien sich seine Worte genau zu überlegen, dann fuhr er fort: "...wenn auch nur eine Person einem anderen nicht vertraut, dann wird unser starkes Bündnis von innen her aufbröckeln und das wäre das schlimmste, das passieren könnte, denn in Zeiten wie dieser sind Vertrauen, Freundschaft und Liebe das wichtigste für alle. Lord Voldemord-" , fast alle schauderten bei diesem Namen und fingen sich damit ein Kopfschütteln von Dumbledore ein, der jedoch unbeirrt weiter redete: "Lord Voldemord scheint keine Liebe zu besitzen. Freundschaft ist für ihn nicht wichtig. Die Todesser, die sich dafür entscheiden sich von ihm abzuwenden, auch wenn sie davor die größten "Freunde" waren, lässt er umbringen. Vertrauen...", Dumbledore lachte kurz und scharf auf: "Nein, keinem würde er großes Vertrauen entgegenbringen, denn er selbst ist nicht vertrauenswürdig.
Versteht ihr was ich meine?
Liebe, Freundschaft und Vertrauen verbindet ein festes Band. Sie sind Geschwister, die nicht zu trennen sind.
Wisst ihr worauf ich hinaus will?
Von diesen drei Geschwistern ist aber doch eine am stärksten und wichtigsten, denn auf ihr baut alles auf: Die Liebe!
Die Freundschaft hängt von der Liebe ab und damit es Vertrauen gibt , muss es erst mal Freundschaft geben. Doch die Liebe hängt natürlich wieder vom Vertrauen ab, denn wie sollte Liebe bestehen, wenn es kein Vertrauen gäbe? Und so bildet sich ein unendlichen Kreis, in dem alles zusammenläuft und von dem alles abhängt.
Könnt ihr mir folgen?" Dumbledore schaute ernst in die Runde und jeder erwiderte seinen Blick.
Nach einigen Minuten fing Dumbledore erneut an zu reden, doch deses Mal bezogen sich seine Worte auf die zukünftige Planung:
"Wir können leider nichts aus eigenen Stücken gegen Lord Voldemord tun, denn das wäre für alle zu gefährlich und wir wollen ja auch keinen offenen Krieg riskieren, in den dann auch die Mugglewelt hineingezogen werden würde. Außerdem wären wir dafür viel zu wenige.
Unsere Aufgabe ist es nun für die Sicherheit zu sorgen. Wenn Not am Mann ist müssen wir zur Stelle sein. Wenn jemand angeriffen wird, müssen wir helfen.
Doch wie sollen wir rechtzeitig davon erfahren? Das ist die Frage. Denn, wenn ein Haus von Todessern überfallen wird, ist es wahrscheinlich schon zu spät, wenn wir dort ankommen. Deshalb werden wir jeder einzelne Person hier einem bestimmten Bereich zuordnen. Jeder hier wird sowohl in seinem eigenen Ort, in dem er selbst wohnt als auch in den darum liegenden Dörfer aufpassen müssen.
Welche Aufgaben habt ihr? Ihr sollt euch im Dorf umhören, ihr sollt schauen, ob euch komische Sachen auffallen und ihr sollt die Menschen zur Vorsicht ermutigen.
Ihr müsst natürlich nicht ständig durch die Dörfer gehen, dass würde auch gar nicht klappen, denn jeder von euch arbeitet ja auch noch, aber es gibt eine speziellen Zauber , den ich letztens herausgefunden kann. Er hat ungefähr die selbe Wirkung, wie die "Überwachungskameras" der Muggel, wenn ihr euch darunter etwas vorstellen könnt.", er grinste in die Runde und musste feststellen, dass wohl keiner so recht eine Ahnung hatte, was wohl "Überwachungskameras" sein sollten.
Nur Arthur Weasley schien alarmiert und ergriff das Wort.: "Muggle können diese "Überwachtlungskammers", oder wie diese Dinger heißen, in verschieden Räumen aufhängen und in einem speziellen Raum sitzt dann einer vor solchen...,hmmm,... wie nennt man das noch...,vor solchen "Computers" und sieht auf denen, was sich in den Räumen genau abspielt."
"Du hast vollkommen Recht Arthur. Sehr gut erklärt.", sagte Dumbledore anerkennend und Arthur Weasley wurde puterrot im Gesicht. Dann fuhr Dumbledore fort: "Ich denke ihr könnt euch nun so ungefähr vorstellen, was das für ein Zauber ist ,oder?
Er wirkt über ca. drei Dörfer, ist aber sehr schwierig auszuführen. Vor allem muss ihn jeder selber ausführen. Es wird einige Zeit brauen bis ihr ihn gelernt habt und deshalb kommt uns die momentare Schwäche und der davon abhängende Waffenstillstand von Lord Voldemord sehr zu Gute.
Wenn ihr es geschafft habt ihn über euren Überwachungsbereich auszubreiten, werdet ihr, sobald ihr den Zauberspruch vollendet habt eine Karte in der Hand halten. Auf dieser ist jedes Haus angezeigt und sollte ein Todesser in die Nähe eures Bereiches kommen, wird die Karte sehr warm und dort , wo sich die Todesser gerade befinden wird ein roter Punkt erscheinen.
Natürlich sollt ihr nicht, wenn ihr etwas bemerkt habt, auf eigene Faust dorthin gehen, denn das wäre nur noch gefährlicher und ihr würdet euch ans eigene Messer liefern, aber ich habe euch allen glaube ich noch gar nicht genau gesagt, warum unser Orden "Phönixorden" heißt, oder?.
Natürlich, weil Phönixe ganz besondere Tiere sind. Sie haben die Fähigkeit mit ihren Tränen auch sehr schlimme Wunden zu heilen und sie können große Lasten tragen, aber sie haben noch eine Fähigkeit. Man kann sozusagen durch sie kommunizieren:
Ihr müsst an meinen Fawkes denken und euch eure Botschaft , die ihr übermitteln wollt, bildlich vorstellen. Wenn ihr das könnt, wird allen diese Botschaft mitgeteilt und zwar wird im selben Moment vor jedem , egal wo ihr seit eine Phönixfeder erscheinen. Sobald ihr sie aufhebt, werdet ihr die Botschaft von demjenigen in euren in Gedanken hören.
Das heißt es ist eine vollkommen sichere Kommunikationsart, denn auch wenn beispielsweise einer in einer unguten Lage ist oder von Leuten umgeben ist, die von der Nachricht lieber nichts wissen sollten, kann trotzdem kein anderer die Botschaft verstehen auch wenn eine andere Person die Feder in die Hand nehmen würde.
Ich weiß, dass waren jetzt sehr viele Informationen für euch und es wird erst mal einige Zeit dauern bis ihr das alles beherrschen werdet, aber das ist nun mein Plan. Es muss natürlich keiner mitmachen. Ihr könnt auch sagen, dass euch das zu viel Verantwortung ist, aber dann soll der jenige bitte jetzt die Hand heben, denn eine Rückzieher kann keiner machen." ,er sah sich um , doch keiner hob die Hand, ganz im Gegenteil. Jedem schien der Eifer im Gesicht zu stehen. Endlich könnten sie tatkräftig helfen und dem Orden wirklich nützlich sein.
Und so fuhr Dumbledore noch fort: "Gut , ich freue mich über dieses Ergebnis." , die Anspannung , die sich während seinem langen Vortrag auf seinem Gesicht breit gemacht hatte, viel nun ab und er schien sich sichtlich zu freuen: "Gut, wir haben noch viel vor uns, doch was mir am wichtigsten ist, ist, dass ihr an meine Worte vom Beginn denkt, denn sie sind sehr wichtig. Denkt daran, Liebe ist der Anfang, dann kommt die Freundschaft und dann das Vertrauen und alles ist gleich wichtig!
So, nun will ich euch aber nicht mehr länger aufhalten, denn ich habe schon so viel eurer kostbaren Zeit beansprucht. Jeder, der möchte kann noch hierbleiben, denn wie mir Arthur mitteilte, würden seine Frau und er sich freuen, wenn ihr noch zum Essen und zum geselligen Zusammensein bleiben würdet."Mit diesen Worten beendete er die Besprechung.
Lilly war sprachlos. Sie hatte jedes Wort von Dumbledore nahezu aufgesogen. Sie fand seine Rede, seine Pläne und Ideen einfach wundervoll und bewunderte ihn für seine Geistesgegenwart.
Sirius, James, Alice und Frank schien es nicht anders gegangen zu sein, denn auch sei realisierten erst nicht, dass die Besprechung fertig war und sich nun alle erhoben hatten und fleißig plaudernd, in die Küche marschierten, um sich etwas zum Essen zu holen.
Doch kurz darauf fingen auch sie an sich zu unterhalten. Erst über die guten Pläne, die schwierigen Zauber und dann über ihre Kinder und Berufswünsche.
Später am Abend traf Lilly dann auch wieder auf die junge Frau, die sie so nett begrüßt hatte. Sie war voll auf damit beschäftigt, alle Gäste gut zu versorgen, weiteres Essen zu kochen und sich nebenbei auch noch um die Kinder zu kümmern, die zwischendrin- anscheinend aus ihren Zimmern- herunterstolziert kamen, um ihre Mutter irgendwas zu bitten.
Sie hatte wirklich alle Hände voll zu tun und Lilly bot ihr ihre Hilfe an, die sie zwar zuerst ablehnte, aber bei einer weiteren Nachfrage doch dankbar annahm.
"Verstehen Sie, in so einem großen Haushalt hat man schon eine Menge zu tun.", meinte sie zu Lilly, während sie ein weiteres Gebäck aus dem Ofen und auf ein Tablett fliegen lies. Lilly fand sie sehr nett und meinte: "Ich denke wir könne auch auf das Du umsteigen, oder? Ich heiße Lilly." die rundliche Frau freute sich sichtlich und erwiderte strahlend: "Oh ja gerne, ich bin Molly."
Lilly half ihrer neuen Freundin noch weiterhin. Sie verstanden sich prima und Lilly fand Molly unglaublich sympatisch. Nur eine Sache wunderte sie, wenn ein Kind die Treppe herunterkam, schien es als wäre es jedes Mal ein anderes. Nur in einem Merkmal schienen sie alle übereinzustimmen. Sie hatten alle, genauso wie Vater und Mutter rote Haare. Doch sie wollte nicht zu neugierig erscheinen und nahm sich vor James zu Hause mal danach zu fragen.
Auch hatte sie von Molly eine Antwort auf die Frage, warum sie denn nicht bei der Besprechung dabei war erhalten. Als Lilly diese Frage stellte grinste sie kurzund wurde ein bischen rot um die Nase: "Ich werde erst demnächst aufgenommen, denn als der Orden gegründet wurde, war ich noch zu jung und dann hatte ich einfach zu viel mit den Kindern zu tun, doch nun möchte ich auch beitreten. Ich habe zwar immer noch ziemlich viel um die Ohren, denn du musst dir mal vorstellen ,Ron- also mein Kleinster- ist ja gerade mal ein halbes Jahr alt und trotzdem möchte ich dem Orden nützlich sein.", sie sagte es sehr überzeugt und es sah so aus, als ob sie sich damit einen lang ersehnten Traum erfüllen wollte.
Der Abend ging dann noch sehr schnell herum. Um 21:00 Uhr fingen sich James, Sirius und sie an zu verabschieden, denn sie wollten Peter dann doch nicht zu viel zumuten. Lilly lud Molly noch dazu ein, dass sie sie doch mal zu Hause besuchen solle und zum Kaffee trinken vorbei kommen solle.
Dann apparierten sie zurück und plötzlich kroch in Lilly wieder dieses mulmige Gefühl hoch. Sie standen vor der Tür und James suchte den Schlüssel heraus. Lilly stürmte sofort an den beiden anderen vorbei. Zunächst schien es so als sei in dem ganzen Haus kein Licht an, doch als sie sich dem Wohnzimmer näherte sah sie einen Lichtschlitz, denn die Tür war nur angelehnt. Sie blieb kurz vor der Tür stehen.
Sie sah Peter vor der Kinderwiege sitzen. Er streichelte Harry geistesabwesend immer wieder über die Stirn und die Haare und murmelte vor sich hin. Erst verstand sie es nicht, doch er wiederholte es immer wieder: "Hoffentlich war das die richtige Entscheidung. Ich hoffe es doch...hoffentlich..." Doch Lilly konnte daran nichts ungewöhnliches an diesen Worten finden und trat ein.
Wurmschwanz schreckte hoch, als er die plötzliche Bewegung bemerkte.
Er schien sehr aufgewühlt und sprach mit schneller, hektischer Stimme:"Ach ihr seit wieder da? Schön ! Hattet ihr einen guten Tag zu zweit? Bei mir war alles o.k. .Harry war wirklich sehr lieb und hat die meiste Zeit eigentlich verschlafen."
James der mittlerweile auch das Zimmer betreten hatte, dankte Peter herzlich und auch Lilly zeigte sich erkenntlich.
"Also falls ihr mal wieder jemanden zum babysitten braucht, fragt mich nur. Ich helfe euch gerne."- "Ja nochmals danke, Peter", sagte noch kurz Lilly , und wenige Sekunden später war Wurmschwanz auch schon appariert.
Lilly wunderte sich noch, warum er es plötzlich so eilig hatte, weg zu kommen, doch sie dachte bei sich , dass er jetzt sicher auch einfach nach Hause wolle.
So wünschten sie Sirius noch eine gute Nacht und gingen in ihr Schlafzimmer. James schlief sehr schnell ein, doch Lilly hatte einfach zu viele Gedanken im Kopf.
Es war so viel geschehen.
Sie dachte über die Pläne von Dumbledore nach und die Zauber, die sie in den nächsten Wochen lernen mussten bis zum nächsten Treffen.
Sie freute sich darüber eine neue Freundin gefunden zu haben, mit der sie so gut reden konnte und dann dachte sie noch über ihr komisches Gefühl nach, dass sie morgens und auch bei der Rückkehr hatte. Sie hatte es im Gefühl ,dass heute jemand - vielleicht war es Peter- eine Entscheidung getroffen hatte, die nichts Gutes für ihre Familie bedeuten würde... Doch sofort schalt sie sich wieder selbst....Warum denke ich nur immer Schlechtes von Peter?...Nur weil er ruhiger als die andern ist und in der Schulzeit öfter gefehlt hatte?...Nein das war höchst ungerecht....Gerade heute hatte er bewiesen, wie sehr man ihm vertrauen konnte.... Ja Vertrauen, das war wohl das Schlagwort, auch Dumbledore war es sehr wichtig....Na ja , dann hat mich mein Gefühl heute eben getrogen und es wurde doch keine schlimme Entscheidung getroffen.....mit diesem Gedanken schlief sie ein.......
......Doch sie wusste ja nicht, wie Recht sie mit ihrem Gefühl hatte.......
49. Kapitel
Um sie herum war alles dunkel, nur ein mattgrüner Schein erhellte die Umgebung… und eine schemenhafte Gestalt war zu sehen, die hin- und herhuschte, flatterhaft wie ein Schmetterling und hektisch wie ein aufgeschrecktes Huhn.
Sie schien wie auf Nägeln zu gehen. Jeder Schritt jagte Schmerzen durch ihren zierlichen Körper und jede Bewegung schmerzte wie flüssiges, heißes Wachs in ihren Knochen. Ihre Glieder schienen verkrampft und angespannt, selbst ihr Atem stach in ihren Lungen.
Plötzlich zuckte ein grell grüner Blitz auf und erhellte die Umgebung. Die Umgebung wurde nun schemenhaft sichtbar. Ein paar dunkle Bäume standen in der Gegend herum und wiegten sich leise ächzend in einer nicht vorhandenen Windböe. Ein Kauz schrie irgendwo und man hörte das flattern von vielen Flügeln, die durch die Dunkelheit der Nacht entflohen.
Irgendwo schlug eine Kirchuhr und sie blieb angespannt stehen. Ein weiterer Blitz zuckte und dann flammte etwas am Himmel auf, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Totenkopf, mit weit aufgerissener Mundhöhle, durch die sich eine schwarze Schlange wand… das dunkle Mal, Zeichen der Todesser.
Sie schien neben einem Baum zu stehen, verborgen von ein paar Büschen und ihr Blick fiel auf die Lichtung vor ihr.
Und dann sah sie Gestalten… sie versuchte, sie zu erkennen, aber ihr Kopf klopfte so schmerzhaft, dass sie die Augen schloss und tief durchatmete.
Doch die Atemluft war nicht frisch, nein, sie war erfüllt von einem feuchten, muffigen Geruch, von Moder und Fäulnis und von Verderben.
Der Schmerz pulsierte in ihrem Kopf und schien ein verrücktes Spiel mit ihrer Angst zu spielen. Ja, ihr ganzer Körper war erfüllt von Angst, von Schmerzen…
Sie wagte einen Blick durch ihre halb geschlossenen Augenlider und dann sah sie, wie etwa drei Dutzend Gestalten in langen, schwarzen Kapuzenumhängen in einem Kreis standen. Alle schweigend, mit gesenkten Köpfen und still auf etwas wartend.
Jetzt konnte sie auch die schwachen Konturen von Grabsteinen erkennen, die überall aus dem Boden ragten. Sie war auf einem düsteren, unheimlichen Friedhof, zwischen einem Haufen Todessern und dunklen Bäumen, die drohend ihre schweren, schwarzen Äste gegen sie zu richten schienen.
Plötzlich wichen ein paar der dunklen Gestalten zurück und eine kleine, grüne Flamme zischte auf und verlosch. Blitzte auf und verschwand. Blitzte auf und verschwand. Wie eine zitternde Muggelglühbirne mit Wackelkontakt.
Und dann zischte die Flamme auf und blieb, leicht zitternd, in der Mitte der wartenden Todesser stehen. Nun ertönten Stimmen… vielleicht in ihrem Kopf… wie ein Echo wehten sie hin- und her… sie schienen sich mit dem Heulen des nicht vorhandenen Windes zu vermischen, mit dem Ächzen der Bäume und mit dem leisen Gemurmel der Todesser.
"Gekommen in dieser Nacht… um einen neuen Diener zu empfangen…" Die Stimme klang schwach und trotzdem war sie schneidend kalt und fuhr durch jede einzelne Zelle ihres schmerzerfüllten Körpers.
"So trete vor mich hin und spreche mir nach…"
Eine Gestalt in einem etwas anders aussehenden Umhang stolperte aus den geschlossenen Reihen der Todesser hervor und kniete sich am ganzen Körper zitternd vor die grüne Flamme auf den kalten Boden des Friedhofes.
"Gekommen zum dunklen Lord, ihm ewige Treue zu schwören…", begann die heisere Stimme klar und deutlich zu flüstern.
"Ge… Gekommen zum dunklen Lord, i…ihm ewige Treue zu schwören…", sagte die Stimme der zitternden Gestalt unsicher. Der Klang der Stimme erinnerte sie an irgendetwas, doch sie konnte es nicht zuordnen.
"Mit meinem eigenen Blut schwöre ich, ihn zu verteidigen und für ihn zu kämpfen, zu sterben im Kampfe für und mit ihm."
"Mit meinem eigenen B…Blut schwöre ich… schwöre ich, ihn zu verteidigen und für ihn zu kämpfen. Zu… zu st…sterben im Kampfe für und mit ihm."
Die Stimme der gebückten Gestalt überschlug sich immer wieder und es schien ihm Qualen zu bereiten, die Worte auszusprechen.
"Dann reiche mir jetzt deinen Arm."
Aus dem Ärmel des Umhanges erschien ein Arm und plötzlich ließ das helle blitzen eines Dolches sie zusammenschrecken. Der Schmerz floss immer noch durch sie und pulsierte in ihr. Sie wollte helfen, sie wollte den armen Wurm vor ihr vor dem Schwur retten, aber ihre Beine schienen wie Blei und nicht dazu geeignet, sich fortzubewegen.
Jetzt sah sie, dass die Gestalt neben einem geöffneten Grab kauerte. Die Grabplatte schien beiseite geschoben worden zu sein und der ausgestreckte Arm zitterte über dem Grab.
Der Dolch näherte sich dem zitternden Arm und setzte auf der Haut auf. Die Haut spannte sich und dann schrie die Gestalt leise auf, als der Dolch die Haut durchschnitt und dunkelrotes Blut in das geöffnete Grab tropfte. "Blut zur Erde, zur ewigen Treue… dem einen zu dienen, der die Treue verdient… Dem dunklen Lord…" "Dem dunklen Lord", erklang es ringsher von all den vermummten Gestalten, die noch immer ihre Köpfe gesenkt hielten.
"Morsmordre!" Ein greller Lichtstrahl sauste auf die Wunde zu und die Gestalt keuchte auf, als sich die Wunde schloss.
Der Mond schob sich hinter einer Wolke hervor und erhellte das unheimliche Bild der Gestalt, die zitternd neben einem großen Grabstein kauerte und das frisch eingebrannte dunkle Mal auf ihrer Haut betrachtete. Dann schien sich der Ärmel wie von Zauberhand über das Mal zu legen und die Gestalt rappelte sich auf, um zurückzutreten.
Die beiseite geschobene Grabplatte, die neben dem offenen Grab lag, scharrte über den harten Boden und verschloss das Grab mit einem hässlichen Quietschen.
Die grüne Flamme erlosch mit einem letzten flackern und kurz darauf war die Luft erfüllt von disapparierenden Magiern, die soeben Zeugen einer schrecklichen Tat geworden waren.
Bis auf die noch immer zitternde Gestalt, die keuchend neben dem Grabstein lehnte, war der Friedhof verlassen und endlich ließ der stechende Schmerz in ihrem Körper nach.
"Nein… Nein… dem Einen mit der Macht ergeben, ewige Treue zu halten…", murmelte die Gestalt noch ins Dunkel der Nacht, ehe sie disapparierte.
Nun war der Friedhof verlassen wie eh und je. Die Bäume ächzten leise, und wieder hörte man das schlagen von vielen Flügeln, die durch die Nacht huschten. Wahrscheinlich waren es Fledermäuse…
Endlich schien sich die Starre in ihren Knochen zu lösen und sie wagte ein paar Schritte. Sie trat auf das Grab zu und versuchte, die Inschrift auf dem Grabstein zu lesen, doch Schlamm bedeckte sie.
Sie wischte den Schmutz von der Schrift und das matte Mondlicht fiel auf den gut zu lesenden Namen.
Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper, ein höhnisches Lachen erklang und schweißüberströmt fuhr Lily aus dem Schlaf.
Ihr Atem ging schnell, sie keuchte fast und sie brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu sammeln.
Der Mond schien friedlich ins Schlafzimmer und es war still.
Lily erhob sich, tappte hinüber zur Kommode und schenkte sich einen Becher Wasser aus dem Krug, der auf der Kommode stand, ein.
Nachdenklich nippte Lily an der kühlen Flüssigkeit, die durch ihre Kehle rann.
Lily seufzte leise auf und wischte sich über die feuchte Stirn, dann trat sie ins angrenzende Zimmer zu Harrys Kinderbett.
Der kleine Kerl hatte sich unter seiner Decke zusammengekauert wie eine Katze und seine kleinen Finger umklammerten seinen Teddybären. Die Szene beruhigte Lilys aufgewühltes Inneres und ließ ein Gefühl von Frieden und Sicherheit zurück. Lily beugte sich über Harry, streichelte seinen kleinen Kopf mit dem dunklen Haarflaum und strich ihrem Sohn schließlich ein kleines Haarbüschel von der Stirn, auf die sie noch einen Kuss drückte. Dann zog sie die verknäuelte Decke zurecht und trat zur Tür, an der sie sich noch einmal umdrehte. Der volle Mond beleuchtete den kleinen Haare, der friedlich schlummerte und sich nun mit einem leisen, wohligen Laut auf die andere Seite drehte und genüsslich schmatzte.
Ein lächeln kroch über Lilys Gesicht, doch sie wurde sofort wieder ernst. "Ich habe Angst um dich", murmelte sie leise, "aber schlaf du nur. Du hast es gut, du merkst nicht, was für schreckliche Dinge hier passieren…"
Tief in Gedanken zog Lily die Tür hinter sich zu und wollte in ihr Schlafzimmer zurückkehren, als sie plötzlich an der Schulter gepackt wurde. Ihr entfuhr ein unkontrollierter Schrei. "Lily! Ich bin’s doch nur, James." "Mensch, hast du mich erschreckt", stieß Lily hervor und ihr rasend klopfendes Herz beruhigte sich allmählich. "Du bist schreckhaft in letzter Zeit", sagte James leise und sah ihr in die Augen. "Wieso bist du wach?", fragte Lily und strich James eine seiner ungebändigten schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ich bin wach geworden, weil du geschrieen hast." "Geschrieen?", fragte Lily unsicher. "Ja, im Schlaf", sagte James. "Ach das", sagte Lily rasch, "ja, ich hatte einen Traum." "Einen Albtraum?" Lily nickte und nahm James’ Hand, während sie zurück ins Schlafzimmer gingen.
"Willst du mir nicht sagen, was du geträumt hast, Schatz?", fragte Lily, als sie es sich im Bett bequem gemacht hatten und Lily sich an James schmiegte. "Ich… ich weiß nicht", antwortete Lily zögerlich, "es war… ungewöhnlich…" Und ehe sie noch weiter zögerte, ob sie James etwas erzählen wollte oder nicht, flossen die Worte aus ihr heraus und sie erzählte alles, vom Anfang bis zum Ende, als sie den Namen von Lord Voldemorts Vater auf dem Grabstein gelesen hatte, bevor sie wieder aufgewacht war.
"Ich denke, du hattest eine Vision von einer Aufnahme eines weiteren Todessers", sagte James leise, als Lily geendet hatte, "heute Nacht muss jemand zu ihnen gestoßen sein." Lily nickte und gähnte. "Wir reden morgen noch mal darüber, ja? Ich versuch jetzt zu schlafen", sagte sie und zog die Decke über sich. "Schlaf gut, mein Schatz, und weck mich, wenn etwas ist", sagte James leise, "du kannst dich auf mich verlassen." "Ja, das weiß ich. Danke." "Schon gut." "Gute Nacht." Lily küsste James sanft auf den Mund und kuschelte sich an ihn.
Einige Meilen weiter lag ein Mann in seinem Bett und betrachtete im Mondlicht die Tätowierung auf seinem Arm, die ganz frisch war. Hatte er wirklich das Richtige getan? Er wusste, dass es etwas Schreckliches war, diesen Schwur zu sprechen… und er wusste, dass er sich von nun an daran halten musste. Doch ob es das Richtige war? Er hörte die Worte eines Bekannten von ihm…
"Schreckliche Dinge passieren hier. Also nimm dich in Acht! Du darfst ihre Grausamkeit nie unterschätzen, Peter… wer weiß, wer als nächstes stirbt… furchtbare Dinge werden auch in Zukunft geschehen…!"
Und nun lag er in seinem Bett, unfähig, Schlaf zu finden und hatte vielleicht gerade selbst eine dieser schrecklichen Taten verübt… hatte James Potter Recht gehabt mit seinen Worten? Hatte er die Grausamkeit seiner neuen "Freunde" unterschätzt? "Nein", sagte er sich leise, "der dunkle Lord hat sicher Recht…" Und er verwarf das Bild seines ehemaligen Schulfreundes James, der ihm mit ernstem Gesichtsausdruck gesagt hatte: "Die Machtsucht ist die Quelle des Bösen… unterschätze sie nie und denke daran, zu welcher Seite du gehörst!"
Peter Pettigrew hatte seine Zugehörigkeit heute Nacht gefunden.
50.Kapitel
Als Lilly am nächsten Morgen aufwachte, war die andere Betthälfte schon leer. "James muss wohl schon aufgestanden sein", dachte sie und sah verschlafen auf den Wecker, der auf ihrem Nachttisch stand. " Halb zehn, so lang schlaf ich doch sonst nie.", meinte sie verwundert zu sich selbst, doch dann fiel ihr wieder ihr Albtraum, oder wie man eher sagen müsste , ihre Vision ein. Dieser Friedhof, die zitternde Gestalt, die Todesser und ...,ja, ... Lord Voldemord. Lilly hatte alle Bilder wieder im Kopf und ihr wurde schwindelig. Schnell setzte sie sich wieder aufs Bett und bemerkte, dass ihr Atem in dem kurzen Moment, als sie diese Bilder vor ihrem geistigen Auge wiedergesehen hatte, rasend schnell geworden war.
Sie hörte Schritte die Treppe heraufkommen. Sie stand auf und ging James entgegen.
"Guten Morgen , mein Engel, ich wollte gerade heraufkommen, um dich zu wecken. Wir haben doch um halb elf eine Aurorenfortbildu ...", doch als er Lilly`s bleiches Gesicht sah, stoppte er und fragte statt dessen: "G-geht es dir gut? Nein ,natürlich nicht, das sehe ich selbst. Ist es wegen heute Nacht?" Lilly nickte und James nahm sie fest in den Arm. " Du musst heute nicht unbedingt zu dieser Fortbildung gehen. Ich kann dich entschuldigen und wenn du willst bleibe ich auch da."-" Das geht schon, James. Mir geht`s schon wieder besser. Ich fühle mich nur noch ein bischen schwach. Am besten wir gehen erst mal frühstücken."
Lilly sah wie James den Kopf schüttelte und wusste, dass er mit ihrer Antwort nicht so zufrieden war.
Doch er sagte nichts und sie gingen zusammen in die Küche. Dort war das ganze Frühstück wundervoll hergerichtet. Sie lächelte, gab James einen Kuss auf den Mund und hauchte ihm ein "Danke" ins Ohr.
Während des Frühstücks sprachen sie nicht mehr über Lilly`s Vision. James versuchte es zwar ein paar Mal, aber jedesmal wechselte sie gekonnt das Thema.. Lilly nahm sie ein Toast, schmierte gedankenverloren etwas Marmelade darauf und dachte nach. Eigentlich wusste sie nicht, warum sie nicht darüber reden wollte, aber sie hatte irgendwie das Gefühl, dass sie erst noch ein wenig darüber nachdenken und es richtig aufnehmen müsse.
"Vielleicht", gestand sie sich selbst zu, "ist es aber auch die Angst noch einmal diesen Friedhof, in dieser dunklen Nacht, betreten zu müssen. Dies alles noch einmal zu erleben." Sie wusste nicht, ob sie das noch einmal schaffen würde. Sie zitterte und das Zuckerdöschen, aus dem sie gerade ein bischen Zucker in den Kaffee befördern wollte, fiel ihr aus der Hand.
James schreckte hoch und auch Lilly erschrak sich, denn sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie es in der Hand gehalten hatte.
James kam zu ihr herüber. Sie stand schluchzend auf und fiel Ihrem Mann in die Arme. " Es war so schlimm. Alles war so dunkel und erschreckend und ... und diese kalte Stimme von Voldemord. Ich habe das Gefühl sie nicht mehr aus meinem Kopf zu bekommen."
James nahm sie noch fester in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. " Lilly, das wird schon. Du denkst jetzt natürlich viel darüber nach, weil du es gerade erst gesehen hast, aber du wirst in kurzer Zeit nicht mehr so viel darüber nachdenken. Natürlich wirst du es nicht vergessen können, aber diese schlimmen Gedanken werden für andere -für dich wichtige- Dinge Platz machen müssen und dann wird es besser sein. Glaube mir. Und außerdem hast du ja auch noch mich, oder?" , er sah ihr in die Augen und Lilly bemerkte, dass James ihre Angst in ihnen lesen konnte. Sie wusste, dass er in ihnen sah, dass es keine Angst um sich selbst war, sondern um ihn und Harry.
"Vielleicht wäre es am besten , wenn wir uns mit Dumbledore treffen würden. Erfahren muss er es sowieso und am Besten ist es, es von dir zu erfahren. Es wird dir sicher auch helfen es ihm zu erzählen. Du wirst schon sehn, das wird es." Lilly dachte darüber nach und willigte ein.
"Und ich werde uns heute doch beim Ministerium entschuldigen." Seine Worte ließen keinen Widerspruch zu und Lilly war ihm dankbar dafür.
Nachdem sie Pergament und Feder geholt hatten, schrieb James einen Brief an die Aurorenberufszentrale und Lilly dachte währenddessen über einen Brief an Albus Dumbledore nach. Sie wusste nicht so genau, wie sie das, was sie sagen wollte, formulieren sollte und ob sie schon etwas von diesem Albtraum hineinschreiben sollte, doch am Ende entschied sie sich dagegen und schrieb nur:
Lieber Albus,
Wir müssen dringend mit dir sprechen. Es wäre sehr wichtig.
Bitte antworte mir, wann wir uns treffen könnten.
Alle lieben Grüße,
Lilly und James
Schon nach kurzer Zeit kam die Eule zurück mit einem Brief am Bein. Lilly nahm Dumbledore`s Antwort hastig vom Bein und las:
Liebe Lilly, lieber James,
Euer Brief klingt ernst. Ich hoffe es ist nichts allzu Schlimmes passiert.
Von mir aus könnt ihr sofort nach Hogwarts kommen. Ich nehme mir gerne Zeit für euch.
In der Hoffnung, dass alles O.k. ist,
Albus Dumbledore
Sie machten sich und Harry schnell fertig und apparierten nach Hoagsmead. Trotz der Sonne, die in dieser Mittagszeit schien, fröstelte es Lilly, als sie schnellen Schrittes den Weg, der zum Schloss führte, hinauf eilten. James legte einen Arm um sie und eine Wärme breitete sich in ihr aus und sie lächelte James an.
Als sie das schwere Eichenportal erreichten, schoben sie es auf und liefen durch die Vorhalle. Als sie an der großen Halle vorbeikamen hörten sie Teller- und Besteckgeklimper und ein lautes Stimmengewirr. "Ach stimmt, die Schüler sind gerade beim Mittagessen.", meinte James und Lilly nickte nur. Ihre Füße trugen sie zielstrebig zu dem Wasserspeier, durch den man zu Dumbledores Büro gelangte.
Doch Dumbledore stand schon vor diesem und schien gewusst zu haben, dass sie in genau diesem Augenblick kommen würden.
Sie begrüßten sich herzlich und Dumbledore führte sie in sein Büro. Ihr ehemaliger Schulleiter setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bedeutete ihnen mit einem Handwink sich auf die zwei Stühle vor ihm zu setzen. Sie folgten seiner Bitte und setzten sich hin. Harry, der in James Armen lag, war ein wenig unruhig und so lies James ihn herunter, damit er auf dem Boden krabbeln konnte.
Lilly verfolgte Harry noch mit ihren sorgenden Blicken und sah dann zu Dumbledore.
Dieser sah angespannt aus, so dass Lilly gleich anfing zu erzählen, warum sie gekommen waren und um was es ging.
Es war schwierig, alles noch einmal zu durchleben. Bei allem, was sie sagte, sah sie wieder die Bilder vor sich und wieder schien sie sich auf diesem Friedhof in dunkler Nacht zu befinden.
Als Lilly zu dem Eid kam, den die zitternde Gestalt nachsprechen musste, richtete Dumbledore sich auf. Lilly merkte, dass er noch niemals davon gehört hatte, wie genau die Aufnahme eines Todessers aussah. "Andererseits", dachte sie, "woher sollte er so etwas schon erfahren."
Als sie am Ende angelangt war fühlte sich Lilly befreit. Sie fühlte sich als habe sie eine große Last abgeworfen. Es hatte ihr gut getan es Dumbledore zu erzählen. Denn sie wusste, dass bei ihm alles gut aufgehoben war. Er schien immer alles zu verstehen und für alles eine Lösung zu finden. Er war ein Mann dem man einfach vertrauen musste. Ein Freund.
Dumbledore sah sie eine Weile ganz in Gedanken vertieft an. Dann lehnte er sich langsam auf seinem Stuhl zurück und sagte: "Ich danke dir Lilly, dass du es mir noch einmal erzählt hast. Ich weiß wie schwierig das ist und ich rechne es dir sehr hoch an. Ihr möchtet sicher wissen, was das zu bedeuten hat, oder?"
James und Lilly nickten beide und Dumbledore lächelte.
"Ja, das dachte ich mir schon....Aber wie fange ich an...Also ihr wisst ja, dass es hier um die Aufnahme eines weiteren Todessers ging. Nun stellen sich für mich zwei Fragen.
1.)Wer war dieser neue Todesser.
2.)Warum hatte gerade Lilly diese Vision.
Über die erste Frage kann ich euch noch nichts sagen. Ich weiß es selber nicht genau. Ich habe vielleicht eine Vermutung, doch bin ich mir da nicht sicher. Klar ist nur, dass es wahrscheinlich jemand ist, der euch gut kennt und euch nahe steht.
Und da wären wir auch schon bei dem zweiten Punkt. Ihr müsst wissen, Visionen sind etwas, das man nicht genau erklären kann, kein Mensch kann es. Sie sind einfach da, ohne dass die betroffene Person etwas dagegen tun kann. Doch so viel kann man sagen:
Sie kommen meist zu einem Zeitpunkt, an dem die Person ihre Gedanke nicht wirklich steuern kann, also im Schlaf.
Außerdem geschieht es oft, wenn die Person davor sehr nachdenklich war. Nicht, dass es unbedingt etwas mit den Gedanken, die einen davor berührt haben, zu tun hat, aber wenn man Probleme hat, über etwas nachdenkt oder einfach in seine Gedanken vertieft ist, ist der Geist leicht angreifbar und eine solche Vision kann entstehen.
Ja und ... es ist so ... eine Person kann eine Vision nur über jemanden haben, den sie kennt, bzw. gut kennt. Denn dadurch können die Gedanken zusammengetragen werden.
Und da wären wir wieder bei dem ersten Punkt. Ihr seht wie nahe beieinander diese beiden Fragen stehen, aber nur die zweite Frage können wir eindeutig beantworten.
Lilly muss diesen neuen Todesser kennen.
Ist er dir bekannt vorgekommen, Lilly?"
Lilly dachte nach und versuchte sich die dunkle Gestalt noch mal vorzustellen, doch es gelang ihr nicht so gut. "Sie kam mir schon in der Vision bekannt vor ,doch es war dunkel und ich habe sie nicht erkannt. Auch die Stimme kannte ich, doch auch sie konnte ich niemandem zuordnen. Es tut mir leid."
"Mach dir keine Vorwürfe. Das geschieht in diesen Visionen oft. Ich möchte euch nur dazu auffordern aufzupassen. Ein Bekannter von euch ist nun auf der dunklen Seite. Ihr sollt zwar nicht jedem gegenüber mistrauisch sein, doch bitte ich euch vorsichtig zu sein und das was ich euch heute alles gesagt habe niemandem zu erzählen. Denn genau dieser Jemand könnte euer Tod sein! Versteht ihr mich?"
Wieder nickten die beiden und James, der noch gar nichts gesagt hatte, wandte sich zu Dumbledore: "Wir danken dir Albus. Du bist ein guter Freund und weiser Mensch. Wir werden vorsichtig sein und wie du es gesagt hast, niemandem von Lilly`s Vision und unserem Gespräch erzählen."
Mit diesen Worten standen sie alle drei auf. James suchte Harry, der sich in einer kleinen Holznische versteckt hatte und, als sein Vater auf ihn zukam, zu lachen anfing, weil er nicht gefunden werden wollte. Harry`s sorgloses Lachen holte Lilly und, wie es schien auch Dumbledore, wieder aus den Gedanken zurück. Sie waren in der Zwischenzeit zur Tür gegangen und als James mit Harry auf dem Arm kam, der immer noch über das ganze Gesicht strahlte und so unbeschwert aussah, wurde es Lilly schwer um`s Herz.
Sie wollten gerade gehen, als Dumbledore sie noch mit ein paar letzten Worten aufhielt, die Lilly sich vornahm , nie zu vergessen:
"Die Zeiten sind schwer, das wisst ihr, doch vor neun Jahren waren sie auch schon schwer. Denkt immer daran, für was es sich lohnt zu leben." Er sah mit einem vielsagenden Blick zu Harry, der ihn mit großen Augen ansah. "Es gibt einfach so wundervolle Dinge im Leben. Ihr habt euch und wisst, dass ihr euch immer aufeinander verlassen könnt. Ihr habt Harry der euere Liebe und euer Glück besiegelt. Also genießt das Leben und vermittelt Harry , wie schön es ist, obwohl ich glaube, dass er es schon weiß."
Er lächelte die Kleinfamilie an und Lilly umarmte ihn zum Abschied noch mal. "Danke, dass du für uns da bist, Albus. In deinen Worten steckt so viel Wärme und Wahrheit. Doch haben wir auch so viel Angst um Harry. Bitte versprich uns, dass, wenn uns mal etwas geschehen sollte, du ein Auge auf Harry haben wirst."
"Ja das verspreche ich euch. Und zwar nicht nur ein Auge sondern alle beide."
Lilly und James bedankten sich und drehten sich dann um, um nach Hause zu gehen. In der Vorhalle herrschte nun ein großer Aufruhr, weil das Mittagessen beendet schien und die Schüler nun wieder zum Unterricht oder ihre Gemeinschaftsräume gingen.
"Hier wird sich Harry in nun fast zehn Jahren auch befinden.", dachte Lilly glücklich, nahm James Hand und zu dritt gingen sie in den hellen Sonnenschein, den der Juni über die Ländereien von Hogwarts schickte, heraus.
51. Kapitel
Die Frage nach der Identität des neuen Todessers beschäftigte Lily die nächsten Tage und sie dachte intensiv darüber nach. Auf der einen Seite wollte sie keinen neuen Einblick in Voldemorts Kreise gewinnen, andererseits erhoffte sie sich durch eine neue Vision einen Hinweis auf den Todesser, der ihr und James, wie Dumbledore gesagt hatte, in irgendeiner Weise nahe stehen musste.
Der Tag war sonnig und ein erfrischendes Lüftchen wehte durch den freundlichen Garten von Lilys und James Haus. Lily saß auf einer Bank unter einer mächtigen Eiche im Garten, baumelte mit den Beinen und blinzelte ab und zu in den hellen Sonnenschein. Lily war fest entschlossen, das Geheimnis der Identität des Todessers zu lüften.
Zuerst ging Lily ihre alten Schulfreunde durch, blieb kurz gedankenverloren an Sirius hängen, bevor sie sich fast erschrocken gegen diesen Gedanken wehrte. James’ bester Freund war kein Verräter! Wie war sie bloß auf diesen Gedanken gekommen? Lily schüttelte sich. Ihre Gedanken wanderten weiter.
Remus Lupin, ein nüchterner und eher zurückhaltender Mensch, der nur ein Geheimnis in sich barg, nämlich dass er sich alle vier Wochen in einen Werwolf verwandelte.
Sollte Remus etwas mit der dunklen Seite zu tun haben? Nein, das konnte Lily sich wirklich nicht vorstellen. Zwar wurden Werwölfe im Allgemeinen als Kreaturen des Bösen bezeichnet und tauchten auch in sämtlichen Büchern und schriftlichen Werken unter dieser Bezeichnung auf. Aber Remus Lupin war ein ehrlicher, loyaler Mensch und warum sollte er auch zu Voldemort gehören wollen?
Peter Pettigrew… Lily versuchte sich genau an den vierten im Bunde der Rumtreiber zu erinnern. Ihr war schon früher immer wieder aufgefallen, dass er im Gegensatz zu seinen Freunden ein kleiner Zauberer war, der keine besonderen Fähigkeiten besaß; weder den Mut von James oder Sirius, noch die nüchterne Klugheit Lupins. Er schien nicht wirklich in den Kreis seiner Freunde zu passen und war Lily immer wieder ein bisschen verschlagen gekommen. Aber… Remus, Sirius und vor allem James brachten ihm anscheinend vollkommenes Vertrauen entgegen und so erschien es Lily wenig sinnig, warum Peter zur dunklen Seite gehören sollte.
"Lass das Grübeln, Schatz", ertönte eine sanfte Stimme neben ihr und James setzte sich neben Lily. Lily schrak ein wenig zusammen, aber dann breitete sich ein lächeln auf ihrem Gesicht aus und sie nahm Harry aus James’ Armen entgegen, der den Mund zu einem lachen verzog und mit seinen kleinen Fingern über Lilys Gesicht strich. Lily strahlte James an und er zog seine Frau in den Arm. "Es ist viel schöner, wenn du lachst", sagte James und Lily seufzte ein bisschen.
"Ach ja, bevor ich es vergessen, heute Morgen ist das hier für mich angekommen", sagte James und zog etwas aus seinem Zaubererumhang. Es war ein Brief, der den Absender von James’ Eltern trug. "Sie haben uns eingeladen, am Sonntag zu ihnen zum Kaffee trinken zu kommen", sagte James, "hast du Lust?" "Wir waren schon lange nicht mehr bei unseren Eltern", sagte Lily ein wenig kleinlaut, "also von mir aus können wir diesen Sonntag hingehen." James nickte. "Ich schreibe ihnen gleich zurück, ja?" Lily nickte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Einen Moment genossen sie nur das Geräusch des Windes, der durch die Eichenblätter über ihnen fuhr und das Gezwitscher der Vögel am blauen Sommerhimmel, das zu ihnen herunter klang.
"Ich bin froh, dass ich dich habe", sagte Lily leise und bekam prompt die Zustimmung von Harry, der glucksend gegen James Kopf stieß und einen wonnigen Laut von sich gab, als James den kleinen Haarschopf seines Sohnes streichelte. "Er kommt wirklich sehr nach dir", lächelte Lily. "Aber die Augen hat er von dir", sagte James und sah Lily durchdringend an. "Diese wunderschönen Smaragde, die mich schon immer fasziniert haben. Ich wette, mit diesen Augen wird er in ein paar Jahren Hogwarts’ neuer Casanova…" "Warum neuer Casanova?" "Na, jetzt, wo Sirius und ich nicht mehr da sind", grinste James und bekam einen Stoß von Lily in die Seite. "Sei nicht so überheblich", schalt sie grinsend und stand auf. "Komm jetzt, es gibt gleich Mittag", sagte sie.
Ein paar Tage später machten sich James und Lily mit Harry im Arm auf den Weg zum Haus von James’ Eltern. Sie spazierten die Landstraße hinab, die von der Hitze ganz trocken geworden war und ordentlich staubte.
Die Luft war schwül und auf dem Weg durch Godric’s Hollow beschlich Lily plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Sie fühlte sich beobachtet und wandte sich um. Doch die Straße hinter ihnen war leer und verschwand im Staub des aufgewirbelten Sandes.
"Ist was?", fragte James prüfend und sah Lily an. "Nein… ich…" begann Lily, unterbrach sich dann jedoch. "Doch… ich fühl mich beobachtet." James sah sich mit aufmerksamen Augen um, doch auch er schien nichts zu entdecken. "Vielleicht bist du einfach nervös", sagte James langsam, doch sowohl er als auch Lily wussten, dass diese Erklärung keinesfalls zufrieden stellend war. "Lass uns bitte ein bisschen zügiger gehen", sagte Lily plötzlich, "ich habe wirklich keine Lust, jetzt in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten." James nickte ein wenig zerstreut und sie gingen schneller. Harry schlief in Lilys Armen und ein lächeln lag auf seinen kleinen Lippen, die sich manchmal im Traum öffneten und wieder schlossen.
Als die junge Familie das Haus von James’ Eltern erreichten, wurde ihnen sofort geöffnet und James Mutter strahlte ihnen unbekümmert entgegen. "Schön, dass ihr da seid", sagte sie und kitzelte Harry zärtlich am Hals, der kurz gluckste, seine großen, grünen Augen öffnete, strahlend lachte und sich dann wieder an Lily kuschelte und einschlief.
James’ Vater trat aus der Küche und ging auf Lily und James zu. Er umarmte beide herzlich, doch als Lily dem Blick seiner Augen begegnete, schien etwas in ihnen zu liegen, das Lily als Angst bezeichnete. Sie sah ihn prüfend an, doch ihr Schwiegervater schob sie nun betont väterlich an den Esstisch. Susan kam mit einer großen Kaffeekanne und goss allen ein, dann reichte sie einen Obstkuchen herum, auf dem zwar normale Früchte wie Kiwis und Erdbeeren zu sehen waren, aber auch merkwürdig geformte, purpurne und mintfarbene Obststücke eingearbeitet waren. Lily wunderte das nicht, denn sie war das außergewöhnliche Essen, das Susan zubereitete, gewöhnt, aber sie musste lachen, als Harry seine Liebe zu den purpurfarbenen, fast runden Früchten entdeckte und frech immer wieder ein Stück von James’ Kuchenstück stibitzte.
Edward und James waren gerade in ein Gespräch über Quidditch vertieft und Lily plauderte mit Susan über Harry und sein Verhalten, da ertönte plötzlich irgendwo vor den offenen Küchenfenstern ein lauter Knall.
Lily sah James alarmiert an und er erwiderte ihren Blick erschrocken. Harrys Hand fuhr von der purpurnen Frucht zurück, die Susan ihm soeben reichen wollte und aus großen Augen sah er seine Mutter an. Lily fühlte sich beklommen und merkwürdig, als sie so mit ihren eigenen Augen angesehen wurde.
"James", sagte sie und spürte, wie ihre Stimmte zitterte. "Wir…" Doch bevor sie etwas sagen konnte, war James aufgesprungen und war zur Tür gerannt, die in den Garten führte.
Lily drückte Harry in Susans Arme, suchte in ihren Taschen nach ihrem Zauberstab und stürmte dann James hinterher.
Der stand unbeweglich im Garten und sah sich mit wachen Augen um. Das Vogelgezwitscher war nicht mehr zu hören, selbst der Wind schien eingeschlafen zu sein und die schwüle Stille senkte sich auf Lily.
"Wo sind sie?", fragte sie leise und sah James an, der unverwandt in Richtung der Gewächshäuser starrte. Er atmete leise und vorsichtig und als Lily einen Schritt nach vorne machen wollte, hielt er sie zurück. "Wir müssen sie überraschen und genau das tun, was sie nicht erwarten." "Das heißt?", fragte Lily angespannt und sah nun einen dunklen Schatten im Gewächshaus, der sich verstohlen zwischen den Pflanzenreihen auf die Ausgangstür zubewegte.
James hatte die Augen zusammengekniffen und Lily konnte an seine Lippen, die sich stumm bewegten, ablesen, dass er per Leglimentik eine Vision an Dumbledore schickte, um Hilfe zu erbitten.
Lily atmete nun schwer und plötzlich verdunkelte sich der Sommerhimmel. Wolken schienen aus dem nichts zu entstehen und verdeckten die Sonne, die als helle Scheibe am Himmel stand.
Ein scharfer Wind fing an zu wehen und fegte Blätter vor sich her.
"Wir gehen nicht auf sie zu… wir warten hier auf sie und geben uns somit Rückendeckung", erklang James’ leise Stimme dicht an ihrem Ohr. Lily umgriff ihren Zauberstab fester, schluckte ihre Angst herunter und nickte dann.
"Morsmordre", erklang ein schriller Fluch und grün-silberne Blitze schossen gen Himmel, wo sie das dunkle Mal bildeten; den Totenkopf, aus dessen weit geöffneter Mundhöhle sich eine Schlange wand. "Deletrius", sagte James mit fast gelangweilter Stimme und nur mit einem Wink seines Zauberstabes schossen goldene Blitze in den Himmel, die das dunkle Zeichen am Himmel sofort verschwinden ließen. Lily hielt den Atem an. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was für ein erstklassiger Zauberer ihr Mann geworden war.
Nun flogen Flüche und Zauber aus der Richtung der Todesser auf sie zu. James riss Lily zur Seite und die kniff kurz die Augen zusammen, als sie das splittern von Glas hörte; hinter sich hörte Lily plötzlich Schritte und als sie sich umwandte, sah sie Susan und Edward, der Harry im Arm trug.
Lily schrie auf und riss die Beiden zu Boden, als rote Lichtblitze auf sie zustoben. Funken sprühend beschwor Lily einen Patronus herauf, während James neben ihr mit mehreren Rufen des Protego-Schutzzaubers seinen Eltern wenigstens einen kleinen Schutz auferlegte.
Aus den Überresten des Gewächshauses kamen nun Gestalten hervor, in schwarz gekleidete Menschen, die mit ihren Kapuzenmänteln doch so wenig menschlich wirkten, eher kaltblütig und unverwundbar.
Lilys Herz schlug schnell und heftig gegen ihre Brust und sie spürte die Panik in ihr hochsteigen. "James, ich kann nicht… ich…" Doch bevor sie zu Ende reden konnte, fegte ein weiterer Lichtblitz auf sie zu, der von grellem grün war. Lily riss James mit sich zu Boden, doch hinter ihnen erklangen ein Schrei und ein Röcheln. Noch bevor Lily schreien konnte, fiel James’ Mutter scheinbar in sich zusammen, den Zauberstab in der Hand und mit angst- und schmerzverzerrtem Gesicht und von Panik erfüllten, weit aufgerissenen Augen. Susan taumelte, bevor sie in einem anmutigen Bogen nach hinten schwang, fast lautlos auf dem Boden aufkam und regungslos liegen blieb.
Über Lilys Wangen rannen verzweifelte Tränen, die ihr fast die Sicht aufs Geschehen raubten. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre er nicht mehr unter ihrer Gewalt und Hass stieg in ihr auf. James zog sie zur Seite und schützte sie somit vor einem tödlichen Fluch. Lilys Gehirn fasst nur noch einen Gedanken; Harry, James’ Vater und James selbst sicher aus diesem Kampf zu bringen.
Gerade erwiderte sie mit Stupor-Zaubern den Kampf, da apparierten in weiß gekleidete Gestalten an ihrer Seite.
"Auroren", flüsterte Lily kraftlos und plötzlich spürte sie, wie ihr ihr Sohn in den Arm geschoben wurde. Lily taumelte und dann wurde es schwarz um sie.